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3 Seiten

Das Leben eines Arbeiters

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten
VORWORT:
"Es genügte nicht, die Arbeit einfach nur zu tun,
man mußte sich auch noch dafür interessieren und
mit Leidenschaft bei der Sache sein."

Charles Bukowski


Montag Morgen,zehn vor sechs. Der Wecker klingelt dich
aus sanften Träumen. Du gähnst und ziehst dir die
Decke über den Kopf. Aber es nützt alles nichts,du
musst aufstehen. Du raffst dich auf, gehst aufs Klo,
pisst, wäscht dir die Hände,gehst in die Küche,machst
das Radio an und setzt das Kaffeewasser auf.Im Radio
läuft schlechte Popmusik.Aber Hauptsache, ein wenig
Lärm, damit du nicht wieder einschläfst. Du trinkst deinen Kaffee und schlingst ein Marmeladebrötchen
hinunter. Dann gehst du nochmal ins Bad, machst ein
bisschen Katzenwäsche - drei Tropfen Wasser ins Gesicht und unter die Achselhöhlen-,putzt dir die Zähne, kämmst dich.Du schlüpfst in deine Klamotten,
steckst deine Geldbörse ein, nimmst deinen Schlüssel
vom Brett und verlässt die Wohnung.
Es ist Dezember, arschkalt und deine Scheiben sind
befroren. Du musst kratzen und das kotzt dich an.
Du stellst den Motor an. Nach fünf Minuten sind die
Scheiben frei und du fährst los. Du hast nicht weit zu
fahren. Nach einer Viertelstunde erreichst du deinen
Arbeitsplatz, eine Fabrik, die Zulieferteile für die
Autoindustrie produziert. Du arbeitest dort im Lager,
bist für die Logistik d.h. die Lagerarbeit zuständig.
Deine Aufgaben sind die Warenannahme-und Ausgabe:
verpacken, wiegen, LKWs auf-und abladen, Lieferpapiere
zusammenstellen. Eigentlich gar kein so übler Job, aber
du hast trotzdem keine Lust. Du machst deine Arbeit und
kommst mit deinen Kollegen einigermaßen klar. Sogar
mit deinem Vorarbeiter.
Es sind noch fünf Minuten bis Arbeitsbeginn rauchst
noch eine Zigarette, während deine Kollegen über ihre
Wochenendausflüge mit ihrer Familie oder den Bundesligaspieltag vom Wochenende reden. Du sagst nichts. Du hast keine Familie und für Fußball interessierst du dich auch nicht. Es klingelt, Arbeitsbeginn, die tägliche Routine. Jeder weiß, was er zu tun hat. Der Betriebsleiter kommt.
Er sagt kurz guten Morgen und kommt dann gleich zur
Sache. Er sagt dir und deinen Kollegen, was heute geliefert werden muss, drückt jedem einen Zettel mit den Lieferplänen in die Hand. Du stöhnst auf. Jede Menge Arbeit. Angeblich soll die Wirtschaftslage schlecht sein, aber deine Firma produziert und produziert und
du und deine Abteilung kommen nicht mehr mit dem Liefern nach. Du weißt, dass du heute wieder Überstunden machen musst. Also stürzt du dich auf die
Arbeit. Draußen auf dem Hof stehen mehrere Lkws, dafür
ist der Staplerfahrer F. zuständig. Du packst schwere
Metallteile in Kartons ein. Du musst jede Kiste einzeln auswiegen, die Teile in die Kartons schütten.
Die Waage steht auf dem Boden und du musst die Teile
von Lochkisten in die Kartons schütten. Jede Kiste wiegt vierzig Kilo und du hast über hundert Kisten
einzupacken. Bis zum Frühstück sollst du fertig sein.
Dann kommt schon der nächste Auftrag. Du musst jeden
Karton erst auswiegen und dann auf Paletten stellen.
Ein Knochenjob. Kiste heben, schütten, die leere Kiste
auf eine Palette, den vollen Karton auf eine andere
Palette. Du schaffst es gerade bis zum Frühstück,
die Sendung fertigzumachen. Eine Viertelstunde Pause,
du trinkst einen Kaffee, isst eine Kleinigkeit, rauchst
eine Zigarette und schon geht es weiter zum nächsten
Auftrag. Bis Mittag hast du zwei weitere Sendungen
fertig gemacht. Du hast Glück, dass die anderen Sendungen
nicht so schwer sind. Nur zwanzig Kilo pro Kiste.
Trotzdem tut dir das Kreuz wie verrückt weh. Du hast heute alles in allem schon sieben oder acht Tonnen gehoben. Aber du bist selber schuld. Hättest du etwas
vernünftiges gelernt. Mittagspause. Du isst eine Curry-
wurst mit Pommes und trinkst eine Cola dazu, rauchst
danach zwei Zigaretten. Dann geht es wieder weiter.
Mit vollem Magen lässt es sich noch schwerer arbeiten.
Du schwitzt wie ein Ochse, obwohl Winter ist.
Als es um sechzehn Uhr endlich klingelt, bist du mit
deiner Arbeit immer noch nicht fertig, aber auch deine
Kollegen müssen noch schuften. Dein Vorarbeiter kommt
zu dir und weist dich darauf hin, dass die Sendung heute noch fertig werden muss, weil sie am nächsten
Tag schon bei Arbeitsbeginn ausgeliefert werden soll.
Du findest dich damit ab, du kennst das schon.
Um sechs Uhr abends bist du endlich fertig, kriechst
auf allen vieren aus der Firma, fährst nach Hause.
Du bist müde und kaputt, machst dir einen Kaffee und
belegte Brote zum Abendessen und schläfst vor der Glotze ein. Du wachst um elf Uhr auf. In der Glotze
läuft die x-te Wiederholung einer alten Tatort-Folge.
Du machst den Fernseher aus, gehst pissen und haust
dich dann in die Falle. Irgendwann schläfst du ein.
Dienstag morgen. Zehn vor sechs, der Wecker klingelt
dich aus sanften Träumen...
 
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Kommentare  

Sehr sperrig, sowohl vom Ausdruck, als auch von der Form her. Allerdings unterstreicht dies sehr passend den Inhalt und die darin beschriebene Tristesse. Obwohl der ganze Text nicht eine einzige positive Aussage enthält, fand ich ihn trotzdem unterhaltsam zu lesen und dafür gebührt Lob.
Gelungen!
Gruß
Christian Hoja


Chrstian Hoja (20.02.2008)

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