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9 Seiten

Sound Of Love (2. Kapitel)

Romane/Serien · Romantisches
„Sehr verehrte Passagiere, in Kürze werden wir zum Landeanflug ansetze. Bitte bleiben Sie angeschnallt, klappen Sie die Tische hoch und stellen Sie das Rauchen ein. Wir hoffen, Sie hatten einen angenehmen Flug und hoffen, Sie bald wieder an Bord begrüßen zu dürfen!“ Der Lautsprecher klickte und die Stewardess beendete soeben ihren Rundgang, um sicherzustellen, dass alle Passagiere auf ihren Plätzen saßen. Vor gut einer Stunde waren wir in New York gestartet und nun kreisten wir über Washington. Das Weiße Haus lag direkt unter uns und war lauter Schnee fast nicht auszumachen. Langsam ging das Flugzeug in den Sinkflug und kurz darauf waren wir gelandet.
„Die Schüler des Musik-Conservatorium bitte an Gate 4 kommen!“ Der Aufruf der Flughafensprecherin hallte durch die Ankunftshalle. Sofort setzte sich ein kleiner Zug in Bewegung, dem ich mich gleich anschloss. „Aaah, Peach!“ Mit einem ohrenbetäubenden Schrei kämpfte sich die dritte meiner Freundinnen, Lindsay durch das Gewühl und stürzte sich auf mich. Natürlich erwiderte ich das, was eine Umarmung werden sollte und küsste sie auf beide Wangen. Lindsay war meine beste Freundin am Conservatorium und ich war froh, dass ich sie hatte. Die fünf Jahre, die ich schon am Conservatorium war, hatten Lindsay und ich uns immer ein Zimmer geteilt. Und ich betete, dass es auch in diesem Jahr wieder so sein würde. Ich liebte den Trimesterbeginn. Das Wiedersehen meiner Clique am Conservatorium, das Gefühl im Internat, das Treffen mit den Lehrern und den ganzen Trubel an sich. Lindsay und ich hatten und mittlerweile zu Gate 4 durchgekämpft und versuchten zumindest teilweise mitzubekommen, in welchem Bus wir mitfuhren: „Bus 3: Lindsay Cliff, Summer Peach, Tory Harrison...“
„Tory, du Huhn!“, rief ich, als ich aus dem Bus sprang. „Wie hast du es geschafft, die ganzen Ferien über dicht zu halten?“ Im Bus hatte ich nicht die Möglichkeit, mit ihr zu reden, da wir auf unsere Plätze eingeteilt wurden. Tory nahm ihr Gepäck vom Busfahrer entgegen und lief neben Lindsay und mir in den Park, der an das Grundstück des Conservatoriums angrenzte. Hier war es ziemlich trostlos, aber andererseits auch hoffnungslos romantisch. Zwar fehlte das Singen der Vögel auf den Bäumen, die Äste jedoch waren voller Schnee und sahen aus, als wären sie mit Zucker bestäubt. Alles glitzerte in romantischem Weiß. Die Grünflächen waren eingeschneit, der kleine See gefroren. Ich seufzte. Schade, dass keiner da war, mit dem ich diese Romantik hätte teilen können. „Es war schon schwierig, die ganzen Ferien über dicht zu halten, aber es war noch nicht sicher, ob ich überhaupt einen Platz bekommen würde!“, sagte Tory in die Stille hinein und sah Lindsay und mich an. Lindsay öffnete die Türe des Hauptgebäudes, an dem wir inzwischen angekommen waren. Wohlige Wärme strömte uns entgegen. Hier waren Unterrichtsräume, Tonstudios und Kammermusiksäle untergebracht. Zu Beginn jedes Trimesters versammelten sich alle Schüler in der Aula, wo von unserer Direktorin die Aktivitäten und Gesangswettbewerbe der nächste vier Monate bekannt gegeben wurden. Lindsay gestikulierte neben mir, was wohl so viel bedeutete, wie dass wir uns auf unserem Zimmer treffen. Tory und ich nickten. Da die Direktorin ihre Ankündigungen bereits beendet hatte, war es nun ziemlich laut in der Aula und an Reden war in diesem Getümmel überhaupt nicht zu denken. Von daher versuchten wir es erst gar nicht, weil wir unsere Stimmen schonen mussten. Schon morgen hatte Lindsay ein Konzert mit dem Chor, und auch bei mir stand Bandprobe und Stimmbildung auf dem Programm. Und bei Tory? Hmm...welche Kurse belegte eigentlich Tory? Das musste ich sie später unbedingt fragen! Mittlerweile war unsere Direktorin wieder ans Rednerpult getreten. Sie machte nun auf neue Kurse und die Auftritte verschiedener Gruppen unserer Schule aufmerksam. Ich war nun schon so lange hier, dass mich das alles nicht mehr interessierte, also schaltete ich ab. Erst als Beifall aufbrandete, kehrte ich mit meinen Gedanken in die Aula zurück. Ich sah mich um und bemerkte, dass alle Leute sich verstreuten. Auch Lindsay und Tory waren im Begriff zu gehen. Ich stand wie immer auf der Leitung, also nahmen sie mich an den Händen und zogen mich mit.

„Wow! Das ist ja der pure Wahnsinn!“ Mich haute es fast vom Hocker, als ich in unser Zimmer trat. Die Zimmer waren über die Ferien renoviert worden und sahen jetzt wirklich klasse aus. Waren die Betten vorher alt, klapperig und aus Metall, das fast auseinander gefallen ist, hatten wir jetzt schöne moderne Holzbetten mit bequemen weichen Matratzen. Die Ödnis, die die kalten grauen Wänden ausgestrahlt hatten, wurde jetzt von einem leuchteten Sonnengelb abgelöst. Die Betten standen an einer Wand, die Schränke an einer anderen. Der Arbeitsbereich war durch einen Vorhang vom Schlafbereich abgetrennt und die Schreibtische waren hufeisenförmig angeordnet. Die Tische standen unter einem Dachfenster – wir wohnten unterm Dach - , sodass ein heller Arbeitsplatz entstand. Lindsay und Tory, die hinter mir ins Zimmer getreten waren, ließen sich auf die Betten fallen, die ich noch nicht belegt hatte. Lindsay war total begeistert. Sie ließ sich nach hinten fallen und seufzte. Tory war aufgestanden. Sie sah sich um und stellte sich dann vor einen Schrank. „Den hier nehm ich in Beschlag!“, verkündete Tory frech grinsend. Lindsay und ich sahen uns an und begannen zu lachen. Ich, weil ich wusste, wie Tory war und Lindsay, weil sie Tory auf Anhieb mochte. Ich konnte sie gut verstehen. Tory hatte Wesenszüge, die man einfach lieben musste. Sie war nett, hilfsbereit, offen, frech, meistens gut gelaunt und eine gute Freundin. „OK!“ Auch Lindsay sprang auf und startete ihre große Schrankeinräum-Aktion. Ich blieb noch kurz liegen, genoss es einfach, wieder hier zu sein. Plötzlich fiel mir etwas ein, ich schreckte hoch und stieß mir den Kopf an der Dachschräge an. Ich fiel zurück und stöhnte. Von dem „Knall“ auf mich aufmerksam geworden, kamen Tory und Lindsay zu mir rüber. „Alles in Ordnung mit dir, Summer?“ „Jaja, alles in Ordnung!“ Langsam setzte ich mich wieder auf. Ganz langsam. „Was war das denn eben?“, fragte Tory besorgt. „Eigentlich nichts Besonderes. Ich hau mir nur so gerne den Kopf an. Außerdem ist mir gerade etwas eingefallen.“ Ich sah Lindsay und Tory an. „Wo hab ich eigentlich mein Gepäck?“ „Öh...ähm...“ Tory blickte betreten zu Boden und hinter Lindsays Stirn hörte man es arbeiten. „Ich hab's!“ Lindsay sprang auf – ohne sich den Kopf anzuschlagen – und sah auf mich herab. „Wo?“, fragte ich, während ich meinen Blick durchs Zimmer schweifen ließ. Lindsay verdrehte die Augen. „Mit ,Ich hab's' meinte ich, dass ich weiß, wo es ist. Nämlich in der Aula, da haben wir es vorhin in dem ganzen Trubel vergessen!“ Na, toll! Ich erhob mich. Jetzt durfte ich die ganzen vier Stockwerke nach unten traben und hoffen, dass ich jemanden fand, der so gütig war und mir schleppen half.

Es war kaum zu glauben. Ich, Summer Peach, gebürtige New Yorkerin, hatte Glück. Mein Gepäck stand immer noch mutterseelenallein mitten in der Aula. Und dann kam ein Typ, der es doch einfach wegtragen wollte. „Halt! Moment!“, rief ich. Der Typ sah auf und mich verwundert an. Es war wohl eher selten, dass mitten am Tag gut aussehende Mädchen (nein, ich bin nicht eingebildet, warum?) auf ihn zugestürmt kamen und ihn anflehten, ihre Koffer doch bitte an ihrem Platz zu lassen, damit sie sich selbst daran einen Bruch heben konnten. Heftig atmend blieb ich vor ihm stehen. Immerhin war ich vier Stockwerke nach unten gerannt. „Moment“, ich rang nach Luft, „das ist mein Gepäck!“ Der Typ ließ die Koffer wieder zu Boden sinken und musterte mich von oben bis unten. Wie ich so etwas hasste! Er schob mit dem Fuß mein Beautycase beiseite, trat auf mich zu und streckte mir seine Hand entgegen. Ich zögerte. Sollte ich ihm wirklich die Hand geben? Ich meine, dieser Typ sah so schleimig aus. Sein längeres braunes Haar war mit mindesten einer halben Tube Gel zurückgegelt und Lächeln war schlimmer als das eines Menschen, der Werbung für Zahncreme machte. Aber schlecht sah er nicht aus, nur eben...schleimig! Ich überwand mich und reichte ihm meine Hand. „Hey, ich bin Summer, und du?“ „Hi, ich bin Marcus!“ OK...und ebendieser Marcus hielt meine Hand immer noch fest. Hallo? Ich hab's eilig... Nach endlosen Sekunden ließ er endlich meine Hand los. Ich schnappte mir Beautycase, Koffer und Handgepäck und verließ fluchtartig die Aula, ohne mich noch einmal umzudrehen.
Voll bepackt mit...äh, nun ja, ...Gepäck stolperte ich in unser Dachzimmer. Tory und Lindsay lagen auf ihren Betten und sahen mich schief an. Die wussten ja auch nicht, wie anstrengend es war, sein Gepäck vier Stockwerke nach oben zu schleppen. Und dazu auch noch nach einem so traumatischen Erlebnis. Während ich meine Klamotten in den Schrank räumte und meine restlichen Sachen gleichmäßig im Zimmer verteilte, erzählte ich den beiden von Marcus. Natürlich hatte ich ihre volle Aufmerksamkeit. Es ging ja um mich. Und einen Jungen. Das war natürlich interessant. Ich zog den Vorhang zum Arbeitsbereich zur Seite und nahm den mittleren Schreibtisch in Beschlag, indem ich meinen Laptop darauf platzierte. Lindsay kam mir nach und setzte sich auf einen der Drehstühle. „Längere braune Haare und ein Lächeln wie aus einer Zahncremewerbung?“, fragte sie. „Was?“ Ich war verwirrt. „Na, Marcus!“ Ach so, davon sprachen wir, ich war mit meinen Gedanken schon einen Schritt weiter. „Ja, warum?“, gab ich Antwort. Lindsay seufzte. „Hach ja! Der ist süß! Den hab ich schon öfter gesehen...“ Süß? Litt Lindsay an Geschmacksverirrung? Naja, ok, er sah nicht schlecht aus, aber süß? Beim besten Willen nicht! Ich ließ mich auf einen Stuhl fallen. „Findest du wirklich?“ Lindsays Blick verschwamm und wurde träumerisch: „Ja! Also ich würde nicht nein sagen...“Ich schüttelte den Kopf. Naja, wenn sie meinte... „Hey, ihr zwei!“, rief Tory von vorne. „Was heckt ihr zwei denn da hinten aus?'Ne neue Weltordnung?“ Ich schob die Schublade des Schreibtisches zu und drehte den Schlüssel im Schloss um. Nicht, dass ich meinen Freundinnen nicht traute, aber hier am Internat war schon öfter gestohlen worden. Nachdem ich meinen Stuhl an seinen Platz geschoben hatte, zog ich den Vorhang für Lindsay zur Seite und trat dann selbst hinaus. „Neue Weltordnung ist übertrieben. Wir haben uns über Jungs unterhalten“, erklärte ich Tory, während ich erneut an meinen Schrank trat, um ein Handtuch zum Duschen und frische Klamotten zum Abendessen raus zu suchen. Ich wählte meine Schuluniform, weil mir ja nichts anderes übrig blieb. Die Uniform bestand aus einem kurzen, marineblauen Rock, einer weißen Bluse, marineblauen Blazer und einer Krawatte. Ich war eigentlich nicht wirklich ein Fan von Röckchen und Blüschen, aber das gefiel mir ausnahmsweise. Nachdem ich den Bügel mit der Uniform an die Kleiderstange über meinem Bett gehängt hatte, ging ich ins Bad. Dort wurde ich erst mal vom strahlenden Weiß des Marmors geblendet, mit dem das Badezimmer neu ausgekleidet worden war. Himmel, ich wusste ja, dass das Internat vornehm war, aber so vornehm? Das war ja schon fast unheimlich... Ich ließ meine Kleider auf den Boden gleiten und betrat die geräumige Dusche. War ich froh, endlich duschen zu können. Obwohl es Winter war, fühlte ich mich nach dem Flug und dem ganzen Stress nicht ganz wohl in meiner Haut. So war es richtig angenehm, das warme Wasser auf der Haut zu spüren. Der Duft des Shampoos auf meinen Haaren und das Duschbad auf meinem Körper, nebelten mich völlig ein, genauso wie das gleichmäßige Prasseln des Wassers auf meinem Rücken. So kam ich erst wieder richtig zu mir, als Tory an die Badezimmertüre klopfte: „Summer? Es hat gerade zum Abendessen gegongt. Lindsay ist schon runter, um uns einen Platz freizuhalten. Beeil dich!“ Ach, so ein Mist. Ich schlang mir mein Handtuch um den Körper, schminkte mich und frottierte mein Haare im Eiltempo. In Slip und BH rannte ich ins Zimmer, wo Tory schon ungeduldig auf ihrem Bett saß. Ertappt murmelte ich: „Ist ja gut...Ich beeil mich!“ Schnell die Bluse zugeknöpft und Krawatte gebunden. Wie ich das hasste! Kurz darauf saßen wir vier Stockwerke tiefer beim Abendessen. Der Speisesaal war riesig, schließlich musste er für etwa 500 Schüler Platz bieten. Hier standen 20 Tische, an denen jeweils 25 Schüler Platz fanden. Der Speisesaal befand sich im Haupttrakt des Conservatoriums., das aus vier Wohn – und einem Schulgebäude bestand. Glücklicherweise war unser Zimmer auch im Haupttrakt, da mussten wir im Winter nicht immer das ganze Gelände überqueren. Nachdem Tory und ich neben Lindsay Platz genommen hatten, wurde am anderen Ende des Saals das Buffet eröffnet. Auch Tory wollte sich erheben und sich der Masse anschließen, die in Richtung Essen pilgerte. Doch Lindsay hielt sie zurück: „Warte noch kurz, Tory. Erstens langt das, was es da vorne gibt für die nächsten zehn Tage und zweitens bekommst du jetzt sowieso noch nichts. Schau dir die an!“ Lindsay deutete auf die Schar hungriger Schüler. „Die lassen dich nicht am Leben, die sind wie eine Herde ausgehungerter Löwen!“ Tory blickte über ihre Schulter nach hinten. Das Gedränge und Geschubse schien sie zu überzeugen und sie nahm wieder Platz. Die fünf Jahre hier hatten uns gelehrt, geduldig zu sein, vor allem beim Essen. Tory verstand sich auf Anhieb mit den anderen Mädels an unserem Tisch. Aber hier war es immer, als hätte sich Moses in den Speisesaal gestellt und das Meer aus Schülern in zwei Gruppen geteilt. So waren also auf der einen Seite des Saals Kichern und Diskussionen über Mode zu hören und auf der anderen Seite wurden Football – und Basketballfakten ausgetauscht. Leider hatten wir das Pech, die größte Zicke der Schule an unserem Tisch zu haben. Sabrina berichtete gerade ausführlich von ihren Ferien. Ihre geschiedene Mutter hatte einen supertollen englischen Lord geheiratet, der sie auf eine Kreuzfahrt im Mittelmeer mitgenommen hatte. Sabrina durfte sich jetzt Edle von Grayford nennen und war nun 148. in der britischen Thronfolge. Das heißt, dass nur noch 147 Menschen für sie ihr Leben lassen mussten, damit sie englische Königin wurde. Wenn die Briten clever waren, erfanden sie vorher ein Mittel für Unsterblichkeit. Wie wahnsinnig interessant. Ich pickte gerade das letzte Salatblatt aus meinem Teller, nahm mein Geschirr und Besteck und trug es zur Ausgabe. Lindsay und Tory warteten am Schwarzen Brett auf mich. Da es Anfang des Trimesters war, hing nicht viel daran, außer Infos über Veranstaltungen und Proben. Und natürlich, wie zum Anfang jedes Trimesters, die Info, dass die Stundenpläne bei den Vorstehern des jeweiligen Stockwerkes abgeholt werden musste. „Na, dann mal los, Mädels!“ Ich hakte mich bei Lindsay und Tory unter und wir machten uns auf den Weg nach oben, wo Lindsay und Tory auf unser Zimmer gingen, während ich zur Stockwerksvorsteherin geschickt wurde. „Hey, Mrs. Summerland!“, grüßte ich, nachdem ich eingetreten war. „Ah, Summer! Schön, dich wiederzusehen!“ Ich mochte Mrs. Summerland. Sie war nur fünf Jahre älter als ich und seit einem Jahr mit meinem Gesangslehrer verheiratet. Und nun war sie im fünften Monat schwanger. Ich trat an den Tresen in dem kleinen Büro. „ Ich komme wegen den Stundenplänen für mich, Lindsay Bodeen und Victoria Harrison.“ Mrs. Summerland nickte und stand auf, um nach dem Stundenplänen zu sehen. Unter ihrem warmen Winterpulli zeichnete sich schon deutlich ihr Babybauch ab. Das Baby hatte Glück eine Mutter wie Mrs. Summerland zu bekommen. Sie kam zu mir zurück und überreichte mir die Stundenpläne. „Na Summer“, meinte sie nach einem kurzen Blick auf meinen Stundenplan, „dieses Jahr wieder Stimmbildung bei meinem Mann?“ Ich musste Lachen. „Ja, auch dieses Jahr wieder. Ich bin froh, dass ich keinen der neuen Lehrer erwischt habe.“ „Dann sehe ich dich hoffentlich auch bei der Taufe unseres Kleinen!“ Mrs. Summerland legte beide Hände auf ihren Bauch und sah mich an: „Ich würde mich sehr freuen!“ Ich nickte lächelnd und verließ samt Stundenplänen das Büro. „Schönen Abend noch, Mrs. Summerland!“ Ich schloss die Türe hinter mir und lief den Gang zu unserem Zimmer entlang. Bereits bei der Hochzeit von Mrs. und Mr. Summerland durfte ich singen. Seitdem waren Mrs. Summerland und ich so etwas wie Freundinnen geworden. In Gedanken versunken öffnete die Tür. Ich trat ins Zimmer und blieb eine Weile auf dem Fleck stehen. Tory kam aus dem Arbeitsbereich herüber. Ich spürte ihren Blick auf mir ruhen. „Summer, du bist jetzt wieder da...“ Ich reagierte nicht, sondern starrte weiter auf einen Punkt an der Wand. Tory ging um mich herum. Mit auf dem Rücken verschränkten Händen rief sie: „Bequem stehen!“ Jetzt war ich wieder richtig da. Ich salutierte: „Ay, Ma'am!“ Ich war wohl etwas übermüdet, denn ich schaltete ziemlich langsam. Aber immerhin merkte ich, dass ich die Stundenpläne noch in der Hand hielt und heftete die jetzt an unsere gemeinsame Pinnwand. Mein Bett sah so wahnsinnig einladend aus, wie es da so an der Wand stand, die Decke zurückgeschlagen und das Kissen aufgeschüttelt. Ich ließ mich darauf fallen und legte mich auf den Rücken. „Wo ist Lindsay?“, fragte ich erschöpft. „Die duscht.“ Jetzt erst sah ich, dass auch Tory geduscht hatte. Um ihre langen schwarzen Haare war ein Handtuch gewickelt und sie trug schon ein weites T-Shirt und Schlabberhose. Das könnte ich jetzt auch vertragen. Die enge Bluse und der kurze Rock hatten für heute ausgedient. Fein säuberlich wurde die Uniform auf den Bügel und in den Schrank gehängt und ich schlüpfte in meinen Schlafanzug. Hach, war der schön bequem. Als ich mich umdrehte, lag Tory auf ihrem Bett und hörte mit geschlossenen Augen Musik. Sie sah aus wie ein Engel. Ein Engel mit schwarzen Haaren. Die Badezimmertüre öffnete sich. Lindsay kam heraus und ihr langes rötliches Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden. Mit dem Niki- Jogginganzug sah sie eher aus wie ein Model, nicht wie eine begnadete Sängerin. Auch Lindsay legte sich auf ihr Bett, das meinem gegenüber stand. „Wie geht es Mrs. Summerland?“, fragte sie, während sie sich in ihr Bett kuschelte. Ich drehte mich auf die Seite, damit ich Lindsay sehen konnte. (Tory lag immer noch mit geschlossenen Augen auf dem Bett und hörte Musik.) „Der geht’s sehr gut. Man sieht jetzt schon ihren Babybauch!“ „Ich freu mich so für die beiden!“ Lindsay seufzte. Ich gähnte ausgiebig. „Licht aus?“, fragte Lindsay. Nickend verkroch ich mich in meinem Bett. Sie betätigte den Lichtschalter links von ihrem Nachttisch und es wurde dunkel. „Hey, was ist denn jetzt los?“, hörte man Torys erschrockene Stimme im Dunkel. „Nachtruhe“, nuschelten
Lindsay und ich wie auf Kommando. Tory seufzte. Man hörte noch ein Klappern und Rascheln, ein „Gute Nacht“ und dann war Stille...
 
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Wieder ein schönes lebendiges Kapitel. Ich hatte das Gefühl, als würde ich Summer sein, die von den Freundinnen des Musik-Conservatoriums abgeholt wird. Bin gespannt wie es weitergeht.

Petra (01.04.2009)

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