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5 Seiten

Sound Of Love (8. Kapitel)

Romane/Serien · Romantisches
Unsere Lippen lösten sich nur schwer voneinander. Ich genoss diesen Kuss und trotzdem war ich verwirrt. Noch während des Applauses verließ ich fluchtartig die Bühne. Hinter dem Vorhang warteten Lindsay und Tory auf mich, beide mit Tränen in den Augen. „Oh, Süße, das war wunderschön!“ Ich nickte und auch mein Blick war tränenverschleiert. Der Kuss...er war mir nicht geheuer. Was war, wenn Marcus das nur wegen der Show getan hatte? Was war, wenn er es wieder nicht ehrlich mit mir meinte? Tory und Lindsay umarmten mich und ich war froh, dass sie mich auch ohne Worte verstanden. Als ich mich aus der Umarmung befreite, spürte ich wie sich eine Hand von hinten auf meine bloße Schulter legte. Die Hand fühlte sich weich und sanft an und ich wusste ohne mich umzudrehen, wem sie gehörte. Marcus und ich waren alleine. „Marcus?“, flüsterte ich. „Hast du es diesmal ernst gemeint?“ Bitte..., flehte ich innerlich. Marcus' Griff um meine Schulter wurde fest und er drehte mich zu sich um. „Summer...“, seine Augen glitzerten im schwachen Licht hinter der Bühne, „ich habe es nie unehrlich mit dir gemeint!“ Er zog mich an sich und küsste mich erneut. „Es gibt da einiges, das ich dir erklären muss, nur...“ Er senkte seinen Kopf. „Was?“, fragte ich sanft, fasste ihn unter dem Kinn, hob seinen Kopf und zwang ihn mich anzusehen. „Ich kann es dir jetzt noch nicht sagen.“ Er klang betrübt. „Bitte...Ich bitte dich mir zu vertrauen!“ Ich schluckte. „Vertrauen? Marcus, dass sagst du so leicht...“ Er nahm meine Hände. „Summer, ich weiß, was ich dir angetan habe, aber bitte, du musst mir glauben. Es ist alles sehr kompliziert. Ich möchte dir alles bald erzählen, doch bis dahin musst du mir vertrauen!“ Marcus holte tief Luft. „Summer, ich liebe dich! Bitte vertrau mir!“ „Ich liebe dich...“, wiederholte ich, „das sind große Worte...“ Ich atmete tief durch. „Gut! Ich möchte dir vertrauen...aus einem einzigen Grund!“ Er schloss mich in seine Arme. Mein Kopf ruhte auf seiner Brust, ich fühlte mich sicher und nuschelte: „Weil ich dich auch liebe!“
In dieser Nacht schlief ich sehr unruhig. Ich musste die ganze Zeit darüber nachdenken, was Marcus mir erzählen wollte. Was konnte nur so kompliziert sein, dass er mir es nicht erzählen konnte? Und wie war das jetzt überhaupt mit uns? Waren wir nun zusammen? Diese Gedanken quälten mich die ganze Nacht, so dass ich nur ein paar Stunden schlief. Dementsprechend sah ich auch am nächsten Morgen aus. Meine Lider waren schwer und ich hatte Ringe unter den Augen. Nur mit viel kaltem Wasser und Wimperntusche schaffte ich es einigermaßen normal auszusehen. Ausnahmsweise war auch mal Tory vor mir wach. „Summer!“ Tory pochte an die Badezimmertüre. Ich schreckte hoch. „Ja!“ Ich schloss die Türe auf. „Hier bin ich, lass uns gehen!“ Wir machten uns auf den Weg zum Frühstück und kämpften uns mal wieder durch die allmorgendliche Menge an Schülern. Tory, Lindsay und ich waren an diesem Morgen nicht sehr gesprächig, wir hingen alle unseren Gedanken nach. Ich stand in der Reihe am Frühstücksbuffet und wartete darauf, dass die Schlange endlich zum Obst vorrückte. Ein Arm schlang sich von hinten um meine Taille und jemand nuschelte in mein Ohr: „Guten Morgen, meine Schöne!“ Marcus küsste meinen Hals. Ein wohliger Schauer lief mir über den Rücken. Ich drehte mich um und versuchte ein Lächeln: „Guten Morgen!“ Die Schlange rückte weiter nach vorne und Marcus stellte sich hinter mir an. Das Obst rückte endlich in erreichbare Nähe, sodass ich endlich mein Frühstück zusammenstellen konnte. Heute gab es Apfel, Mandarine und Müsli. Marcus' Hand ruhte immer noch auf meiner Taille und er schien auch nicht die Absicht zu haben sie dort wegzunehmen. Auch er hatte sein Tablett beladen und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zu den Tischen. Da es so etwas wie ein ungeschriebenes Gesetz im Speisesaal gab, dass jeder seinen Stammplatz zu behalten hatte, trennten wir uns, aber nicht ohne uns noch einmal zu küssen und eine Verabredung für den Nachmittag auszumachen. Er küsste so himmlisch, in seinen Lippen konnte ich mich verlieren. Kaum dass ich meinen Platz eingenommen hatte, wurde ich von Lindsay und Tory – die anscheinend nun doch wieder ihre Sprache gefunden hatte – mit Fragen bestürmt: „Jetzt ist es also offiziell?“ „Hmm...“ Ich biss in meinen Apfel. „Ich denke schon...“ Meine Mädels freuten sich mit mir. Sie wussten ganz genau, wie sehr ich unter der Situation mit Marcus gelitten hatte. Doch ganz glücklich war ich immer noch nicht. Ich hatte Angst vor dem, worum Marcus so ein großes Geheimnis machte. Der Tag zog sich in die Länge und ich brachte nichts auf die Reihe, ich machte mir zu große Gedanken um Marcus. Alles was mir sonst Spaß bereitete, quälte mich heute fast. Der einzige Lichtblick an diesem Tag war das Treffen mit Marcus am Abend. Selbst das Singen machte mir keine Freude. Und das schien man zu merken, denn Mr. Summerland stellte mich nach drei verpatzten Einsätzen vom Unterricht frei, da es kurz vor den Zeugnissen war und sowieso kein richtiger Unterricht mehr stattfand. Ich nutzte meine freie Zeit um Washington zu erkunden. Trotz meiner langen Schulzeit am Conservatorium hatte ich nie wirklich Zeit gefunden, die Stadt kennen zu lernen. Ich schlenderte durch die Straßen und genoss die frische Luft, die schon himmlisch würzig nach Frühling roch. An den Bäumen begannen schon die ersten Knospen zu sprießen und einige Vögel sangen bereits ihr Frühlingslied. Ich lief und lief und merkte gar nicht, wohin meine Schritte mich führten. Dass das Conservatorium nicht weit vom Weißen Haus entfernt war, wusste ich, aber die wirkliche Distanz bemerkte ich erst als ich vom strahlenden Weiß geblendet wurde. Ich stand am Zaun zwischen mehreren Besuchern, die begeistert Fotos knipsten. Wie es wohl war hinter diesen dicken Mauern zu sitzen und der mächtigste Mann der Welt zu sein? Ich atmete tief durch, schüttelte den Kopf und verscheuchte damit all meine dunklen Gedanken daraus. Das Wetter und die Luft waren heute einfach zu herrlich um Trübsal zu blasen. Ich seufzte glücklich. Und selbst Marcus mit seiner Geheimnistuerei konnte mir gerade nicht die Laune verderben. Ich nahm mir vor, mein Leben und meine neu entdeckte Liebe zu genießen. Mit federnden Schritten machte ich mich auf den Weg zurück zum Conservatorium.

Als ich wieder am Conservatorium eintraf, war es schon fast dunkel. Marcus wartete am Eingang auf mich, sein Blick war besorgt. Ich sah ihn an und strahlte. Der Lichtblick dieses Tages. „Summer“, mit großen Schritten eilte er auf mich zu und schloss mich in seine Arme. Nach einer kleinen Ewigkeit ließ er mich wieder los und schob mich ein Stückchen von sich. „Summer, wo warst du? Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“ „Sorgen?“ Ich war verwirrt. „Warum denn das?“ „Summer, wir waren für vier Uhr verabredet, mittlerweile ist viertel nach sieben und weder Lindsay noch Tory wussten, wo du bist!“ Viertel nach sieben? Ich war doch nicht so lange unterwegs gewesen... Ich lachte. „Hey, jetzt beruhig dich wieder!“, sagte ich. „Jetzt bin ich ja wieder da! Komm mit rein, dann erzähl ich dir alles.“ Er nahm meine Hand so fest, als hätte er eben den Entschluss gefasst mich nie wieder los zu lassen. Wir durchquerten die Aula und ich musste rennen, um mit Marcus Schritt zu halten. An der Treppe, die zu meinem Zimmer führte, liefen wir vorbei und er lotste mich direkt in die Richtung seines Zimmers. Als wir in dem dunklen Gang standen und Marcus die Tür aufschloss, fiel mir sein Geheimnis wieder ein. Ich wollte es so sehr wissen, dass es schon fast weh tat. Die Tür ging auf und ich war überrascht. Es war bekannt, dass es Einzelzimmer geben sollte, doch ich war noch nie in einem gewesen. Einzelzimmer bekamen eigentlich nur diejenigen, die reiche Eltern hatten, da der Beitrag bei einem Einzelzimmer stieg. Seltsam... Marcus ließ sich auf einen der Sessel in der kleinen Sitzecke fallen. „Summer...“ Mir gefiel es, wie er meinen Namen aussprach. „Hey, jetzt hör auf dir Gedanken zu machen“, bat ich ihn. „Ich war nur spazieren. Mein Tag war nicht gerade blendend und Mr. Summerland hat mich deswegen vom Unterricht freigestellt. Ich hatte endlich mal wieder Zeit für mich, Zeit nachzudenken und endlich mal Zeit Washington kennen zu lernen. Ich habe dabei nicht auf die Uhrzeit geachtet. Bitte nimm mir das nicht übel...“ „Summer, ich nehme es dir nicht übel!“, er sprang auf, seine Stimme wurde laut. „Ich habe mir Sorgen gemacht, ich hatte Angst um dich! Bitte mach das nie wieder!“ Er ließ sich wieder auf den Sessel sinken, als wäre er erschöpft. „Mir...mir wurde einfach nur zu viel, was ich lieb gewonnen habe, wieder genommen...“ Ich ließ mich auf das Bett fallen und klopfte sanft neben mich: „Komm her zu mir!“ Auch er ließ sich auf das Bett sinken und sich nach hinten fallen. Er starrte die Decke an, sein Blick war verschwommen. Ich legte mich neben ihn und schaute ebenfalls zur Decke. Marcus schob seinen Arm unter mich und zog mich an sich. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und lauschte seinem ruhigen, gleichmäßigen Herzschlag. „Willst du mir dein Geheimnis erzählen?“, fragte ich vorsichtig. Ohne es zu sehen, merkte ich, dass er den Kopf schüttelte. „Ich kann nicht...noch nicht!“ Ich nickte. Wir blieben liegen, sprachen nicht, genossen einfach die Nähe des anderen. Sein Herzschlag und seine sanfte Atmung wiegten mich langsam in den Schlaf...
Als ich wieder erwachte, schien der Vollmond hell durch Marcus' Zimmerfenster. Ich erschrak. Eigentlich durften wir die Nacht nicht in einem anderen Zimmer verbringen – schon gar nicht in einem Jungenzimmer. Leise stand ich auf, um Marcus nicht zu wecken und schlich mich über die dunklen Flure zurück in unser Zimmer, wo ich mich genauso leise in mein Bett legte, um Tory und Lindsay nicht zu wecken. Eigentlich hätte ich die Nacht gerne bei Marcus verbracht...
 
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Kommentare  

Was für ein Geheimnis mag Markus mit sich herum tragen? Es wird ja immer spannender bei dir.

Petra (12.04.2009)

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