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4 Seiten

Instrumentale Kriminelle mit leuchtenden Händen

Spannendes · Experimentelles
Es ist spät - sehr spät. Oder schon wieder früh, wie man´s nimmt.
Der Privat Schnüffler nimmt noch ein weiteres Kaugummi.
Wie lange steht er hier wohl schon?
Nichts rührt sich, die Gesellschaften an diesem Ort
scheren sich einen Teufel um Regen, Sturm oder Bettler.
Wie um alles in der Welt können Menschen nur so kalt und reich sein, denkt Frank, der kleine Privatdetektiv,
als es jetzt interessant wird.
Freddy, der Einäugige, schlurft mir seiner Gang ins "BLUE NOTE", dem Club von Jonny Ringo, dem nachgesagt wird, alles, aber auch alles kaufen zu können...einen Indianer, eine exotische Hure, einen Schatten, den du nicht mehr brauchst...
"Wo verdammt nochmal stecken nur die Dealer, hab keinen Bock, hier die ganze Nacht herumzulungern", kommt es Frank in den Sinn.
Zu spät hört er die platschenden Schritte, und es wird schwarz um Frank, den fast 60zig jährigen Detektiv, der nun nicht mehr warten muss.

An der nächsten Straßenecke gehen 4 Männer immer geradeaus, 3 - mal Trenchcoat, Hut verräterisch ins Gesicht gezogen. Dunkelbraune Lederstiefel mit spanischen Verzierungen, und vorne eine Stahlkappe.
Diamanten blinken an den Zähnen, wie eine Sternschnuppe durch eine entfernte Galaxie.
Ein Telefon klingelt, niemand geht ran.
Klebrig, glitschige Bordsteinkanten. Regen prasselt unaufhörlich und dröhnend.
Ein paar Meter tiefer halten sich die Ratten, Mäuse und Unterirdichen ihre Ohren zu.

Sonnenbrillen Nachts um halb Drei. Silberne Unterhemden, leuchtende Hände.

Geräusche und Nebel verschwinden verschwommen in Ansammlungen von hilflosen,verlorenen Bürgern dieser verlogenen Stadt. Instrumente aus Holz zerbersten.
Aus den Lautsprechern dringen schreiende Musikfetzen.
Zigarettenqualm, blau und giftig, schwebt undurchsichtig durch die Bars und Kaschemmen, unten am Hafen.
Langanhaltene Hitze ohne Unterschied von Tag und Nacht, bringt die Raben dazu, ihren FREE JAZZ durch die glänzenden Hinterhöfe zu krächzen.

Leuchtende Hände, Knitterfalten, rasiermesserscharf.
An den Hosenbeinen triefende Socken.
Platsch, Platsch, im "BLUE NOTE" tanzen die anderen Gesellschaften...einen Indianer, eine exotische Hure,
einen Schatten, den du nicht mehr brauchst...
Die Stimmung könnte nicht besser sein. Der kleine Vorfall mit dem Schnüffler ist schnell vergessen.
Und so kann die Transaktion in ein paar Stunden problemlos vollzogen werden.

Frank kommt in einem Taxi wieder zu sich. Der Fahrer,
ein alter Bekannter, lacht wie ein Verrückter vor sich hin." Sag mal, spinnst du, was machste denn um diese Zeit am "BLUE NOTE", ausgerechnet wenn Ringo da eine Party abzieht. Seine Jungs sehen alles, und vor allen Dingen sehen sie DICH!"
Der Detektiv stöhnt:" Scheisse, mein Job läuft nicht mehr so gut, und da hab ich mich von Kommisar Kreidler
überreden lassen, die Großdealer hier in der Stadt zu beschatten, und ihm zu berichten, wenn Aktionen bevorstehen. Und heute waren echt alle da. Die ganzen
Autos mit ausländischen Kennzeichen".
"Was n für Kennzeichen?", fragt Bobby, der Taxifahrer
(und Informant).
"Na du weißt schon, die mit nem CD für Diplomatenkarren", meint Frank.
"Aber ich muss ins Krankenhaus, höllische Kopfschmerzen, außerdem ist meine Schulter ausgekugelt." "O.K., kein Problem, wir sine gleich da."

Frank Meyer liegt in einem frisch bezogenem Krankenhausbett, schläft selig vor sich hin, und das Kokain und Heroin aus Kolumbien und Afghanistan wechselt wieder einmal seinen Besitzer. Für viel, viel
Geld.

"Leuchtende Hände, Knitterfalten, rasiermesser scharf.
An den Hosenbeinen triefende Socken.
Ich sitze auf einem Plastikstuhl. Das Telefon klingelt.
Freude kommt in mir hoch. Ihr Daumen riecht nach vollem Aschenbecher. Ich masturbiere sie.
Der Kommissar ruft mich an. Ich nehme das Telefon in meine Hand und würge. In der selben Nacht keuchte ein Taxifahrer sein Leben aus. Und jetzt?
Eben war noch ein scheußlicher Junkie, hatte bestimmt einen Tripper, auf seinem Lederrücksitz gesessen.
Der Morgen schaut schon mal über den Horizont, während unrasierte Kellner noch Hotelzimmer anbieten...niemand geht ran..."

Kommissar Kreidler sitz am Bett, guckt Frank Meyer grimmig, und schlecht gelaunt ( wie immer )an.
"Hey Frank, deine Taktik war auch schon mal besser he?
Hast du überhaupt was für mich?"
Der drahtige fast 60zig jährige, noch gerädert von dem wirren Traum, antwortet:" Danke für die Genesungswünsche. Na, ja die Diplomaten Autos sind interessant. Nummernschilder aus Spanien, Kolumbien,
Albanien, und so n grünes, arabisches Gekrakel.
Sogar Freddy ist mit großem Hofstaat gekommen.
Bruder, Vater und... Schwester!"
" WASS, seine Schwester ist wieder im Lande? Verdammt!
Wer hat die denn freigelassen?"
Keine Ahnung, aber die Leute waren alle sehr nervös,SEHR NERVÖS!"
"Und haben dir ein paar rübergezogen. Was schlägst du vor, der Deal ist bestimmt schon gelaufen."
Frank meint:"Da kannste einen drauf lassen. Aber ich werde erst mal nicht mehr zum "BLUE NOTE" spazieren.
Du solltest auf jeden Fall unsere ganzen "Freunde" überprüfen. Die Sache scheint mir hochexplosiv. Tja, und die LEUCHTENDEN HÄNDE sind auch noch im Spiel. Irgend n Privat Krieg, zwischen Ringo und den Ausländern. Im Moment arbeiten die noch zusammen, aber wenn die Geschäfte erst mal gelaufen sind, mit den Drogen meine ich, dann wirds abgehen, das schwöre ich dir."
"Ja, ja, und die ersten Drogentoten, wegen dem extrem reinen Stoff, gabs auch schon.
Der Chef dreht total am Rad, will nach der Wahl, auf einen neuen, vergoldeten Stuhl, du weißt schon."

Die nächste Nacht, und ein weitaus größer Deal geht über die Bühne. Mit Hilfe der Polizei, die wieder einmal im Trüben fischt.
Ein Telefon klingelt. Niemand geht ran.
Neuer Club, kleiner, finsterer, aber im feinsten Stadtteil. Das "FLAMINGO", eine kleine Sexbar, und die wohlbekannten CD Nummernschilder. Diplomaten aus den "Rauschgiftschieber Ländern", die ihre Geldbörsen
versilbern wollen.
Als Kommissar Kreidler vor Ort ist, mit immerhin 6(!)
Streifenwagen, sind die sogenannten "LEUCHENDEN HÄNDE"
schon lange verschwunden. Nur die "Beschützer" der Diplomaten schießen wie wild um sich.
Bobby, der Taxifahrer(und Informant) gerät in einen Hinterhalt und wird regelrecht "Hingerichtet". Zwei Schüsse direkt in die Schläfe, aus nächster Nähe.
Der Kommissar sieht das, will dem armen Teufel helfen,
und empfängt seinerseits eine Salve Schrot in die Brust und Schädeldecke. Leicht überrascht sinkt der
schwere Polizist in den Rinnstein, und hat seinen Frieden.
Das alles passiert in 90 Sekunden, und die 4 Trenchcoat Männer suchen schon wieder, nach einem Verräter.

Der vierte Mann grinst jetzt ohne Sonnenbrille. Seine
schneeweißen Stiefel...platsch, platsch...bewegen sich in hektischer Geschwindigkeit.
Ein fünfter Mann, offensichtlich der Flüchtige, schlecht gekleidet und hinkend, stolpert.
Verwaschene Jeans, schmuddelig, Cordjacke, leicht durchgerieben, wie der ganze Typ.
Der dritte Mann biegt um die Ecke, schaut sich um.
Angst tropft auf die Pulverschneeschuhe seines Kollegen.
Es knallt aus einer 45ziger.
Nur noch ein paar Regenschauer zerreissen die Stille.
3 Männer laufen müde an den Hauswänden entlang. Nur 3?
Das Telefon klingelt, niemand geht ran.

" O.K., noch einen letzten Whisky im "FLAMINGO", und dann los zum Flughafen", sagt einer der Männer.
Die anderen nicken.
Der Flüchtige bleibt ein Flüchtiger, und ein toter Mitarbeiter ist zu beklagen.

Beim Zuhälter oben im Zimmer, stehen seit vier Jahren vertrocknete Blumen in einer Vase.
Das Telefonkabel ist aus der Wand gerissen.

Frank Meyer, der kleine, drahtige Privatdetektiv, hat zwei Freunde verloren, und überlegt sich, wie er an einen anderen Job herankommt.
 
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Kommentare  

Hey Pia, Petra und Doska, ja toll. vielen Dank für eure positiven Kommentare.
Also ist der gute alte Krimi, na ja , versuche n bisschen was extra neues mit einzuflechten, doch noch nicht so verschwunden.
Und nicht nur meine alte Liebe.
Würde gerne neue Abenteuer vom ollen Frank aus meinen Fragmenten zaubern, wenn nur die Zeit nicht wär.
Muss auch noch weg, ans Meer, aber arbeiten.
Denke an euch, und versuche n bisschen was zu schreiben...
beste Grüße...


Jürgen Hellweg (15.03.2010)

Ist schon unheimlich von so vielen boshaften Typen umzingelt zu sein. Man bangt mit deinem tapferen Detektiv richtig mit. Ich hoffe er erlebt ein nächstes Abenteuer.

doska (15.03.2010)

Und von mir ebenfalls grün für die düstere Nachtkrimigeschichte. Der kleine Detektiv gefällt mir- gerade weil er nicht die Perfektion in Person ist. Sehr amosphärisch das Ganze und verlockend mehr davon zu lesen.

Petra (14.03.2010)

Grün auch von mir.
Besonders gefallen haben mir die Diamanten an den Zähnen, da denke ich sofort an Willy deVille, leider verstorben.
Ich kann den Detektiv förmlich riechen, nach Zigarren, Aftershave, Nikotin-Kaugummi und schlechten Träumen...
Hoffentlich geht die Geschichte weiter!!!

Liebe Grüße Dubliner Tinte


Pia Dublin (14.03.2010)

Hallo Jochen, Danke für deinen Kommentar, na ja eine Detektivgeschichte ist schon eine Herausforderung. Irgendwie glaube ich,
fallen mir noch n paar kleine Storys ein
über und mit dem kleinen drahtigen 60zig jährigen , mal sehen...
Beste Grüße...


Jürgen Hellweg (14.03.2010)

Ich kann Jingizu nur zustimmen. Sehr düster aber viel klarer und besser zu verstehen, als die meisten deiner Texte. Sie hat was, deine kleine Story. Sie ist anklagend, aber das Ganze wirkt nicht aufgesetzt und man schließt deinen alternden Detektiv irgendwie ins Herz. Grün für Frank Meyer.

Jochen (13.03.2010)

Hallo Jingizu, knapp und prägnant hast du mir einen aufmunternden Kommentar zuschickt, vielen Dank.
Jürgen H.


Jürgen Hellweg (13.03.2010)

Es kommt das richtige "Film-Noir-Gefühl" auf, wenn man diese Geschichte liest - gefällt mir.

Jingizu (12.03.2010)

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