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ROTER AKZENT TEIL 3

Romane/Serien · Spannendes
Weinmann lief unruhig in seinem Büro umher. Auf seinem Schreibtisch lag die Akte „Roter Akzent“. Allerdings nicht die komplette Akte sondern nur der Teil, der die aktuellen Entwicklungen enthielt.
Doch auch dieser geringe Teil füllte einen dicken Ordner. Weinmann las die jüngst eingegangenen Meldungen. Sorgenfalten bildeten sich auf seiner Stirn als er über das alles nachdachte. Der Polizeipräsident persönlich hatte ihn vor einigen zum Leiter der SOKO 42 ernannt, deren einzige Aufgabe es war die Terroristen zur Strecke zu bringen.

„Ich habe sie ausgewählt Weinmann, weil sie sich in dem Bereich Organisiertes Verbrechen und Bandenwesen einen Namen gemacht haben. Ich denke sie weren auch in diesem Bereich großes leisten. Es werden ihnen die fähigsten Leute zur Seite gestellt werden. Sie haben mein vollstes Vertrauen. Und das des Innenministers. Was auch immer notwendig sein mag, fragen sie und es wird ihnen zur Verfügung gestellt. Wir müssen nun endlich mit diesen Leuten aufräumen! Koste es was es wolle! Ihr Kollege Werngau wird ihnen beratend zur Seite stehen. Er hat eine Sonderausbildung genossen, die ihnen helfen wird bei ihrer Aufgabe. Das wäre dann soweit alles.“ Sagte der Präsident, gab Weinmann die Hand und geleitete ihn dann zur Tür.

Nun war er also Leiter einer Sonderkommission. Ein Posten, den er nie gewollt hatte ! Dies lag nun als schwere Last auf ihm. Nach seiner Ernennung zum Leiter der Sonderkommission hatte er sich sofort alle Akten kommen lassen. Und sie nach und nach durchgearbeitet. Die neuesten Ereignisse der letzten Zeit hob er sich für den Schluß auf.
Die Brutalität der Terroristen erschütterte ihn. Obgleich er in seiner bisherigen Laufbahn schon viel erlebt hatte. Nach dem er mehrere Minuten durch den Raum gewandert war setzte er sich wieder an den Schreibtisch.
Seit fünfundzwanzig Jahren im Polizeidienst,hatte er es bislang immer geschafft sich den gefährlichsten Aufgaben zu entziehen. Er war mehr ein Taktiker als ein Soldat der an der vorgeschobenen Front kämpft. Seine Erscheinung war eher unauffällig. Schmal und drahtig mit hagerem Gesicht hätte von ihm niemand erwartet, daß er auch hart zuschlagen konnte wenn es darauf ankam. Er schien mehr so eine Art lieber Onkel zu sein. Zumindest beim ersten Zusammentreffen. Der bald fünfzig Jahre zählende Beamte verstand es immer seine Leute im Griff zu behalten und er ließ sie Spühren wer der Herr im Hause war. Man respektierte ihn, auch wenn ihn seine Untergebenen nicht gerade liebten.
Durch manche Einzätze, bei denen er es geschafft hatte – meist vollkommen auf sich allein gestellt – fünf Verbrecher zu stellen und auszuschalten und weitere drei zu verhaften, erwarb er sich einen gewissen Ruf. Hinter seinem Rücken nannten ihn manche immer noch „Jonny Fastgun“. Die wilden Zeiten, in denen er sich zu beginn seiner Laufbahn diesenc Titel eingehandelt hatte, waren allerdings lange vorüber. Weinmamm hatte eine Dienstwaffe in den letzten zehn Jahren nur noch auf dem Übungsplatz und der Schießanlage benutzt. Damals vor bald zwanzig Jahren wurde ihm klar es mußte sich etwas ändern, wenn er im Polizeidienst bestehen wollte.
Doch diesen Ruf als Dampframme und Schnellschütze konnte er nicht wieder abschütteln. Ganz gleich was er auch versuchte. Ohne Zweifel hatte er diese Aufgabe nun nur deshalb übertragen bekommen. Man glaubte in den oberen Etagen man müsse Feuer mit Feuer bekämpfen. Gewalt gegen Gewalt. Hart. Kompromißlos.
Resigniert sah er auf die Papiere hinab.Ihm wollte nicht in den Kopf, was diese sinnlosen Aktionen am späten Nachmittag desvergangenen Tages bewirken sollten.
Das Telefon riß ihn aus seinen Gedanken und brachte ihn wieder in die Wirklichkeit zurück.
„Weinmann,“ meldete er sich nach dem fünften Signal.
„Eichfelder! Aha. Gut. Ich komme. Erwarten sie mich im Konferenzraum vier. In fünf Minuten? Gut. Bis gleich.“ Weinmann legte auf.
Er überlegte kurz was er den Mitgliedern der Soko sagen würde und machte sich auf den Weg in den vierten Stock des Polizeipräsidiums.

Die Tür des Konferenzraumes stand offen. Schon als er aus dem Treppenhaus in den Westflur trat konnte er leisesGemurmel hören.
Vor der Tür blieb er kurz stehen und atmete durch. Mit festem Scheitt trat er schließlich in den Raum. Sofort herrschte gespannte Stille. Weinmann ging zur Stirnseite des Tisches, an der der einzig noch freie Stuhl stand. Nach dem er sich die Anwesenden der Reihe nach eingehend angeschaut hatte, setzte er sich.
Eichfelder stand auf und stellte die Mitglieder der Soko vor.Weinmann wartete geduldig die Prozedur ab. Der größere Teil der Männer war ihm von früheren Aufgaben her schon bekannt. Dennoch ließ sich Eichfelder über die einzelnen Personen teilweise sehr langwierig aus, was Weinmanns Laune langsam sinken ließ, was er jedoch mit keiner Regung erkennen ließ. Er war ruhig. Nach außen zumindest. In ihm brodelte es und die unterschiedlichsten Gedanken und Szenerieen liefen in seinem Kopf umher.
Weinmann ließ alles geschehen. Er wußte schließlich nicht, ob sich die anderen Leute untereinander auch kannten oder schon miteinander gearbeitet hatten. So ließ er Eichfelder seinen Auftritt. Was dieser erledigte mußte er schon nicht mehr tun.
Eichfelder und Weinmann kannten sich schon einige Jahre. Sie waren so etwas wie Freunde geworden und wußten sich aufeinander verlassen zu können.
„Meine Herren“, begann Weinmann, „Sie wissen alle weswegen wir hier zusammen gekommen sind.“
„Ich habe eine Zusammenfassung der Ereignisse und deren Auswirkungen erstellt und verteilt. Ich denke jeder der Herren hat sich bereits eingelesen?“ Warf Eichfelder ein und sah sich die Kollegen an. Alle nickten.
„Gut“, fuhr er fort. „Dann hätte ich gerne ihre Meinungen gehört.“
Weinmann, der nichts dagegen einzuwenden hatte, daß Eichfelder die Leitung der Sitzung zu übernehmen begann, holte einen Stift aus seinem Jacket und begann auf seinem Block herum zu kritzeln. In Erwartung dessen, was seine Leute zu sagen hatten, malte er Galgenmänchen, immer bereit sich Notitzen zu manchen. Stille trat ein. Weinmann wurde ungeduldig.
„Offenbar sind sie alle entweder vollkommen denkfaul oder es tzraut sich einfach keiner von ihnen hier eine eigene Meinung zu! Wenn die Herren sich dann vielleicht dazu herablassen würden mir die Ergebnisse ihrer Ermittlungen kund zu tun?“
erneut trat Stille ein.
„Die Zeugenbefragungen haben nichts verwertbares ergeben, Herr Weinmann. Immerhin können wir nun mit Sichereit sagen, daß Sebastian Krum mit den Terroristen nichts zu tun hatte. Der Jugendliche gehörte der Sprayerszene an und war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Allerdings ist es nicht auszuschließen das die Kollegen vor Ort etwas überreagiert haben.“
„Gut. Hat tatsächlich niemand etwas beobachtet das uns weiterhelfen könnte?“
„Nein Herr Weinmann. Nichts jedenfalls was uns etwas nutzen könnte.“
„Was uns Nutzen bringt möchte ich doch lieber selbst beurteilen, Herr Richter!“ Weinmann sah Richter ernst an, dann goß er sich ein Glas Wasser ein,trank und wartete.
„Ein Nachbar sagte aus, er habe gesehen wie der Junge weglaufen wollte. Daraufhin sei er von den Kollegen nieder geschossen worden. Ich kann mir das aber offengestanden nicht vorstellen.“
„Nun, Richter, sie sagten doch die Beamten vor Ort hätten überreagiert. Das waren doch ihre Worte, nicht wahr? Und nun wollen sie mir erzählen sie könnten sich das nicht vorstellen. Nun gut. Seis drum. Fakt ist nun einmal ein Jugendlicher wurde von unseren Kräften getötet. Der Terrorist konnte entkommen und unsere Leute sind ebenfalls nicht mehr am Leben. Wenn wir also genau wissen wollen was geschewhen ist, so müssen wir verlässliche Zeugen finden und nicht zuletzt diesen Terroristen fassen und befragen. Gibt es weitere Aussagen?"
„Leider nein. Alles andere steht in den Akten. Aber wir versuchen noch weitere Zeugen zu finden. Die Nachbarschaft wird noch befragt. Leider jedoch bislang ohne weitere Ergebnisse. Niemand hat etwas gehört und keiner etwas gesehen. Fast scheint es, als symphatisierten die Menschen mit diesen Verbrechern.
Weinmann klopfte mit dem Stift auf seinen Block. Er war sichtlich enttäuscht. Hatte er doch gehofft, etwas brauchbares zu erfahren.
„Wir tappen also noch immer im Dunkeln“, stellte er nach einigen Augenblicken fest.
„Dann würde ich vorschlagen, wir treffen uns morgen wieder um sechzehn Uhr hier, falls sich nichts wichtiges ergiebt“, sagte Eichfelder und sah zu Weinmann, der nur kurz nickte. Einige Augenblicke später erhob er sich und ging zurück in sein Büro.
„Es ist wirklich nicht zu glauben!“ sagte Weinmann, als er die Bürotür hinter sich geschlossen hatte. Irgend einen Anhaltspunkt mußte es doch geben, an dem sich ansetzen ließ. Bald zwei Jahre lang versetzten die Terroristen nun schon die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Und was weit schlimmer war, sie sorgten dafür, das die Justitzbehörden ihre Reputation Stück für Stück einbüßten.


Eine Stunde später saß Weinmann in Kaisers Büro. Es hatte lange gedauert bis er durch die Sicherheitskontrollen gekommen war. Und selbst danach sollte es noch geraume Zeit dauern ehe er zu Kaiser gebracht worden war. Allerdings handelte es sich dabei um die Srandardüberprüfung. Alles reine Routine. Jeder Besucher mußte diese Prozedur durchlaufen.
Kaisers Büro lag im dritten Stock eines Betonbaus, der zwar äußerst angriffsresistent und zweckmäßig war, dafür aber von seinem architektonischen Erscheinungsbild her betrachtet nur als extrem häßlich bezeichnet werden konnte.
Die Einrichtung war schlicht. Graue Vorhänge, weiße Jalousien, ein kunststoffbeschichteter Schreibtisch und zwei Stühle. Zudem gab es ein Regal, das vom Boden bis zur Decke reichte, und mit einigen Büchern und Aktenordnern befrachtet war.
Weinmann setzte sich auf den Besucherstuhl und betrachtete die Einrichtung. Kaiser befand sich noch in einer Besprechung und hatte ihn in sein Büro bringen lassen.
„Entschuldigen sie bitte Herr Weinmann! Ich hatte noch eine wichtige Besprechung, aber das hat man ihnen sicher schon gesagt. Ich bin Rhoderich Kaiser“ schloß der Mann, der eben eingetreten war, und reichte Weinmann mit breitem Lächeln die Hand.
„Ich kann mir denken weshalb sie gekommen sind.“ Kaiser setzte sich und wartete Weinmanns Fragen ab. Freiwillig würde er keine Auskünfte geben. Alles was Weinmann ihn nicht fragte, würde er auch nicht erfahren. Man kämpfte zwar in der gleichen Liga, jedoch auf unterschiedlichen Spielfeldern.
„Nun Herr Kaiser, dann sagen sie mir doch bitte alles wassie im Zusammenhang mit einem gewissen Klaus Renner wissen.“
Kaiser steckte sich eine Zigarette an und zog zwei mal daran. Dabei schien er zu überlegen was er dem Polizisten preißgeben wollte.
„Gut. Fangen wir an. Klaus Theodor Renner, geboren am dreizehnten August 1970 in Gundelfingen. Gründungsmitglied der Terrorgruppe Roter Akzent. Ausbildung zum Sprengmeister beim Kampfmittelräumdienst. Dort war er bis 2004. Es gibt keine Bombe die er nicht kennt. Er ist ein Künstler auf seinem Gebiet. Soweit bekannt war er zwischen 2004 und 2005 mehrere male im nahen Osten. Wir vermuten er hat sich dort zum Terroristen ausbilden lassen. Langweile ich sie Herr Weinmann?“
„Nein. Sie tragen das sehr schön vor. Nur weis ich dies alles schon. Mich würde viel mehr interessieren, wie Renner mit einem gewissen Klaubitsch in Verbindung steht?“
Kaisers rechte Augenbraue zog sich in die Höhe und er schien überrascht. Leicht erregt zog er an seiner Zigarette.
„Klaubitsch...? Klaubitsch...Ach ja DER Klaubitsch! Er ist gewisser maßen eine Art freier Mittarbeiter. Ich habe gehört er ist von Renner erledigt worden?“ Wieder zog Kaiser nervös an seiner Zigarette. Er wrde extrem unprofessionell. Weinmann zog ihn auf einen Pfad, auf den er absolut nicht gehen wollte.
Weinmann, der sich eifrig Notitzen gemacht hatte, war Kaisers Unruhe nicht entgangen. Spannung lag in der Luft.
„Ich verate ihnen kein Geheimnis wenn ich ihnen sage, saß ess ein Fehler war diesen Mann auf die Terroristen anzusetzen. Aber meine Vorgesetzten bestanden darauf einen Spezialisten auf diese Leute anzusetzen, der nicht zu unseren Reihen gehört. Jedenfalls nicht offiziell... „
„Nicht offiziell? War er denn inoffiziell ein Mitarbeiter?“
Kaiser schwieg, zog an seiner Zigarette – mittlerweile die dritte – und schrieb etwas auf einen Bogen Papier.
„Hier“, sagte er und reichte den Zettel Weinmann. „Abersie werdendas erst lesen, wenn sie wieder in ihrem Büro sind. Haben sie das verstanden?“
Weinmann nickte und ließ das Papier in seiner Jacke verschwinden.
„Wer war Verbindungsoffizier für Klaubitsch?“
„Ich habe die Sache koordiniert. Ein Kollege namens Konradsen pflegte den direkten Kontakt. Er ist seit vier Monaten im Ruhestand.“
„Ich möchte seine Adresse“
„Unmöglich. Das kann ich nicht tun.“
„Sie werden und sie müssen! Es ist schon zu viel schief gegangen. Zu viele Leichen pflastern den Weg der Terroristen und sie tragen darsn mit die Schuld!“
Kaiser sah Weinmann betrubt an. All die Selbstsicherheit die er ausgestrahlt hatte war verflogen. Hinter dem Schreibtisch in dem winzigen Büro saß ein gebrochener Mann.
„Hier“ sagte er und reichte Weinmann die Adresse.
„Danke. Ich werde sie nun wieder ihren obskuren Tätigkeiten nachgehen lassen. Guten Tag, Herr Kaiser.
„Ich hoffe sie werden den Fall der Terroristen besser lösen als wir das konnten.“ Kaiser erhob sich und reichte Weinmann die Hand.
In Weinmanns Kopf arbeitete etwas und je länger es arbeitete, desto sicherer war er sich etwas wichtiges übersehen zu haben. Nur was war es, das ihm entging, sich einfach nicht wollte greifen lassen?
 
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Kommentare  

Hallo Jochen!
Ja, Du darfst gespannt sein wie es weitergehen wird.Die Fortsetzung steht schon. Muß nur noch abgetippt werden.
Gruß


Bernhard Brüllmückel (16.03.2010)

Dieser Leiter der Sonderkommission mit Namen Weinmann gefällt mir. Er ist eigenwilig und humorvoll und nun wissen wir auch, dass Klaubitsch wohl doch von dem Terroristen Renner erschossen worden ist.Weinmann will sich nun mit der ganzen Sache befassen. Mal sehen, was uns der nächste Teil deiner Geschichte verraten wird.

Jochen (15.03.2010)

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