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5 Seiten

DIE IM SCHATTEN SIEHT MAN NICHT... Teil 2

Romane/Serien · Spannendes
Lange war er durch die Stadt gezogen auf der Suche nach einem Quartier für die Nacht. Obwohl es warm gewesen war, dachte er sich es könnte besser sein, sich eine feste Unterkunft zu suchen. Doch es war nicht leicht für jemanden, der gerade mal mit Müh und Not sein täglich Brot zusammenbetteln konnte, auch noch genug Geld für eine Unterkunft herbei zu schaffen.
Dabei war es Frederic T. Obermeier nicht immer so schlecht gegangen. Er, der Sohn eines Bauunternehmers, war einmal wohlhabend gewesen, doch das war lange her und spukte nur mehr sporadisch in seinem Kopf herum. Das Leben als Obdachloser hatte seine Vorteile. Man war frei und ungebunden, konnte tun und lassen was man wollte und hingehen wo es einen gerade hinzog, ohne Verpflichtungen einhalten zu müssen. Doch die Nachteile überwogen die scheinbaren Vorteile bei weitem, wie er inzwischen schmerzlich hatte feststellen müssen.
Nun war er außerhalb der Stadt, unter einer Brücke gelandet. Es war nicht eben sehr bequem dort aber zumindest trocken, falls es zu regnen anfangen sollte. Der Abend dämmerte herauf und die Luft wurde kühl. Doch Obermeier hatte für die Nacht vorgesorgt. Vor ihm brannte ein kleines Feuer, das er stetig nährte, ohne es zu groß werden zu lassen. Hier an dieser Stelle zu campieren war nicht gern gesehen, aber auch noch Feuer zu machen war beinahe schon eine Straftat. Doch er scherte sich nicht darum. Was konnte ihm schon groß passieren? Man konnte ihn verjagen, was noch die ungünstigere Variante war oder ihn über Nacht aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen inhaftieren. Doch wenn er genau darüber nachdachte war so eine Nacht in einer warmen Gefängniszelle der kalten Nacht bei weitem vor zu ziehen. Was war schließlich alle Freiheit der Welt, wenn man sich dafür zu Tode frieren durfte?
Vor langer Zeit hatte er sich geschworen, niemals so weit unten zu enden. Lieber wollte er tot in der Gosse liegen, als in einer niederen und entwürdigenden Art vor sich hin zu vegitieren. Doch es war anders gekommen. Frederic hatte die Chance nie gehabt zu wählen was er wollte. Es schien wie vorherbestimmt zu sein wie sein Weg verlief, mit allen Konsequenzen. Aber er hatte auch nie den wirklichen Willen gehabt zu sterben. Seine Lebensgeister waren stärker als sein Wunsch nicht so zu enden, wie er sich nun wiedergefunden hatte.
Alles war lange her und nicht zu ändern, dachte er immer wieder. Doch irgendwie hatte er so ein Gefühl als müßte sich alles wieder zum Guten wenden lassen. Und dann fiel ihm wieder ein Freund ein, bei dem er für schlechte Zeiten eine Versicherung hinterlegt hatte. Ihn wunderte es, daß er so lange garnicht daran gedacht hatte. Versonnen saß er da, starrte in das langsam erlöschende Feuer und legte noch etwas Holz nach, ehe er sich in alte und glückliche Zeiten zurück träumte....



Frederic ging wutentbrannt, nachdem er geräuschvoll die Eingangstür hinter sich ins Schloß geworfen hatte, zu seinem alten VW-Käfer und stieg ein. Es hatte einmal mehr Streit mit seinem alten Hern gegeben, der sich nicht mit seinem Lebenswandel anfinden wollte.
„Du wirst Jura studieren und ein anständiger Anwalt werden und damit Schluß!“ schrie ihn sein Vater an. Doch es war nichts Neues für ihn, sich so behandelt zu sehen. Nachdem Frederic sein Abitur gemacht hatte eröffnete er seinem Vater, er wolle nicht studieren sondern lieber einen ordentlichen Beruf erlernen.
Doch Karl Patric Obermeier, sein Vater, hatte andere Pläne für ihn. Nicht umsonst, so hatte er immer zu predigen angefangen, habe er sich von seiner niederen Existens hochgearbeitet, um seinen Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Die Obermeiers waren vor einigen Generationen aus Ungarn eingewandert und hatten sich einen alten Bauernhof gekauft, der fortan Grundlage ihrer Existenz war. Doch Patric Oobermeier war das nicht gut genug gewesen. Früh schon hatte er angefangen, sich nach Besserem um zu sehen. Und er hatte es auf dubiosen Wegen zu einigem Wohlstand gebracht, der unter anderem auch zu einer Villa am Rande der Stadt führte.
Frederic war aber nicht von der Sorte, sich in ein gemachtes Nest zu setzen und es sich gut ergehen zu lassen. Er wollte seinen eigenen Weg finden und es war absolut nicht sein Lebensziel, in einer stickigen Anwaltskanzlei zu verrotten. Sein Vater hatte einen ebensolchen Dickschädel wie er selbst und es war im Grunde nur eine Frage der Zeit, bis es zum großen Krach kommen würde. Das Gewitter hatte sich schon aufgebaut. In den letzten Tagen war es zu ersten kleinen Entladungen gekommen, die aber wohl noch zu der harmloseren Sorte zu zählen waren. Wenn der ganze Zorn seines Vaters losbrechen würde, das war Frederic klar, dann würde es sein als sei er ein Fremder, der zufällig hier in diesem Haus untergekommen war. Ein Gast im eigenen zu Hause. Ein Fremdkörper der schnellst möglich verschwinden mußte.
Es saß nun also in seinem Wagen, das Radio aufgedreht und dröhnte sich mit Black Sabbath zu. Er liebte diese Form der Musik. Nicht zuletzt deshalb, weil sein Vater sie absolut nicht mochte. Er haßte dieses infernalische Gedröhne, wie er es immer nannte und hatte sogar ein deutliches Verbot ausgesprochen, diese Musik in seinem Hause zu hören. Welchen besseren Grund konnte es da geben als nun gerade erst recht das zu tun, was man nicht tun sollte ?
Es dauerte einige Zeit ehe Frederic soweit war, zu überlegen was er denn nun tun sollte. Schließlich startete er den Wagen und fuhr zunächst in die Stadt, ohne ein konkretes Ziel zu haben. Er dachte während der Fahrt nach, was er tun konnte, um seinen Vater zu beruhigen. Es lag ihm nicht so sehr daran seinem Wunsch zu entsprechen, als vielmehr wieder gutes Wetter zu machen. Diese ewigen Streitereien zehrten sehr an seinen Nerven. Und er war es leid sich immer anschreien zu lassen.
Nachdem er eine halbe Stunde in der Stadt umhergefahren war, entschloß er sich den Abend in der Disco zu verbringen und sich maßlos zu betrinken.

* * *

Die Discothek, die seine Stammdiscothek war, lag am Rande der Stadt. Er fuhr in die Straße in der sie sich befand ein und erreichte ein großes Parkhaus. Es war sehr voll aber nach einigen Durchläufen fand er schließlich einen Parkplatz.
Frederic stieg aus und überlegte ob er seine Lederjacke gleich im Auto lassen oder mit hinein nehmen sollte. Er ließ sie dann im Wagen und ging die drei Stockwerke zum Ausgang des Parkhauses hinunter. Auf dem Platz vor dem Eingang der Disco sammelten sich ganze Massen von Menschen. Insgeheim bereute er es schon, hierher gefahren zu sein. Wenn hier vor dem Laden schon so viel los war, dann mußte es im Inneren brechend voll sein. Doch genau genommen war es ja egal ob viel oder wenig los war. Er wollte nur gute Musik hören und sich dabei betrinken. Und gute Musik schien heute gespielt werden. Schon vor der Disco war der satte Sound zu hören. Als er endlich an der Kasse ankam hörte er gerade die ersten klänge eines AC/ DC - Stückes und er wünschte er wäre schon drinnen und auf der Tanzfläche. Doch es sollte noch etwas dauern ehe er dort ankam.
Leicht verärgert trat er endlich ein und als er die Tür zum Tanzsaal öffnete, der vom Rest der Disco abgeschirmt war, begann gerade der Imigrantsong von Led Zeppelin. Zuerst dachte er, es wäre ein anderes Stück, das genauso oder ähnlich begann aber er hatte sich getäuscht.
Schnell entledigte er sich seines Hemdes, das er übergezogen hatte, und stieg die wenigenStufen zur Tanzfläche hinunter.
Als er nun so am Tanzen war vergaß er alles um sich herum und dabei stieg er einem Mädchen, das hinter ihm tanzte auf die Füße. Frederic drehte sich um, denn er wollte sich entschuldigen. Gerade als er sich zu ihr umgewandt hatte blendete ein Scheinwerfer auf und er sah sie. Sie lächelte ihn an und er blickte in die schönsten Augen, die er je gesehen hatte. Er wollte etwas zu ihr sagen, doch die Musik war so laut, dass man kaum sein eigenes Wort verstehen konnte und so hob er dann seine Hände und zog seine Schultern hoch. Sie lächelte immer noch und Patric konnte sich nicht mehr von ihr abwenden. Er wußte es zwar noch nicht aber er hatte sich gerade in diesem Augenblick unsterblich verliebt.
Das Lied war zu Ende und das Mädchen verließ die Tanzfläche, Frederic folgte ihr und sah, dass sie sich auf einen der vielen Stühle, die auf der erhöhten Fläche oberhalb der Tanzfläche standen setzte, und ging zu ihr.
„Darf ich mich zu dir setzen,“ fragte er und sah ihr in die Augen. Sie sah ihn einige Augenblicke lang an und schien zu überlegen, was sie sagen sollte. Schließlich sagte sie in einem freundlichen Tonfall „Ja“.
„Bist du öfter hier in diesem Laden“ fragte er nach einer Weile, in der Schweigen geherrscht hatte.
„Nein, nur ab und zu“ gab sie zurück, wobei sie ihn eingehend musterte.
„Wollen wir was trinken ?“
„Warum nicht ?“
Beide gingen hinaus und als die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte konnte man sich unterhalten, ohne schreien zu müssen. Sie hatte eine sehr angenehme und weiche Stimme, fand er, als er sie hier in dieser relativen Stille nach seinem Namen fragen hörte.
„Frederic heiß ich. Und wie ist dein Name ?“
„Daniela“ gab sie knapp zurück.
Nachdem sie sich etwas zu trinken geholt hatten setzten sie sich auf eine der Bänke, die hier draußen bei der Bar standen und unterhielten sich lange und ausgiebig. Schließlich kam der Zeitpunkt als sie gehen mußte.
„Warum willst du denn schon gehen ?“
„Nun, ganz einfach deshalb weil ich in ein paar Stunden wieder arbeiten muß“, antwortete sie und Frederic fühlte ein ihm nur zu bekanntes Gefühl in sich aufsteigen. Das Gefühl etwas eben gewonnenes wieder zu verlieren.
„Sehen wir uns wieder ?“
Frederic hoffte, dass man seiner Stimme nicht zu sehr anmerken konnte, was er dachte und fühlte.
Daniela dachte einen Augenblick nach. Dieser schien sich in Patrics Wahrnehmung endlos und quälend lange hinzuziehen. Schon glaubte er sie wollte ihm nicht antworten.
„Klar, warum nicht. Hier ,“ sagte sie und reichte ihm ein Kärtchen mit ihrer Nummer und Adresse darauf „ruf mich doch einfach mal an. So am Samstag oder so.“
Frederic war glücklich. Und er strahlte bis über beide Ohren. Daniela, der dies nicht verborgen geblieben war, lächelte und gab ihm einen Kuß auf die Wange, ehe sie ging. Er stand da und sah ihr nach. Ein Sturm tobte in ihm und was auch immer an diesem Abend noch passieren sollte, nichts würde ihm so aufwühlen wie Daniela dies getan hatte.
 
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Kommentare  

Es ist ein Greul! Da hab ich doch tatsächlich Vater und Sohn vertauscht! NEIN!!!
Kann ja wohl nicht sein. Eindeutig nicht mein Tag was das betrifft... :-)
Gruß


Bernhard Brüllmückel (24.03.2010)

muss lachen, o'connor ist weg, dafür ist patric am schluss da.
st. patrick's day? ist ja noch nicht lange her. ;))
ach ja, ich kenn das, wenn einem diverse namen im kopf herumschwirren...


Ingrid Alias I (24.03.2010)

Hallo Ingrid.
Hast schon recht, hätte ich wohl noch etwas kürzen können. Und der O´Connor...hubs! Kleiner Fehler. Der Frederic sollte ursprünglich O´Connor heißen. Das paßte dann aber nicht mehgr ins Konzept und ich habe vergessen diesen letztenj O´Connor zu ersetzen. So ein Ärger... Wird gleich behoben. ;-)
Gruß


Bernhard Brüllmückel (24.03.2010)

gefällt mir gut, die schilderung der 'freiheit', in der frederic sich befindet...
manche sachen wären einfacher formuliert vielleicht besser (ich schreibe auch immer erst viel zu viel):

Die Discothek, die seine Stammdiscothek war, lag am Rande der Stadt. Er fuhr in die Straße in der sie sich befand ein und erreichte ein großes Parkhaus. Es war sehr voll aber nach einigen Durchläufen fand er schließlich einen Parkplatz.
Frederic stieg aus und überlegte ob er seine Lederjacke gleich im Auto lassen oder mit hinein nehmen sollte. Er ließ sie dann im Wagen und ging die drei Stockwerke zum Ausgang des Parkhauses hinunter. Auf dem Platz vor dem Eingang der Disco sammelten sich ganze Massen von Menschen.

Seine Stammdiscothek lag am Rande der Stadt.
Frederic überlegte ob er seine Lederjacke mitnehmen sollte. Er ließ sie dann doch im Wagen und ging die drei Stockwerke zum Ausgang des Parkhauses hinunter. Vor dem Eingang der Disco waren Massen von Menschen versammelt.

aber das ist nur meine meinung, lieben gruß von mir ;)
upps, noch was: am ende schreibst du von o'connor?


Ingrid Alias I (24.03.2010)

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