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14 Seiten

Es fremdelt - Eine kleine Familiengeschichte in 3 Akten (3/3)

Romane/Serien · Aktuelles und Alltägliches
© P.G,
Migration global steuern! Durchbruch bei den Verhandlungen mit afrikanischen Regierungen. Es wurden erste Vereinbarungen getroffen, gemäss denen Frontex die Grenzüberwachung in den den afrikanischen Staaten mit Drohnen und Einheiten vor Ort unterstützt. Die Migration müsse global geregelt werden, es reiche nicht länger, nur die eigenen Grenzen zu sichern. „Wir müssen heute, die Migration global steuern“, so der EU-Sprecher. Für die Zusammenarbeit erhalten die Regierungen hohe Wirtschaftshilfen. NGO's kritisieren, dass diese Wirtschaftshilfen nichts weiter als Bestechungsgelder seien, welche direkt in die Taschen der regionalen Machthaber fliessen.

Jasmine Gewerder
Gery hatte sie mehrmals gebeten, heute nach der Arbeit doch mit ihm zur Veranstaltung zu kommen. Ihre Unterstützung würde ihm Kraft und Selbstvertrauen geben. Als Jasmine ihm das erste Mal gesagt hatte, dass sie nicht komme, nach einer Frühschicht im Krankenhaus brauche sie etwas Ruhe, war sie überrascht gewesen, wie verletzt er reagierte. Sie wusste nicht, ihm ihre Anwesenheit so wichtig war. Trotzdem hat sie an ihrer Entscheidung festgehalten. Sie will nicht zwischen die Fronten zwischen Gery und Josh geraten, hat sich von Anfang an zurück-, ja eher sogar rausgehalten. Sie kann für beide Standpunkte Verständnis aufbringen, nur was die Art und Weise, den Ton der Auseinandersetzung betrifft, da steht sie voll hinter Gery. Josh benimmt sich seinem Vater gegenüber rüpelhaft, respektlos und überheblich. Aber Gery wehrt sich ja nicht.
Jasmine ist um 12 Uhr nach Hause gekommen und gleich unter die Decke gekrochen um ein wenig Schlaf nachzuholen. Die Ruhe und Verlassenheit der Wohnung gefallen ihr, als sie aufsteht und sich einen Kaffee macht. Überhaupt geniesst sie in letzter Zeit Momente der Einsamkeit besonders. Dabei ist sie grundsätzlich ein geselliger Mensch, schon immer gewesen. Für heute Abend hat sie sich was besonderes vorgenommen. Sie will ihre beiden Männer mit einem überraschenden Festmahl überraschen. Einmal wieder einen friedlichen Abend zusammen verbringen, die ganzen politischen Querelen beiseite lassen. Das Vorhaben steht, nur zum Planen ist sie noch nicht gekommen. Also blättert sie ihre Kochbücher durch, markiert Rezepte, surft durchs World Wide Web und entscheidet sich schliesslich für eine eine Pilzcremesuppe, Gemüsequiche und einen Salat mit Granatapfelkernen gefolgt von einem Schokoladenmousse. Als ihr Gery per SMS mitteilt, er gehe nach der Veranstaltung noch mit anderen ins Wysse Ross ist sie erleichtert. Die Zeit ist nämlich knapp bemessen. Sie rechnet fest damit, dass Josh ebenfalls ein wenig später kommt. Die Zeit sollte also reichen. Der Nachmittag vergeht wie im Flug. Das Kochen macht ihr Spass. Sie ist keine begnadete Hausfrau, doch sie kocht gerne, wenn es nicht jeden Tag sein muss. Deswegen teilen sich Gery und Jasmine seit jeher die Hausarbeit. Grössere Menüs zu kochen hat Jasmine schon immer Freude bereitet. Sie mag es, wie aus einer chaotischen Sammlung von Lebensmitteln ein kreatives Menü entsteht. Früher hat sie noch öfters grössere Sachen gekocht und dabei meistens mindestens einen Gang versemmelt. Sie und Gery waren immer gute Gastgeber gewesen. Charmant, zuvorkommend. Sie hat nie das Gefühl gehabt, dass sich ihre Gäste – Freunde und Verwandte – bei ihnen langweilten. Jasmine ist mit ihrer Leistung heute zufrieden. Als alles soweit bereit ist, setzt sich mit einem Glas Orangensirup ins Wohnzimmer, wo sie die ganze Zeit über schon den Fernseher hat laufen lassen. Gerade ist ein Hotline-Kartenleger oder Hellseher auf Sendung. Guilty Pleasure eben, etwas, das sie sich nur gönnt, wenn sie alleine ist. Mit Gery kann man sich so etwas nicht ansehen, er ist nicht in der Lage sich darüber einfach nur zu amüsieren. Stattdessen hat er sie einmal dafür kritisiert, dass sie sich mit dem Schauen dieser Sendung, die Leute unterstütze, welche Gewinn aus dem Leid, der Verzweiflung, Einsamkeit und Ängste ihrer Anrufer schlagen.
Typisch, Gwerder. Gery und Josh sind beides Moralisten der übelsten Sorte. In solchen Momenten vermisst sie Julia besonders stark. Mit ihr konnte man sich auch mal über so einen Blödsinn wie diese Sendung amüsieren, sich dem Guilty Pleasure hingeben, ohne alles gleich zu hinterfragen und ethisch zu analysieren.
Der Fernsehwahrsager interpretiert gerade die Karten einer älteren Frau mit einsamen Herzen, die gerne wissen möchte, wie es bei ihr in Zukunft mit der Liebe steht. Der gertenschlanke Mann mit blondierten Haaren und angegrautem Vollbart erzählt ihr, dass er in ihren Karten Liebesglück erkenne, es warte draussen, irgendwo, wo es viele Menschen gebe. Wahrscheinlich an einem Weihnachtsmarkt. Ja, sie solle im nächsten Advent möglichst viel an Weihnachtsmärkten ihre Zeit verbringen, dort werde sie jemanden kennen lernen. Die Frau fragt nach, wirkt erleichterter und bald schon freudig erregt. Dann beenden sie das Gespräch. Hat dieses Gespräch der einsamen Frau geholfen? Ja doch, der Kartenleger hat ihr Hoffnung gegeben. Etwas, das ihr Mut macht und sie dazu bringt, nicht länger alleine zuhause vor dem Fernseher zu sitzen, sondern raus unter die Menschen zu gehen. Klar, es sind falsche Hoffnungen. Eine Lüge. Wahrscheinlich eine Lüge. Nach allem, woran Jasmine glaubt, eine Lüge. Aber ist es nicht besser, die Frau geht mit etwas mehr Selbstvertrauen raus und mischt sich unter die Leute, als alleine zuhause Trübsal zu blasen? Wie viel einfacher doch die Welt wäre, wenn die ganze Sache kein Betrug wäre, wenn diese Leute wirklich in ihren Karten die Zukunft sehen könnten. Dann könnte man einfach zu so einem hingehen und ihn fragen „Ist das der richtige Mann für mich? Werde ich mit ihm glücklich sein?“ Jede Entscheidung liesse sich genau auf ihre wahrscheinlichen Folgen überprüfen. „Wird es eine Asylunterkunft geben und wenn ja, wird dadurch die Kriminalität steigen?“ Man bräuchte nicht mehr zu hadern, sich über Prognosen und Annahmen zu streiten, man könnte einfach einen Kartenleger oder eine Kartenlegerin aufsuchen. Klar, es wäre auch um einiges langweiliger im Leben. Entscheidungen würden schier bedeutungslos. Warum noch ein Risiko eingehen, man kann alles überprüfen, jedes Risiko, jede Ungewissheit aus der Welt schaffen. Ist es das, was sie sich wünscht? Ein risikofreies Leben bar jeder Ungewissheit. Alles klar vor ihr ausgebreitet, die ganze Zukunft und sie kann genau ablesen, wo der einfachste und angenehmste Weg hindurch führt, so dass sie ihn nur noch einzuschlagen braucht? Nein, so ein Leben strebt Jasmine nicht an. Aber was dann?

Jasmine steht unter der Dusche, als Josh heimkommt. Sie bemerkt ihn erst, als sie vor dem Spiegel ihr Haar bürstet und er die Tür seines Zimmers zuschlägt. Mit einem Handtuch wie ein Turban um ihr Haar gewickelt, klopft sie bei ihm an die Tür und öffnet, als er ein schrilles Ja krächzt. Er sitzt beschäftigt an seinem Computer und wirft ihr einen flüchtigen desinteressierten Blick zu, der ihr zu verstehen gibt, dass sie ihn stört.
„Und, wie war's?“, fragt sie.
Josh hält inne und dreht sich zu ihr.
„Mehsbrücken besteht zu 95 Prozent aus Rassisten. Für die ist jeder Flüchtling ein krimineller Parasit. So siehts aus.“
„So schlimm also.“
„Und mein Vater ist auch noch deren Fürsprecher, toll, wirklich toll.“
„Tja“, sagt Jasmine und wünscht, sie hätte das Thema gar nicht erst angesprochen, „Hör mal, Liebling, ich habe uns ein tolles Abendessen gekocht, ich hab mir richtig Mühe gegeben und hoffe, wir könnten mal zusammen einen Abend ganz ohne Politik verbringen.“
„Ich hab schon mit Isabelle abgemacht“, sagt Josh, der sich bereits wieder an seinem Computer zu schaffen macht, „Wir wollen ins Kino.“
Einen Moment lang erwägt Jasmine ein Machtwort zu sprechen und Josh aufzufordern, heute Abend hier zu bleiben.
„Ich habe mir wirklich Mühe gegeben“, sagt sie stattdessen.
„Ich ertrag heute kein Abendessen zusammen mit dem alten Rassisten.“
„Hey!“, sagt sie laut, „Jetzt reichts aber. Ich will solche dummen Sprüche von Dir über Deinen Vater nicht hören!“
„Wie willst Du das denn sonst nennen, wenn einer ....“
Sie schlägt die Tür zwischen sich und ihrem Sohn jäh und laut zu.
Ruhe, schöne Ruhe. Sie mag sich nicht streiten, doch noch ein vorlautes Wort ihres Sohnes und sie würde seinen Computer nehmen und aus dem Fenster werfen. Sie atmet tief durch, öffnet die Tür wieder. Er sitzt an seinem Computer, konzentriert, als wäre nichts vorgefallen. Sie sollte ihm die Leviten lesen. Ihm Hausarrest geben, ihn ganz ordentlich zusammenstauchen, aber was bringt das schon? Nur noch mehr Streit und Ärger. Ohne ein Wort schliesst sie die Tür wieder und geht runter in die Küche. Sie wirft einen Blick auf ihr Handy, um zu sehen, ob sich Gery gemeldet hat. Nichts. Aber warum nicht einen schönen, romantischen Abend zu zweit verbringen. Es ist lange her, seit sie das letzte Mal so was gemacht haben. Die Idee schenkt ihr neue Zuversicht und sie geht wieder nach oben um sich fertig her zu richten. Später überlegt sie sich, Josh zu fragen, ob er was essen will, bevor er geht oder ob sie ihm was zur Seite legen soll. Sie tut es dann doch nicht und als er sich verabschiedet, wünscht sie ihm nicht einmal viel Spass, fragt nur, wann er zurück sein wird.
„Zwischen elf und zwölf“, antwortet er und gibt ihr einen Kuss auf die Wange. Seit er mit Isabelle zusammen ist, geht er dauernd mit ihr ins Kino oder sie schauen sich zusammen Filme auf DVD an. Ja, er geht sogar mit ihr ins Theater. Isabelle ist ein echter Filmfreak. Sie kennt alle Schauspieler und Regisseure, weiss über jeden Film Bescheid, nicht nur über die Blockbuster und Hollywoodschinken, im Gegenteil, sie schwärmt von den kleinen Studiofilmen. Jasmine mochte früher Science-Fiction Filme sehr, vor allem solche, die in anderen Galaxien spielen. Star Trek gehörte zu ihren Favoriten. Die Vorstellung anderer Universen, Lebensformen und Kulturen. Der Aufbruch zu anderen Welten, das Altbekannte hinter sich lassen, ob es das war, das sie so daran faszinierte? Sie stellt fest, dass es Ewigkeiten her ist, dass sie so einen Film gesehen hat. Gery kann sich auf solche Sachen schlecht einlassen. Er findet es meist lächerlich, die Kostüme und die Filmsets. Er beschäftigt sich eben lieber mit der Realität, mit den Dingen, die hier und jetzt eine Rolle spielen. Nachrichten, politische Diskussionen, vielleicht mal einen Dokumentarfilm und ab und zu einen Krimi oder so was. Der Tatort ist ein fester Termin, wobei sie am Schluss doch meistens enttäuscht sind. Der Tatort ist das Gegenteil von Aufbruch zu anderen Welten. Tatort steht für das Bekannte, das Heimische und Regionale. Er lebt vom Wiedererkennen der Orte, der Milieus, der Vertrautheit der Themen. Aktualität und Regionalität. Bloss nicht über den Tellerrand gucken, lieber sich mit dem Altvertrauten beschäftigen. Jasmine nimmt sich vor, die Tatortroutine am nächsten Sonntag zu brechen. Die neuen Star Trek-Filme sollen ganz gut sein, so einen will sie sich ausleihen und egal, wie Gery reagiert, der wird dann geschaut und zwar ohne die ständigen dummen Sprüche.

Sie hat ein paar Kerzen hingestellt und sogar die passende Musikvorauswahl getroffen. Ein romantischer Abend. Nur sie zwei. Auf dem Sofa liegend, ein Buch neben sich, massiert sie sich den verspannten Nacken. Vielleicht kann sie Gery zu einer Massage überreden. Es ist lange her, seit er sie das letzte Mal massiert hat. Und dabei hat er ein Talent dafür. Heilerhände, hat sie früher gesagt. Als sie die Tür zugehen hört, wartet sie darauf, dass Gery zu ihr hereinschaut, ihr einen Kuss gibt und überrascht fragt, was denn für ein Anlass heute gefeiert würde. Doch die Tür geht zu, und sie kann seine Schritte auf der Treppe hören, dann ist es still. Sie wartet einen Moment, will ihm nicht nach rennen. Also nimmt sie das Buch und liest ein wenig weiter, unkonzentriert, ohne den Inhalt aufzunehmen. „Schatz?“, ruft sie irgendwann, legt das Buch weg und geht ihm doch nach. Er liegt mit geschlossenen Augen auf dem Bett.
„Guten Abend, der Herr“, sagt sie in der Tür stehend. Er beginnt sich zu räkeln und macht stöhnend:
„Hey, hallo. Wäre fast eingeschlafen.“, er öffnet kurz seine Augen, wirft ihr ein Lächeln zu, schliesst die Augen wieder.
„Was für ein Tag“, er gähnt. Schliesslich setzt er sich auf und beginnt von der Veranstaltung zu erzählen. Von der aufgeheizten Stimmung, der tiefen Kluft und von Emmeneggers wütender Reaktion nachher, als Gery ihm die Hand schütteln wollte.
„Jetzt mal schauen, was unsere nächste Schritte sein werden“, sagt er nachdenklich, „Es ist klar, dass unsere Sorgen nicht wirklich ernst genommen werden. Die Unterkunft soll kommen, ob wir einverstanden sind oder nicht.“
„Und was könnten solche Schritte sein“, fragt Jasmine mehr pflichtbewusst als interessiert. Sie steht immer noch in der Tür, während Gery auf dem Bett sitzt und auf seinen Knien trommelt.
„Mal abklären, welche rechtlichen Schritte uns zur Verfügung stehen. Einsprachen und so .... und dann ... na ja, wie nennt man das, die Mittel des Zivilen Ungehorsams ...“
„Ziviler Ungehorsam, hört sich spektakulär an.“
Er kichert, „Mal schauen.“ Er stöhnt und legt sich wieder hin, „Ist es Ok, wenn ich noch ein wenig liegen bleibe. Ich bin echt K.O.“
„Klar“, sagt Jasmine kleinlaut. Als er nichts mehr sagt, geht sie runter. Räumt alles wieder ab. Legt die CD's zurück, verräumt die Kerzen und das Essen wirft sie schliesslich alles in einen Plastikbeutel, den sie in den Abfallsack hineindrückt, welchen sie raus bringt. Im Bad schminkt sie sich ab, duscht sich und zieht ihren Bademantel an. Dann macht sie sich ein bisschen Rührei und isst, während sie die Nachrichten und danach eine Quiz-Show schaut. Sie fühlt sich dumm und ein wenig lächerlich. Als Gery runterkommt, sagt sie ihm, dass es noch Rührei und Brot hat. „Super. Willst Du auch noch?“, fragt er zurück.

Sie hört eine Weile lang Gerys leisem, sanftem Schnarchen zu, bevor sie aufsteht, sich den Morgenmantel anzieht und in die Küche runtergeht. Hinter dem Abfalleimer hat sie ein Päckchen Marlboro und ein Feuerzeug versteckt, beides holt sie hervor und öffnet das Fenster über dem Lavabo und steckt sich eine Zigarette an. Sie fühlt sich erschöpft und ausgelaugt. Dabei müsste sie doch froh sein, dass es Gery wieder so gut geht. Eine Weile lang hatte sie die Hoffnung schier aufgegeben. Vor allem als er auch noch zu trinken anfing, glaubte sie, jetzt gehe alles in die Brüche. Aber damit hat er zum Glück schnell wieder aufgehört. Doch so ganz ist die Angst davor, dass die Depressionen zurückkehren könnten, nicht weg. Jede Enttäuschung, jeder Rückschlag könnte seine Gefühle wieder durcheinander bringen und den wenig stabilen Boden, auf dem er jetzt wieder steht, einbrechen lassen. Ist es nicht einfach eine Flucht, wie er sich in die Sache mit dem Asylantenheim stürzt? Irgendwann ist dieser Streit zu Ende, und dann? Wo findet er dann seinen Sinn? Jasmine schmunzelt bitter. Seit Monaten dreht sich ihr Denken nur noch um ihn und um sein Wohlbefinden. Alles dreht sich um ihn und sein Wohlbefinden. Natürlich darf sie das nicht sagen, sie will es ja auch nicht denken. Er hat viel gelitten, und sich aus der Depression heraus gekämpft, darauf kann er stolz sein. Und trotzdem, die Wahrheit ist, dass sie das Gefühl hat, dass ihr ganzes Leben sich nur noch um ihn dreht. Mit seinem persönlichen Drama hat er sich zum Hauptdarsteller der Soap um die Familie Gwerder aufgeschwungen, in welcher Josh und Jasmine nur Nebenrollen übrigbleiben. Co-Stars, wie es auf englisch heisst. Sie ist ungerecht und hat darum ein schlechtes Gewissen. War es etwa nicht sie, die von Josh dauernd Verständnis für seinen Vater gefordert, sein Verhalten gegenüber seinem Vater kritisiert hat? Josh ist jetzt fünfzehn. Er wird nicht mehr lange hier wohnen bleiben, da ist sich Jasmine sicher. Erst recht jetzt nicht mehr, nachdem er mit seinem Vater kaum noch auskommt. Und Julia ist schon flügge geworden. Jasmine kann sich nicht vorstellen, dass Julia nach ihrem Englandaufenthalt noch einmal zuhause einziehen will. Die beiden wollen schnellstmöglich auf eigenen Beinen stehen. Und was dann? Bleibt sie dann einfach die Nebendarstellerin von Gery's Leben? Wenn sie an die Zukunft denkt, fühlt sie sich auf einmal wie eingesperrt. Der Drang auszubrechen, kündigt sich an, doch sie unterdrückt ihn, so gut es geht. Das Wort Scheidung oder Trennung will sie nicht in den Mund nehmen, nicht daran denken. Es sind Tabus. Nie im Leben hätte sie geglaubt, sich jemals so zu fühlen. Sie weiss nicht einmal, ob sie vor Gerys Krankheit sich auch schon so gefühlt hat. Will sie weg, weil er krank war? Jetzt geht es ihm doch wieder gut und er hat doch nichts verbrochen. Natürlich war es anstrengend, hat er ihnen viel zugemutet mit seinem Verhalten, seinen Weinanfällen, seinen Gefühlsausbrüchen – aber nein, genau das ist nicht richtig. Es ihnen zugemutet, als ob er es absichtlich getan hätte, als ob er die Verantwortung für seine Depression trägt. Er war krank! Krank! Er hat es sich nicht ausgesucht. Es wäre doch das Mindeste, was man von ihr als seine Ehefrau verlangen kann, ihm keine Vorwürfe dafür zu machen. Ist das nicht der Sinn einer Ehe, den anderen zu unterstützen, auch wenn es ihm schlecht geht? Gerade kotzt sie sich selbst so richtig an. Wäre das wirklich eine TV-Serie, wäre sie die egoistische, verständnislose Ehefrau. Und doch lässt es sich nicht leugnen, seit dem Beginn dieser Krise, hat sich eine grosse Distanz zwischen beiden gebildet, die vorher entweder nicht da war, oder von ihr nicht wahrgenommen wurden. Als hätte ein Erdbeben den Boden zwischen ihnen zu einem breiten Spalt aufgerissen, den sie nicht mehr überqueren konnte. Manchmal würde sie sich ja auch gerne einfach mal fallen lassen. Einfach im Bett bleiben und vor dem Alltag und dessen Anforderungen die Waffen strecken. Jetzt bin ich dran mit Depression, sagen. Sich mal von ihm tragen lassen. Trotzig drückt sie die Zigarette aus. Wie dumm und egoistisch, sie doch ist, jetzt kommts raus. Das Fenster über der Spüle lässt sie offen. Die Kühle Luft, die herein kommt und um ihr Gesicht weht, tut ihr gut. Sie würde gerne an die Uni gehen und so etwas wie Design studieren. Etwas Kreatives. „Sag bloss nicht, „wenn ich noch jung wäre““, flüstert sie zu sich selbst. Julia und Josh können sich jetzt entscheiden, alle Wege stehen ihnen frei und Jasmine merkt, dass sie ihre beiden Kinder zutiefst beneidet. Damals war Krankenschwester, das, was sie werden wollte. Aber das war vor knapp zwanzig Jahren. Mit den Kindern zuhause war ihr Leben erfüllt. Kinder geben einem eine Aufgabe. Man weiss, dass man gebraucht wird. Doch das geht jetzt zu Ende. Wütend fegt sie das Feuerzeug von der Ablage zu Boden. Sie nervt sich über sich selbst gerade so sehr. Sie ist das reinste Klischee. Warum kann sie nicht zufrieden sein, mit dem, was sie hat. Gery hält sie doch von nichts ab. Im Gegenteil, selbst, wenn sie ihm sagen würde, sie wolle sich an der Uni einschreiben, würde er sie unterstützen. Sicher sogar.
Sie dreht sich um und geht in die Hocke, um Feuerzeug und Zigaretten aufzuheben, plötzlich sieht sie die braunen Pantoffeln vor sich in der Küchentür stehen und schaut zu Josh hoch, der sie fragend ansieht.
„Ich wollte nur ein Glas Milch trinken“, sagte er mit müdem Blick, der über die Zigaretten und das Feuerzeug in Jasmines Hand schweift. Sie steht auf und steckt sich jetzt, ohne nachzudenken, provokativ eine Zigarette in den Mund und zündet sie an. Sie hält ihm das Päckchen hin: „Auch eine?“
Josh schaut sie mit grossen Augen an, leichtes Entsetzen spricht aus seinem Blick. Sie prustet los. Dann sagt Josh: „Sagt mal, seid Ihr jetzt alle übergeschnappt. Das ist doch nicht mehr normal. Ich kanns nicht erwarten, hier weg zu kommen.“, er dreht sich um und läuft weg, zurück in sein Zimmer. Jasmine sollte ihm nachgehen,ihm klar machen, dass er so nicht mit ihr reden kann, doch sie mag nicht. Ihr gefällt, wie sie ihn überrascht, wie sie ihn aus dem Konzept gebracht hat. Josh verhielt sich in letzter Zeit wirklich wie ein verzogener Schnösel, eingebildet und respektlos gegenüber ihnen, seinen Eltern. Während Gery es nicht über sich brachte, dem Jungen einmal so richtig die Leviten zu lesen, war sie schon nahe dran gewesen, ihm eine runterzuhauen. Ja wirklich, so weit ist es schon gekommen. Aber er benimmt sich wirklich manchmal, als wäre er der einzige, der die Welt verstanden hat und der über allen anderen steht. Und seit er seine erste Freundin hat, gibt er sich sowieso kaum noch mit ihnen ab. Klar hatte sich Jasmine gefreut, als sie davon erfuhr, auch wenn sie es lieber gesehen hätte, Josh wäre mit einem etwas einfacheren, normaleren Mädchen zusammengekommen als mit Isabelle. Isabelle ist ein Püppchen, eine kleine Miss Perfekt. Freundlich, fröhlich, hübsch bis zum geht nicht mehr, dazu auch noch klug und selbstsicher sowie direkt. Ein Mädchen wie aus der Vorabend-Soap. In Jasmines Augen ist sie das Grauen in Person. Ja, so ist es und nicht anders. Das Grauen in Person. Scheiss Isabelle. Und jetzt meint Josh erst recht, er sei etwas Besseres, weil er das schönste Mädchen der ganzen Schule zur Freundin hat. Eigentlich sollte Jasmine ihm wirklich nachgehen und mal ganz gehörig den Kopf waschen. Ob er eigentlich eine Ahnung hat, wie sie sich in den letzten Monaten für ihn und seinen Vater den Arsch aufgerissen hat, wie alleine sie sich gefühlt hat, weil sie sich weder auf ihren Mann noch auf ihren Sohn hat verlassen können. Nein, Josh, der Gutmensch mit seinen sonst ach so noblen und hohen Idealen, hat keinen Finger krumm gemacht um seiner Mutter während dieser Krise beizustehen, er hat sie im Regen stehen lassen.
Jasmine muss an eine ihrer Patientinnen im Spital denken. Jasmine hat ein Wochenende auf der Palliativstation ausgeholfen ist dabei der 93jährigen Frau Ott begegnet. Sie lag mit Bauchspeichelkrebs im Sterben. Jasmine erinnert sich an einen Morgen, an dem sie Frau Ott vorsichtig wusch. Alles tat der Frau weh. Ihre Gelenke, das Atmen, einfach alles. Frau Ott erzählte von ihrer Angst vor dem Einschlafen, weil sie nie wisse, ob sie aus dem Schlaf wieder aufwachen würde. Sie wolle ja tapfer sein, hat sie gesagt, aber der Tod mache ihr schreckliche Angst. Jasmine wollte sie beruhigen, aber sie hätte lügen müssen. Es gibt so viele, die behaupten, keine Angst vor dem Tod zu haben, Jasmine glaubt keinem einzigen davon. Frau Ott begann von den falschen Entscheidungen zu reden, die sie in ihrem Leben getroffen hat. Frühe Heirat, frühe Schwangerschaft. In ihrer Generation hätten die Frauen noch nicht die Möglichkeiten gehabt, die ihnen heute offen stehen. Für sie gab es von Anfang an nur das Familienleben und dabei wäre sie gerne gereist, hätte gerne fremde Orte besucht und andere Kulturen kennen gelernt. Aber sie war Mutter und Ehefrau, undenkbar daraus auszubrechen und das Leben neu zu gestalten. Und so hatte sie sich ihrem Schicksal ergeben. Zog ihre Kinder auf, führte den Haushalt und stand ihrem Ehemann bei. Ein treuer, anständiger Mann, wie sie versicherte. Und doch träumte sie davon, weg zu gehen, immer, jeden Morgen und jeden Abend. Als ihr Mann gestorben ist, sei sie zu alt und zu müde gewesen, um noch irgendetwas davon zu verwirklichen und jetzt liege sie hier und wartet auf ihren Tod. Würde Jasmine auch einmal so enden? Mit der Zigarette im Mundwinkel verlässt sie das Haus und tritt Barfuss hinaus. Es ist eine klare Nacht. Der Boden fühlt sich feucht und kalt unter ihren Füssen an. Jasmine zieht den Morgenmantel fest zu und tritt voran, macht einen Schritt vom kalten, harten Asphalt auf die weiche Erde, aus der das feuchte Gras wächst. Weniger Kalt, die Erde gibt auf angenehme Weise ihrem Gewicht nach.

Jasmine arbeitet gerne im Krankenhaus. Es gefällt ihr, immer wieder so viele, ganz unterschiedliche Menschen kennen zu lernen, immer wieder neuen Herausforderungen gegenüber zu stehen. Und sie meint von sich, gute Arbeit zu leisten. Und doch denkt sie häufig darüber nach, dass sie, stünde sie heute vor der Wahl, einen anderen Weg einschlagen würde. Sie würde erst noch mehr lernen wollen. Mehr über Geschichte, mehr Sprachen. Vor allem würde sie etwas Kreatives lernen wollen. Etwas gestalten, etwas schaffen. Mit Farben, Formen, mit Mode arbeiten. Das würde ihr gefallen. Sie schaut zum Haus zurück. Warum fängt sie nicht hier an. Sie könnte die Einrichtung verändern, die Wände neu streichen, neue Möbel kaufen. Aber dafür fehlt ihnen zur Zeit einfach das Geld und vor allem würde sie Josh wahrscheinlich neuerlich für verrückt erklären. Sie wendet sich wieder vom Haus ab, macht ein paar Schritte in Richtung der Strasse.

Vor ein paar Tagen ist ein junger Mann auf die Station gekommen, wo sie normalerweise arbeitet. Bei einem schweren Autounfall, bei dem er Beifahrer war, hat er sich mehrere Brüche zugezogen, so dass er für die nächsten Wochen zumindest vollständig auf die Pflege durch Drittpersonen angewiesen sein wird. Er ist siebzehn Jahre alt, also eigentlich noch ein Junge. Sehr schüchtern und überfreundlich ist es ihm sichtlich unangenehm von der Hilfe anderer abhängig zu sein. Seine Mutter umsorgt ihn wie ein Kleinkind und geht dem gesamten Pflegepersonal auf die Nerven. In den Pausen ist sie Gesprächsthema Nummer eins. Ihr Sohn, Ali hingegen finden alle sehr süss. Mit seiner schüchternen Art weckt er eigentlich in fast allen Mutter- bzw. Vaterinstinkte. Man kriegt bei ihm unweigerlich das Gefühl, ihn vor irgendwas beschützen zu müssen. Nur Verena, die dienstälteste, barsche Pflegefachfrau ist nicht gut auf ihn zu sprechen. Dem würde lieber mal jemand den Stock aus dem Arsch ziehen, hat sie gesagt. Gestern Abend klingelte er wegen starkem Harndrang. Jasmine ging vorbei um ihm zu helfen. Sie bemerkte, wie er eine Erektion bekam und fragte sich unwillkürlich, ob es sich um eine rein mechanische Reaktion des Körpers handelte, oder ob er sie tatsächlich attraktiv fand. Sie stellte sich vor, ihm durch sein krauses, dickes schwarzes Haar zu streicheln und ihn zu küssen und dann zu entjungfern. Es war eine kindische Vorstellung und hatte nichts mit ihrem sexuellen Verlangen zu tun. Es war einfach der Drang, einmal etwas total Verrücktes zu tun, das ihr niemand je zutrauen würde. Für Ali würde sie im Mittelpunkt stehen, er würde von ihr träumen und sie begehren. Sie wäre die Hauptdarstellerin. Aber natürlich ist Jasmine nicht diese Frau. Sie ist keine verruchte Verführerin. Nicht einmal ansatzweise. Die Fantasie kann nur einen kurzen Moment lang andauern, bevor sie völlig lächerlich zu wirken beginnt. Langsam wird Jasmine scheinbar wirklich verrückt. Sie dreht sich um und geht zurück ins Haus. Bleibt im Eingangsbereich stehen, blickt auf die Kommode neben der Garderobe, wo in einer Schüssel neben einem Feuerzeug, einem Streichholzkästchen, zwei Batterien und einer kleinen Taschenlampe und zwei Schrauben verschiedene Schlüssel liegen. Sie greift nach dem Autoschlüssel, zieht ihre Schlappen an und verlässt das Haus wieder, läuft zum Auto und steigt ein. Sie fährt durch die Nachbarschaft, schaut, wo noch Licht brennt, wo nicht. Sie begegnet Simon Schweingruber, dem 15 jährigen Sorgenkind, das früher Josh während der Primarschule regelrecht terrorisiert hat und jetzt Gefahr läuft von der Schule zu fliegen. Ihm wird sogar nachgesagt, er stehle und sei schon in Häuser eingebrochen. Sie kreuzen sich. Er auf dem Fahrrad, natürlich ohne Licht und ohne Fahrradhelm, sie im Auto. Ob er von einer Diebestour heimkehrt? Ob er betrunken ist?
Sie fährt weiter, kommt bei der alten Elektrofabrik Schindelegi vorbei, das Gebäude, das zur Asylunterkunft umfunktioniert werden soll. Wer braucht Angst vor Asylanten zu haben, wenn man solche Jugendliche wie Simon Schweingruber in der Gemeinde hat. Vor vielen, vielen Jahren hat sie Simon mal dabei erwischt, wie er Josh auf dem Heimweg abfing und in die Mangel nahm. Sie kam zufällig vom Einkaufen und beobachtete das Schauspiel. Die beiden waren etwa acht Jahre oder so. Sie sah eine Weile lang zu, wartete darauf, dass sich Josh gegen Simon zur Wehr setzt, aber nichts passierte. Er liess sich rumschupfen, treten und bespucken, schaute meist nur unbeteiligt zu Boden und schien einfach darauf zu warten, dass es vorbei geht. Schliesslich ist sie dazwischen gegangen, hat Simon am Kragen gepackt, von ihrem Sohn weggezerrt und dann zu Boden gestossen. Mit geweiteten Augen hatte sie der Junge erschrocken angeschaut. Am liebsten hätte sie ihm einen Tritt gegeben. Stattdessen schimpfte sie ihn aus, nahm Josh nach Hause und rief dann gegen den Widerstand ihres Sohnes Simons Eltern an, die sehr zurückhaltend reagierten. Wahrscheinlich bekamen sie regelmässig solche Anrufe. Jetzt könnte sie einfach umkehren und den kleinen Dreckskerl umfahren. Vielleicht würde er sich ein paar Rippen brechen, vielleicht das Handgelenk und dann würde sie ihn im Spital wiedertreffen und dafür sorgen, dass er diesen Krankenhausaufenthalt nie wieder vergisst. Diese kleine Ratte würde lernen, was es bedeutet, wenn man wehrloses Opfer ist, so wie es so viele gegenüber ihm sind und waren.

Die Schindelegifabrik steht schon seit Ewigkeiten leer. Jasmine weiss nicht genau, ob das alles abgerissen werden soll, oder ob man das bestehende Gebäude einfach renovieren und umbauen will. Sie könnte Gery fragen, der das sich weiss. Gery und Josh und ihr Kleinkrieg. Letztlich sind sie nicht mehr als zwei Egoisten, wie alle Gutmenschen. Ihnen geht es doch nicht um die Menschen, nicht um die Asylanten und Flüchtlinge, nicht um die Mehsbrückener. Ihnen geht es um sich selbst, um ihre eigenen Ideen und Überzeugungen. Ihr Kampf für und gegen diese Unterkunft ist ein reines Ego-Projekt. Und dasselbe gilt doch für sie alle. Niemand handelt selbstlos. Altruismus ist ein Märchen. Warum hilft man anderen Menschen? Na, weil einem das Helfen etwas gibt, weil es das eigene schlechte Gewissen stillt, weil es einem eine gewisse Befriedigung verschafft und weil man eine Gegenleistung erwartet. Die Hilfe selbst, und der andere, dem geholfen wird, das sind Nebenprodukte dieser egoistischen Handlung. So ist das eben.

Sie muss ein paar Minuten noch fahren, die Strassen sind mehr oder weniger verkehrsfrei, bis sie zu dem 24-Stunden-Tankstellenshop kommt, vor dem sie den Wagen anhält. Sie öffnet das Handschuhfach auf der Beifahrerseite. Unter ein paar alten Zeitschriften, einem alten Mini-Marsriegel, findet sie ein paar Münzen. Sie zählt nach, nimmt die Münzen und verlässt den Wagen. Die Tür schiebt sich vor ihr auf und sie tritt in den von grellem Licht durchleuchteten Laden. In ihrem Bademantel und in den Schlappen läuft sie auf die Kasse zu, hinter der ein junger Mitzwanziger sie misstrauisch beäugt. Jasmine richtet ihren Blick in seine Augen, mustert ihn scharf und ohne Scham, der junge Mann wendet seinen Blick ab. Jasmine kauft ein kleines Gold-Label-Flak. Sie sucht seine Augen. Es gefällt ihr, wie sie ihn in Verlegenheit bringt, in die Defensive drängt und er bemüht ist, ihrem Blick auszuweichen. Sie legt ihm das Geld hin.
„Ist gut so.“, sagt sie und wirft ihm ein breites, vielleicht (zumindest in ihrer Vorstellung) laszives Lächeln zu und verlässt den Laden. Im Auto drin fühlt sie sich mit einem schlag jämmerlich und schämt sich für ihren Auftritt. Überstürzt dreht sie den Verschluss auf und lässt einen grossen Schluck Whiskey die Kehle hinabgleiten, so gierig dass sie husten muss. Der Alkohol entspannt sie. Nach einer Weile dreht sie den Motor wieder an und fährt den Weg, den sie gekommen ist, zurück. Vor dem Haus bleibt sie noch eine Weile sitzen. Raucht ein, zwei Zigaretten, hört etwas Musik, trinkt das Fläschchen leer, dann verlässt sie den Wagen und geht zurück ins Schlafzimmer. Auf dem Weg stellt sie sich vor, wie sie sich an Gery anschmiegt, er seine Arme um sie legt und sie so, eng an seinen warmen Körper gedrängt ruhig einschläft. Oder er wacht auf und sie schlafen miteinander. Im Schlafzimmer herrscht eine dicke, unangenehme Luft vor. Als sie neben Gery liegt, merkt sie, dass die Distanz, der Spalt zwischen ihnen immer noch da ist. Sie will sich nicht an ihn schmiegen, will nicht mit ihm schlafen. Sie rutscht an den Bettrand von Gery weg, dreht ihm den Rücken und liegt da von einem Gefühl unüberwindbarer Einsamkeit überwältigt. So ist das eben.
 
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