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3 Seiten

Pandora

Trauriges · Kurzgeschichten
© Okio
Mein Herz ächzt auf unter der Last die es zu tragen hat. Man sagt, die Hoffnung sei der Honig der den bittren Kuss des Lebens erträglich macht. Nur hoffen auf was? Wofür all die Anstrengung?

Wenn ich während der Zugfahrt auf die Felder sehe, die an dem Fenster vorüberziehen, sehe ich nur eine verkrustete Narbe, geronnenes Blut, dass sich aufwölbt und scheinbar nur durch die samtweiße Schneedecke, die sich darüber breitet, gehalten werden kann.

Man nennt mich einen Pessimisten, doch wie nenne ich mich selbst?
Ich denke, dass es Enttäuschung ist, die man Pessimismus nennt. Die sprichwörtlichen rosaroten Brillengläser durch die ich immer wieder versuche die Welt zu sehn, erweisen sich als Falle und doch weigere ich mich bisher erfolgreich dagegen, dieses letzte Stück Magie in meinem Leben aufzugeben.
Langsam aber sicher komme ich zu dem Schluss, dass mich die Midlife-Crisis schon während der Pubertät erfasst hat. Um alles gleich in einem Aufwischen zu erledigen.
Nur dass ich zur Zeit einfach nicht die finanziellen Mittel habe, mir einen Phallusersatz auf vier Rädern zu kaufen.

Jedes Gefühl, ob gut oder schlecht zerreißt mein Herz, teilt es grausam in zwei Stücke, wenn ich liebe, liebe ich ganz, so dass mit bei ihrer Schönheit Gänsehaut aufläuft. Wenn ich in Ihre Augen sehe, dann lacht mein Herz als wäre zum zweiten Mal an diesem Tag die Sonne aufgegangen, so schön ist sie, dass es schmerzt.
Und doch ist sie unerreichbar, ?Beziehung? nennt man es. Ein sehr abstrahiertes Wort finde ich. Wo bleibt die Liebe, wo die Ideale?
Wo die Hoffnung, ja wo? Eine gute Frage, denn ich komme zu dem Schluss dass sich die Welt nicht durch Liebe am Leben hält, sondern mehr durch die Hoffnung, Liebe zu empfangen.
Und eben diese Hoffnung versüßt mir die Anstrengung.

Ob ich einer Täuschung erlegen bin, das wird sich weisen. Jetzt steht noch gar nichts fest. Das ist zugleich berauschend und schmerzhaft. Die Grenzen der Sprache tun sich auf, ohne Schwermut zu empfinden, wirst du es wohl kaum verstehen. Aber die Liebe ist mit Schwermut verbunden wie Regen mit Wasser.
Meinen, natürlich sehr subjektiven, da nicht selbst gemachten Erfahrungen, zu urteilen, ist das Verliebtsein schlechthin, der einzige Moment im Leben in dem man Kitsch verträgt. Ich würde mir sogar Häkelblumen in meinen Raum stellen, wenn sich dadurch nur diese Sehnsucht erfüllt. Einmal geliebt zu werden, ohne Bedingung, schöner noch, einmal zu lieben, ohne Bedingungen.
Selbst wenn diese Liebe nur einseitig ist.

Geduld ist ein Baum dessen Wurzeln bitter, aber dessen Früchte süß schmecken. Nur, meine Geduld ist wohl eher etwas verkrüppelt, wenn sie mal ein Baum war, stirbt sie gerade verzweifelnd an Wurzelfäule, von den Früchten erst gar nicht zu sprechen.
Küssen will ich sie, sie spüren, bei mir haben, ihr Haar riechen, ihre Haut.
So unglaublich weh tut es. Zerspringen will ich und schreien, es ihr sagen, sie umarmen, sie erobern für mich gewinnen, was soll es sein, der Motor der mich schweigen macht, mir die Luft abdrückt ist mein Nebenbuhler, oder eigentlich schon der Gewinner dieses Kampfes.
Ich will nicht kämpfen, wer weiß, vielleicht muss ich das gar nicht, aber so wie es aussieht, werde ich dennoch in die Schlacht ziehen.
Was ist ein Jahr im Leben, nichts, doch ein Jahr in der Liebe ist wie ein Jahrhundert, nein wie ein eigenes Leben, liebt man doch niemanden mehr so, wie man jemanden zuvor geliebt hat.

Mein Selbstzerwürfnis frisst mich auf, schaden kann es ja nicht, ich bin viel zu fett. Oft habe ich mich gefragt, ob das vielleicht nur eine Prüfung ist. Eine Prüfung wie man mit dem Geschenk des Lebens umgeht.
Sollte ich mir selbst einen Liebesbrief schreiben? Vielleicht habe ich die Liebe von außen erst verdient, vielleicht sehe ich sie von außen gar erst, wenn ich mich selbst annehme.
Oder sind meine Ansprüche zu groß? Was will, wenn will ich? Hm, sie! Helena von Troja kann ihr nicht das Wasser reichen, Klug ist sie, charmant, schön. Und....sie kann lieben. Warum nur bekommen diese Arschlöcher nur immer diese Frauen. Gut ich kenne ihn nicht mal wirklich, das heißt...ich habe ihn noch nie gesehen, und dennoch...ich hasse ihn.

Das wäre so, als hätte Helena ihren Peiniger, Agamemnon zu lieben begonnen.

Nur weiß ich nicht ob ich einer Helena oder Kalliope gewachsen wäre, ich bin mir selbst zu wenig wert, was hat eine Frau schon von mir.
Ich bin eine alte Seele, die nach dem letzten Schritt zur Erlösung lechzt, nach dem Nirvana, nach der Liebe, anspruchsvoll und doch bedingungslos.

Ich öffne die Büchse der Pandora, wohl bewusst dessen, was sich in Ihr befindet und vielleicht auch genau deshalb öffne ich sie.
Was mich erwartet will ich wissen, was mir bevorsteht, was mir bestimmt ist.
Ich sitze hier und schreibe und schreibe und suche noch die große Muse, die mich inspiriert, mir den Funken Göttlichkeit eingibt, den man Einfall nennt.
 
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Kommentare  

hallo, mir hat deine geschichte wirklich gut gefallen, sprachlich natürlich, da kann ich nur den hut ziehen und aber auch der inhalt, ich finde keineswegs, der sei zu selbstmitleidig!
ich schließe mich an, bitte, schreib doch nochmal eine geschichte!


crépuscule (07.03.2004)

hallo
Da ich nicht weiss, ob du hier von dir schreibst, gehe ich mal darauf nicht näher ein.
Also deine Sprache ist erste Sahne. Toller Stil. Der Inhalt wird ab der ersten Hälfte jedoch zu arg selbstmitleidig. Bis zu einem gewissen Punkt ist das ja ok, aber irgendwann reicht es dann auch.
Ich hoffe du schreibst mal eine Story, das Talent hast du alle mal
toi toi
gruss Pascal


Pascal gut (22.11.2003)

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