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Der kleine Hase

Kurzgeschichten · Winter/Weihnachten/Silvester · Für Kinder
Einige liefen unachtsam und hektisch an uns vorbei. Manche
blieben stehen. Schauten aufgeregt durch die Scheibe. Ihre
Hände klebten am gläsernen Gefängnis und manchmal
leuchteten ihre Augen vor Freude. Es kamen viele vorbei: Alte,
Junge, Kleine, Große; und ich hatte Angst vor ihnen.

?Mach dich nicht so klein und sitz nicht immer in der Ecke.
Du musst dich zeigen und mit deinen Ohren wackeln, sonst holt
dich niemand hier raus.?
Eine etwas ältere Häsin schaute mich wissend an. Sie streckte
ihre Ohren in die Höhe, bog dann eines lustig nach unten und
streckte ihren Körper so nah an der Scheibe aus wie sie nur
konnte. Diese Wesen da draußen machten mir einfach Angst.
Sie waren es, die mir meine Mutter genommen, mich in eine
Kiste gesteckt und in diesen Schaukasten gebracht hatten.

Zwei von ihnen standen nun schon einige Zeit vor unserer
armseligen Behausung. Sie zeigten immer wieder in meine
Richtung. Instinktiv machte ich meinen ohnehin kleinen Körper
noch unscheinbarer und noch kleiner.
? Versteck dich!? Ein Hasenjunge schaute mich ängstlich
an. ? Sie scheinen an dir interessiert zu sein und es ist eine
schlechte Zeit. Die großen Wesen nennen sie Weihnachtszeit.
Sie schenken sich gegenseitig Gegenstände und auch Tiere
wie uns. Doch sehr unüberlegt! Unser Leben ist in ihren Händen
meist nicht mehr viel wert. Wenn ihr Interesse erlischt, dann
vergessen sie uns einfach. Vergessen das wir fühlen und leben
wie sie. Meine Mama hat mir diese Warnung mit auf den Weg
gegeben und ich werde ihre Worte nie vergessen.?
Er strich mir sanft mit der Pfote über meinen Pelz und ich
konnte spüren wie er zitterte.

Eine Hand ergriff mich. Zog mich an meinen Ohren nach oben.
Verzweifelt schaute ich die anderen an, doch sie sahen weg.
Sie ignorierten mich absichtlich. Nur den kleinen Hasenjungen
hörte ich leise weinen.

Man setzte mich unter einen großen Baum, auf dem viele helle
Lichter brannten. Mich zu rühren wagte ich nicht. So heftig
schlug mein Herz, dass ich glaubte sterben zu müssen. Mit meinen
Augen suchte ich die großen Wesen. Wollte ihnen sagen das ich
hilflos bin, Angst hatte und mein Hasenleben in ihren Händen lag.
Würden sie mich verstehen?

Eine Träne kullerte über meine Barthaare, als eine kleine Hand
mich behutsam hochhob. Sofort spürte ich die Wärme des fremden
Körpers. Dachte an mein Zuhause und an meine Mutter, die ich
so sehr vermisste. Niemand zog mich an meinen empfindlichen
Ohren und ich schöpfte Hoffnung. Sanft streichelte das Wesen
über meinen Pelz und drückte mich vorsichtig an sein Herz.

?Bitte lieber Gott! Wenn es dich wirklich gibt, dann mach das
diese Menschen spüren, das Liebe das wichtigste ist was ich
brauche.?

Gelobte Weihnachtszeit!
 
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Kommentare  

Eine traurige Geschichte. Hoffentlich hat der kleine Hase ein Zuhause für immer gefunden. Kenne das Problem selbst mit den armen Tierchen, da ich schön öfter einmal im Tierheim (also zum Aushelfen) war. Gerade zur Sommerferienzeit und nach der Weihnachtszeit kommen die "Geschenke" und "Ungewollten" dort hin.
Die Geschichte ist ein netter Denkanstoss.
Lg Sabine


Sabine Müller (22.11.2007)

Am Anfang runzelte ich ein wenig irritiert die Stirn, denn das ist heute schon die zweite Weihnachtsgeschichte, bei der Hasen die Rolle in einer Weihnachtsgeschichte spielen. Was kommt wohl Ostern dran? Rentierschlitten für Osterhasen?
Na ja, zumindest wird dieser hier nicht gefressen. Und die Moral von der Geschicht? Verschenkt zu Weihnachten keine "süßen, knuddeligen" Haustüre, um die sich spätestens ab Februar keiner mehr kümmert und die allerspätestens im Juli irgendwo ausgesetzt werden? Ich zweifle, dass die Botschaft ankommt, denn sie wird übers Fernsehen alljährlich angemahnt, und alljährlich ist das Resultat das selbe...
Trotzdem: Guter Versuch. Auch von mir 3 Punkte


Gwenhwyfar (26.11.2002)

Als Hase hätte ich auch Schiss.
Doch wie hat die Hasenmutter es fertig gebracht ihre Erlebnisse zu erzählen, wurde sie selbst mal zurück gebracht, in den Schaukasten?
Oder macht sie es auf Telephatischem Weg?
Nett und einfach geschrieben, für 3 Punkte gut.


Maxson (09.11.2002)

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