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15 Seiten

Außerhalb des Kardiobereichs

Romane/Serien · Spannendes
© Pe Ott
Sie kam immer Mittwochs. Ein Handtuch um die Schultern. Die rote Trinkflasche im Arm. Meistens nahm sie das Bike vorm Fenster und trat träge in die Pedale. Sie gehörte zu den Frauen, die normalerweise nicht ihre Zeit mit Sport vertrödelten. Während des Radelns blätterte sie lustlos in einem der Magazine, die man an der Theke ausleihen konnte. Ein bißchen beneidete ich sie, mir wurde beim Lesen schlecht.

Ihr fehlender Ehrgeiz gefiel mir. Wir beide waren wohl die Einzigen, die das Fitnessprogramm von der lockeren Seite nahmen. Der Dicke vor mir trainierte verbissen. Ich linste auf sein Display: Er konnte niemals nur 3 Kilo mehr wiegen als ich. Ich schätzte ihn auf mindestens 120 Kilo. Ich fragte mich, warum er mogelte. Seine Gelenke würden so noch mehr belastet.

Sie war vielleicht Ende dreißig, nicht unbedingt schön. Sie erinnerte mich an meine frühere Englischlehrerin, dieselben dunklen Augen, mandelförmig und ein wenig zu groß im Gesicht.
Ihre Zeitschrift fiel auf den Boden, ein Zeichen, dass sie die nächsten Minuten intensiver trainieren würde. Es dauerte lange, bis sie ins Schwitzen kam und ich hätte gern einmal gesehen, wie ihr Pferdeschwanz im Nacken klebte.

Jetzt nahm sie ihr Handtuch vom Sitz und schritt würdevoll davon, in einer eigenartigen Mischung aus Lockerheit und Strenge. Ihre Beine waren schwer wie bei einer Balletttänzerin. Ich stellte mir vor, wie sie als kleines Mädchen Pirouetten vor einem Endlosspiegel gedreht hatte.

Während sie auf der Toilette verschwand, ging ich zur Theke, wo niemand sonst saß. Die meisten ließen sich nur ihre Getränkeflasche auffüllen, um gleich an ihrem Gerät weiterzuarbeiten. Ich blätterte in einer Handtaschenausgabe von Amica, die Sorte, die man hier abonniert hatte, damit sie bequemer in die Zeitschriftenhalter der Fahrräder passte.
Vor mir sprudelten bunte Mineraldrinks in durchsichtigen Kunststoffboxen.
Ich schraubte den Deckel von meiner Getränkedose und reichte sie der Mitarbeiterin hinter dem Tresen. Das grüne Giftzeug sah am interessantesten aus.
„Einmal Kaktus!“
„Wie bitte?“
„Einmal Mexican Feige“, präzisierte ich. Der jungen Frau war der Kaktusaufkleber auf der Saft-Box wohl nicht aufgefallen.
Geistesabwesend füllte sie meine Dose und knallte sie auf die Theke.
Mein „Danke“ ignorierte sie und fing an, die Gläser in der Vitrine gerade zu rücken. Ihre Rückenmuskeln spielten unter dem rotem Club-T-Shirt, das alle Mitarbeiter trugen.
Um ihr verbissenes Solariumsgesicht für Momente aufzuheitern, erzählte ich, dass ich Detektiv wäre. Sie konnte nicht darüber lachen. Sie tat, als ob sie irgendwelche Quittungszettel ausfüllen musste, dabei hätte sie das bequem abends machen können, wenn das Studio sowieso fast leer war.

Meine Balletttänzerin kam zurück, ihr Gesicht gerötet, einige Strähnen hingen aus ihrem sorgfältig gebundenem Pferdeschwanz.
„Sie sollten sich mal die Toiletten anschauen! So ein Saftladen!“
Beim letzten Wort musste ich grinsen, aber die Braune hinter der Theke ließ ihr Spültuch fallen und eilte diensteifrig hinter ihr her. Frauenprobleme, vielleicht ein in der Toilette schwimmender Tampon, kein Grund sich so aufzuregen. Momente später kam die Braune zurück, alleine, ihr Mund ein wütender Strich, ihr Teint ein paar Nuancen dunkler.
„Möchten Sie auch einen Kaffee?“, fragte sie mich und machte sich hektisch an der Maschine zu schaffen. „Ich brauch jetzt unbedingt einen.“
Ich hätte zu gern gewusst, was in der Toilette vorgefallen war.
„Wissen Sie was, die besucht noch andere Studios in der Stadt“, sagte die Braune, während das Kaffeewasser blubberte. „Die muss echt bekloppt sein. Zahlt hier schon genug.“
„Woher wissen Sie das?“ fragte ich innerlich aufgewühlt. Wie ein Junge, der heimlich in seine Lehrerin verliebt ist und jedes Gespräch über sie aufregend findet.
„Aber erzählen Sie es nicht weiter“, sagte sie. „Mein Chef darf nichts davon erfahren.“ Die unerwartete Komplizenschaft gefiel mir.
Sie holte tief Luft. „Ich arbeite noch in einem anderen Studio.“
Wer sollte es ihr verdenken, irgendwoher musste die Knete ins Haus kommen.
Die Braune studierte tatsächlich Architektur. Gar nicht dumm. Durfte wohl kostenlos während der Arbeitszeit unter das Solarium.

Der Gedanke, dass die Balletttänzerin, so nannte ich sie mittlerweile, auch in anderen Studios trainierte, regte mich auf. Noch Zuhause dachte ich darüber nach. Was hatte sie davon? Neuere Geräte, bessere Duschen? Eine andere Aussicht vom Rad? Auch mich begann der gewohnte Blick in die Kaufhof- Büros zu langweilen. Abends störte mich die dunkle Wand hinter den riesigen Glasscheiben des Studios, in denen ich mich spiegelte und manchmal erkannte ich unten einen Passanten, der sich an die Schaufenster lehnte und stumm zu mir hinaufsah, in den hellen Hamsterkäfig, in dem ich meinen Speck wegtrainierte, Radeln und Laufbandmärsche einem imaginären Ziel entgegen.

Trug sie auch woanders ihre glänzende Hose, die ihre kraftvollen Oberschenkel modellierte, als seien sie schwarz lackiert? Besaßen die fremden Studios andere Trinkflaschen? Ich stellte mir verschiedenfarbige Dinger auf dem Küchentisch meiner Ballerina vor. Montags gelb, Mittwochs rot, Samstags grün. Vielleicht hatte sie einen Außendienstjob und trainierte in dem Studio, das auf ihrem Heimweg lag. Was machte sie eigentlich, vielleicht irgendwas mit Sprachen? So wie früher meine Englischlehrerin, die beiden waren in etwa der gleiche Typ, streng, aber elegant, Frauen, die man sich nur alleinstehend vorstellen konnte. Meine Englischlehrerin in ihren großblumigen Etuikleidern, eine talentierte Kinderquälerin, die am liebsten uns Jungs zur Tafel zitierte. Ihre Zunge, die sich beim „th“ stets ein bißchen zu weit zwischen ihre Lippen schob, überraschend weich und rosa.

Im Büro zogen mich meine Kollegen immer wieder auf, weil ich vor mich hinträumte, aber vielleicht ginge es ihnen nicht anders, wenn sie beim jedem Training so ein Mordsweib sehen würden. Mich erregte die Vorstellung, dass es ihr gar nicht um Ausdauer und Muskelaufbau ging. Vielleicht schleppte sie immer wieder neue Kerle nach Hause. Schade, dass ich nicht schwul war. Es gab genügend gutaussehend junge Kerle, die sich einen Big Guy wünschten, einen gemütlichen Bären, den sie nicht nur kuschlig, sondern sogar geil fanden. Aber das chubby-chaser-Prinzip hatte sich in der Damenwelt leider noch nicht rumgesprochen.

Am nächsten Mittwoch fehlte sie, dafür war der Dicke da. Ich beobachtete ihn, wie er auf dem Stepper trainierte, obwohl ihm unsere Trainerin das Teil verboten hatte - zu gelenkschädigend. Aber immer Fahrrad fahren, war wohl zu langweilig.
Der Dicke liebte Leuchtstreifen. Nicht nur auf seiner Trainingshose, sogar auf der Hinterseite seiner Schuhe. Dabei joggte er bestimmt nicht nachts neben den Autos. Vielleicht besaß er eine Frau, die ihm die Dinger auf die Hosen bügelte.

Nachdem er mit dem Stepper fertig war, ließ er sich aufs Nachbarrad plumpsen, ein furzendes Geräusch, obwohl die Sitzbezüge nicht aus Leder waren.
„Ich muss unbedingt zwanzig Kilo abnehmen“, sagte er. „Sonst kann ich nicht operiert werden.“
Ich hatte keine Lust, mich mit ihm zu unterhalten.
„Der Anästhesist kann die Spritze sonst nicht setzen“, fuhr er fort. „Unverschämtes Ärztepack.“ Er grinste mich kumpelhaft an, begeistert von der Aussicht, sich mit einem Leidensgenossen austauschen zu können.
„Da wird der Anästhesist wohl recht haben“, sagte ich.

Obwohl mir keine OP ins Haus stand, gab es auch bei mir nichts zu Vertrödeln, sonst würde sich mein Diabetes noch weiter verschlechtern, hatte mir mein Hausarzt prophezeit.
Leider zeigte mein Training keinen Effekt. Ich nahm nichts ab, immerhin schaffte ich die Treppe zu meiner Wohnung mit nur noch einem Zwischenstopp.
Der Dicke blieb weg, war vielleicht doch zu Chips zurückgekehrt. Ich konnte es ihm nicht verübeln.

Es war nach einem besonders anstrengenden Arbeitstag, als ich mir dachte, eine Belohnung verdient zu haben. Ich ließ das Auto stehen und nahm die Straßenbahn. Ein paar Gin-Tonics, ausnahmsweise mal in der Woche, wohlschmeckend auch ohne Gesellschaft. Obwohl ich gegen eine Kumpeline nichts eingewendet hätte. Ich weiss nicht warum, aber ich musste schon wieder an meine Englischlehrerin denken. Einmal hatte sie das ganze Lehrerkollegium in ihren Garten eingeladen. Bierparty bis zum Umfallen.

Ich verzichtete aufs Volllaufen lassen. Es war Kinderschlafenszeit, als ich mich später an der Haltestelle nass regnen ließ. Es gab keine Überdachung, da konnte ich lieber noch etwas spazieren. Ich schaute von außen in die Fenster eines Cafés, das ich nicht kannte. Ein riesiger Kristalllüster schwebte über vereinzelt Tanzenden, die Tangolesson wohl nicht nur im Kino gesehen hatten. In einem anderen Schaufenster begutachtete ich Latexklamotten. Ob es die auch in meiner Größe gab? In einem der Spiegel zwischen den Schaufensterpuppen entdeckte ich hinter mir eine vorbeieilende Frau in einem schwarzen Poncho. Das Klacken ihrer Absätze klang im Regen noch lauter, dann hörte es auf. Ich drehte mich zu ihr um. Sie vertiefte sich in das Nachbarfenster des Latexladens, wo ein paar Spielzeuge ausgestellt waren, kleine Peitschen, gepolsterte Handschellen. Ich begutachtete den Stoff ihres Mantels, dünnes Kunstleder, unglaublich, zu was es mittlerweile vernäht wurde.

Erst als sie fortging, erkannte ich sie wieder, an diesem federnden Gang, den nur eine Ballerina haben konnte. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Sie verschwand in einem Seiteneingang neben dem Tangoschuppen. Ohne es mir zu überlegen, folgte ich ihr, wartete aber ein paar Minuten, bevor ich das unauffällige Gebäude betrat. Im Treppenhaus blieb es dämmrig, selbst nachdem ich den Lichtschalter betätigt hatte. Eine amateurhafte Malerei zog sich über eine Wand, atmosphärisch angeleuchtet durch kleine Halogenspots, die sich in der Erde eines Pflanzenbassins versteckten. Die Blätter der Palmen warfen bedrohliche Schatten auf den gemalten, kleinen Moses, über den sich eine hässliche Pharaonentochter beugte. Ein kleiner Springbrunnen plätscherte missmutig.

Ich nahm aus einem Prospektständer ein Faltblatt. Sauna, römisch-irisch, vierter Stock. Die Balletttänzerin besuchte also nicht nur fremde Studios. Hatte sie unter ihrem Poncho ihre Saunasachen versteckt? Ich sah mich um. Der Aufzug wirkte nicht vertrauenswürdig. Eins dieser alten Exemplare, wie man sie in alten französischen Filmen sieht, so eins mit Ziergittern um die Kabine. Ich beschloss, lieber die Treppe zu nehmen. Wenn ich Glück hatte, konnte ich mir oben Handtuch und Shampoo ausleihen.
Ich staunte, als sich nach dem Klingeln die Tür öffnete: Die Eingangshalle besaß die Ausmaße eines mittleren Tanzsaals, holzvertäfelte Wände, die Decke in schwindelerregender Höhe; inmitten von Liegestühlen thronte eine gigantische Palme wie der Riesenweihnachtsbaum im Ballsaal der Titanic. Eine Galerieetage zog sich um alle vier Wände, wie in einer alten Bücherei, nur dass es hier nichts zu lesen gab, dafür hölzerne Umkleidekabinen mit schweren Vorhängen.

Mit meinen geliehenem Badetuch kletterte ich die Treppe hoch. Ich verglich meine Schlüsselnummer mit den Messingschildern über den Vorhängen. Die ältere Kassiererin hatte sich nicht darüber gewundert, dass ich ohne Tasche erschienen war. Scheinbar war sie Spontanbesucher und andere merkwürdige Leute gewöhnt, wie den grauhaarigen Kerl mit dem Rundrücken, der auf der anderen Seite seinen Vorhang offen gelassen hatte. Er wollte sich wohl nicht das Vergnügen entgehen lassen, schon beim Ausziehen beobachtet zu werden. Ich schloss schnell meinen Vorhang und hängte meinen Mantel auf. Im dämmrigen Licht sah es so aus, wie ich mir als Kind ein Kriegslazarett vorgestellt hatte. Es gab eine Pritsche, auf der man sich im Halbdunkel ausruhen konnte, schläfrig von der Saunahitze, eingelullt durch die gedämpften Gespräche von Nebenan.

Der Spind sah ebenfalls historisch aus, dunkles Holz mit Durchbruchschnitzereien, durch die man sehen konnte, was sich drinnen befand.

Beim Duschen beobachtete mich eine junge, blonde Frau. Sie war wohl ebenfalls allein gekommen. Ihre großen Brüste lagerten beim Bücken schwer auf ihrem Bauch. Sie seifte sich zwischen ihren Beinen ein, ihre Muschi war nicht so ein bedrohlicher Busch, sondern ein hübsches, helles Dreieck. Wir waren nicht die Einzigen. Ich wunderte mich, dass die meisten Gäste jenseits der Fünfzig waren, die meisten sahen aus, als hätten sie die Silberhochzeit schon lange hinter sich, drei alte Herren vertieften sich in ihr Skatspiel. Ein Mann zog im Abkühlbecken seine Runden.

Die Jüngeren waren wohl ausdauernder im Saunieren, wie ich feststellte, als ich zunächst die Dampfsauna testete. Auch hier sah es aus wie im Museum. Jungen auf Delfinen ritten auf im Dunst verschwindenden Formkacheln. Jemand drehte den Wasserschlauch auf, ich war froh über den zunehmenden Nebel.

Ich probierte gleich danach die Trockensauna aus, um wieder trocken zu werden. Aber schon nach den ersten fünf Minuten wurde mir schummrig. Ich hatte keine Lust umzukippen, besorgte Gesichter um mich herum. Wenn mein Hausarzt mich hätte sehen können…Aber wer sollte schon Mitleid haben mit einem überhitzten, betrunkenen Diabetiker? Mit einem Glas Mineralwasser zog ich mich in meine Kabine zurück. Ich ließ meinen Vorhang leicht auf, um mich nicht eingesperrt zu fühlen. Für Momente döste ich vor mich hin, dann öffnete ich meine Augen und beobachtete die vorbeilaufenden Leute in ihren Bademänteln, Arme und Beine huschten an mir vorbei. Irgendwann auch die Beine, die ich aus tausend anderen wiedererkennen würde.

Sie sollte zu Hause neben mir einziehen, sie würde meine Müdigkeit vertreiben, selbst wenn ich ein alter Mann wäre. Meine Ballerina. Der Anzahl ihrer Schritte nach, gehörte ihr die letzte Kabine am Fenster. Sie holte wohl nur etwas raus. Selbst in Saunaschuhen hatte ihr Gang etwas Energisches. Als ich mir sicher war, dass sie nicht mehr in der Halle war, wagte ich mich raus. Unauffällig blickte ich nach unten und kontrollierte die Liegestühle. Nur zwei ältere Damen ruhten sich aus. Die Kassiererin war in ein Buch vertieft. Niemandem würde auffallen, wenn ich in der Fensterkabine verschwinden würde. Vorsichtshalber steckte ich meine Spritze ein, dann könnte ich immer noch behaupten, dass ich frische Luft gebraucht hätte beim Insulin Spritzen.

Ein schweres Parfum überlagerte den etwas muffigen Holzduft, als ich ihr Reich betrat, ein Geruch, in den sich eine stechende Note mischte, leicht chemisch. War es ein Putzmittel oder hatte es mit ihr zu tun, mit ihrem Beruf? Unter der Liege standen ihre hochhackigen Pumps, ich schnupperte an ihnen. Dann schaute ich in den Spind. Aber außer ihrem Poncho konnte ich nichts erkennen.

Mein erfolgloses Detektivspielen ärgerte mich selbst dann noch, als ich unten am Abkühlbecken vorbei kam. Einer der Skatbrüder bearbeitete seine schwieligen Füße mit einer Hornhautraspel und ich hätte ihn am liebsten ins Wasser gestoßen.

Die junge, blonde Frau von vorhin stand wieder unter einer der Duschen. Sie lächelte mich an, ihre Wangen gerötet, ihre Brüste sahen aus, als wären sie in kochendes Wasser getaucht worden. Ihre Brustwarzen, doppelt so groß wie vorher, verschwammen mit der umliegenden Haut. Das Mädel würde erschrecken, wenn sie in einen Spiegel schaute.

Ich setzte mich auf eine der geheizten Steinbänke, das Handtuch unter mir und beobachtete die Leute. Der Raum hatte etwas von einem Tempel, mosaikverzierte Säulen, alte Bodenfliesen, Wandnischen unter Bögen. Eine zierliche Frau näherte sich seitlich dem Wasserbecken. Sie tippte vorsichtig ihre Füße ins Wasser, um gleich danach kichernd aufzuschreien. Ihr Mann, der chinesisch aussah, planschte herum und spritzte sie nass. Beide waren Mitte Vierzig und ihre kindliche Ausgelassenheit amüsierte mich.

Auf eine der unteren Treppenstufen, neben einem der Wasserlöwen aus Marmor, entdeckte ich meine Balletttänzerin, nackt, ihr Oberkörper zurückgelehnt, die Beine halb im Wasser. Die Augen geschlossen, so dass ich für Momente ihre Brüste betrachten konnte. Sie waren sehr hell. Flache, geometrisch exakte Halbkugeln, ungewöhnlich für eine Frau von Ende dreißig. Die Brustwarzen dunkel, als wäre sie einmal schwanger gewesen, ohne dass sich ihre Brüste dabei verändert hätten. Der Chinese nahm keine Notiz von ihr, obwohl ihre Beine etwas zu weit gespreizt waren, aber noch nicht so, dass es jedem aufgefallen wäre. Der Wassersaum kitzelte in kleinen Wellen zwischen ihren Oberschenkeln und sie lehnte sich behaglich zurück. Das hätte sie auch anders haben können.

Der Chinese schwamm auf die Stufen zu, ohne sie zu beachten. Seine Frau tippelte ins Wasser, eine Stufe hinunter, eine wieder hoch. Vorsichtig benetzte sie Arme und Beine.
Ihr Mann hüpfte im Wasser vor ihr herum, schürzte seine Hände und bewarf sie mit Wasser. Sie lächelte über seine possierlichen Verrenkungen wie alte Damen über ihren im Ententeich badenden Dackel. Ich wunderte mich, dass meine Balletttänzerin nicht aufstand, aber das muntere Treiben um sie herum schien sie nicht zu stören. Die kleine Frau versteckte sich jetzt hinter ihrem Rücken, um einem Wasserregen auszuweichen, den ihr Mann über sie ergießen wollte. Und nachdem er die falsche Frau traf, schrie sie auf, diesmal aus echtem Schmerz, aber wohl mehr aus Überraschung. Es ging so schnell, dass ich mir hinterher nicht sicher war, ob es wirklich passiert war: Die Ballerina hatte sich wortlos nach ihr umgedreht und ihr tatsächlich eine geknallt.

Es hatte niemanden weiter interessiert, die älteren Herrschaften fanden ihre Reaktion vielleicht richtig. Auf den Schreck verzog ich mich ins Warme. Meine Augen fielen in der Hitze fast zu, es gefiel mir, wie der Schweiß aus mir herausströmte. Hinterher war ich bestimmt ein Kilo leichter. Ich musste aufpassen, dass ich nicht eindöste, wenn ich Pech hatte, würde mich niemand wecken. Die Skatbrüder schienen ihre Karten mit in die Sauna genommen zu haben, ab und zu hörte ich einen lebhaften Ausruf, der in der Stille danach verebbte. Ich hörte, wie die Tür aufging, ein leiser Luftzug. Ich erschrak, als ich die Augen öffnete und der Ballerina so plötzlich wieder begegnete, vielmehr ihrem Bauch, der sich direkt vor mir befand, flach, fast männlich, ihr Schamhaar dicht und schwarz. Sie stand inmitten der Schwitzenden, einen anzüglichen Moment zu lange, so dass ich den dunklen Flaum betrachten konnte, der sich bis zu ihrem Bauchnabel zog. Ich ließ meinen Blick höher wandern. Ihre Brüste waren aus der Nähe noch schöner.

Dann setzte sie sich hin, kletterte an mir vorbei auf die oberste Bank. Ich spürte ihre Blicke im Rücken. Ein Mann gegenüber schaute uns schweigend an, dann wurde er unruhig. Ich dachte zunächst, er hätte Grund, sein Handtuch anders zu drapieren, aber er schien wegen etwas anderem nervös zu sein. Fast schien es mir, als hätte er Angst. Was hatte er gesehen? Hatte er zwischen ihren Beinen einen übergroßen, anatomisch außergewöhnlichen Kitzler entdeckt? Im Internet hatte ich Anzeigen von Saugapparaten entdeckt, mit denen man sich einen Mini- Penis züchten konnte.

Ich wartete darauf, dass sie die Sauna vor mir verließ, aber sie ließ mich zappeln. Ich hielt es kaum noch aus, mindestens zwei Sanduhren waren um. Dann hörte ich, wie sie sich aufsetzte. Die Haut auf ihrem Rücken war trocken, als sie an mir vorbei die Stufen hinabstieg, nicht ein einziges Tröpfchen Schweiß. Ich verstand nicht, wie man überhaupt nicht schwitzen konnte.
Ich wartete noch einen Moment, dann erhob ich mich taumelnd, noch ein paar Sekunden länger und ich wäre umgekippt, hilflos allein.

„Warum folgen Sie mir?“, herrschte sie mich an, als ich erschöpft nach draußen schwankte. Sie lief neben mir her, ihre Stimme war leise, so dass ein Außenstehender von unserer Unterhaltung nichts mitbekam. Ihr Handtuch hatte sie sich um die Schultern gewickelt.
„Nun beziehen Sie nicht alles gleich auf sich“, entgegnete ich gereizt.„Es dreht sich nicht immer alles um Sie.“ Soviel weibliche Egozentrik ging mir entschieden zu weit.
„Ich habe beobachtet, wie Sie in meinen Spind geschnüffelt haben“, sagte sie jetzt. Aber vielleicht bluffte sie. Wie hätte sie mich von unten beobachten können?
„Nun gut, ich war einfach neugierig“, sagte ich. „ Mich hat interessiert, was das für eine Sauna ist, für die sie extra Geld ausgeben.“
„Woher wissen Sie das?“, fragte sie selbst unsicher geworden.
„Reine Intuition, Sie sehen aus, wie jemand, der einen kapriziösen Geschmack hat. Sie lieben die Abwechslung. In jeder Hinsicht.“
„In mancher Hinsicht“, sagte sie lächelnd. Sie hatte ihre Überlegenheit wieder gefunden.
„Verraten Sie mir, welcher Club sich bisher am meisten gelohnt hat.“, lockte ich.
„Ich könnte Sie mitnehmen, dann könnten Sie es selbst herausfinden.“, bot sie an.

Ich ging tatsächlich auf ihr Angebot ein.
Sie holte mich am darauffolgendem Samstag von zu Hause ab. Sie klingelte, wartete aber unten, als fürchtete sie, einen dünnen Kaffee vorgesetzt zu bekommen in einer nach Socken stinkenden Junggesellenwohnung, obwohl ich zugeben muss, dass sie damit nicht ganz falsch lag. Seit meine Süße ausgezogen war, stapelten sich die Geschirrberge nicht mehr zwei Wochen lang, sondern warteten, bis mindestens eine Badewannenfüllung zustande kam. Ich hätte meine Balletttänzerin nicht einmal unter der Dusche verführen können. Aber außerhalb der eigenen Wände war der erotische Thrill sowieso höher.

Ihr Wagen war unaufgeräumt. Kartons mit Schuhen stapelten sich auf dem Rücksitz. Sie bemerkte meinen Blick.
„Oh, kleine Macke von mir“, sagte sie lächelnd.
Nicht die einzige, hätte ich am liebsten hinzugefügt.
Wir fuhren Autobahn, wir wollten unser erstes geplantes Sauna-Date würdig begehen und erst in der Nachbarstadt gab´s eine ordentliche Therme. Wir kannten sie beide nicht, was mir gefiel.

Es machte Spaß, ihr beim Fahren zu zusehen. Ihre Hände berührten nur leicht das Lenkrad, mit schwanenhafter Eleganz und ich hatte schon immer eine Schwäche für sehr weibliche Hände mit vielen Ringen und langen, lackierten Nägeln.
Wie sie wohl hieß? In meiner Phantasie hatte ihr die geheimnisvollsten Namen gegeben, immer etwas Russisches oder Ungarisches, was zu ihren dunklen Augen passte und ich war enttäuscht, als ich hörte, dass sie nur Ilka hieß, andererseits passte der Name gut zu einer Ärztin von 47 Jahren. Da hatte ich mich ganz schön verschätzt, sie war sogar drei Jahre älter als ich.

Von getrennten Umkleidekabinen schien man in der Lipsia-Therme nicht viel zu halten, was mich störte. In solchen Punkten war ich konservativ. Mir gefiel es besser, wenn Männlein und Weiblein erst im Duschraum aufeinander stießen. Aber vielleicht ärgerte ich mich auch nur, dass ich meine neue Boxershort nicht angezogen hatte, sie trug auch kein Seidenhemdchen, wie ich erleichtert feststellte.

Wieder schwitzte sie nicht. Weil wir nicht wussten, worüber wir uns sonst unterhalten sollten, hechelten wir unsere einzigen gemeinsamen Bekannten durch, die Leute aus dem Fitness-Studio.
„Weißt du, was mit dem Dicken ist?“, fragte ich sie, ohne zu merken, dass ich genauso über mich selbst hätte reden können. „Du weißt schon, der mit den Leuchtstreifen auf der Hose.“
„Ach, der 240-Pfünder“, sagte sie. „Der immer Gewichte stemmen wollte und mit rotem Kopf auf dem Stepper hüpfte?“
„Das durfte er nicht“, sagte ich. „Er hat auf seine Bandscheiben-OP gewartet.“
„Aus ärztlicher Sicht hätte ich ihm Kraftsport sowieso verboten“, sagte sie. „Alles außerhalb des Kardiobereichs.“
Und was ist mit mir, wollte ich am liebsten fragen.

Das Tauchbecken war draußen, und wir stapften in unsere Bademäntel gepackt durch den Schnee. Wir zogen unsere Schuhe aus und genossen die knisternde Kälte unter unseren Füssen, dann eilten wir übermütig voraus und ließen uns ins kalte Wasser fallen, wirklich was für Masochisten. Ich ärgerte mich, dass sie später an meinem Bauch hinabsah und auf meinen kleinen Knopf starrte. Zum Glück grinste sie nicht, sonst wäre ich wirklich sauer geworden. Ich fragte mich, was sie von mir wollte. War sie vielleicht doch ein wenig geil? Dann könnte sie es mir auch anders zeigen.

Als wir frierend wieder ins Haus kamen, bestellten wir uns etwas zu trinken. Erst einen Kaffee, dann etwas Kaltes. Das Tresenpersonal war großzügig, die Getränke durfte man in den Ruheraum mitnehmen. Neben den Liegen sonnten sich ein paar Landschildkröten unter einer künstlichen Sonne. Ich zählte zwei Große und fünf Kleine, denen man sogar ein Häuschen spendiert hatte, ein weißer Klotz mit blauen Fensterläden, griechisch wie alles hier. Ilka trank einen Schluck Wasser und kippte den Rest über das größte Tier, dessen Panzer danach wie poliert glänzte. Der Sand um seinem Bauch wurde nass und dunkel. Papa Schildkröte hatte von seiner Dusche zunächst nichts mitbekommen, dann zog er sich beleidigt in sein Haus zurück.
„Was sollte denn das?“, fragte ich. Wie konnte man so verschwenderisch sein?
„Wir können noch Besseres zusammen trinken“, sagte sie. Später? Wollte sie mich einladen? In eine kleine Bar, wo wir mit getrockneten Haaren uns leckere Dinge bestellen würden?
Im Auto glänzten ihre dunklen Augen wie Stunden zuvor der Schildkrötenpanzer. Sie schaute mich an, als wollte sie mich zu mehr einladen. Stattdessen gab sie mir die Hand, ich roch ihr Parfum und hatte Lust, sie zu küssen.
„Beim nächsten Mal bei mir.“, sagte sie. „Nächsten Mittwoch. Da müsstest du Zeit haben. Das ist sonst dein Trainingstag.“

Gehörte das Haus wirklich ihr? Aber als Ärztin verdiente man nicht schlecht.
Bei ihrer Hausführung gefiel mir ihr Schlafzimmer am Besten, sie besaß ein großes Bett in einem altmodischem Alkoven mit gerafften Vorhängen. die durch Seile mit Goldknäufen. an der Wand befestigt waren. Lang genug, um mich ans Bett fesseln zu können.
Ihr kleiner Junge würde alles für sie tun, meine Ballerina, meine Lehrerin.

„Das wollen wir uns für später aufheben“, sagte sie mit wissendem Lächeln. „Erst werde ich dir die Kellerräume zeigen.“
Der Keller war ebenso stilvoll eingerichtet wie ihr Wohnzimmer, Blütenbouquets in hüfthohen Vasen, ein großer Spiegel, vor dem ich sie an mich zog. Wir waren ein merkwürdiges Paar, ein Zweimetermann neben einer zarten Ärztin, deren Eleganz nicht zu übertreffen war, aber deren Lippen selbst nach einem Kuss wohl nichts Weiches bekommen würden. Um es zu demonstrieren, versuchte ich sie zu küssen, aber sie drehte sich weg. Stattdessen schaute sie in den Spiegel und zupfte an einer Haarsträhne. Wir besaßen die gleiche Haarfarbe, obwohl ich glaubte, dass sie ihre färbte.
„Schau mich an“, bat ich sie, dann schauten wir gemeinsam wieder in den Spiegel. Ich fand mich hässlich neben ihr und ließ sie los. Ich fragte mich ohnehin, was sie von mir wollte. Aber vielleicht gehörte sie zu den Frauen, die es mögen, mit einem Kerl wie mir Sex zu haben, weil sie dann noch schöner wirken. Und jünger wurde sie auch nicht.

Sie zeigte mir ihr Badezimmer, eine Badewanne mit Löwenfüßen und zog ihre Bluse aus.
„Laß uns duschen“, sagte sie und öffnete mein Hemd. Ihre Hände fühlten sich kalt an. Mit ihren Fingernägeln strich sie amüsiert über meinen weißen, behaarten Bauch. Gefiel ihr so ein Bärenfell tatsächlich?

Ich wagte es, sie noch einmal zu küssen und sie beantwortete meinen Kuss diesmal gierig, während wir uns die restlichen Kleider gegenseitig auszogen und uns unter die Dusche stellten.
„Da unten bleibt alles trocken bei dir“, machte sie sich über meinen Bauch lustig, hielt mir den Duschkopf zwischen die Beine und massierte mich mit eingeseiften Händen, während sie mich weiter küsste, ganz Frau Doktor, wollte wohl sicher gehen, dass sich keine Smegmatüte in sie hineinbohrte.

„Warte“, wehrte sie mich ab, als ich mich revanchieren wollte. Aber sie hatte noch einiges mit mir vor. In kuschlige, warme Handtücher gehüllt, verließen wir das Bad. Der nächste Raum war bis zur Decke gekachelt und kaum möbliert. Zwei Waschmaschinen drehten ihre traurigen Runden neben einer fast wandhohen Heizung, an der ein Kleiderbügel hing. Über der Lehne des einzigen Stuhls hing noch ein Handtuch. Rechts davon stand etwas, was wie ein überdimensionierter Schuhschrank aussah, von außen mit Bauernmalereimotiven bemalt. Ich musste aufpassen, nicht über die Schuhe zu stolpern, die nicht mehr hineingepasst hatten.
„Mein Schuhtick“, sagte sie, als könnte sie meine Gedanken lesen. „Es wird Zeit, dass ich mir noch einen Zweiten anschaffe.“
An der gegenüberliegenden Seite hing an der Wand ein Gartenschlauch, mit dem man die Fliesen abspritzen konnte. Wie in einem Schlachtraum, dachte ich, dabei gab es in meinem Wäschekeller zu Hause ein ähnliches Ding und das von den Wäschestücken tropfende Wasser sammelte sich in einem Abfluss im Boden. Instinktiv schaute ich zur Decke. Tatsächlich, gab es auch hier einige Wäscheleinen. Ich beruhigte mich wieder.

„Hast du Lust, dich schon mal hineinzusetzen?“, fragte sie und zeigte mir stolz ihre Sauna, die ich bisher übersehen hatte. Sie war klein, ein Modell für den Singlehaushalt. Ich zog den Kopf ein, damit ich nicht an die Decke stieß. Die Kohlen waren heiß. Hatte sie extra für meinen Besuch vorgeheizt?
„Ich benutze sie jeden Morgen und Abend“, nahm sie meine Frage vorweg. Und sie hatte sich in der Tat häuslich eingerichtet. Neben mir hing ein kleines Bücherregal mit einer Leselampe. Es war ein sonderbares Gefühl, in einer Sauna zu sitzen, in der es richtiges Leselicht gab und nicht so ein dummes Metallbrett mit ausgestanzten Löchern, das bei längerem Hinschauen immer stärker einer prähistorischen Maske glich, hinter der das Licht wie Heiligenstrahlen die Wand anstrahlte. Ilka hatte eindeutig mehr Geschmack als jeder Studiobesitzer.
„Soll ich dir etwas vorlesen?“, fragte ich sie und musste erst schauen, was sie an Büchern besaß.
„Aber ich möchte uns vorher noch etwas zu trinken holen“, sagte sie und löste meinen Arm von ihrer Schulter. „Magst du auch Sekt?“
Das hörte sich vielversprechend an. Und wenn mir in der Sauna schlecht wurde, würden mich professionelle Hände wieder zum Leben erwecken.
„Leg dich hin, entspann dich“, sagte sie. „Ich bin gleich wieder da.“ Zärtlich strich sie zum Abschied über meinen Bauch und schloss die Tür, damit der Raum nicht abkühlte. Das Rotieren der Waschmaschinen hörte sich fast romantisch an. Ich versuchte, mich auszustrecken, aber meine Beine waren zu lang. Ich dachte an unser gemeinsames Duschen, ihre Brustwarzen waren zwischen meinen Lippen ganz groß geworden, aber sie hatte mir nicht erlaubt, zwischen ihre Beine zu fassen. Als wollte sie mir ihre Musch erst oben im Bett vorführen.

Ich fragte mich, wo Ilka blieb und schaute durch das Türfensterchen. Sie kam gerade zurück, in ihrer Linken eine Flasche Freixenet trocken, in der Rechten zwei antik aussehende Sektkelche, nobel, wie alles in diesem Haus. Sie stellte sie auf die linke Waschmaschine, ein seltsamer Gegensatz, der die Gläser billig aussehen ließ. Warum verschwand sie schon wieder? Hatte sie noch etwas vergessen?

Sie kam mit meinen Klamotten zurück. Hose und Hemd legte sie auf die andere Maschine. Was war denn mit Ilka los? Wollte sie unbedingt meine Sachen waschen? Ich musste grinsen. War sie eine Frau, die nach dem Sex die Kleider ihres Geliebten wäscht? Dabei hatten wir noch nicht einmal richtig miteinander geschlafen. Dann hängte sie meinen Mantel auf den Kleiderbügel über die Heizung. Ganz schön fürsorglich, dachte ich. Dann ist er schön warm, bevor ich nach Hause in die Kälte fahre. Da fiel mir ein, dass ich noch eine halbe Tafel Diabetikerschokolade in der Manteltasche hatte. Das war ihr wohl nicht aufgefallen. Ich klopfte ans Fensterglas. Aber sie verstand meine Handzeichen nicht. Fürs Nonverbale hatte sie - bei all ihrer Eloquenz - wenig Talent. Das war mir schon vorher aufgefallen. Ich winkte ihr noch einmal zu, dann wollte ich die Tür öffnen. Sie klemmte. Jetzt wurde ich langsam sauer. Ein paar Heizungssekunden länger und mein Mantel wäre hinüber. Ich klopfte stärker, aber sie schaute nicht einmal in meine Richtung. Was war nur los mit ihr?
Ich versuchte ein zweites Mal die Tür aufzustoßen, diesmal mit mehr Kraft. Vergeblich. Erst jetzt fiel mir auf, dass der Stuhl woanders stand, nicht mehr an seinem alten Platz. Deshalb hatte sie die Sektgläser auf die Waschmaschine gestellt! Was war ich nur für ein dummer Idiot! Wie hatte ich nur glauben können, dass sie wirklich etwas von mir gewollt hatte? Aber die Gier in ihren Küssen war echt gewesen und ihre Brustwarzen waren wirklich in meinem Mund angeschwollen.

Ich war stark, ich würde die Tür einrammen. Ich sah nicht nur aus wie ein Bär. Jetzt nahm Ilka meine Schuhe und öffnete die Tür des Schuhschranks. Innen war es dämmrig. Sie besaß wirklich zu viele Schuhe, Stiefel, Pumps, Dutzende teurer Modelle. Im untersten Regal war noch ein Platz frei. Daneben standen ein Paar dunkler Turnschuhe, große Dinger, Männerexemplare. Bildete ich es mir nur ein oder erkannte ich auf ihnen tatsächlich Leuchtstreifen?
 
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