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3 Seiten

liebe

Trauriges · Kurzgeschichten
© Shiva
Schweigend starre ich ins Nichts, so als ob ich etwas interessantes daran entdecken könnte, wenn ich nur lange genug konzentriert auf den selben imaginären Punkt schauen würde- ich frage mich, ob wohl schon eine viertel Stunde vergangen ist, seit ich begonnen habe, die Teetasse mit meinen Augen zu fixieren. Nicht, dass ich meine Willenskraft testen würde, indem ich mir vornehme, fünfzehn Minuten lang etwas derartig uninteressantes zu inspizieren, nein, die Frage taucht wohl deswegen in meinem Kopf auf, weil ich mich seit ich diese Tasse anstarre, noch beschissener fühle, und mich inzwischen schon ziemlich beschissen fühle. Ja, mit Sicherheit sind fünfzehn Minuten vorbei. Ehrlich gesagt ist es mir jetzt wirklich zu blöd und ich will keine Sekunde länger auf diese verdammte Tasse starren.
Ich schaue auf, nehme die Tasse in die Hand und trinke einen Schluck.
Ich sehe schon, nicht nur ich hab die letzte Zeit damit verbracht, Energie aufzuwenden, um desinteressiert zu scheinen. Du hast deinen Kopf zur Seite gedreht, starrst auf einen Holzzaun. Ich denke mir, es ist an der Zeit dieses schweigen zu brechen, doch eigentlich habe ich keine Lust, immerwieder denselben Blödsinn zu diskutieren, ich will eigentlich nicht reden, doch die Stille macht mich verrückt, drum breche ich das Schweigen indem ich dich nach deinem Tag frag, obwohls mich eigentlich nicht interessiert.Du schaust mich an. Deine braunen Augen, die mich an Sterne erinnern, weil sie die Gabe haben, derartig schön zu leuchten, dass ich stundenlang hinsehen wollen würde, um dieses leuchten tief in mein Herz einzuschliessen und niemals wieder zu vergessen. Dein schöner Mund, mit den weichen warmen Lippen, die soviel Heilung brachten. Du greifst zu einer Schachtel Zigaretten, und mein Blick fällt auf deine Hände, mit den schlanken, feingliedrigen Fingern. Ich erinnere mich an das Gefühl, wenn du meine Wange streichelst, denke zurück an die Momente wo wir schier Ewigkeiten damit verbrachten, unsere Hände zu halten. Und ich sehe den Ring auf deiner Hand, denselben wie ich ihn trage. Er glänzt im Kerzenlicht. Plötzlich verstärkt sich der Beigeschmack der Emotionen die ich in den letzten paar Minuten hatte. Ein grässliches Bild taucht in meinem Kopf auf, welches ich schnell wieder beiseite schiebe. Der Ring... das Glänzen des Ringes, der Glanz deiner Augen. Verrat. Der Ring. Lüge, alles Lüge. Ein jämmerliches Lügenspiel vom Anfang bis zum Ende. Ich lehne mich zurück, seh nochmal in dein Gesicht, die Augen, die sich derartig verziehen, wenn du deinen Selbsthass nicht mehr bei dir lassen kannst, und nichts mehr mit den Sternchen gemeinsam haben, der Mund, aus dem soviel Verrat, soviel Lügen, soviel Boshaftes kam, wie ich es noch nie zuvor in meinem Leben erlebt habe. Nichts, nichts von all dem , was du gesagt hast, ist geblieben. Du bist nicht der, den ich liebe, ich habe mich in ein Trugbild verliebt. Es gab wirklich eine Zeit, in der ich glaubte, dass all das, was wir uns versprechen, Gültikeit ist, dass es unser Schiksal wäre, gemeinsam einen Weg zu gehen, und, so lächerlich es auch klingen mag, du DER EINE bist, der , der mir alles Leiden nimmt, der, der alles mit mir teilt, der, der meine Liebe braucht, der wächst unter meiner Zuneigung.Alles war ich bereit dir zu geben, ich habe mich dir hingegeben mit Haut und Haar , dir Schwächen gezeigt, die ich nie mit jemanden geteilt hätte-weit hinaus über eine dämliche kurze Verliebtheit, ein niemals zuvor dagewesenes Gefühl mit einem Hauch von Ewigkeit, als gingen wir von Anbeginn aller Zeiten miteinander in die Ewigkeit. Und kaum habe ich in meine Hoffnung vertraut, hast du mir alles wieder genommen, dich enttarnt, als der, der du wirklich bist.
Ich frage mich, ob ich mich dafür hassen soll- hassen, weil ich nicht eher erkannt habe, wer du bist. Aber wie soll ich etwas erkennen was du selbst am wenigsten kennst. Denn würde ich dich fragen, wer du bist, würdest du mir nicht antworten können. Letzentlich bist du heute der, der du heute bist, morgen der, der du morgen sein wirst, und gestern warst du der, der du gestern warst. Aber du bist niemals derselbe. Das einzige was besteht ist die Tatsache, dass du nicht imstande bist, dein Leben als eigenständig denkendes Individuum zu leben, du bist lediglich ein Produkt dessen, was dir anerzogen wurdest, was du sein solltest. Ein Imitat von Idolen, wie sie lächerlicher nicht sein könnten.
Mein Verstand verlangt also danach, dich zu hassen, dich zu verabscheuen, du, der du mir soviel Schmerz zugefügt hast, wie es noch nie jemand jemals gewagt hat, du, der mir niemals den Platz eingestehen wird, den ich mir verdient habe. Dennoch, deine Liebe scheint mir wie die Wüste, und wo so spärlich Leben ist hofft man auf den Regen , und so habe ich dauernd auf den Regen gewartet, der Leben bringt , und mich vor dem Verdursten heilt, und so weigert sich mein Herz dagegen zu verstehen, dass alles nur Lüge war, es kann nicht begreifen, was die Wahrheit ist, mit jedem Herzschlag scheine ich dich tiefer ins Herz geschlossen zu haben, und jede Minute, seit ich dich zum ersten Mal geküsst habe, hab ich dich mehr geliebt, und mir geschworen, immer dazusein für dich, dich niemals alleine zu lassen, und dir zu helfen, wo ich dir helfen kann, und dir das abzunehmen, was dich so quält, ja ich dachte, ich könnte dich befreien und dir ein neues Leben zeigen, eins , indem du du sein kannst und dafür geliebt wirst. Eins, welches dich erfüllt.
Und zum Dank hast du mich getreten.
Wir stehen auf und spazieren am Hafen entlang. Schweigen. Plötzlich nimmst du meine Hand, und ich wehr mich nichtmal dagegen. Schliesslich ist es nur der Verstand, der mir sagt, dass ich dich hasse. Nein. Das ich dich hassen sollte. Und das nicht nur, weil du mir gesagt hast, dass du mich nicht liebst sondern lediglich benutzt.
Die Tage vergehen, wie sie immer vergangen sind. Treu ergeben bin ich dir nachgelaufen wie eine läufige Hündin um ein kleines Fünkchen Liebe von dir zu erhalten, du hast mich dafür wie immer gedemütigt, doch wenn du grossmütig warst, bekam ich zwei Sekunden Aufmerksamkeit und eine abgedroschene Floskel.Zwischendrin hab ich mich wieder gefragt, warum ich mir das eigentlich antue, mir ist auch wieder eingefallen, dass ich dich ja eigentlich hassen sollte, aber nein, immer wieder hab ich mich dir und deinen Problemen aufmerksam gewidmet, und alles getan, um dir zu helfen.
Immer mehr merkte ich, wie ich in ein tiefes Loch fiel, wie diese beschissene Beziehung mir den Boden unter den Füssen wegzog, weil ich bereit war, auf alles zu verzichten. Freunde, Pflichten, mich selber. Ich schob alles beiseite, was mich betraf, und hab mich daran gemacht, mir zu überlegen, was dir gut täte.
Es wurde ein unerträglicher Kampf, Verstand , Herz, Verstand gegen Herz, immer wieder, und immer wieder, und je mehr du mich gedemütig hast, desto mehr plädierte mein Herz auf, armer Schlucker weiss nicht was er tut... hat auch ein Recht auf Liebe.. Kein Mensch ist von Grund auf Böse und, und , und .

Der Polizeibeamte schlägt das Buch zu. \
 
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Klingt nach Vergangenheitsbewältigung. Sehr emotional, intensiv, bedrückend. Auch ein wenig mühsam zu lesen, weil der Mittelteil doch lang und kaum gegliedert ist. Ansonsten gefällts mir. Den letzten Satz hab ich allerdings nicht kapiert.

Tom (25.10.2003)

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