Maskerade

Es ist Montagmorgen. Ich beginne den Tag mit rauchen, dann trink ich Kaffee.
Anschließend wasche ich mich, und dann öffne ich die Schublade.

Die Schublade unten rechts im Bad bedien ich an den meisten Tagen,
denn dort suche ich meine Maske aus für die Arbeitswoche.

Durch sie erschein ich selbstbewusst,ehrgeizig und sozial kompatibel.
Unter der Maske fühl ich mich wie ein Schaf. Doch wer fragt, was ich fühle.

Nachdem ich den ganzen Tag Phrasen gedroschen und geheuchelt habe,
Lob ich mich noch auf der Heimfahrt, und zuhaus geh ich gleich ins Bad.

Ich lege die Maske ab und wasche mir den klebrigen Schweiß vom Gesicht.
Es fühlt sich einfach nicht gut an, es quält schier, diese Masken zu tragen.

Sodann aber öffne ich wieder die Schublade, diesmal die zweite rechts unten.
Etwas legerer aber doch straff sitzend, stülp ich sie über, die Maske der perfekten Frau.

Meine Küche ist ein Gedicht,mein Augenaufschlag ein Traum,
ich bin ein toller Freizeitfreund und weltbeste Liebhaberin.

Diese Maske trage ich, bis ich dann müde bin und schlafen geh.
Dann gehe ich nochmal ins Bad, und lege meine Maske ab.

Meine Haut ist Wund, mein Gesicht schmerzt.
Ich nehme die Salbe rechts oben im Kästchen im Bad.

Dann gehe ich schlafen, und bin zum ersten Mal wieder ich.