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3 Seiten

Der kleine Puma, für Kinder ab 4 Jahren

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Im Urwald lebt ein kleiner Puma. Der ist genau so alt wie du. Hat eine Mama, einen Papa und viele kleine Freunde. Nachts geht er schlafen und deckt sich mit grünen Blättern zu. Da wo er lebt, gibt es immer Blätter und nie Schnee. Immer ist es warm.
Da gibt es aber böse Menschen. Vor denen hat er ganz doll Angst. So wie du vor den Monstern. Nur dass es diese Menschen gibt und deine Monster nicht. Diese bösen Menschen machen überall im Urwald Feuer, verbrennen alle Blätter und die Pumas und die anderen Tiere müssen dann immer umziehen. Bald ist aber keine Blattwohnung mehr frei. Der Urwald war mal sehr groß, aber jeden Tag wird er kleiner. Durch das Feuer der Menschen.
Du fragst dich sicher, warum die Menschen das machen, oder? Die sind sehr dumm und wollen nur Geld und bei uns, sicher auch in deiner Stadt, gibt es Leute, die das Holz kaufen, dass dort geschlagen wird. Bevor nämlich das Feuer kommt, kommen Maschinen, die das Holz wegfressen. Die Bäume sind total alt. Noch älter als Oma oder Opa. Sogar älter als beide zusammen. Dumme Menschen machen daraus Kinderbetten und vielleicht liegst du gerade darin. Wenn ja dann bist du selber dumm.
Mach einfach einen Hungerstreik, esse keinen Spinat mehr. Solange bis deine Eltern das Bettchen wieder nach Kolumbien oder Brasilien schicken. Da kommt nämlich der Puma her und der würde sich über ein Bettchen sehr freuen. Darauf kann er sich dann mit seiner Beute zurückziehen. Schön die Beinchen von Rehchen zerknacken. Da ist so eine Unterlage ganz nützlich. Vielleicht macht er es auch voll Blätter und legt sich hinein. Dann kann er rauspringen, wenn ein Tier vorbeiläuft. Sprung, zack und Genick zerbissen.
Wenn der kleine Puma erwachsen ist, gibt es sicher keinen Urwald mehr. Dann ist da nur noch Feld. So wie bei uns, wenn man ein wenig aus der Stadt herausfährt. Da wo Mama und Papa mit dir zu Ostern immer hinfahren und dich suchen lassen.
Kein Baum läd ihn dann zum Lauern ein, seine Eltern werden gestorben sein. Vielleicht wird er sie sogar aufgefressen haben, weil es kein Wild mehr gibt und er doch so Hunger hatte. Du wirst wahrscheinlich niemals in so eine Lage kommen. Außer der dritte Weltkrieg kommt, das Essen ist knapp, deine Eltern senil und du kannst dir an deinen noch vorhandenen Fingern abzählen, dass sie das sowieso nicht mehr merken, wenn du sie zerschneidest. Aber sag mal ehrlich, willst du die Mama essen? Oder den Papa? Schmeckt doch gar nicht und man bekommt auch Bauchweh. Dann muss man zum Arzt und wird aufgeschlitzt. Das sieht dann nicht gut aus. Also nicht machen.
Gern wird das der Puma auch nicht machen. Keiner isst seine Eltern gerne. Außer er hat einen psychischen Knacks, aber so siehst du mir nicht aus.
Auch der kleine Puma selbst wird nicht lange auf einem Feld überleben können. Es gibt nämlich Menschen, die sich Jäger nennen und die jagen, zur Freude, Tiere am liebsten auf Feldern. Das ist am leichtesten, weil sich dann kleine Pumas nicht hinter Bäumen oder in Büschen verstecken können. Das kannst du daran sehen, dass auf dem Feld wo du Ostereier gesucht hast, dich kein Puma angefallen hast. Gesehen hast du sicher auch keinen. Die wurden nämlich alle schon gejagt und hängen in den Gaststätten, aus denen dein Papa immer so glücklich, schwankend kommt. Meist über der Bar, weil die Gäste dann mehr trinken. Ich weiß nicht warum das so ist. Frag mal deinen Papa.
Wenn dir der Puma ein wenig leid tut, dann esse nichts mehr. Lass dein Bett nach Kolumbien schicken. Nur so lernen deine Eltern, dass man so was nicht mehr kauft und wenn die es lernen, können es auch andere lernen und der Urwald bleibt so wie er ist.
Dann schicken alle Eltern die Tropenholzbetten zurück in den Urwald und Pumas, Schlangen, Tiger, Leoparden und Rehe können darin schlafen.
Du und alle anderen Kinder bekommt dann ein Bett aus Plaste oder Ulmenholz. Plaste gibt es ja ohne Grenzen und Ulmenholz, ist trotz Ulmensterben, reichlich vorhanden. Außerdem schläft es sich darin viel besser, so mit gutem Gewissen.
Wenn aber die Eltern das Bett einfach stehen lassen, siehst düster aus. Du kannst ja nicht einfach so aufgeben. Das machen die Helden aus den Büchern auch nicht und du willst doch ein Held sein, den Regenwald/den Urwald und den kleinen Puma retten. Ohne deine Hilfe wird schon nächste Woche ein Jäger ein Loch in ihn schießen, den Kopf mit einem Taschenmesser abschneiden und dann in einer Pommesbude aufhängen.
Erzähl es deinen Freunden. Erzähl von dem kleinen Puma. Er ist auf liebe Menschen angewiesen und will nicht sterben. Überprüfe alles Holz daheim und schicken deine Eltern es nicht zurück, nehme ein Feuerzeug und brenn es an. Manchmal muss man den Erwachsenen weh tun, damit sie auf einen hören, aber nicht essen.
Dann geht es auch den Tieren gut und alle machen ne kleine Feier in Brasilien. Vielleicht laden sie sich und deine Freunde dann auch ein. Dann tanzt du mit dem kleinen Puma zwischen den hohen Bäumen, Papageien verfangen sich in deinen Haaren und du schwitzt so doll, das du andere Raubtiere anlockst, die dann mittanzen.
Und wenn du wieder abreist, da irgendwie wegkommst, dann wirst du ganz sicher nie wieder dulden, dass jemand Tropenholz zuhause stehen hat.
 
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Kommentare  

Wie schon gesagt, Robert, schöne Geschichte!

lg, SZ


SZ (28.10.2003)

wie gesagt: gut bis sehr gut, was du schreibst. Bin bloß froh, daß meine Kinder schon groß sind - die hätten deine ziemlich fragwürdigen Ratschläge mit Freuden verfolgt. Weitermachen!

nele (27.10.2003)

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