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Die vier Wände

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
© Dundalk
Beginnend mit der südlichen Wand.
Strahlend blaues, gänzlich ungetrübtes Blau war es, die Farbe dieser Wand. Die Farbe Blau, so ward es mir in Erinnerung, schimmerte am stärksten von all den Farben. Mag es seine Stärke oder der prägnante einheitliche Farbton gewesen sein, ich vermag es nicht zu deuten, sie war die Stärkste, die mich am meisten beeinflusste Farbe.
Diese Wand war, abgesehen von der über alles stehenden kontinuierlichen Stärke seiner bläulichen Färbung, durchgehend gesättigt mit Reinlichkeit. Sie hatte keine Schwächen, keine Dellen oder Löcher, an denen man hätte, den Charakter schwächer beschreiben können. Sie war gänzlich glatt und schön - Unebenheiten, wie auf anderen Wänden, waren auf dieser südlichen nicht auffindbar. So mag, soweit ich dies heute beurteilen kann, diese Wand mich am stärksten inspiriert haben.
Diese gewisse Jungfräulichkeit, ich benutze bewusst dieses sehr reine Wort, fesselte mich von Beginn an. Es gab keine andere Wand, und sei sie noch so schön, die mich auch nur annähernd so beeindrucken konnte wie diese blaue südliche Wand.

Die zweite Wand, an die ich mich erinnern kann, ist die Rote. Der Grund dafür - im Vergleich zur Blauen Wand - blieb bis zum heutigen Tage ein Rätsel. Auch sie hatte eine förmlich reine, unverwässerte Schönheit, gar prahlend, mehr als die Blaue - mit ihrem satten roten Farbton. Dennoch kam sie nicht an die Macht, welche die Südliche ausstrahlte, heran.
Wie schon erwähnt, woran es liegen mag, blieb für mich immer ein Geheimnis. Die rote Wand war, von der Farbe her betrachtet - so würde ich beurteilen, ja sogar im Nachhinein von fester Überzeugung sprechen - stärker als die blaue Wand, südliche Wand.
Sie lag im Westen, angrenzend an die Südliche. Jedoch waren die Linien strikt getrennt, eine Vermischung undenkbar gewesen. Sie lagen nebeneinander, waren aber weiter getrennt als Ost und West Wand.

Eine mir, bis heute noch, unbekannte Wand schien die Nördliche zu sein. Die Schwarze - dieser abgrundtief tiefer Farbton, das in sich sterbende, vollendete Schwarze konnte und kann auch jetzt nicht von mir in gerechter Weise beurteilt werden. Vielleicht die Plattheit, welche diese - an sich schöne Wand - hinterließ, war der Grund für meine innerliche Abneigung. Beherrschen, ja nicht einmal beeinflussen konnte sie. Eine Erklärung kann und möchte hierfür gar nicht finden.

Die Letzte - mir sehr unsympathische Wand - war die bräunlich gefärbte östliche Wand.
Sie strahlte keinerlei Reinheit aus - wie die Blaue.
Sie strahlte keine färbliche Stärke aus - wie die Rote.
Ja nicht einmal an die Ungewissheit der Schwarzen kam sie heran.
Ein denkbar, trauriges Armutszeugnis stelle ich hier heute aus. Allein - der für mich widerwärtige Farbton - ein nicht erklärendes Phänomen an Hässlichkeit, entzieht sich meiner Beurteilung. Das Braun, welches ich kaum als Braun zu erkennen vermochte, hinterließ eine Erinnerung an Schäbigkeit, Jähzorn und unvergleichbarem Hang - so unernst dies klingen mag - an Lächerlichkeit.
Es ward kein Braun gewesen, diese Farbe. Eher bezeichnend als verkümmertes dunkles Gelb. Von Stärke und Vollkommenheit fehlte jede Spur. Sie ekelt mich an, ja sogar heute stößt mir die Farbe noch auf.
Beenden, dieser Wand- und Farblektüre mit der hässlichen Farbe Braun, mag daran liegen, dass ich - diese mir verhasste Wand - verdrängte und bis zum Schluss aufhob, um deren Gräuel zu entgehen.
 
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Kommentare  

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Chris Stone (26.02.2005)

ja toll, dann auch noch schlecht bewertet, ohne einen Kommentar zu hinterlassen...
Ich fühle mich oft, wie umring von hässlichen braunen Wänden.


hanswurst (10.12.2003)

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