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Das Leben uns Sterben des Zwetschgendatschi

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten
© Ratboy
Allein, einsam, von allen im Stich gelassen, liegt er nun dort, auf dem kalten, weißen Teller, der ihm kein bißchen Schutz bietet.
Alleingelassen von all seinen Freunden, von Freunden, denen er vertraut hatte, liegt er nun dort und wartet auf seine letzte Minute, die sich mit leisen, fast schwerelosen Schritten nähert.
Was hatte er in seinem Leben falsch gemacht? Wen hatte er verletzt, dass er nun auf diese Weise in den Tod gestoßen wird. War es nicht schlimm genug, als er als kleine Zwetschge von seinem Baum, der für ihn wie eine Mutter war, gezerrt wurde. Weggerissen von seinen Geschwistern, in einen Eimer geworfen und schließlich in einen dunklen Raum gestellt worden war? In einen Raum, der dunkler war, als die Nacht, die er so gern hatte. Denn dann konnte er zu den Sternen aufschauen und war frei. War es nicht schlimm genug schließlich mit einem scharfen Messer, das so scharf war, das ihm jeder Schnitt höllische Schmerzen bereitet hat, geschnitten zu werden? Schmerzen, die er nur durch Schreie hinaustoßen konnte. Schrei, die niemand hörte, da die Menschen, die ihn schnitten seine Sprache nicht verstanden.
Hinaufgelegt auf eine Masse, welche die Menschen ?Teig? nannten, wurde er in ein Gerät gestopft. In ein Gerät, welches er noch nie zuvor gesehen hatte, dessen Gefahren er nicht kannte.
Es wurde heiß, und heißer. Es tat ihm weh. Es tat ihm so schrecklich weh. Und er schrie wieder, doch niemand hörte ihn. Er war so verzweifelt, als er mit der Masse, welche die Menschen ?Teig? nannten verschmolz.
Und nun? Nun liegt er auf diesem Teller, und wartet auf den Tod. Warum soll er für etwas büßen, was er nicht getan hat, wofür er keine Schuld zu tragen braucht? Er konnte nichts dafür das schwere Los eines Zwetschengdatschis zu tragen. Wie gerne würde er alles rückgängig machen und sein Leben ändern. Aber er hatte keine andere Wahl als sich seinem Schicksal zu stellen.
Es würde nicht mehr lange dauern. Er spürte schon förmlich den Druck, den er aushalten muss, wenn er von der starken Hand hochgehoben und zum Mund geführt wird.
Das würde sein Ende sein. Es war sein Ende und es kam viel zu früh. Es kam schon kurz nachdem er sich seiner Lage bewußt wurde. Doch alles Nachdenken war nutzlos. Es machte sein Ende nur noch schlimmer.
Er war geboren, hat gelitten und ist gestorben.
 
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Kommentare  

Auch diese kleinen Twetschgen müssen mal drankommen, auch wenn es für sie so schrecklich bitter ist!
Hübsche heitere Geschichte!
LG. Michael


Michael Brushwood (03.07.2013)

DAS war gemein! *mitderUnterlippezitter*
Jetzt kann ich nie wieder Pflaumenkuchen essen, ohne mich vorher zu bekreuzigen und eine Schweigeminute lang derer zu gedenken, die ihr freies Pflaumenleben für mich auf diesem Kuchen ausgehaucht haben.
Amen
*Sahnedrüberspritzundmampf*


Gringa (03.07.2013)

Rattenjunge mich wundert gar sehr, das nicht die gesamte Geschichte in Englisch geschrieben steht.
Welch Unsinn!


Rodrian (14.11.2004)

Das isd doch dof!

H. Wallner (20.12.2003)

Uiiii. Ich muss Stefan zustimmen. Ich kann Zwetschgen auch nicht ausstehen, aber jetzt tun mir all die kleinen leckeren Früchtchen ganz schön leid...

Metevelis (12.10.2003)

Ich HASSE Zwetschgenkuchen!
Aber nach dieser "herzergreifenden" Lektüre werde ich wohl nie wieder ohne schlechtes Gewissen Erdbeerkuchen essen können...


Stefan Steinmetz (12.01.2003)

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