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2 Seiten

So ein Tag - letzter teil

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
Ein anderer Tag

So ein Tag VI


Du hast versucht, dich an die Wiederholung deines Lebens zu gewöhnen. Jahrelang. Du konntest dich zwar an immer mehr wieder erinnern, je älter du wurdest aber du konntest dein Wissen nicht umsetzten. Nicht in der Schule, nicht bei Sportwetten, schon gar nicht an der Börse und sowieso nicht bei Mädchen! Ein alter Verstand im Körper eines Kindes. Das war eine schier unerträgliche Plage. Niemand nahm dich ernst. Du warst nur ein kleiner Junge, der weiser zu sein schien, als er eigentlich sein konnte. Die Tatsache, deine Fähigkeiten nicht nutzen zu können, setzte dir ziemlich zu. Mehr und mehr verkrochst du dich in Einsamkeit und Stille. Bis zu deinem 13. Geburtstag.

Du konntest dich an deinen ersten dreizehnten Geburtstag erinnern. Du hattest jede menge Mädchen aus der Schule eingeladen – natürlich nur die hübschesten – und ein paar Freunde aber keiner kam. Nur die Grosseltern tätschelten dir den Kopf und waren unsagbar stolz auf deine Wachstumsschübe. Dieses mal war es anders. Früh morgens kamen deine Eltern mit ernster Miene in dein Zimmer und meinten, du müsstest zum Psycho-Doktor. Zu einem Therapeuten? Nun gut. Der gute Professor setzte dich erst mal unter Hypnose um so mehr über dich zu erfahren. Nach nur einer Sitzung war für ihn klar, dass du unter einer multiplen Persönlichkeit leidest und zwar krankhaft! Das war mal was neues und entsprach ganz und gar nicht deinem ersten Lebenslauf. Allerdings wusstest du nicht, ob das nun etwas gutes war oder doch eher was schlechtes. Darüber konntest du in der psychiatrischen Anstalt dann genügend nachdenken. Zu Beginn suchtest du auch dort die Abgeschiedenheit. Irgendwann hattest du aber festgestellt, dass mit den meisten Insassen der Klinik durchaus gut zu sprechen war. Alle diese verwirrten Köpfe waren Opfer des selben Vorfalls geworden, wie du vor mittlerweile 17 Jahren. Sie alle wurden in die falsche Zeit wiedergeboren und galten nun als geistig gestört, manisch depressiv, psychopathisch oder sonst irgendwie vor den Kopf gestossen. Natürlich gab es ein paar Ausnahmen, die wirklich einfach nur einen an der Waffel hatten aber auch die waren immer für einen Spass zu haben, wenn gerade nichts im Fernsehen lief.

Zu Ostern gab es einen Neuankömmling. Dieser behauptete von sich, Jesus zu sein. Was sollte er auch sonst tun? Du wusstest, dass er tatsächlich Gottes Sohn war und in ihm sahst du die Möglichkeit, endlich aus deiner Wiederholung auszubrechen. Du freundest dich mit ihm an. Dazu musstest du dir erst mal anhören, was er die letzten knapp 2000 Jahre so getrieben hatte. Nach jedem seiner Tode war er wieder auferstanden. Selbst seine 5'693 Selbstmorde brachten ihn nicht nach Hause. Es ist nicht verwunderlich, dass er nicht gut auf seinen Vater zu sprechen war aber genau das war deine Absicht. Schliesslich war der für den ganzen Schlammassel in dieser und wohl auch allen anderen Anstalten dieser Welt verantwortlich. Jesus, als unser aller Retter, verstand das natürlich. Er rang sich schliesslich dazu durch, dich zu Gott zu bringen. Ein kurzer Schmerz im linken Arm war alles, was du noch bemerkt hattest, schon standest du vor dem Allmächtigen.

Auch ihm versuchtest du nun zu erklären, dass er mit seinem Vorgehen die ganze Welt ins Chaos stürzen würde und es deshalb unerlässlich wäre, dich in dein ursprüngliches Leben zurück zu schicken.
„Ursprünglich“ war vielleicht der falsche Begriff. Du führtest noch nach, du sprächest von deinem Leben vor der fehlerhaften Rückführung. Gott unterbrach dich.
Er wisse schon... Er wisse alles. Nur die Sache mit den Wiedergeburten sei ihm wohl irgendwie entgangen. Er würde daher personelle Konsequenzen ziehen. Vielleicht sei es gar an der Zeit zurückzutreten und seinem Junior das Feld zu überlassen. Und so geschah es. Nun standest du vor deinem alten Spezi Jesus. Der war erstaunt über deine Anwesenheit. Du solltest doch schon zurück sein? Schön wär’s aber die Abteilung für Reinkarnationen war noch geschlossen und das wohl noch für einige Jahrhunderte. Allerdings kam es dir zu gute, dass du guten Kontakt zur Chefetage hattest und so übernahm Jesus persönlich deine Rückführung. Das war doch mal eine gute Nachricht! Es wird dunkel...

Du öffnest Deine Augen, sitzt gemütlich vor deinem Kamin in deiner Luxusvilla und liest dein Sparbuch durch. Draussen hörst du die Wellen des Meeres, wie sie gegen die Brandung peitschen. Nach einer Weile kuschelt sich deine hübsche, zärtliche Frau zu dir und flüstert dir ins Ohr: „Leg das mal beiseite...“



THE END
 
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