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OMAHA BEACH

Nachdenkliches · Poetisches
*






Am 6.Juni 2004 ( 6.30 Uhr am Morgen ) jährte sich zum 60. Mal D-Day, die Landung der Allierten an der Küste der Normandie.
...



OMAHA BEACH

Ich bin die Tochter der Meere,
ich habe alles gesehen ...
sah, wie mein Vater,
der große Atlantik,
die schwimmende Armada aus Stahl
auf seinem schaukelnden Rücken
bis vor die nördlichen Küsten von Frankreich trug.


Siebzehnjährige soldiers sah ich an jenem Morgen
den aufgeheizten Bäuchen der Schiffskolosse entquellen,
aus Landungsbooten sich stürzen
in die nachtkühlen Fluten,
Lemmingen gleich.

Befehlen gehorchten sie,
- sie mussten, sie wollten gehorchen -
Werkzeuge,
wie zehntausend andere,
unwissend,
glühend
und
gläubig.

Ich vermochte meines Vaters Sturmwogen
ein wenig zu glätten
- sie waren nicht hoch -
und wurden doch Grab
für viele der jungen Soldaten.

Ich sah sie strandwärts sich schlagen
durch Wellen und
stählerne Kugelgewitter
der an Land sie empfangenden Gegner.
Ich hörte sie beten und stammeln,
sah sie getroffen werden,
ringen und
untergehen.
Ich sah sie ertrinken.
Ich konnte nichts tun!
Ihre erstaunten Sinne
begriffen nicht, was ihnen geschah.

*

Wir sind die Töchter der Winde
und umwehen seit altersher
die Küsten der Normandie.
Wir sahen an jenem Morgen
all die Soldaten,
die das Land
noch lebend erreichten,
sahen sie voller Schönheit und Jugend
vom Meer an die Ufer steigen.

Doch
aus den Geschützen
der ebenfalls heftig ans Leben
sich klammernden ... Feinde
zuckten die Blitze,
die ihre Glieder zerrissen
und Rettung war keine.
Nach ihren Müttern haben wir
die jungen Soldaten
schluchzen hören
im Donnergetöse.
Wir haben
ihr kostbares Blut im Sande versickern sehen,
ihre zerschmetterten Stirnen
mit unserer Süße gekühlt,
ihre brechenden Augen tröstend geküsst,
und fühlten genau:
Sie begriffen nicht,
was ihnen geschah.
*



....
7. Juli 1944. Allierter 'Bomben-Befreiungs-Angriff' auf Caen, der 'irrtümlich' die französischen Bewohner traf.
....



Wir sind die Töchter der Erde
der uralten Stadt Caen.
Wir kennen die Bilder des Krieges
und haben alles gesehen
an jenem Tag:

Flugzeuge kamen,
bis der Himmel schwarz war.
Bombenlasten - als Abendgabe
liebloser Befreier -
explodierten tosend.
Wir haben die mächtigen Mauern
einstürzen sehen
über den Häuptern der ganz erstaunten,
nichts begreifenden Bürger.
Wir hörten sie schreien nach Hilfe,
nach Gott,
die Zehntausende,
Männer und Frauen
mit ihren Kleinen.

Wir sahen sie verglühen
im Feuerofen,
im Flammensturm.
Sie wussten nicht,
was ihnen geschah.

*

Ich bin die Mutter Erde.
Ich habe mit meinen Kindern
auch den Menschheitsglauben
an gerechte Siege und gerechte Sieger
verloren.

Sanft bettete ich die Leiber
und Herzen
der Toten
in meinen
friedvollen,
unvergänglichen Schoß

und...
ich war stumm.

*



Copyright Irmgard Schöndorf Welch, 9. 6. 2004
überarbeitet 20.02.2005
 
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