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Wettbewerb der Kühe

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
Auf den weiten Weiden, den Ebenen ausgefüllt mit Gras und eingezäunten Fliegenparadies leben Annabella und Jockel.
Am Tag holen sie sich epileptische Grenzerfahrungen, betäuben sich ihre Hirne mit den Stromleitungen und kauen zwischendurch Grashalme in ihren Magen.

Sie machen selten „Muh“ und immer öfter „Patsch“, weil ja das Gras umgewandelt von grün in braun/schwarz auch irgendwo landen will.
Filigrane Farbabstufungen kann man erkennen, wenn man seinen Blick unter den Schwanz klemmt. Blaue Linien ziehen sich durch die Pampe und nicht verdaute Haare winken im Wind. Weiße Würmer zappeln mit ihren langen Leibern darin, die ersten Feinschmeckerfliegen kosten jetzt schon
Phänomenaler Darmdruck befördert noch einen Stoß Kot ans Licht.

Dabei überlegt der Haufen sich nun vor dem Fall wo er sich ablegen möchte. Nur die besten Fleckchen werden ausgesucht und dann checkt er aus, nabelt ab, löst die Andockung, goodbye und Absprung. Flattert fransig für ein kurzes Stück, teilt sich in ein paar Hälften, schreibt eine Duftnote in die Luft, wirft ein paar flüssige Teile ins Grün und dann liegt da ein gewaltiger stolzer Berg.

Annabella kann das gut und Jockel noch viel besser. Richtige Meisterschaften führen sie durch. Jeden Monat verleihen die Kühe der Weide sich den Stuhlorden aus geflochtenen Butterblumen. Der ist eine Menge wert, weil es mit der Zunge echt lange dauert so was hinzubekommen.

Mähdrescher knattern an den Grenzen vorbei und bringen einen Nebel aus Weizen herein. Das schmeckt gut. Die Mäuler gehen auf, sie alle saugen und füllen sich den Magen und dann wird die Verdauung in Gang gebracht.
Durch diesen Weizenwind wird ein schönes Bindemittel erzeugt dass den Darmausgang erst einmal verstopft. So kann sich viel Grasendmaterial ansammeln, der Pfropfen wird gelöst und der Boden bepickelt. Der größte Pickel, der größte Haufen, der frischeste, schönste und dickste Dung wird das Rennen machen.

Die anderen Rinder treten auf den Rängen zusammen und wetten um all ihre Kleidung. Die meisten Weiden sind so in Wettschulden, dass man heutzutage nur wenig angezogene Kühe sehen kann. In Bayern beobachtet man manchmal Viecher die wenigstens noch Glocken besitzen. Hier greift die Spielsuchtarbeit der ortsansässigen Bauern.
Junge Kälber massieren die Bäuche der Scheißmeister, besprühen die Ausgänge mit einer öligen Masse, weil auch der Fall bewertet wird und sprechen den Wettkämpfern gut zu.

„Du musst auf Annabella achten. Schau auf ihren Körper. Sie scheint heute gut gefüllt sein. Nun kommt es darauf an, dass sie den Pfropfen perfekt löst und einen guten Abgang hat. Sie ist keine richtige Abgängerin. Also leg all Deine Kraft auf den Fall.“

Und auch Annabella wird über Jockel aufgeklärt. Eigentlich ist das nicht nötig. Beide kennen sich und beide gönnen sich den Preis.

„Annabella. Heute ist Dein Tag. Das hab ich irgendwie im Kot. Heute habe ich neben dem Leckstein vier Fliegen auf meinem Morgendung gesehen. Du weißt was das heißt. Also bleib locker und vermassele nichts.“

Bevor es losgehen kann ist es Pflicht einen Darmendtest zu machen. Die Schiedsrichter achten hier darauf, dass niemand mit einem Schlauch oder ähnlichem Werkzeug eine fremde Ladung mit einführt. All das hat es schon gegeben. Es wird abgetastet, das Magengrummeln abgehorcht und dann stellen sich die Beiden in eine Reihe. Die jungen Kälber feuern an:

„Annabella mach voll den Teller, wie die Russen ihre Keller“

„Jockel, Jockel vor, scheiß Dir bis ans Ohr“

Es dauert noch bis zum Startmuh. Cafe wird gereicht und ein paar Kühe tauschen die neuesten Neuigkeiten. Der Bauer rieche in letzter Zeit total vermenscht und werde immer unsympathischer. Außerdem wird er in Verbindung mit dem Verschwinden mehrerer Rinder gebracht. Das sind nur Gerüchte sagen die meisten. Es gibt auch viele, die meinen, dass es Gerüche sind, die an ihm kleben.
Ella ist weg und Tage später hat er so einen Duft vom Innern der Kuh an sich. Das macht so manchen stutzig.
Die neuesten Entdeckungen werden ausgetauscht. Güni hat gestern ein Auto gesehen. Isi mag das nicht glauben, aber hat so Rillen im Boden bemerkt. Hasi erklärt den Zusammenhang, aber wird behandelt als wenn er aus einer anderen Dimension kommt. Wenn die beiden wüssten. Hasi ist nämlich in Wirklichkeit eine sehr unförmige Klapperschlange im Kuhpelz.

„Muh“

Man regt die Hälse, kaut ein wenig Gewächs und trampelt aufgeregt kleine Abdrücke zwischen die abgefressenen Halme.
Die Hintern der Wettkämpfer werden in die richtige Position gebracht. Sie sind schön breit und versprechen einen schönen Batzen. Die Schwänze winken, ziehen nach oben, fallen dann wieder. Diese Beeinflussung wird nicht gern gesehen, aber was soll man da sagen. Die Spieler begründen dass mit Reflexen. Da kann man keinen Riegel vorschieben. Außerdem ist der aus Butterblumen schwerer zu machen, als der Gewinn.
Spiegel werden für Annabella und Jockel bereitgestellt. So können sie sehen, wie sie gerade drücken und lenken so ihre Schließmuskeln. Natürlich sind es keine richtigen Spiegel. Viel mehr stehen da einfach zwei andere Kühe, die alles nachmachen. Nur mit dem Maul eben und ein wenig hochgewürgtem Gras.

Alles in Startposition. Jetzt kann die dreiköpfige Jury vorgestellt werden.

Hier haben wir Wilma. Sie malt am liebsten mit ihrem Kot und beurteilt die Kunstfertigkeit des ganzen Vorgangs. Sie achtet genau auf Geschicklichkeit und Seele.
Ihr Lieblingsspruch wurde ihr mit einem Brandeisen auf den Rücken geschrieben:
„Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“
Mit einem Siegerkonto von 201 Gewinnen und 12 Niederlagen ist sie die Richtige für diesen Job.

Pontoba ist mit Maßband zur Stelle. Jeder Millimeter wird von ihm in die Erde gestampft. Das Lineal ist aus trockenen Zweigen gezimmert, die glücklicherweise von der Grenze geweht kamen. Vorher gab es viele Streitereien. Der eine meinte, seine Scheiße sei viel dicker und der andere, dass sie viel länger ist. Damals gab es auch andere Wettkämpfer. Annabella und Jockel würden sich niemals streiten.
Er hat im Jahr 1998 bei der BSE-Rinderseuche seinen Verstand verloren und ist jetzt das, was wir minderbemittelt nennen. Seine Fähigkeiten gehen nicht weit, aber messen kann er besser als jedes andere Tier.

Gerda hat 145 Siege hinter sich, 2 Niederlagen und einen KO als ihr die ganze Sache zu Kopf gestiegen ist. Da war damals Doping mit ihm Spiel. Kaugummi legte ihren Darm aufs Parkett und dann sammelte sich all der Mist und ihre Gehirnströme wurden von einer Kackepaste lahmgelegt. Ihre Sperre ist weg und heute grinst sie über beide Ohren. Sie hat ihren Favoriten. Es ist ein junger Stier an den sie jetzt denkt und dabei schwellen sich ihre Euter zu prallen Säcken.

Sie richtet den Kopf nach oben, schaut zu ihren Mitendscheidern und alle drei erneuern den Ruf:

„Muh“

Die Menge strampelt gegen die Erde, tritt einen dunklen Fleck der noch Wochen später zu sehen ist. Man knufft sich in die Flanken, lacht und ein Gewitter aus leisem Schmatzen begleitet die schmerzverzehrten Gesichter der Beiden Sportler.
Ihre Mäuler sind weit auf, sie pressen und pressen, knautschen ihre Gesichter grimassenschwitzig.

Annabellas Jagdbomber fährt aus, lässt die Schnauze herausschauen und der Pfropfen fällt wie eine faulige Melone zu Boden. Leicht fährt das Knäuel aus verdauten Pflanzen nun vollends heraus. Es ist viel. Man staunt auf den Rängen und grölt.

Der Auszug bei Jockel ist anders. Der Stöpsel fällt weit und schnell. Das gebündelte Werk aus mehreren Tagen Kotentzug bekommt vom Darm entgültig Platzverweis und schiebt sich ins Licht. Wer genau hinsieht kann sehen wie Wilma lächelnd etwas aufstampft. Sicher findet sie den gelblichen Braunton schön. Ja hier ist ein Künstler am Werk.

Dann fallen die Äpfel. Ein „Ahh“ und „Ohh“. Ein Haufen klatscht, ein anderer Haufen klatscht zweimal. Disqualifiziert. Die Rinder versuchen auszupfeifen, aber bekommen das mit den Mäulern nicht hin und muhen dann halt deprimiert.
Ein paar werfen mit dem mitgebrachten Konfetti, das aus kleinen Steinen besteht aus, auf den Verlierer.

Ein Kalb wirft sich um und hat fürs erste nie wieder Pläne.
„Was für eine Schmach für so eine Kuh zu arbeiten“ denkt sie sich. Annabella hat den Fall wieder versaut. Sie muss etwas außerplanmäßiges gefressen haben. Der Dung war viel zu weich. Da kamen wohl ein paar Ameisen zwischen die Stängel oder es war zuviel Erde im Weizenstaub von nebenan. Es gibt viele Gründe.
Annabella ist am Arsch. Jockel darf den Orden gleich auffressen. Man muht vergnügt und Tränenschleier sind überhaupt nicht am Start. Auf jeden Fall wenn man das Kalb für einige Sätze vergisst.

Für nächste Woche ist ein Fresswettbewerb und ein Urinausschüttungswettstreit geplant. Hier werden Beide auch wieder mitmachen und im Fressen wird sicher Annabella gewinnen. Das weiß man jetzt schon.

Nach der Preisvergabe, der Preisvertilgung wird der Dung liegengelassen und man versammelt sich an dem Stromzaun. Hier macht man sich ganz verdattert, hält mal den Kopf und mal die Gliedmaßen ins tuckernde Band. Kuhhirnzellen fliehen, betäuben und eine sehr ausgelassene Stimmung bringt alle Kühe dann nachher ins Grasbettchen.
Die richtigen Junkies schlafen im Stromzaun eingewickelt und träumen davon, auch mal den Stuhlorden der Wiese zu gewinnen.

Man wartet auf den nächsten Mähdrescherwind und frisst, frisst und frisst.
 
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Kommentare  

Ungewöhnliche Story und arg witzig:))

Petra (24.10.2009)

ich würd sagen scheiße
aber scheiße gut^^


Jonatan Schenk (18.11.2004)

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