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Wie baue ich einen Heim-Geysir?

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten
© Syrinjha
In fast jedem Land der Erde gibt es heiße Quellen. Im Gesamten sechs Geysirfelder, größeren Ausmaßes: Wyoming, Island (Haukadalur), Neuseeland, Kamtschatka (Russland), Chile, Unmak Island (Alaska).
Dort erreichen sie gegen 4 Uhr morgens den Höchstpunkt ihrer Aktivität. Um sie zu sehen, muss man jedoch nicht nur früh aufstehen, sondern auch noch ziemlich hoch klettern. Die meisten Geysire befinden sich nämlich auf herumstehenden Bergen, die mal eben über 2000 Meter messen.
Um eine natürliche Quelle im heimischen Wohnzimmer zu schaffen, würde also auch ein Umzug in ein Pent House nix nützen.
In Deutschland gibt es bereits einen künstlich angelegten Geysir. Er steht in Brandenburg. Prof. Günter Borm: "Neu an diesem Verfahren ist, dass man eigentlich nicht mehr an diese Orte gehen will, wo die besonders hohe Wärmeproduktion dort ist, sondern an jeden beliebigen Ort."

Das Potsdamer Geoforschungs-Zentrums (GFZ) forschte lange. Wann bekommt man schon mal Urlaub auf Firmenkosten? Man untersuchte Gesteine natürlicher Geysire und stellte fest, dass diese in einer Tiefe von 4000 Metern poröser werden. Ist der gebohrte Tunnel nun schmal genug, erhöht sich der Druck und voila eine Wasserfonthaine. Machs mit, machs nach, machs besser? Unwahrscheinlich, dass man vom Vermieter die Genehmigung bekäme die unterliegenden Mietwohnungen und dem sich anschließenden Erdreich zu durchbohren.

Doch was bringt einen eigentlich zu der Idee einen eigenen Geysir schaffen zu wollen? Eigentlich hatte ich nur Hunger und nichts mehr im Kühlschrank, also experimentierte ich ein wenig. Unterschwellig jedoch, führten mich wohl zwei Punkte zu meiner kleinen Forschungsreise: "Attentat Küche"

1. Es ist schweinekalt draußen geworden
2. der Gas-Umlauferhitzer (Brenner) ist mal wieder defekt.
Mit Druck konnte ich also nicht rechnen und mit warm Wasser, oder beheizten Räumen erst recht nicht.

Die Potsdamer Wissenschaftler sind ein wahres Vorbild. Würde man es schaffen sich daheim einen Geysir zu basteln, könnte man schließlich sein eigenes Kraftwerk errichten und wäre nicht mehr auf den hiesigen Stromanbieter angewiesen.

Für den heimischen Gebrauch empfehlen sich allerdings weder größere Felder von Geysiren, noch meterhohe Fontänen. Außer, es ist gerade im ganzen Haus das warme Wasser ausgefallen und alle zeitgleich Lust auf ein kleines Thermalbad.

Man nimmt sich ein Vorbild an der Natur um in Frage kommende Materialien zu beschaffen. Dort wo die Fontänen aufsteigen, ist die Erde verkrustet und schillert in merkwürdigen Farben. Dies, sind die herausgeprusteten Mineralien, welche den Quellen ihre heilende Wirkung verleihen. Ganz tief unten herrscht eine mörderische Hitze, so dass sich das Wasser ausdehnen will und durch den Druck, Wasserdampf und Kondensationswasser entsteht. Die Geistlichen wollen es einem als die Hölle verkaufen. Reiner Aberglaube, Magma ist zwar heiß, aber Vulkanausbrüche nicht gleich die Kanalisation des Satans. Also wird wohl nix, aus der Befreiung, von den Ketten der Kraftwerke.

Typischerweise werden Geysire über das Grundwasser gespeist, also tat ich etwas Wasser in einen Topf und stellte ihn auf den Gasherd. Dann nahm ich etwas von diesen kleinen gelben Körnen. Ich hatte sie neulich im Supermarkt erstanden. Laut Beschriftung sollten sie aufquellen und versprachen einen dicken, nahrhaften Brei.
Da ich keine Ahnung hatte wie dieser herzustellen war, schaute ich auf das Etikett. Dort stand allerdings nur ein Rezept für Gnochi drauf und nicht für Geysire.
Auch meine Suche im Internet war von geringem Erfolg gekrönt. Dort stand nur, dass man Milch und Wasser mischen soll, Pfeffer, Salz und Muskatnuss. Gesuchte Maßeinheiten standen da nicht.

Die Landschaft bei den Geysiren, sind auch von salzigen Krusten bedeckt, herausgeschwemmte Mineralien aus dem Gestein. Da es nicht verkehrt sein konnte machte ich mich ans Werk, schüttete die Sachen in den Topf und wartete...
und wartete...
und wartete...
Es passierte...
rein gar nichts...
Also, gab ich mehr von diesen Körnchen in die milchige Tunke. In den weiten des Netzes hatte ich gelesen, dass die Masse je nach Körnung zwischen 20 und 60 Minuten dauert. Da auf der Packung jedoch nicht verzeichnet war, um welche es sich handelt, hieß es weiter warten.

Urplötzlich hatte ich einen dicken Klotz vor mir und er wuchs...
und wuchs...
immer weiter...
Ich fürchtete er könne explodieren und holte Unmengen von Wasser. Doch auch, als ich den Herd abstellte, verdickte sich die Masse fortwährend. Ich wässerte und rührte, wässerte und rührte...

Auf einmal fing der Berg an zu blubbern, der Berg wölbte sich und plötzlich...
innerhalb von Sekunden, schoss eine mächtige, heiße Fontäne hervor und ich fürchtete um die Decke...
Die Explosion war gewaltig und die Flüssigkeit, nahe des Siedepunktes entlud sich in mehrfachen Stößen.

Der Geysir war erschaffen. Leider faszinierte mich dieses Schauspiel überhaupt nicht, da ich eifrig dabei war meine Hand unter kaltem Wasser zu kühlen.

Ich verbrachte noch einige Zeit des Abends mit dem Versuch Polenta zu machen. Es gelang mir schlussendlich als ich ein wenig in eine Pfanne umfüllte in der ich schon Zwiebeln, Knoblauch und Spargel angebraten hatte. Damit den Brei anbraten, noch ein paar Tomaten reinschnippeln und fertig ist das Geysirgericht.
 
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Kommentare  

Gefällt auch mir. Das ist nämlich meine lang gesuchte Grinse-supergeschichte.

Petra (22.03.2009)

Herrlich verrückte Geschichte. Zum Schlapplachen *hihi*

doska (15.03.2009)

Ich möchte auch mal einen Geysir sehen. Eine schöne lustige Geschichte. Wenn ich Tomatensuppe koche und die kleinen Bläschen blubbern und aufplatzen stelle ich mir immer vor ich schaue in einen Vulkan. Erlebniswelt Küche - das ist fein! Lg Sabine

Sabine Müller (05.07.2006)

Ach Mist, naja, dann muss ich halt entweder klettern oder mir das Wohnzimmermodell beschaffen...künstliche Geysire...tztz...was kommt als nächstes? Aufblasbare Unterwasservulkane?
Jedenfalls gute Geschichte!
Gruß,


Eden (26.11.2004)

Die Fakten die da drin stehen sind alle sorgfälgi recherchiert. Somit stimmt es auch, dass man Geysire nur auf diesen Höhen findet. Auch gibt es das GFZ und den künstlichen Geysir.
Schön das Dir die Geschichte gefällt.


Syrinjha (26.11.2004)

Hahahahahaaa! Echt geil! Ein Heimgeysir! Einfach nur zum totlachen!
Einziger Meckerpunkt (Sry, das musste ja kommen!): Der Schluss, etwas zu abrupt, passt nicht dazu. Ansonsten: echt luschtiig!
Gruß, Eden.

P.S. Ich würd gern selbst mal nen Geysir sehen...stimmt das, dass man die nur auf hohen Bergen findet? Wäre schade!


Eden (25.11.2004)

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