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4 Seiten

Cáriallá - Kapitel 13

Romane/Serien · Fantastisches
© Conva
AN: Leider nur ein kleines Kapitelchen...

~Die Beerdigung~

Nachdem der Magier Cára im Gasthof abgesetzt hatte, bestieg er sein Pferd und war innerhalb kurzer Zeit verschwunden. Ihr blieb die unangenehme Aufgabe, den Wagen mit den Leichen zu bewachen. Aus irgend einem Grund, den sie sich selbst nicht erklären konnte, wollte sie die leblosen Körper nicht alleine lassen, selbst wenn die Seelen der Toten schon längst in den Himmel gefahren waren, wo sie in Kürze, dessen war sie sicher, als neue Sterne am Firmament erstrahlen würden. Sie erbat die Erlaubnis, den Wagen während der Nacht in der Scheune unterstellen zu dürfen. Die Wirtsfrau erlaubte dies und war so gutmütig und brachte ihr sogar etwas zu essen.
Bereits am frühen Morgen des nächsten Tages machte Cára sich auf die Weiterfahrt nach Losu. Auch dort übernachtete sie wieder in einer Scheune neben dem Wagen, auch wenn sie in den beiden Nächten kaum Schlaf fand. Ständig sah sie die erstarrten Gesichter der Toten vor sich, fühlte sie die bedrohliche Präsenz der dunklen Macht, die für die Morde verantwortlich war.
Als sie am dritten Tag Miuk erreichte, war sie furchtbar erschöpft und übermüdet und befand sich in einem dämmrigen Zustand, so dass sie kaum bemerkte, was um sie herum geschah. Automatisch lenkte sie das Pferd die lange Auffahrt zu Kata Lusars Haus hinauf, musste bei ihrer Ankunft jedoch feststellen, das dieses verlassen war. Doch an der Tür fand sie eine kurze Notiz, wie sie zu Kato Gerzos Haus käme.
Müde fuhr sie durch die Straßen der Stadt und fand nach einigem Suchen schließlich die richtige Adresse. Auf ihr Klopfen hin öffnete ein hochnäsig dreinschauender Diener die Tür, der sie abfällig musterte. Kein Wunder – sie hatte sich schließlich seit vier Tagen nicht mehr ordentlich gewaschen und war über und über mit dem Staub der Landstraße bedeckt. Als sie ihren Namen nannte, ließ er sie jedoch widerwillig hinein und rief einen weiteren Diener, der dem Kato Bescheid geben sollte. Normalerweise wäre Cára von der herrschaftlichen Atmosphäre des Hauses mehr als nur beeindruckt gewesen, die man bei Ryann und Lusar niemals so gespürt hatte, aber in diesem Moment kümmerte sie sich herzlich wenig darum. Sie wollte nur Schlafen und dann losziehen, um die Schuldigen zu finden und zu bestrafen. Sie wusste, dass dies unmögliche Phantasien waren, dennoch stellte sie sich immer wieder vor, wie sie einem nach dem anderen heimzahlen würde, was er ihr und ihrer Familie angetan hatte. Es war das einzige was sie davor bewahrte, verrückt zu werden.
Sie hatte Kato Gerzo als einen sehr fröhlichen Mann kennen gelernt, der nur dem Danu gegenüber etwas feindselig gewesen war. Nun jedoch hatte er tiefe Schatten unter den Augen und begrüßte Cára nur sehr kurzangebunden.
„Ich habe alles für die Begräbnisfeier vorbereitet. Sie findet morgen auf dem Friedhof statt, wo auch Kato Gjeim begraben liegt.“ sagte er dann. Kato Gjeim war, wie Cára wusste, Ryanns Mann und der Bruder Lusars gewesen.
Die toten Körper von Ryann, Corin und Kta di Senchun wurden einem Tarm übergeben, der sie für die Begräbniszeremonie herrichten würde. Wie sie erfuhr, sollte der Kta in der Nähe des Familiengrabes ein eigenes kleines Grab bekommen, da er keine weitere Familie mehr hatte, genauso wie Berns.
Als sie schüchtern fragte, wo Lusar sei, fuhr er sie unerwartet grob an: „Das geht dich nichts an!“ Als er jedoch die Tränen in ihrem Blick bemerkte, grummelte er ein wenig freundlicher: „Na, na, Junge. Sein ein Mann! Dieser elende Magier wollte nicht sagen, wohin er sie verschleppt.“ Er ballte die Hand zu einer Faust. „Dieser elende Hund, sie sogar von der Beerdigung ihrer Schwägerin und ihres Neffen fernzuhalten!“
Cára starrte ihn nur an und er scheuchte sie dann ins Bett.

Der nächste Morgen dämmerte langsam und wieder hatte sie eine beinahe schlaflose Nacht verbracht. Es war ungewöhnlich kühl und passend zur Stimmung der wenigen Gäste bei der Begräbniszeremonie verdunkelten schwere Regenwolken den Himmel. Der Priester, der die Zeremonie durchführte sang eine scheinbar endlose Litanei in der er die Götter und ihre Weisheit lobpries.
„Von Fridiana, der sanften, der gütigen geschaffen.
Das Leben gelebt nach Meringor, dem gerechten, dem wahrheitsliebenden.
Geliebt von der milden Lisiana, der lieblichen, weisen.
In ihrem Handeln wenn nötig stark wie Meriana, wie der kraftvolle, energische.
Doch ihr Schicksal ward bestimmt von Goriana, dem vorherbestimmenden und sie konnten nicht entgehen Klingor, dem dunklen, dem bezwungenen. Denn groß ist Meringor, dem Bezwinger.
Und so werden die Seelen dieser Menschen, geliebt von den Göttern, den Drachenwesen, emporsteigen in den Himmel.
Und sie werden strahlen wie Sterne am Firmament, so groß wird ihre Glückseligkeit sein. Denn sie werden das Licht der Drachen sehen und alle Sorgen werden ihnen nichtig.“
Cára hörte die Worte, und ein wenig tröstete sie es, ihre Familie so glücklich zu wissen. Doch gleichzeitig haderte sie mit den Göttern. Warum musste dies geschehen, fragte sie Goriana, warum durften sie nicht weiterleben?
Als die Särge in den Boden hinabgelassen wurden, war ihr, als würde mit den Särgen auch ihr Herz vergraben.
Zwei Diener des Tarm schütteten die vier Gruben mit Erde zu. Neben den dazu gehörigen vier Grabstatuen stand noch eine weitere für Lucan, dessen Körper im Feuer verloren worden war.

Nach der Zeremonie kam zu ihrer Überraschung der Priester auf sie zu. „Mir wurde gesagt, du sollest deine Ausbildung bei uns im Kloster beenden, damit du als Sohn eines Adligen der dritten Kaste dann einen angemessenen Lebensweg und Lebensstil wählen kannst.“
Verwirrt sah sie zu Kato Gerzo, der nun auch auf sie zukam. „Es war der Vorschlag des verdammten Danu – entschuldigen Sie, Ehrwürden. Aber ich hatte keine bessere Idee. Die Ausbildung im Kloster ist gut und wird dir ermöglichen, deinen Weg zu machen. Du darfst nicht weiter den Namen deiner Ziehfamilie tragen und kannst auf keinerlei Hilfe hoffen. Du bist jetzt auf dich alleine gestellt. Wir sind überein gekommen, dich nach dem Ort, wo du die Kata Ryan kennen lerntest, von nun an Cáron te Miuk heißen wirst. Und Cáron - nutze diese Chance für einen Neuanfang!“ sagte er mit ernster Stimme. Dann fügte er etwas milder hinzu: „Solltest du doch einmal Hilfe benötigen, so wende dich an mich, aber ich kann dir nichts versprechen.“
„Ja, Kato Gerzo. Ich danke Ihnen.“ erwiderte Cára demütig. Sie wusste, dass sie Glück hatte.
Der Priester schaute den Kato verwundert an. „Soll das heißen, dies ist weder der leibliche Sohn, noch der gesetzliche Ziehsohn der Verstorbenen?“
„Ganz recht, Ehrwürden. Ich weiß gar nicht, wie Sie auf den Gedanken kamen,“
„Und sehe ich weiter richtig, dass dieser junge Mann hier keinen eigenen Namen hat?“ Der Priester rümpfte leicht die Nase.
„Das ist, mit Verlaub, nicht Ihr Problem. Die Gebühren für die Ausbildung in Ihrem Kloster werden von dem Hinterlass Kata Ryanns bezahlt, das sollte doch reichen?“
„Gewiss doch, gewiss. Ich wunderte mich nur, das ist alles.“ beeilte sich der Priester zu versichern,
Kato Gerzo wandte sich wieder an Cára. „Kata Ryann war nicht sehr reich, dass meiste Geld steckte im Boden, dem Haus und dem Vieh. So hat sie nur eine kleine Geldmenge hinterlassen, die nun für deine Ausbildung verwendet werden soll. Ich bin sicher, sie hätte es so gewünscht. Über den Rest kannst du verfügen, sobald du volljährig geworden bist. Wir haben eine Urkunde aufgesetzt, die das angenommene Datum festlegt, ab dem du Achtzehn bist. Dann wirst du auch deine Ausbildung im Kloster vollendet haben und kannst tun, was dir beliebt.“
Cára nickte nur, aber ihre Gedanken rasten. Das ging alles so schnell! Und niemand hatte sie gefragt! Sie fühlte Trotz in sich aufsteigen, doch eine leise Stimme der Vernunft bewog sie, nichts zu sagen. Für ein armes Mädchen aus dem Waisenhaus hatte sie einen verblüffenden gesellschaftlichen Aufstieg hinter sich und mit einer Ausbildung des Klosters könnte sie viele Stellen antreten – wenn auch nur als Mann. Es hätte ihr, wie ihr nur zu gut bewusst war, nach dem Tod Ryanns sehr viel schlechter gehen können. Man hätte sie wieder dorthin zurückverstoßen können, wo sie herkam und sie hätte dann ihren Lebensunterhalt schwer arbeitend verdienen müssen. Stattdessen hatte sie die Aussicht auf eine wenn auch noch so geringe Menge Geldes. Und da war immer noch das Geld, das sie auf die Bank gebracht hatte.
Dennoch sträubte sie es, in ein Kloster gehen zu müssen, zumal der Priester ihr anscheinend nicht mehr ganz so wohlgesonnen war, da er nun ihre Herkunft entdeckt hatte. Was würde er nur sagen, wüsste er, dass sie ein Mädchen war? Doch sie wollte es eigentlich gar nicht wissen.
Sie entschloss sich, da ihr sowieso nicht viel anderes übrig blieb, den Anweisungen des Kato zu folgen. Sie wusste, dass sie im Kloster auch Kampfunterricht bekommen würde, den sie gut gebrauchen konnte, wenn sie Ryann, Corin, Lucan, Berns und Kta di Senchun rächen wollte.
Von weitem sah sie Nada Mereilla und ihren Mann, die sie beinahe feindselig anstarrten. Sie wandte den Kopf ab. Was mochten die Leute von ihr denken? Machten die sie etwa für das mysteriöse Verschwinden von Lusar verantwortlich?
 
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Kommentare  

Sehr tolle Geschichte. Die arme Cara, nun ganz allein und auch noch ein Priester, der ständefixiert ist. Lass es doch bitte weitergehen. ;>

Juria (06.06.2007)

Deine Geschichte hat mir gut gefallen, Conva. Sie ist sehr detailtreu beschrieben und flüssig zu lesen. Ein wenig mehr Dialoge wären schön, aber das ist vielleicht nur mein subjektiver Eindruck.
Wann geht's denn weiter mit Cára / Cárion ?


ISA (05.02.2005)

Na, endlich geht es Cára wenigstens ein kleines bisschen besser. Furchtbar traurig zwar die Beerdigung, aber immerhin hat sie die Chance in einem Kloster eine Ausbildung zu bekommen. Wie immer beschreibst du in deiner Geschichte alles sehr plastisch. Schön realistisch auch die völlig unterschiedlichen Chraktere deiner Akteure. Diese Geschichte gefällt mir auch deswegen so gut, weil man bisher mit nur wenig Zaubereien in Berührung kam.Der Leser wird bei dir behutsam und geheimnisvoll an die magischen Dinge herangeführt. Weiter so!
Deine Doska


Doska (02.01.2005)

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