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In einer Fleischerei

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
Sie kennen das doch auch oder etwa nicht? Sie kommen in eine Fleischerei hinein, grüßen nett. wollen lecker Schnitzelgulasch kaufen und die blutbefleckte Kittelträgerin tratscht gerade mit einer Kundin über irgendwas Langweiliges. Zum Beispiel über den Hut von der Frau Doktorin und das Studierte einfach keinen Geschmack haben oder sich einfach von der Masse absondern wollen, weil sie sich als was besseres fühlen.
Die Schlange wird und wird nicht kürzer und dabei besteht sie nur aus dieser einen einzigen Person. Sie haben so einen Hals (ich zeig gerade) und brummeln so vor sich hin; „Grummel, brummel, eumel, beumel, brumm“.

Ganz kurz treffen Sie vier Augen aus Augenwinkeln. Voller Verachtung. Nur sekundenlang aber die Blicke stechen hart und als Nachschlag wird man dann danach total ignoriert. Perplex steht man da und grübelt, was jetzt mehr schockt. Die Nichtbeachtung oder die bösen Blicke. Man hat aber nicht viel Zeit, viel Termine und immens viel Gulaschhunger im zart gerundeten Bäuchlein. Ganz schnell und gleich sofort will man die Fleischertür wieder hinter sich schlagen.

„Entschuldigen Sie bitte, aber ich hätte in diesem Geschäft gerne eingekauft“. Man interveniert.

Die Tratschtanten schauen sich an, verziehen die Augen, wie es nur solche Damen können und man wird wiederwillig bedient. Leider darf die Verkäuferin nicht in das Fleisch speien, weil man es dann sehen würde, aber sie würde es gerne. Dessen ist man sich bewusst und wird hier nie wieder einkaufen. Vorsorglich könnte die Bedienung ja darauf hoffen, dass man das Geschäft wieder bedient und alle gesamten Fleischspeisen mit einem unsichtbaren, durchsichtigen Spuckefilm überziehen. Vielleicht würde das sogar die Tratschkundin verstehen. Sie würde es auf jeden Fall vor ihrer Freundin beteuern, aber sich bei einer anderen Kumpelinin über diese Untat beschweren.

Beim Bezahlen denkt man sich; „Nee heute gibt es mahl wegen dieser fehlenden Freundlichkeit kein Trinkgeld“ und bemerkt gar nicht, dass man noch nie Trinkgeld in einem Fleischer gegeben hat.

Merke: Fleischereien sind Trinkgeldwüsten.

Es gibt in Deutschland vielleicht zwei Fleischerinnen, die mal Trinkgeld bekommen haben. Die betreiben neben ihrer Arbeit aber auch eine illustre Nebentätigkeit auf die hier nicht eingegangen werden soll. So können Sie bei Angabe dieser taten auch ihre Arbeitstellen verwechselt haben. Fleischerei mit Puff oder anders herum. Da sieht man ja nicht mehr durch.

Endlich hat man also den Laden verlassen und kann sich dem Verzehr der gekauften Lebensmittel widmen. Nun hat man nichts mehr mit den Frauen zu tun. Dabei wird ihr Gesprächsthema jetzt ganz interessant und man verpasst den Dialog des Jahres. Wüsste man dies würde man sich mit einem Säurekanister verbrubbeln.

- Endlich ist der weg. Hast Du gesehen wie penetrant der einkaufen wollte?
- Widerlich Else. Einfach widerlich. So etwas sollte man nicht mehr in den Laden lassen.
- Ganz meiner Meinung. Der Chef will aber Geld verdienen. Ich muss das machen.
- Was?
- Na verkaufen!
- Ok verstehe. Nachher kannst Du mir auch ein bisschen Pansen einpacken.
- Gerne. Immer wieder gerne. Brauchst natürlich auch nichts bezahlen. Geht aufs Haus. Ha, ha, ha, ha.
- Was sind eigentlich Pansen? Ich ess die ja unheimlich gerne, aber wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht was ich mir da in die Fotze stopf.
- Was?
- Wie was?
- Wohin stopfst Du Dir die Pansen?
- Na in den Mund. Wohin sonst?
- Ach so, äh ja. Pansen sind Magenfetzen.
- Magen? Ihhh.
- Du musst Dir mal vorstellen, dass der Wanst einer einzigen Kuh so groß ist, dass man ihn über die Erde stülpen könnte!
- Wirklich?
- Ja.
- Man sagt doch auch, dass der Darm des Menschen so lang ist, dass man ihn einmal um die Erde wickeln könnte.
- Ja das hab ich schon mal gehört.
- Oder hier das mit den Haaren. Der menschliche Mensch könnte mit seinen Körperhaaren einen Fußballplatz ausfüllen. Statt Gras, könnten da also Haarbüschel stehen.
- Das ist ja interessant.
- Find ich auch.
- Ob es weicher ist auf Haar zu fallen? Oder ist doch Gras weicher?
- Das musst Du physigalish sehen Gerdi. Phiesikarisch halt. In Gras ist ja Grassaft. Der platzt und gibt mit dem Platzen Blässchen frei und die dämpfen dann den Fall.
- Ja Haare wehen ja auch so hin und her und wenn einer fällt, kann es auch sein, dass er auf eine kahle Stelle fällt und sich barbarisch wehtut.
- Das ist bei Gras anders.
- Das ist bei Gras anders.
- Ja ist es.
- Glaub ich auch.
- Guck mal hier das Hackfleisch.
- Ja?
- Mit diesem kleinen Batzen könnte man 100 Löwen anlocken.
- 100 Löwen? Mit so einem lächerlichen Batzen?
- Ach Mensch bist du schwer von Begriff. Es geht doch um den Geruch!
- Die riechen das und kommen angelaufen?
- Ganz genau!
- Dann lass das mal jetzt testen!
- Von mir aus, aber ich warn Dich.
- Vor was?
- Vor 100 Löwen.
- Kein Problem ich hab schon gekotzt.

An dieser Stelle werden Beide die Lokalität verlassen und eine Paste aus Hack vor die Ladentür streichen. Wenn Sie nicht gestorben sind warten sie noch heute.
Seien Sie froh, dass sie es mit dem Gulasch nach hause geschafft haben. Sie hätten eingelullt werden können und würden jetzt vielleicht auch auf 100 Löwen warten.
 
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Kommentare  

Vor allem über die sache mit dem Trinkgeld habe ich herzlich gelacht...
Echt cool geschrieben, mit sehr viel Wahrheit im deckmantel des Humors. super!


Lena N. (05.02.2005)

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