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17 Seiten

Emotion~Feuer~/1.Teil

Romane/Serien · Fantastisches
"Winona kann durch ihre Gefühle das Wetter beeinflussen und durch ihren Willen Dinge verändern und erscheinen lassen. Bevor sie dies jedoch herausfindet und lernt es unter Kontrolle zu halten, muss sie erst einen langen Weg begehen. Und was passiert, wenn man auf jemanden trifft, der genau die gleiche Begabung hat?"

--ich hoffe es erscheit nicht so leicht Harry Potter angehaucht, denn das soll es auf keinen Fall sein--

-Prolog-
„Ich behandele ihn nur so, wie er mich behandelt!“, brüllte Winona und knallte die Tür zu ihrem Zimmer zu. Ihre Mutter brüllte zurück: „Du hast dich zurückzuhalten gnädiges Fräulein. Du kannst froh sein, dass er dich in seinem Haus aufnimmt!“ Winona war kurz davor die Tür aufzureißen und ihrer Mutter eine zu scheuern. Durch ihr Fenster konnte sie sehen, wie sich schwarze Gewitterwolken zusammendrängten. „Ich hasse ihn und ich hasse dich! Alles muss nach seiner Pfeife tanzen. Alles!“
Keine Antwort. Ihre Mutter war schon gegangen. Vermutlich hatte sie sogar nicht mehr gehört, was Winona gesagt hatte. „Verdammt!“ Vor lauter Wut trat sie gegen ihren Schrank. Irgendetwas in ihr war gerade zerbrochen. Monatelang ließ sie nun schon seine Schimpftiraden über sich ergehen, ging nicht auf seine Schikanen ein, aber jetzt war es zu viel. Sie hatte das Gefühl als sei ihr Herz in der Mitte entzweigebrochen und nun schief zusammengesetzt worden.
Wütend starrte sie in ihren Spiegel und fühle sich plötzlich von ihren eigenen grauen Augen beobachtet. Ihre Haare hatten sich in ihrem Ärger noch mehr gekrusselt und so standen sie in alle Himmelsrichtungen ab. „Das braun passt hervorragend zu deinen Augen!“, lobte sie sich spöttisch. Ihre Augen waren so dunkel und nichtssagend, genau wie das braun. Zum Glück sah sie nicht so aus wie ihre verdammte Mutter!
Etwas lief nass ihre Wange herunter. Während Winona auf ihr Bett fiel und leise weinte, regneten sich die Gewitterwolken draußen langsam aus.
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Feuer 1

Eine hagere Gestalt, nur mit einem Regenschirm in der Hand, stand vor Winonas Zimmerfenster und blickte im strömenden Regen zu ihrem Zimmer hoch. Er hatte lange schwarze Haare und einen kurzen Bart, was seinen Gesichtszügen eine Härte und Strenge verliehen, die es unmöglich machte ihn länger als eine halbe Minuten zu fixieren. Seine eine Hand krallte sich in einen Gehstock mit einem silbernen Adlerkopf und wenn man genauer hinsah erkannte man, dass er wie ein Adeliger gekleidet war. Auf seinem Revers waren unbekannte Zeichen eingestickt und seine dunkelgetönte Brille verlieh ihm etwas exotisches.
Der Regen tropfte an seiner gebrochenen Adlernase herunter, doch er machte keine Anstalten ihn abzuwischen. Er blinzelte einmal und plötzlich verdampften die Wassertropfen.
„Es reicht!“, brauste er plötzlich auf. Da es schon mitten in der Nacht war, bekam keiner der Nachbarn mit was nun geschah.
Neben ihm bildete sich innerhalb von Sekunden eine Wasserlache. Sie entstand plötzlich aus der Luft heraus. Der Mann würdigte sie nicht mal eines Blickes, sondern sprach mit seiner tiefen, sonoren Stimme leise weiter. „Wenn du dich anschleichen willst, dann musst du früher aufstehen. Sei froh, dass ich dich erkannt habe, sonst wärst du in deinem Wasser schon gestorben.“ Sei Stock zuckte und jemand wimmerte. „Ich hoffe, du hast deine Lektion gelernt!“
Neben dem Mann stand nun eine große rothaarige Frau, die bis zu den Knien noch in der Wasserlache steckte. „Aris, du könntest mir wenigstens aus dem Wasser helfen, wenn du mich schon mit deinem Stock schlägst!“, zischte sie verärgert. „Ist dir dein Morph nicht gelungen?“, fragte Aris spöttisch. Sein Gesicht jedoch blieb ohne Regung und man konnte nicht erkennen wohin er blickte, da seine Augen durch die Brille verborgen blieben. „Wenn ich mitten im Morph von einem Stock getroffen werde. Ich wette dein Morph wäre dir auch nicht gelungen!“
Aris streckte seine Hand aus und zog die Frau aus der Lache. „Serena, seit wann lässt du dich aus dem Konzept bringen?“, fragte er. Die Frau schippte mit dem Finger und die Lache verschwand. „Weil die letzte Zeit nicht einfach war. Wir sind so kurz davor!“ Sie hielt Aris zwei Finger unter die Nase, die nur noch einen Millimeter auseinander waren. „So kurz! Und wenn ein kleines Detail nicht stimmt ist unser Vorhaben komplett für den Arsch!“ Aris Gesicht zuckte schmerzerfüllt zusammen. „Du weißt genau, dass solche Ausdrücke mein Gehör verletzen.“, seufzte er und fuhr sich mit der Hand an seine Stirn.
Plötzlich wirkte er nicht mehr streng und hart, er machte eher den Eindruck eines alten, gebrochenen Mannes.
„Es muss klappen. Wenn nicht, dann haben wir Amorpher keine Zukunft mehr.“ Es stütze sich schwer auf den Stock und fuhr mit der Hand in seine Rocktasche. „Dann werden wir sie nun wohl holen müssen. Und Serena...“ Serena, die mittlerweile einen kleinen Koffer vor sich geöffnet hatte, drehte sich um. „Ja?“ „Stell diesen nervigen Regen ab. Es wird höchste Zeit, dass sie die Kontrolle lernt.“
Serena schüttelte den Kopf, murmelte etwas und der regen verschwand plötzlich. Stattdessen schob sich ein heller Mond aus den Wolken hervor. Ein roter Schleier bedeckte die Wolken und schob sie fort. Aris blickte gen Himmel und lächelte. „Serena, Serena...“, murmelte er. „Verliebt bist du also auch.“ Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
Serena trat hinter ihn und legte ihm ihre Hand auf die Schulter. „Sicher, dass wir sie jetzt holen sollten?“ Ihre Stimme klang auf einmal müde und angespannt. Aris drehte sich zu ihr um und packte sie hart an den Armen. „Bist du verrückt?“, zischte er. „Das ist vielleicht die einzige Chance, die wir jemals haben werden und du fragst ob es der geeignete Zeitpunkt ist?“ Serena riss sich los. „Das hab ich nicht gemeint!“, zischte sie, während sie sich die Arme rieb. Aris Finger hatten sich in ihr Fleisch gebohrt. „Ich bin mir nur nicht sicher ob sie soweit ist. Wir können sie nicht aus ihrer gewohnten Umgebung reißen und ihr vorschreiben, dass sie nun eine Amorphschule besuchen muss. Das kommt doch alles furchtbar plötzlich für sie.“ „Das ist mir egal!“, knurrte Aris. „Es muss jetzt sein, also machen wir es jetzt und nehmen keine Rücksicht.“ Serenas Augen blitzten und sie starrte ihn verärgert an. „Du bist wirklich kein Mensch!“, rief sie ihm hinterher, als Aris sich umwandte und die Straße entlang wanderte.
Ein Blitz zerriss den roten Himmel.
Serena lachte schrill. „Siehst du. Du bist nicht fähig deine Gefühle zu kontrollieren. Du bist zu alt. Gib es auf Aris, deine Glanzzeit ist längst vorbei!“
Aris wirbelte herum, verschwand und tauchte eine Sekunde direkt vor Serena auf. Seine Hand schloss sich krampfhaft um seinen Gehstock und die Adern traten hervor. Sein Gesicht war rot, vor Wut verzerrt und er presste die Zähne aufeinander. „Pass auf was du sagst Serena1“, zischte er. „Ich könnte dich fliegen lassen. Dann hast du die längste Zeit auf der Schule unterrichtet und wer will dich noch nehmen? Eine Diebin und Betrügerin? Du hast es nur meiner Güte zu verd.....“ „Güte!“, kreischte Serena, „Das war keine Güte, sondern nur Eigennutz. Ohne mich bist du nichts!“
Aris wirkte aufeinmal entspannter und sein Gesicht blickte väterlich, fast gütig auf Serena. „Serena, lass das bitte. Du meinst es nicht so und ich möchte nicht, dass wir alles durch einen sinnlosen Streit zerstören. Du weißt genau, dass ich meine Gefühle kontrollieren kann und du weißt auch, dass meine Zeit noch nicht gekommen ist. Und wäre sie es, wärst du die Erste die es wüsste.“
Serena verknotete ihre Hände ineinander. Ganz langsam lösten sich ihre wutverzerrten Gesichtszüge und machten großer Betretenheit platz. „Es tut mir Leid Aris.“, sagte sie schließlich. „Du weißt, dass ich durch die ganze Anspannung und Arbeit angespannt bin und....ich hab’s wirklich nicht so gemeint.“ Aris lächelte. „Genau deswegen schätze ich dich so Serena van den Kamp. Du bist in der Lage dich zu entschuldigen!“ Serena grinste und das rot am Himmel verstärkte sich. Aris grinste noch breiter, deutete dann zum Himmel und fragte dann: „Wer ist es denn?“ Serena lachte glockenhell, sagte aber nichts.
Aris seufzte. „Okay!“, sagte er schließlich. „Dann mal los. Wir haben nicht viel Zeit.“
Er tippte mit seinem Stock auf den Boden und wo er vorher gestanden hatte war nun wabernder Nebel, der sich langsam immer mehr ausbreitete, bis die ganze Straße in dichten Nebel gehüllt war, so dass man nicht weiter als einen halben Meter blicken konnte.

Winona war auf ihrem Bett unter dem prasselnden Regen eingeschlafen, aber in ihrem Herzen tobte immer noch der Sturm und die Trauer.
Sie träumte. Sie träumte den Traum, der sie schon seit einem Jahr verfolgte. Seitdem sie 16 war träumte sie jede Nacht den gleichen Traum. Er war gespenstisch und er machte ihr Angst.
Sie lief jedes Mal durch einen langen Korridor. Er nahm kein Ende. Die Erde bebte und wackelte und die Wände drohten einzustürzen. Je schneller Winona lief, desto länger wurde der Gang. Und dann passierte alles wie mit traumwandlerischer Sicherheit.
Winona strauchelte, stürzte gegen die Wand, klammerte sich an die Tapete, die abriss und in diesem Moment schoss eine gewaltige Feuerwand aus dem Boden. Winona schrie und schrie. Doch von hinten kam auch eine Feuermasse auf sie zugerast. Sie brannte unbarmherzig alles nieder, was ihr unter die Feuermasse kam. Sogar der Stein der Wand verbrannte, zurück blieb nichts. Winona konnte ins Nichts blicken, das sich hinter ihr mit seiner schwarzen, bedrohlichen Schwärze erstreckte. Dieser Traum war so real, so echt!
Das Stück Tapete, welches sie abgerissen hatte löste sich in Asche auf und wurde von dem Nichts weggerissen. Der Boden unter ihren Füßen wurde wellig. Noch war die riesige Feuerwand weit weg, aber sie kam näher und direkt vor ihr brodelte die andere. Winona liefen Tränen über die Wangen, die jedoch unter der Hitze sofort zischend verdunsteten. Sie krallte ihre Fingernägel in ihre Handinnenfläche. Sie wusste was sie machen musste und eh tun würde. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Vor ihr das verzehrende Feuer, hinter ihr das schwarze Nichts.
Winona sprang auf und rannte auf die brodelnde Wand zu. Die Hitze brannte auf ihrer Haut und die Härchen auf ihrem Arm kräuselten sich.
Und wie jede Nacht sprang Winona durch die Feuerwand.
Ihre Haare schwelten und sie stand vor nacktem Stein. Egal was sie machte, es gab keine Geheimtür, keine Vorsprünge, nichts. Sie konnte die Wand absuchen, tausendmal abtasten, sie würde nichts finden! Und wie jede Nacht wurde sie von der heranbrodelnden Feuermasse verschlungen und verbrannt.

Winona schreckte auf. Ihre Haare klebten an ihrem Kopf und ihre Bettwäsche war wieder vollkommen durchgeschwitzt, als wäre sie wirklich der riesigen Hitze ausgeliefert gewesen.
„Scheiße!“, murmelte Winona und sprang aus dem Bett. Das hätte sie nicht machen sollen, denn ihre Beine waren noch immer sehr zittrig und so knickten sie unter Winona erst einmal weg. „Oh Mist!“, entfuhr es ihr.
Erschrocken presste sie sich die Hand auf den Mund. Wenn ihre Mutter sie hören würde. Oder noch schlimmer: Dan! Dann wäre alles vorbei.
Vorsichtig rappelte sie sich auf. Immerhin hatte sie sich nicht wehgetan. So was hatte sie ja schon öfters geschafft. Winona war in allen Krankenhäusern Stammgast, da sie mindestens jedes halbe Jahr einen Unfall hatte. Sie konnte nichts dazu, es war einfach das Risiko, welches man bei ihrem Sport eingehen musste.
Winona wollte später mal Fallschirmspringerin werden und war in einem Fallschirmspringerclub, mit dem sie einmal wöchentlich trainierte. Bis sie die Landung erst einmal perfekt konnte war sie mindestens zehnmal im Krankenhaus gewesen. Trotz der zahlreichen Verletzungen ließ sie sich nicht von ihrem Berufswunsch abbringen. Sie liebte das Gefühl absoluter Schwerelosigkeit, den Moment in dem sie mit der Luft verschmolz, mit ihr eins wurde und sie niemand unter Kontrolle halten konnte.
Manchmal träumte sie davon es später zu ihrem Beruf zu machen. Doch das würde sie nicht können. Ihre Mutter und natürlich Dan hatten ihr die Freude darauf gründlich ausgetrieben. „Du kannst das doch vergessen!“, hatten sie gesagt, „Damit verdient man nichts!“ „Aber ich wünsche es mir!“, hatte Winona geschrieen. „Wollt ihr mir denn alles kaputt machen?“ Ihre Mutter hatte ihr nur eine Ohrfeige gegeben und sie dann alleine im Wohnzimmer zurückgelassen. War mit Dan ins Kino gegangen.
Wie sie Dan hasste. Er konnte und wusste alles. War immer besser sie und hatte immer Recht.
Winona hatte ihn nie akzeptiert, trotz der vielen Geschenke, mit denen er sich sie erkaufen wollte.

Irgendetwas hatte geraschelt. Winona schnellte herum. Doch sie blickte nur auf ihr Bett. Nichts. „Muss ich mich wohl getäuscht haben.“, murmelte sie. Von draußen presste sich der Nebel an ihr Fenster.
Winona setzte sich in ihren Sessel und zog die Beine an. Sie schloss die Augen und stellte sich einen Sprung mit dem Fallschirm vor. Das machte sie immer, wenn sie sauer war. Auf sich, auf Dan oder ihre Mutter. Meistens auf Dan und ihre Mutter.
Es knisterte schon wieder. Winona schreckte auf. „Wer ist da?“, fragte sie nun lauernd. Sicher war sicher. Vielleicht war ja tatsächlich jemand in ihr Zimmer eingedrungen. Doch niemand antwortete. „Hallo?“, fragte Winona noch mal und kam sich dabei ziemlich dumm vor. Sie redete mit ihrem Zimmer. Kurz vor dem Wahnsinn war sie offensichtlich auch schon. Viel schlimmer ging es ja auch nicht mehr. Winona lehnte sich wieder zurück und versuchte einzuschlafen, doch der Traum ließ sie nicht los. Es war wirklich scheiße! Ein einziger Teufelskreis. Schlief sie, träumte sie diesen Traum und wachte auf, wollte aber schlafen, da sie müde war. Schlief sie wieder ein ging der Traum von vorne los.
Wenn das so weiterging musste sie Schlafmittel nehmen um die Nacht zu überstehen. Aber gegen solche Mittel war sie eigentlich. Aber dieser beschissene Traum machte sie verrückt.
Sie hatte keine Ahnung wo sie ihn herhatte, hatte nie ein Erlebnis mit einem großen Feuer gehabt.
Winona starrte zur Decke. Es ergab keinen Sinn. Sie liebte Feuer, genau wie sie das Wasser liebte und die Erde und die Luft erst recht. Sie hatte keine Angst vor dem Feuer, woher also dieser Traum?
„Willst du das wirklich wissen?“, fragte eine samtweiche Stimme neben ihr. Winona sprang hoch und schlug mit der Handkante in die Richtung wo sie den Bauch vermutete. Eine Hand schloss sich eisern um ihre Hand und Winona hatte das Gefühl, als ob die Hand zerquetscht wurde. „Lassen Sie mich los oder ich schreie!“, wimmerte sie. Die Stimme lachte glockenhell. Eine Frau! „Ich hab keine Ahnung wie du schreien willst, wenn dir dabei der kleine Finger gebrochen wird.“ Winona drehte ihren Kopf und blickte in die blitzenden Augen einer großen, rothaarigen Frau, die ihre Hand mit einer Hand eisern umschlossen hielt. „Wir können das auch ganz zivilisiert regeln. Indem ich deine Hand loslasse und du versprichst nichts zu machen.“ Winona blickte die Frau argwöhnisch an. „Ich traue Ihnen nicht!“, sagte sie mit fester Stimme und stand auf. Die Frau ließ ihre Hand los. Winona wimmerte und umklammerte ihre Hand. Ihre Finger schmerzten als wäre ein Auto drüber gefahren. „Sie haben sie gebrochen!“, funkelte sie die Frau plötzlich an. Diese lachte nur. „Schätzchen, sei nicht albern Wenn sie gebrochen wäre, würdest du die Hand nicht mal bewegen können. Und wenn ich dir die Hand gebrochen hätte, dann würdest du sie nie wieder benutzen können.“ Sie setzte sich auf Winonas Bett und ließ ihren Blick aufmerksam durch ihr Zimmer schweifen. „Wenn Sie etwas suchen: Die Leiche ist im Kleiderschrank!“, sagte Winona gehässig und ließ sich in ihren Sessel zurücksinken. Die Frau zog ihre perfekt gezupfte Augenbraue hoch. „Erstaunlich. Dieses pikante Detail wusste ich noch gar nicht von dir.“, sagte sie zynisch und betrachtete Winonas Gesicht, als wartete sie auf eine Reaktion. „Dieses Detail?“, rief Winona. „Sie haben mich ausspioniert. Sie sind ja verrückt...Sie....“ Die Frau stand blitzartig auf und trat neben Winona um ihre Hand auf ihren Mund zu legen. „Willst du vielleicht das Dan hier auftaucht?“, flüsterte sie fragend in Winonas Ohr.
Winona erstarrte. Woher wusste sie von Dan? „Sie haben sich ja wirklich gut über mich informiert!“, zischte Winona, nach dem sie die Hand von der Frau von ihrem Mund gerissen hatte.
„Ich hab nur das getan, was mir aufgetragen wurde!“, erwiderte die Frau ungerührt. Mit einer raschen, fast unmerklichen Bewegung ließ sie etwas in ihrer Hosentasche verschwinden. Winona erkannte es als Dolch. „Was...was wollten Sie mit dem Dolch?“, stammelte sie erschrocken. Diese Frau war gefährlicher als angenommen. „Eine kleine Maßnahme, falls hier ungebetene Gäste sein sollten!“, erklärte diese. Winona blickte sich erschrocken um. Sie wurde immer verschreckter, gleichzeitig nahm ihre Aggressivität zu. „Welche ungebetenen Gäste?“, fragte sie drohend. „Ist in meinem Zimmer neuerdings ein beliebter Treffpunkt für besonders grausame Leute?“ Aus den Augen der Frau blitzte sie es strafend an. „Du hast keine Ahnung Schätzchen! Aber man wird dir ja noch alles erklären.“
„Ach, ich verstehe!“, rief Winona. „Ich bin in einer besonders schlechten Folge von der Versteckten Kamera gelandet. Huhu! Mama ich bin im Fernsehen!“ Sie winkte in alle Richtungen. Die Frau blickte sie streng an. „Das ist überhaupt nicht witzig!“, sagte sie dann säuerlich. „Wer weiß, was passiert wäre, wenn ich zu spät gekommen wäre.“
In diesem Moment zog sich ein schwarzer Schleier vor den Mond, der noch im rötlichen Licht leuchtete. Die Frau blickte erschrocken aus dem Fenster. „Sie sind verdammt schnell da!“, murmelte sie und zerrte Winona hoch. „Mädchen, pack alles ein, was du brauchst, aber beeil dich. Maximal 3 Minuten hast du....Mach hin!“, rief sie hektisch.
Winona verstand nicht was sie wollte. Doch sie zerrte ihren Koffer aus dem Schrank und schmiss ihre ganzen Klamotten rein, es folgten ihre CDs, ein paar Bücher und ihr Handy inklusive Portemonnaie. „Was soll das?“, fragte Winona giftig. „Das finde ich überhaupt nicht witzig. Ich will jetzt endlich wissen, was hier gespielt wird!“ Die Frau packte ihren Koffer. „Jetzt nicht, später.“, rief sie gehetzt und kniff die Augen zusammen.
Die schwarzen Schatten schoben sich immer näher an Winonas Fenster heran. „Was ist das?“, fragte Winona und ihre Stimme überschlug sich vor Angst. Da waren Gestalten in dem schwarzen Schleier. „Blick nicht in die Wolke!“, schrie die Frau hysterisch. „Verschließ deine Augen!“
Der schwarze Schleier drückte jetzt gegen ihr Fenster. Eine Klinge schabte über das Fensterglas und Winona sprang schreiend zurück. „Da...da....“, stammelte sie.
Die Frau hatte plötzlich einen schlanken, silbernen Dolch in der Hand. „Schreib schnell was für deine Mutter!“, drängte sie. „Das sie sich nicht sorgen soll, du musst weg.“ „Wieso?“ „Das ist jetzt egal. Du bekommst es alles erklärt! Aber schreib endlich den Scheiß!“ Die Frau war sichtlich angespannt. Ihre Augen fuhren nervös hin und her und auf ihrer Stirn bildeten sich Schweißtropfen. Das Fenster zitterte, als würde eine große Kraft darauf drücken. „Schnell, wir haben nicht viel Zeit!“
Winona schnappte sich einen Edding und kritzelte eine Nachricht auf ihre weiße Tapete. „Komm jetzt!“, rief die Frau und streckte ihr die Hand entgegen. Auf der Fensterscheibe hatten sich kleine Risse gebildet. Winona zwang sich krampfhaft nicht zu schauen, was sich hinter diesem schwarzen Schleier verbarg. „Wir kommen hier nicht raus!“, verzweifelte sie. „Gib mir deine Hand!“, schrie sie die Frau an. „Ich...“, begann Winona, doch da hatte die Frau ihre Hand schon umklammert. „Was wird das bitte?“, brüllte Winona nun endgültig aggressiv, da sie ihre Angst zu übermannen drohte.

Dan und Winonas Mutter waren jetzt auch schon wachgeworden, von dem Lärm in Winonas Zimmer. „Veranstaltet deine Tochter da drüben eine Party oder was?“, schimpfte Dan. Schwerfällig erhob er sich aus dem Bett und schlüpfte in die Hausschuhe. „Ich wird dem Fräulein mal was flüstern. Nachts um 3. Die hat sie doch nicht alle!“
Mit einem Satz war Angela aus dem Bett. „Dan, lass mich das machen. Sie hat eine Mordswut auf dich und ich glaube nicht, dass sie auf dich hören wird.“ Dan grummelte, gab dann aber nach und kroch zurück ins warme Bett. Angela stand auf und schlüpfte in ihren Morgenmantel. „Das darf noch nicht wahr sein.“, sagte sie dann, als es noch lauter in Winonas Zimmer wurde. „Sie hat wohl endgültig den Verstand verloren!“

Die Frau legte ihre Hand auf Winonas Kopf. „Mach bitte die Augen zu und stell dir eine großen See vor.“, befahl sie Winona. Gehorsam schloss Winona die Augen. Sie hatte keine Ahnung warum sie dieser Frau gehorchte, aber lieber tun was sie sagte, als dieses Grauen, was langsam aber sicher ihr Fenster zerstörte, zu erleben.
Die Frau murmelte leise vor sich hin und ihre Augen färbten sich in ein tiefes blau. Es schein so, als würde sich die Iris langsam drehen und immer schneller werden. Davon bekam Winona jedoch nichts mit.
Vor ihren Augen sah sie einen klaren, grünblauen Bergsee und das letzte was sie hörte, bevor alles in weißer Watte versank, war das Splittern von ihrem Fensterglas.

Angela hämmerte wütend an Winonas Zimmertür. Abgeschlossen. „Wenn es nicht sofort ruhiger wird, dann setzt es was!“, schrie sie. Anscheinend hatte sich Winona jedoch dazu entschlossen dies zu ignorieren. Jedenfalls hielt der Lärm an. Etwas splitterte in diesem Moment. Das darf jetzt nicht wahr sein, dachte Angela. Sie hat die Scheibe kaputt gemacht. „Winona, machst du bitte die Tür auf?“
Angela war kurz vor einem ihrer berühmten Ausraster. Heute Mittag hatte sie sich erst wieder nervenaufreibend mit ihrer Tochter wegen Dan gestritten und jetzt versuchte sie ihnen die Nacht zur Hölle zu machen. Was war nur los mit ihrer Tochter?
Sie war von Anfang an gegen Dan gewesen, hatte ihm keine Chance gegeben und ihn ansonsten auch nur verachtet. Angela verstand das nicht. Dan war so ein liebenswürdiger Mensch. Natürlich, er war jähzornig, aber ihnen ging es doch gut mit ihm. Er verdiente nicht schlecht und sie liebten sich über alles. Nur Winona passte das nicht in den Kram. Sie war schon 2 Wochen beleidigt gewesen und hatte nicht mehr mit ihnen geredet, als Angela und Dan geheiratet hatten.
Dan hatte es mittlerweile aufgegeben, eine Freundschaft mit Winona zu entwickeln. Sie blockte alles ab. Wenn er sie ins Kino einlud hatte sie keine Lust, aber ging dann zum Trotz abends mit ihren Freundinnen ins Kino. Mit der Zeit war Winona immer einzelgängerischer geworden und hatte nun überhaupt keine Freundinnen mehr. So hockte sie die meisten Zeit zu Hause rum und giftete Dan an.
Plötzlich war es ganz still geworden in Winonas Zimmer. Zum ersten Mal kam Angela auf die Idee, das irgendetwas nicht stimmen könnte. „Winona? Bist du da?“, fragte sie vorsichtig. Keine Antwort. Jetzt bekam Angela es mit der Angst zu tun. „Winona? Das ist nicht witzig, sag bitte was!“ Immer noch keine Antwort.
Angela rannte zurück in das Schlafzimmer und rüttelte Dan an der Schulter. „Du musst die Tür aufbrechen!“, rief sie hysterisch. „Winona ist etwas passiert!“ Dan gähnte. „Ihr? Ich glaub eher denen, die da mit dabei waren. Aber gut...dann wollen wir mal.“
Er tappte zu Winonas Tür und lauschte. Es war immer noch mucksmäuschenstill. „Komisch.“, murmelte Dan. Dann nahm er alle Kraft zusammen und warf sich gegen die Tür.
Es splitterte und die Tür war aus den Angeln gebrochen. Angela stürmte ins Zimmer und fing dann an zu schreien.
Dan trat ins Zimmer und sein Atem stockte. Das ganze Zimmer war voller schwarzen Rauch und das Fenster war kaputt. Überall lagen Glassplitter und etwas hatte ihren Sessel mit größter Gewalt zertrümmert.
Die Polsterfüllung hing heraus und die Beine lagen zerbrochen am Boden. Er schein Angela vorwurfsvoll anzuschauen. Sie schüttelte sich und Tränen traten ihr in die Augen. Dan legte ihr die Hand auf die Schulter. „Wer auch immer das war, wir finden ihn!“, schwor er Angela und sie spürte, dass sie ihn für diesen Satz noch mehr liebte, als jemals zuvor.
Dann rief er die Polizei und den örtlichen Fernsehsender an.

Eine Hand legte sich auf ihren Arm und eine Stimme sagte: „Du kannst deine Augen wieder aufmachen!“
Gehorsam öffnete Winona die Augen. Die Frau stand neben ihr und hielt ihren Arm fest. Winona fiel auf, dass sie blutete. „Sie bluten!“, entfuhr es ihr. Die Hand der Frau fuhr verstohlen zu ihrer Wange. „Das ist nur ein kleiner Splitter!“
Winonas Aufmerksamkeit wurde jedoch abgelenkt. Sie blickte sich um. Sie war nicht mehr in ihrem Zimmer und sie war vorher noch nie in diesem Raum gewesen. Es war ein großer Raum, ausgeschlagen mit rotem Samt, statt Tapete. An den Wänden standen hohe Bücherregale, die vollgestopft mit Büchern waren. In den Ecken standen kleine Lampen, die gedämpftes Licht verstrahlten und daneben waren knautschige Sessel, die wunderbar kuschelig aussahen. Sie waren auch mit rotem Samt beschlagen und sie standen auf flügelartigen Beinen.
An der Decke waren lauter Gemälde, mit seltsamen Figuren, die Winona noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Eine Hälfte war Mensch, die andere Hälfte war nichts...Nichts war entweder grau, rot, grün oder blau. Wie ein Schleier hatte sich die Farbe über die Stelle gelegt, wo eigentlich Bauch und Beine sein sollten. Die Zeichnungen waren so detailliert, dass Winona sogar die Augen erkennen konnte. Die Augen von jedem einzelnen Wesen hatten die Farbe, die auch der Schleier hatte. Es war nicht wirklich ein Schleier, dachte sie Winona, eher dicker Nebel ,der die Beine vollständig verschlungen hatte.
Alle dieser Wesen blickten in eine Richtung. Ganz links von ihnen war eine Wesen, was ihnen glich, jedoch viel größer war und einen ganz anderen Farbschleier hatte. Er war vollkommen weiß und leuchtete. Das halbe Menschwesen hielt ein Szepter in der Hand und ein Schwert in der Anderen und deutete damit auf eine Gestalt, die ganz in der hintersten Ecke kauerte und vollkommen, bis zu dem Hals, mit einem schwarzen Schleier überzogen war. Winona kniff die Augen zusammen. Es war unmöglich! Es musste unmöglich sein. Winona keuchte auf. Alarmiert packte die Frau sie fester am Arm. „Die schwarze Gestalt..sie.sie blickt mich an!“, wimmerte Winona. Die Frau kniff die Augen zusammen und blickte zur Decke. „Das täuscht!“, sagte sie dann gezwungen ruhig. „Sie ist gemalt, wie soll sie dich denn anblicken?“ „Ich weiß nicht, sie hat mich angeblickt und gelacht!“ Winona blickte noch einmal nach oben. In den vollkommen schwarzen Augen glitzerte der Wahnsinn.
„Schätzchen, das war eine optische Täuschung.“ „Nein, war es nicht!“ „Dann schau noch mal hin.“, meinte die Frau, genervt von Winonas Starrsinn. Winona blickte die schwarze Gestalt an. Nichts. Kein blitzen der Augen, kein Mund zum höhnischen Lachen aufgerissen. „Der hat mich eben noch angeblickt!“, schwor Winona. „Aber jetzt nicht mehr, außerdem ist es ein Gemälde und die können nicht ihre Stellung verändern. Winona, gibs auf, du hast dich getäuscht!“
Winona seufzte. Irgendetwas war ihr überhaupt nicht geheuer an diesem Raum. Die Frau führte sie zu einem er zerknautschten Sessel. „Ich hab mich noch gar nicht vorgestellt.“, sagte sie dann, nachdem sie Winona sanft, aber bestimmt in den Sessel bugsiert hatte. „Ich bin Serena van der Kamp und unterrichte an der Schule, die sich übrigens hier befindet, die angehenden Amorphs.“ „Amor...was?“ „Amorphs. Aber das soll dir Aris erklären.” Winona wurde immer verwirrter. Was waren Amorphs und wer oder was war Aris? Sie konnte nur träumen. Und wie war sie überhaupt hier hin gekommen?
Zu viele Fragen schwirrten ihr durch den Kopf, als dass sie nur einen klaren Gedanken fassen konnte. Alles drehte sich, wirkte verzerrt und Winona hatte den Drang einfach einzuschlafen, wegzufallen, alles zu vergessen aber natürlich geschah dies nicht. Sie hing kraftlos in dem gemütlichen Sessel und starrte an die Bücherregale. Die Frau stand an ein Fenster gelehnt neben ihr und beobachtete sie, gab jedoch keinen Ton von sich.
In Winonas Augenwinkeln glitzerten stumme Tränen und machten sich dann auf ihren Weg, die Wangen hinunter und tropften anschließend auf den Fußboden. Winona starrte immer noch auf die Regale und ließ ihren Gefühlen freien Lauf. Draußen regnete es, der Regen erzeugte ein Gefühl von Zugehörigkeit. Winona hatte das Gefühl, als würde der Himmel mit ihr weinen.

Eine Hand legte sich plötzlich auf ihre Schulter. Winona blickte mit tränennassen Augen nach oben und sah einen Mann, der eine unglaubliche Härte und Strenge, gleichzeitig aber auch Sanftheit und Güte ausstrahlte. Seine Augen waren unerkennbar hinter der dunklen Brille und doch hatte Winona das Gefühl, als würde er sie wohlwollend mustern. „Serena, hättest du die Güte und würdest uns alleine lassen?“, wandte er sich an die Frau und seine Frage klang eher nach einem Befehl. „Wie du wünschst!“, sagte Serena schnippisch, warf ihren Kopf in den Nacken und stolzierte aus dem Raum.
Der Mann vergewisserte sich, ob die Fenster und die Türen gut verschlossen waren, wobei er sich auf einen Gehstock stützte, den er, so glaubte Winona, nur zur Zierde trug. Dabei murmelte er vor sich hin und Winona begann sich zu Fragen wo, in aller Welt, sie gelandet war.
Der Mann kniff einmal kurz das Auge zusammen und vor Winonas Augen stand plötzlich ein Stuhl ihr gegenüber. „Was...?“, begann Winona, doch der Mann gab ihr zu verstehen, dass sie still sein sollte, dann setzte er sich auf den Stuhl und beugte sich zu ihr hinüber. „Um deine erste Frage zu beantworten, die du gleich gestellt hättest. Ich bin Aris! Aris, der Leiter dieser...Institution. Wir nennen es nie bei seinem richtigen Namen, denn sonst würde die Deckung auffliegen. Um zu dem entscheidenden Punkt zu kommen, ich bin ein Amorph, genau wie Serena. Und bevor du fragst, was Amorphen oder Amorphs sind, werde ich es dir erklären.“ Aris lehnte sich wieder zurück und hielt plötzlich ein Taschentuch mit vielen lila Punkten in der Hand. Lächelnd blickte er es an. „Verzeih die Farbe. Ich habe meinen Wunsch nicht präzisiert. Aber trockne dir doch erst einmal die Augen, bevor du zuhörst. Ich bin der Ansicht, wer 16 ist, kann auch in der Lage sein, sich zu beherrschen!“ Winona nickte, nahm das Taschentuch und trocknete ihre Tränen. Verlegen hielt sie Aris das Taschentuch wieder hin, doch der wehrte ab. „Behalt es, ich denke, du wirst es bestimmt wieder brauchen!“ Winona schluckte, wagte aber immer noch nicht, etwas zu sagen und steckte das Taschentuch ein. „Und nun, kommen wir zu dem Thema, was nicht nach draußen dringen sollte. Serena und ich, wir beide sind Amorphs. Unter Amoprhs versteht man einen Menschen, der fähig ist, das Wetter durch seine Gefühle zu beeinflussen. Theoretisch würde das bedeuten, wenn ich traurig bin, gibt es Regenwetter. Ist Serena zornig, gibt es ein Gewitter. Praktisch sieht das aber ganz anders aus. Wenn wir beide nun zusammen irgendwo wären, könnte es zu Katastrophen kommen, weil das Wetter die Gefühle von uns beiden wiedergeben würde. Deswegen lernt man hier, auf der einzigen Amorphenschule weltweit, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten, beziehungsweise sie aufzustauen oder zu bändigen, um Katastrophen vorzubeugen. Aber Amorphs sind noch zu viel mehr im Stande. Die kennst ja sicher die vier Elemente, Erde, Feuer, Wasser, Luft. Jeder Amorph ist unter einem dieser Elemente geboren worden. Darum gibt es keine Sternzeichen, sondern Elementzeichen, die einen Amorph auszeichnen. Man könnte also sagen, dass es vier Amorphsorten gibt. Aber das ist vollkommen falsch. Diese vier Sorten sind die „niederen“ Amorphs. Du musst wissen, dass man bei uns in „niedere“ und „höhere“ Amorphs einteilt. Dann gibt es noch die „Geniusmorphs“ von denen es aber nur sehr wenige gibt, denn sie sind die mächtigsten aller Amorphen.
Bevor wir dazu kommen, was das mit dir zu tun hat, werde ich dir die Amorphen noch etwas näher erläutern. Ein niederer Amorph ist unter einem dieser Elemente geboren, dass heißt, er kann nur dieses Element zum morphen nutzen. Unter morphen verstehen wir, dass wir uns durch unsere alleinige Willenskraft in dieses Element auflösen und an dem, von uns gewünschten Ort wieder auftauchen. Deswegen besitzen die wenigsten Amorphs einen Führerschein, da dies überhaupt nicht benötigt wird. Aber um diese große Willenskraft aufbringen zu können, muss man jahrelange Ausbildung hinter sich haben. Und die bekommen die jungen oder auch älteren Amorphs hier. Die meisten nehmen wir in einem Alter von 18 zu uns, da sie vorher überhaupt nicht in der Lage sind, ihre Gefühle auch nur ein kleinstes bisschen unter Kontrolle zu halten.
Oh, ich schweife ab, tut mir Leid. Also, kommen wir zu den höheren Morphs. Sie verfügen über zwei Elemente, die sich absolut gegensätzlich sind.“ Winona fiel ihm ins Wort. „Also können sie nur Amorphs mit Feuer und Wasser und Erde und Luft sein, aber niemals Erde und Feuer?“ Dieses ganze Thema faszinierte sie ungemein. Aris lächelte. „Richtig. Du denkst mit, dass ist gut. Also, sie brauchen auch nicht so einen großen Aufwand wie die niederen Amorphs zu betreiben, denn sie sind mehr in der Lage ihre Gefühle zu zäumen. Auch ihre Willenskraft ist größer und stärker.“ Winona hob die Hand, wie in der Schule, weil sie das Gefühl hatte, dass Aris einfaches Reinrufen nicht leiden konnte. Und wirklich, ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und er deutete auf Winona. „Ja?“ „Aber wie haben Sie das mit dem Taschentuch und dem Stuhl gemacht?“ „Dazu wollte ich gerade kommen.... Alle Amorphs sind, mehr oder weniger, dazu in der Lage, Sachen durch ihre Willenskraft entstehen oder verändern zu lassen. Wenn dir zum Beispiel dein Kleid nicht gefällt und du es gerne in blau hättest, statt in Grün, müssen sie gute Amorphs nur ein, zwei Sekunden konzentrieren und das Kleid sich genaustens in ihrem Kopf vorstellen. Dabei darf man kein Detail vergessen, man muss zum Beispiel an alle Knöpfe denken, sonst klappt es nicht. Du kannst dir also vorstellen, dass es eine Sache der Unmöglichkeit ist, sich ein Auto zu wünschen! Das einzige Problem dabei ist, dass die meisten Amorphs nicht über eine einfache Socke hinweg kommen, da man wirklich alles genaustens im Kopf haben muss.
Schließlich gibt es die Geniusmorphs, die sozusagen, die Genies auf diesen gebieten sind. Für sie ist ein Auto eine ihrer leichtesten Übungen und du kannst dir sicher vorstellen, dass so ein Geniusmorph nicht jeden Tag geboren wird. Ein Geniusmorph verfügt über alle vier Elemente und beherrscht sie brillant.“ Aris bracht ab und hielt ein Glas Wasser in der Hand. „Das Reden macht den mund ganz trocken.“, meinte er entschuldigend. „Aber was hat das denn mit mir zu tun?“, wollte Winona wissen. „Und wieso werde ich regelrecht aus meinem Zimmer entführt?“ „Ganz einfach. Du bist ein Amorph! Und wir vermuten, dass du einer der besten Amorphen werden kannst, den die Welt jemals gesehen hat. Wir sind uns sogar ziemlich sicher, dass du einer der letzten Geniusmorphs bist, die noch leben.“ Winona starrte Aris mit offenem Mund an. „Nein, Aris tut mir Leid, aber das kann nicht sein. Ich hab bis jetzt noch nichts gemacht. Weder das Wetter beeinflusst oder etwas entstehen lassen.“ „Und warum?“, fragte Aris. „Weil du erst 16 bist. Die meisten Amorphs kommen mit 18 hier hin und wissen noch nichts von ihren Fähigkeiten. Aber ist die noch nie aufgefallen, dass das Wetter immer genau zu deinen Gefühlen gepasst hat? Wenn es dir schlecht ging, war das Wetter auch mies, sogar im Sommer.“ Winona schloss die Augen. Sie konnte das alles nicht glauben. Zwar war ihr schon mehrmals aufgefallen, dass sich das Wetter immer perfekt zu ihrer jetzigen Situation verhielt, aber sie hatte sich nie einen Kopf darum gemacht, was das nun zu bedeuten hatte. „Und, weil wir uns ziemlich sicher sind, dass du ein Amorph bist, bieten wir dir an, ab heute, beziehungsweise ab morgen, unsere Schule für angehende Amorphs zu besuchen.“ Aris lächelte sie sanft an. „Lass dir Zeit mit deiner Entscheidung. Aber ich kann dir nur sagen, dass die Amorphs, die das Angebot ausgeschlagen haben, heute heftige Katastrophen verursachen. Das beste Beispiel sind die Hochwasserkatastrophen in China, verursacht durch einen weiblichen Amorph mit Depressionen.“ Winona blickte Aris an. „Wieso hast du eigentlich eine Brille mit getönten Gläsern auf? Hat es was mit den Pupillen zu tun, die sich verändern?“ Aris schaute Winona erstaunt an. „Woher weißt du, dass sich die Pupillen farblich verändern?“ „Ich habe mir das gedacht, weil diese Wesen an der Decke alle farbliche Pupillen haben. Genau wie dieser Schleier, der sie bedeckt.“ „Da hast du richtig gedacht. Wenn wir morphen, verändert sich die Farbe unserer Augen, in die Farbe von dem Element, mit dem wir morphen. Und dieser Schleier steht für das Element. Rot steht für Feuer, blau für Wasser, grün für Erde und grau für Luft. Wenn du morphst verwandelst du dich ja in dieses Element und wirst vorher erst zu einem „Schleier“.
Wenn du jetzt etwas genauer hingesehen hast, hast du bestimmt die größere Figur entdeckt. Das ist der Geniusmorph. Er hat weiße Pupillen und einen weißen Schleier, weil er der reinste aller Morphs ist.“ „Und der schwarze Morph in der Ecke?“, fragte Winona, nichts gutes ahnend. „Das ist der schwarze Graf. Ein gefallener Geniusmorph und unser unerbittlichster Gegner. Er hat schwarz, wie der Hass und ist somit noch einmal etwas besonderes, dass er auch mit Gefühlen morphen kann. Viele der jungen Amorphs zeiht er auf seine Seite und hat so eine Armee von gefallenen Amorphen unter seinem Befehl, wie sie gefährlicher und grausamer nicht sein könnte. Sein Ziel ist es die Macht an sich zu reißen und die Menschen seinem Willen zu unterwerfen.“ Winona erschauerte. „Bis jetzt ist ihm das noch nicht gelungen, zum Glück für uns alle.“ Aris stockte und seine Hand fuhr zu seiner Brille. „Ich werde dir deine Frage nun beantworten, weil ich meine ganze Hoffnung in dich setze. Ja, in dich, der größte Geniusmorph, den unsere Schule jemals hervorbringen wird. Nicht einmal meine vertrautesten Lehrer haben mich ohne Brille gesehen und ich will, ja ich will und nicht möchte, dass dies unter uns bleibt.“ Winona nickte hastig. „Ich werds bestimmt niemandem weitererzählen!“, versicherte sie. „Das will ich dir auch nicht geraten haben!“, grummelte Aris und nahm langsam die Brille ab.
Winona erschrak. Aris Augen waren völlig golden. „Was...“, brachte sie hervor. Hastig setzte Aris seine Brille wieder auf. „Ich werde es dir nicht erklären, denn es geht niemanden etwas an. Nur soviel, sobald mein Ziel erfüllt ist, werde ich nicht mehr unter euch weilen.“
Mit einer harschen Handbewegung machte er Winona klar, dass das Gespräch nun für ihn beendet war. „Du musst nicht annehmen. Wir können dich auch jetzt zurückbringen, wenn du möchtest. Aber lass dir gesagt sein, dass der schwarze Graf vorhin an deinem Fenster war.“ Erinnerungen stiegen hoch. Der schwarze Schleier, das Kratzen an der Scheibe und die Gestalten, die sie nur schemenhaft gesehen hatte.
„Ich lasse dich jetzt alleine!“, unterbrach Aris ihre Gedanken. „Lass die Zeit bei deiner Entscheidung und wäge genau ab, nicht dass du es einmal bereust. Solltest du zu einem Ergebnis gekommen sein werde ich davon unterrichtet werden. Mach dir also keine Sorgen, ich komme wieder um nach dir zu sehen.“
Winona nickte und innerlich drehte sich ihr der Magen um. Wie sollte sie sich entscheiden?

~~~~More coming soon[if you want*g*]~~~~
 
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Kommentare  

Wann gehts denn weiter? Wie Isa schon sagte, der Anfang ist gut und stimmungsvoll. Auch Aris und Serena scheinen irgendwo ihre 'bösen' Seiten zu haben und kommen sehr menschlich rüber. Der Anfang mit dem 'Auftauchen' von Serena erinnerte mich wirklich stark an HP, aber das ist wahrscheinlich einfach so... egal was mit Zauberern oder Hexen oder sonstirgendwie zu tun hat, wird gleich mit HP verglichen...
Mach weiter so, du hast echt Talent.


Aves (28.06.2005)

Hallo, Zimtsternchen
Ich fand die Story sehr vielversprechend, und dein Schreibstil ist für eine 16jährige doch schon wirklich ausgereift *bis auf ein Übermaß an Kraftausdrücken ... obwohl, so redet man heutzutage nunmal*
Ja, ich bin gespannt, was es mit dem schwarzen Grafen auf sich hat und ob du dieser dunklen Figur mehr Hintergrund gibst (warum ist er böse geworden? Hat er auch eine'weiche', verletzliche Seite, ein Trauma?), denn nichts ödet mich in Fantasy-Stories mehr an als superliebe 'Gute' und Böse, die einfach nur meucheln und sonst keinen anderen Eigenschaften haben, von Natur aus böse sind, sozusagen.
Aber da Aris, Serena und Winona, die ich im Moment irgendwo im Lager der 'Guten' vermute, auch ziemlich menschlich mit Schwächen herüberkommen, bin ich guter Hoffnung in dieser Hinsicht.
Seit Harry Potter muß sich jeder, der eine Story mit Zauberern und Hexen kreiert, einen Vergleich mit HP gefallen lassen, aber ich denke, du hast etwas eigenständiges geschaffen und deshalb: mach einfach weiter so. Es gab auch schon Zauberer vor HP, das ist nicht JR Rowlings Verdienst.
Nun, ich bleibe am Ball und hoffe doch sehr, dass Winona die Schule besucht und wie ihr Schülerleben so wird.


ISA (26.06.2005)

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