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4 Seiten

Fettnäpfchen pflastern meinen Weg

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Es gibt da diese Tage, da geht Alles schief.
Da bleibt Einem nichts anders übrig, als drüber hinwegzusehen und es mit Humor zu betrachten.
Das Erste was morgens passiert, ist dass Einem der heiße Kaffee umfällt. Direkt über die frisch ausgedruckte Hausarbeit und weiter über die Tischkante aufs Hosenbein. Das tut nicht nur fürchterlich weh, sondern umziehen kann man sich auch.
Derweil man versucht zu retten, was zu retten ist, verkohlen die Aufbackbrötchen friedlich im Ofen vor sich hin. Die Uhr zeigt auch schon wieder eine viel zu späte Zeit an und die Tasche ist auch noch nicht gepackt. Wenn dann noch eine hohe Telefonrechnung im Briefkasten liegt, weil man den Monat zuvor wegen Herzschmerz- und sterbenden Schwänen Geschichten den Seelenpapst spielen musste und das Helfersyndrom einfach nicht ruhen konnte, dann freut man sich ganz besonders. Vom Schrecken erstarrt, festgesaugt an der hohen zweistelligen Summe, fährt die Straßenbahn seelenruhig vor sich hin. Also wieder zehn Minuten warten. Zehn Minuten später dran...Wenn man dann endlich in der Bahn sitzt, fällt Einem ein, dass man die Hausarbeit vergessen hat. Also raus aus der Bahn, zurückjoggen, Hausarbeit holen, in die nächste Bahn steigen, verschnaufen. Aussteigen, zum Bus rennen, einsteigen, im Gedrängel die Ruhe bewahren und endlich am Ziel ankommen. In der Uni sieht man dann natürlich genau die Leute, die man nicht sehen möchte. Von Leuten, die noch ein Buch bekommen, welches man natürlich zu Hause vergessen hat angefangen, über beschissene Studentenpartyabstürzer bis hin zu Leuten die sich sofort auf Einen stürzen, einem eine Frikadelle an die Backe reden und Einen wiederum weitere zehn Minuten vom Studieren abhalten.
Die große Pause ist schon nicht mehr fern. Es lohnt sich nicht mehr, noch mitten ins Seminar zu platzen, also wird erst einmal ein Brötchen gegessen. In der Cafeteria wird man natürlich übers Ohr gehauen. Das kommt dann davon, wenn zwei Leute kein Kopfrechnen können. Man merkt es dann immer leider nur zu spät. Des Einen Freud, des Andern Leid.
Das Brötchen ist schneller heruntergeschluckt als es belegt wurde. Nach dem Essen soll man rauchen oder einen Mann gebrauchen. Natürlich die Zigarette. Die Toilette in der 6. Etage ist bestimmt eh wieder von den Frühlingsverliebten besetzt, außerdem ist nichts Leckeres in Sicht. Draußen merke ich natürlich, dass ich die Zigaretten in der Jackentasche habe. Und die Jacke liegt natürlich wo? Richtig! Zu Hause.
Ich beschließe mal ein wenig in einem Buch zu lesen. Ich weiß nicht ob Jemand das auch kennt. Man liest ein Buch, liest Zeile für Zeile, Seite für Seite. Und irgendwann merkt man, dass man überhaupt nichts mitbekommt, weil man während des Lesens in die Traumwelt abgeschweift ist. Daran hat natürlich der unerreichbare, weit in der Ferne wohnende Traummann Schuld. Mit dem feinen Unterschied, dass er das nicht weiß. Wie auch, wenn man bei jedem Wiedersehen so tut, als ob er Luft sei. Gerade mal ein "Hallo" rausdrückt und ansonsten eigentlich nur dumme Sprüche bringt, die taktlos und vielleicht sogar verletzend sind. Vielleicht sollte man es langsam mal aufgeben und sich für das nächste Mal merken, dass man in eine SMS nicht zu viel hineininterpretieren sollte. Auch wenn man sich wahrscheinlich noch in ein paar Jahren fragt, woher der Typ die Handynummer hat, die man ihm ja nie gegeben hat. Hinter die Ohren sollte man sich auch schreiben, dass man nicht solchen Typen hinterher geifern sollte, die dem Exfreund ähnlich sind. Das ist eigentlich das Dümmste was man machen kann, aber es passiert... Immer wieder...Es gibt Leute, die lernen einfach nichts dazu.
Geht man dann nach der Pause ins Seminar, stellt man mit Entsetzen fest, dass die zweite Hälfte der Vorlesung ausfällt. Warum ist man überhaupt in die Uni gekommen? Natürlich zum Brötchen essen und herum sitzen! Genervt fährt man nach Hause. Wie sollte es anders sein, man steigt in die falsche Bahn ein, weil man schon wieder am Traum von zuvor angeknüpft hat. Es ist schon erstaunlich, was Menschen bewirken können, die sich ca. 130 Km Luftlinie von Einem weg befinden.
Zu Hause kommt erstmal eine Pizza in den Ofen, die ausnahmsweise nicht verbrennt, aber dafür nach 3 Bissen mitsamt Teller vom Tisch fällt. Schön mit dem Gesicht auf den Boden und der Teller ist dummerweise auch zweigeteilt. Genau mitten durch. Wenn Scherben Glück bringen würden, dann wäre ich der glücklichste Mensch auf Erden. Bei den ganzen Dingen die durch mein Verschulden immer zu Bruch gehen. Tassen, Gläser, Teller, Herzen...
Es wird erstmal Musik angemacht. Ja, das tut gut.
Währenddessen liest man Emails und muss sich über Dieses oder Jenes aufregen. Über tolle Spam-Emails über Viagra und nackte Frauen (Das ist natürlich genau das, was ich brauche) und Beschwerdeemails, warum man sich denn nicht mehr melden würde.
Langsam reicht es. Wenn man dann noch einen Anruf von SKL - Lose oder Handyfritzen bekommt, dann ist das Fass voll. Am Besten ist es, wenn man sich einfach man hinlegt und ein Nickerchen macht. Da kann dann wenigstens nichts schief gehen. Aber wie es der Deubel will, geht in dem Moment, indem man eingeschlafen ist, die Bohrmaschine beim Nachbarn los. Für solche Fälle sollte man sich eine Pritsche im Kellerraum einrichten. Da hat man dann bestimmt seine Ruhe. Ok, also nicht schlafen. Lernen geht bei dem Lärm jedoch auch nicht. Mit dem Blick auf die Uhr ist es auch schon fast wieder Zeit für den nächsten Termin. Nebenjob, in dem zur Abwechslung mal nichts schief geht. Triumphierend geht man nach Hause um sich auf den Abend vorzubereiten. Es ist Wochenende. Juchu! Man jettet fröhlich los, um sich erstmal in der Stadt beim Lieblingskellner ein Kaltgetränk zu gönnen. Da man erst gegen Mitternacht für eine Party verabredet ist, bleibt genug Zeit für einen netten Plausch. Die jungen Herren am Tresen klinken sich mit ins Gespräch ein und aus einem harmlosen Umtrunk wird eine Abfüllaktion. Tischlein-deck-dich ist schön... Immer wieder steht ein neuer Drink vor Einem. Wodka Red Bull, Wein mit Cola, Calvados, Genever, Krefelder, Baileys und was es sonst noch so gibt. Nur merkt man leider zu spät, was im Schilde geführt wird. Wenn man dann plötzlich eine Hand am Hintern hat, gehen zum Glück die Alarmglocken an und man torkelt zur Party, auf der man sich schon vor einer Stunde laut Verabredung hätte blicken lassen sollen. Mit einem solchen Pegel blamiert man sich natürlich an Jeder Ecke. Hinz und Kunz werden angesprochen, die gut gelaunte Dame, die in der Bahn sitzt promt eingehakt und mit zur Party geschliffen. Plötzlich ist man dann zu Dritt oder Viert, was durchaus lustig sein kann. Auf der Party sind dann die Anderen und Alles ist richtig amüsant. Genau das, was nach einem Tag voller Fettnäpfchen angebracht ist. So wird dann aus einem scheiß Tag dann meist noch ein Guter. Am nächsten Morgen wacht man dann zufrieden auf, den Arm mit Handynummern übersäht und trotz des Alkoholgenusses nur einen leichten Kater.
Allerdings stellt man dann einige Zeit später fest, dass im Suff der Studentenausweis hops gegangen ist... Und verschiedene peinliche Einzelheiten vom Vortag kommen auch nach und nach wieder ins Hirn gekrochen. Hallo lieber Tag, auf ein Neues! Der Vortrag war nur die Vorspeise.
 
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Kommentare  

Solche Tage kenne ich zu gut... "Weiche von mir" denke ich mir da nur ;-)

Kleine Meerjungfrau (13.01.2007)

ja, ja, immer sag ich was...kann's einfach nicht lassen, ich.
grüßli


rosmarin (08.05.2006)

*lol* Der Wechsel vom ich zu man, da sagste was...
Stimmt, der Vortag war nur die Vorspeise...
Einen Vortrag hätte ich heute morgen gehabt. Ist zum Glück ausgefallen. Hehe ;-)

Gruß Sabine


Sabine Müller (08.05.2006)

hi, bine, nicht schlecht. so eine fettnäpfchenserie ist mir nicht unbekannt. interessant finde ich an diesem text den wechsel vom ich zu man. ja, ist schon witzig.
- Der Vortrag war nur die Vorspeise.- ?
lg
rosmarin


rosmarin (08.05.2006)

Hi, na, auch in einer Studentenstadt gewesen
;-) Da haben wir ja was gemeinsames gehabt ;-)
War in Siegen am we, aber nur eine Nacht (durchgezecht und durchgemacht, puh) Welche Fettnäpfchen waren es denn dieses Mal? Die Geschichte von mir ist ein wenig älter schon, von den Fettnäpchen am we müsste erst noch eine neue Story verfasst werden. Die genever-Wette ist auch noch nicht weitergeschrieben. Kommt Zeit, kommt Story. Lass es dir gut gehen. Gruß Sabine


Sabine Müller (07.05.2006)

Hi,

komme gerade zurück aus dem Münsterland, wo ich an diesem wochenende war und da hat dein text richtig gut gepasst, weil ich da auch ein paar mal ins fettnäpfchen getreten bin. Aber auch sonst finde ich mich in dem text richtig wieder, weil mir auch öfter solche dinge passieren und dann meistens alles auf einmal, deshalb fand ich ihn besonders interessant zu lesen.


HomoFaber (07.05.2006)

Also eigentlich hatte ich dir Rubrik "Amüsant" angekreuzt. Mal sehen ob man es ändern kann.

Sabine Müller (07.05.2006)

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