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Der Zug

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Der Zug, er fuhr nicht weit von der Bank entfernt, auf der ich immer saß. Oft habe ich dann gedacht, einfach einsteigen zu müssen. In diesen Zug, der gleichgültig immer seine Strecke fährt, jeden Tag... immer. Alles dunkle, kalte und die Gedanken verlassen zu können,... nur durch das Einsteigen in diesem Zug. Einfach wegfahren, weit weg, nichts denken, nichts mitnehmen und irgendwann ankommen, da wo vielleicht Licht ist. Licht, ohne Nebel und ohne innere Kälte.

Ich wusste aber, dass dieser Zug immer vorbeifuhr, einmal, zweimal... immer.

Er nahm mich nie mit, dieser Zug der immerwährenden Sehnsucht für mich. Dafür habe ich diesen Zug manchmal gehasst.
Heute weiß ich, warum mich dieser Zug nie mitnehmen konnte. Er kannte mein Ziel des Lichtes ohne Nebel nicht für mich.
Damals auf der Bank, in der Kälte meines Herzens, habe ich nicht geahnt, dass ich eines Tages im Gedränge eines ankommenden Zuges dieses Licht sehen würde, ein Licht des Glücks.
Ich wusste nicht, dass es dieses Licht je für mich geben würde, ein Licht, was jetzt bei mir ist, für viele Stunden des Glückes.
Der Zug bringt mich oft zu diesem Glück. Er ist aber auch derjenige, der mich dann wieder von diesem Glück entfernt. Augenblicke des Glückes wechseln dann mit den Augenblicken der unendlichen Traurigkeit eines Abschiedes.

Was bleibt ist dieser Zug, der gleichmäßig seine Strecke fährt, ohne zu wissen, ob er unendliche Traurigkeit oder Glück bringt. Trotzdem hat dieser Zug mein Leben verändert, einfach dadurch, dass er das Ziel des Lichtes jetzt für mich kennt.

Ich habe gelernt, die Gleichgültigkeit des Zuges zu lieben.

© Kati Simona, Kathie Meier
 
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Kommentare  

Hallo,

ein schöner text, du stellst deine gedanken gut dar, trifft genau meinen geschmack.

lg Holger


Homo Faber (01.10.2006)

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