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Die Frau im Spiegel

Nachdenkliches · Experimentelles
Ein wenig verheult sah ich immer noch aus, als ich in den matten Spiegel der Kneipentoilette schaute. Eigentlich kein Wunder, nach der Trennung von meinem Verlobten ...
Manchmal kommen die Gedanken, Erinnerungen und Gefühle wieder hoch, das Leben ist nun mal kein Ponyhof ...

Abgehauen war er. Einfach durchgebrannt. Mit einer angehenden Hebamme, die er im Waschsalon kennen gelernt hatte, als unsere alte Maschine mal wieder muckte. Und das an unserem Jahrestag.
Genau an dem Tag, an dem wir uns vor drei Jahren kennenlernten.

Es ging Alles so schnell. Er war so anders als sonst. Wo war die Leidenschaft? Das verträumte Lächeln und die verlangenden Blicke und Berührungen? Schnell habe ich mit meinem Feingespür gemerkt, dass etwas im Busch war.

Ich habe eine Weile gebraucht, um das Ganze halbwegs zu verdauen. Eigentlich dachte ich, ich sei drüber hinweg und würde wieder mit beiden Beinen im Leben stehen. Doch dann, ganz plötzlich, unverhofft, ertönte wieder dieser Song. Ausgerechnet gerade eben, als ich zufrieden einen Cocktail mit dem netten Herrn von der Bar schlürfte. Ich entschuldigte mich kurz und eilte hastig zur Toilette, wo ich die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte.

Ich rieb mir die letzte Kullerträne aus dem Augenwinkel und schob die geröteten Augen auf den Raucherqualm.
Während ich mir meinen Kragen zurechtzupfte und mir noch einmal über das hochgesteckte Haar strich, fiel mir für einen Bruchteil einer Sekunde die junge Frau mit den kastanienbraunen Haaren im Spielel auf, die hinter mir stand und mich kurz aber durchdringend musterte. Ehe ich mich besann, war sie auch schon verschwunden.

"Na prima", dachte ich, "die wird sich auch ihren Teil gedacht haben."

Ein wenig verlegen wegen der Trödelzeit und mit einem gequälten Lächeln machte ich mich zurück zum Tresen.
Der holde Herr hatte schon wieder eine neue Dame um sich herumschwirren. Typisch! Da lernt man etwas Nettes kennen und kaum ist man weg, hängt dem Schwanzträger schon etwas Anderes an den Lippen. Gegen die große schlanke Tussi mit dem sich fast kreisförmig bewegendem Hinterteil hatte ich mit meinem verheulten Rotzgesicht heute eh' keine Chance mehr. Ich griff ungehemmt zwischen die Beiden, krallte mir meinen abgestandenen Cocktail, verabschiedete mich und schlenderte angefressen in eine andere Ecke.Genervt ließ ich mich auf die Eckbank plumpsen.

Da war plötzlich die junge Frau wieder. Sie zog gerade an ihrem Strohhalm und schaute mich frech und vergnügt an.
"Na, auch alleine hier?" fragte sich freundlich.

Ich musterte sie. Nun konnte ich sie noch genauer betrachten. Eine schöne Frau, ich schätzte sie auf Mitte bis Ende Zwanzig. Die Haare fielen ihr locker auf die Schulter und das türkise enge Oberteil betonte ihre zierlichen Brüste. Sie trug eine dunkelbraune Kordhose, die gut zu ihren Haaren passte ...

"Ob du auch alleine hier bist, habe ich gefragt" meinte sie nun etwas forscher.

"Oh ... ja, das bin ich" stotterte ich etwas verdattert und fühlte mich ein wenig ertappt. Hoffentlich hatte sie nicht gemerkt, dass ich sie etwas genauer unter die Lupe genommen hatte. Ich schaute mir gern öfter einmal Frauen an, war aber ansonsten eher hetero veranlagt.

"Kommst du aus der Gegend? Ich habe dich in der letzten Zeit des Öfteren hier gesehen," fragte sie neugierig.

"Ja, ich wohne schon recht lange hier und das "Shivamoon" ist meine Stammkneipe, sozusagen," antwortete ich etwas gelassener.

"Ich bin relativ neu in der City", meinte sie. "Ich komme aus Hamburg".

Wir kamen also ins Gespräch und unterhielten uns über Gott und die Welt. Eine nette junge Frau. Sehr selbstbewusstes Auftreten und angereichert mit einer guten Prise schwarzen Humors, so wie ich es mochte. Gelegentlich strich sie sich ihre Haarsträhnen aus dem Gesicht, legte den Kopf schief, lächelte mich an und hörte mir aufmerksam zu. Tiefblaue Augen hatte sie.

Ich ertappte mich dabei, wie mein Blick hin und wieder in ihren Ausschnitt wanderte. Die reine Haut über diesem bebte langsam vom Atmen. Sie trug ein wunderschönes, ebenfalls türkisfarbiges Kleinod. Ein Skarabäus war in den feinen Stein geritzt.

Das Getränk, welches wir als nächstes tranken, hatte es in sich. Stella, diesen tollen Namen trug die Frau, war so frei uns einen riesigen Cocktail zu bestellen. Vergnügt tranken wir aus zwei Strohalmen und verhielten uns wie zwei pubertierende Gören, die sich schon seit der Grundschule kennen, gibbelten und lachten, amüsierten uns über Besucher und lästerten über die schreckliche Männerwelt. Alle Sorgen schienen ferner als je zuvor.

Der Alkohol stieg mir gewaltig zu Kopf. Ich hatte zuvor wohl auch eine zu geringe Grundlage gehabt. Im Rausch realisierte ich gar nicht wirklich, dass Stella gelegentlich ihre Hand ruhig auf meine Schulter legte und in dieser sanften Berührung eine Weile verharrte.

Irgendwie war mir etwas flau im Magen. Ich hatte wohl eindeutig zu viel getrunken. Aber da war noch etwas anderes. Ich merkte, dass ich ein wenig nervös wurde, wenn Stella mich mit diesem durchdringenden Augen ansah. In diesen Momenten wich ich ihrem Blick immer öfter aus und hantierte ungeschickt mit meiner Handtasche und täuschte vor, nach Taschentüchern zu kramen, mein Handy zu suchen und all die anderen Dinge, die man so tut, wenn man verlegen ist.

"Hey Kellner," rief Stella und sprang von der Bank auf, "noch einmal das Gleiche für uns zwei bitte".

Ich schluckte. Was ging hier vor? Ich musste mir ersteinmal eine Cola bestellen. Und Salzstangen, damit ich wieder ein wenig klarer im Geist wurde.

Als Stella dann ihr Kinn auf meine Schulter legte und mir ins Ohr säuselte "Soll ich dir einmal etwas verraten ...? .... irgendwie bist du total süß" drehte ich völlig durch und stieß meine Cola mit dem Ellenbogen um. Meine Jeans war nun nass. Stella kicherte und ich machte mich schnurstracks auf den Weg zur Toilette, um den Fleck raus zu reiben.

Ich musste erst einmal durchatmen und schaute dann in den Spiegel. Was für ein Abend... Ich erinnerte mich an den Moment, in dem ich Stella das erste Mal im Spiegel erblickte. Das lag gerade vielleicht drei oder vier Stunden zurück.
Ein komisches Gefühl, welches sich in meiner Magengegend breit machte. Puh ...

Ich ging zurück zum Tisch. Noch verlegener als am frühen Abend.
Meine Gedanken fuhren Achterbahn.

Wir schnackten noch eine Weile und das Shivamoon war im Begriff, zu schließen. Der Kellner warf uns schon ungeduldige Blicke zu und rannte hinter dem Tresen wie ein aufgescheuchtes Hähnchen hin und her. Mein durch die Latten gegangener Angebeteter und meine Klovertretung hatten sich auch schon aus dem Staub gemacht.

Plötzlich haute mir Stella unsanft auf den Oberschenkel und meinte "Ich habe noch eine Flasche Sekt und Erdbeeren zu Hause. Eine Pizza ist auch noch am Start. Kommst du mit?"

Ich weiß nicht, ob es der Alkohol war, die Neugier, die Sympathie oder einfach nur der Gedanke, dass der angebrochene Abend noch weitergeführt werden müsse.
Auf jeden Fall machten wir uns wenige Minuten später, eingehakt, wie zwei alte Schachteln, auf den Weg zu Stella, die zirka zehn Minuten vom Shivamoon wohnte.

Ich fand mich auf einer weinroten Ledercouch wieder und hatte, eh ich mich versah, ein Glas Sekt mit Erdbeeren aus der Dose, in der Hand. Das süße Zeug schmeckte wirklich vorzüglich und das kribblige Getränk ließ mich gelassener werden. Ich saß nicht mehr so verkrampft auf der Couch und konnte Stellas Blicken auch besser standhalten, als zuvor.

Die Sternendame legte eine Schallplatte auf. Klassik. "Claydermann - Pour Adeline". Eines meiner Lieblingsstücke. Wie schön diese Klaviermusik zu diesem Abend passte. Ich schloss meine Augen, lehnte mich zurück und dachte an alte, unbeschwerte Zeiten. Lange vor meinem Exverlobten, lange vor dem ganzen Mist der letzten Jahre. Schön war das, wirklich schön.

Stella, ein wahrer Wirbelwind, weckte mich aus meinen Träumen und grinste mich unverschämt an. Auch wenn ich sie erst wenige Stunden kannte, konnte ich anhand ihres Gesichtsausdruckes bereits ahnen, dass sie irgendetwas im Schilde führte. Was würde nun aus ihr herausplatzen?!

"Was hältst du von einem heißen Schaumbad? Ich habe noch eine Badekugel mit irgend' so einem aphrodisierendem Zeugs. Von "Lush" - kennste "Lush"? Die machen doch diese selbstgemachten Handseifen und so ein Gedöns. Das tut uns beiden Süßen bestimmt gut " schnatterte sie ohne Unterbrechung.

Frontalangriff ... uff ...

Aber ich fing mich recht schnell. Was war an einem Mitternachtsbad auszusetzen? Es war ein wenig verrückt. Aber waren nicht gerade das die Dinge, die ein Leben lebenswert machten? Und baden mit einer Frau? Als Saunagängerin war ich es gewohnt, wie die Hühner auf der Stange nackig neben gleich- und ungleichgeschlechtlichen Erdbewohnern zu sitzen und mit meiner besten Freundin saß ich schließlich regelmäßig unbekleidet im Saunawhirlpool.So what?! So viel anders war ein Schaumbad da auch nicht, auch wenn es mitunter etwas sehr eng werden könnte. Aber das störte mich nicht, denn betrunken macht man fast Alles.

Eh ich mich versah, trippelte Stella schon ins Bad und ließ das Badewasser einlaufen. Sie pfiff die Melodie von diesem Lied aus dem Radio, welches ich in der letzten Zeit des Öfteren im Auto gehört habe. "Why do all good things come to an end" oder so ähnlich hieß es, glaube ich. Ich entspannte mich noch ein wenig und legte den Kopf in den Nacken. Ein wenig hatte ich das Gefühl, dass sich da etwas in mir dreht.

"Fertig, du kannst kommen", hallte es aus dem Badezimmer.

Etwas wackelig auf den Beinen machte ich mich auf dem Weg ins Badezimmer. Splitternackt stand Stella vor mir und grinste mich an. Ein "WOW" rutschte mir raus und ich versuchte es mit einem röchelnden Hüsteln zu vertuschen. Wie hübsch sie war, so völlig entblößt. Ich schaute sie an, als ob ich noch nie eine nackte Frau gesehen hätte. Ihre Brüste luden zum Anfassen ein...
Geschweige denn der Rest ihres Körpers. Ihre Taille war elegant geschwungen, wie sie so da stand, mit angewinkeltem Arm und der Hand auf ihren Hüften.

Krampfhaft versuchte ich irgendeinen Punkt im Badezimmer zu fixieren. Ich entschied mich für den quietschroten Fön, der auf der Fensterbank lag.

Der Duft des Schaumbads wirkte verführerisch ...

"Willst du dort festwachsen?" durchdrang mich Stellas Stimme "Wie wäre es mal mit ausziehen. Du willst doch nicht etwa mit Klamotten baden."

Etwas gehemmt streifte ich mir meine Klamotten vom Leibe und kam mir ein wenig blöd vor.

Stella stieg in die Wanne. Ihre zarten Kurven kamen im matten Licht der kleinen afrikanischen Lampe, die auf dem Boden stand, besonders gut zur Geltung. Was für eine Frau ...

"Komm", flüsterte sie und reichte mir ihre warme feuchte Hand.
Einige Zeit später stieg ich auch in die Badewanne und Stella prustete, so dass der Schaum in alle Richtungen stob. Ich hatte noch ein Socke an ...

"Was ist bloß mit dir los? Bist du nervös?" fragte sie kess

"Ein wenig" gab ich zu "Es kommt wohl nicht jeden Tag vor, dass ich mit einer Frau in einer Badewanne sitze."

Nach einiger Zeit beruhigte ich mich und genoss das schöne warme Bad. Stella schaute mich sehr oft an und in diesen Momenten schwieg sie. Ich betrachtete abermals ihre Brüste. Hübsche weiße Schaumkronen zierten ihre dunkelroten Nippel und ihren Oberkörper.

"Was würdest du nun gerne tun?" fragte sie mich streng und überforderte mich so derartig, dass ich erschrocken aufblickte "Sei ehrlich" forderte sie, ohne mir Zeit zum Antworten zu geben.

Ein wenig genervt und ertappt krächzte ich "Reden, quatschen, was denn sonst?" Ich merkte, wie mein Gesicht errötete.

Stella brach in Gelächter aus, nahm ein wenig des Schaums auf die Hand und blies mir das wohlig duftenden Zeug auf meine linke Brust, um es kurze Zeit später sanft mit den Händen wieder wegzufegen.

"Magst du dich umdrehen? Ich könnte dich ein wenig massieren!" sprach sie ruhig und besonnen.

Ohne zu antworten und mich zu wehren drehte ich mich um und saß nun zwischen ihren Beinen, meinen Rücken leicht an ihren Oberkörper abgelehnt.

Zärtlich strich sie mir über die Schultern und bearbeitete sie kurze Zeit später mit Daumen und Zeigefinger. Trotz des warmen Bades bekam ich eine Gänsehaut. Immer noch ein wenig verkrampft, saß ich vor ihr und spürte bei jedem ihrer Bewegungen ihre weiche Brust an meinem Rücken, mit den immer zunehmend härter werdenden Nippeln. Ein göttliches Gefühl, wie ich es noch nie verspürt hatte.
Sie rückte näher und ich spürte ihr Becken an meinem Hintern.

Während sie sich mit ihren Händen langsam einen Weg halsabwärts bahnte, küsste sie meinen Nacken ...
 
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Kommentare  

ich kann mich meinen vorgängern anschließen!

darkangel (29.07.2007)

Hallo Sabine,
schöne, leicht erotische, sehr liebevoll erzählte Geschichte. Gefällt mir gut.
LG
Christa


CC Huber (14.07.2007)

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