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Justins Unglück Teil 1

Schauriges · Kurzgeschichten
Gustav Ratzengebor, ein 12jähriger Puppenspieler, war gerade dabei, Karpfen ihrer Köpfe für ein Fischpuppenmusical zu entledigen, als er ein Fahrradklingeln vernahm.
Er sah die Straße hinunter und erkannte durch ein bis vier Nebelwände hindurch ein verschwommenes Licht. Es wurde immer größer und das Klingeln immer lauter und es kam direkt auf ihn zu.
Während Ratzengebor wie versteinert dastand, gab es plötzlich ein knackendes Geräusch, er sah Metall blitzen und dann fegte ihn etwas von den Beinen.
Gleich darauf brach die Hölle auf. Ein 7jähriger Junge schrie so gewaltig, dass Ratzengebor sich die Ohren zuhalten musste.
Ein zerplatzter Reifen hing ihm um seinen Hals und über zwanzig Meter weit hatten sich die Einzelteile des Gefährts gestreut. Als der Puppenspieler wieder ein wenig zu sich gekommen war, sah er das er über und über mit Blutspuren versehen war. Er sah an sich herunter und entdeckte keine Wunde, aber der kleine Junge hatte beide Knie vollständig aufgeschrammt und weinte und schrie noch immer. Er wusste nicht, ob er sich die Ohren zuhalten sollte oder die Augen. Die Entscheidung, ob das Bild oder das Geschrei entsetzlicher war, konnte er nicht treffen.
Es war der 10. Oktober 2006, kurz nach 10 Uhr morgens.
Ratzengebor war der einzige Zeuge der letzten Momente des Fahrrads des kleinen Justin, das an diesem Nebelmorgen in Bobitz in Mecklenburg einen Passagier die Knie aufriss. Dabei wurde auch das Vertrauen der Dorfbewohnerschaft in Fahrräder unwiederbringlich vernichtet, und der Verkauf von Zweirädern wurde eingestellt. Diese Katastrophe löste eine Lawine bitterer Beschuldigungen aus und bildet den Hintergrund ungewöhnlicher parapsychologischer Phänomene.
Zwei Tage nach dem entsetzlichen Unfall nahm der Dorfschneider (Hobby: Medium) Kontakt mit dem Fahrrad auf. Und nicht nur das, es stellte sich heraus, dass ein Mountainbike, das schon seit längerer Zeit verschrottet war, den Sturz vorausgesagt hatte. Zwei Wochen nach dem Unglücksfall klingelte das Fahrrad des Justin erneut aus dem Dorfschneider heraus; diesmal vor mehreren Ohrenzeugen.

Die dabei zutage tretenden Enthüllungen erregten das Interesse der Öffentlichkeit, denn niemand wusste, was in den letzten paar Stunden hinter dem Lenker vorgefallen war. Die vom Schneider gebrachten Aussagen waren daher mehr als bedeutsam – nicht nur für die, die sich davon weitere Beweise für die Seelenreisen von Fahrrädern erhofften, sondern auch für die Konstrukteure der großen Fahrradindustrie.
 
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