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11 Seiten

Unbekannte Lebensform

Romane/Serien · Fantastisches
© Anker
Ich flog mit meinem Transporterraumschiff auf die Versorgungsstation Pollux IV zu. Das Raumschiff, die Stargazer, war zwar schon ein älteres Modell, das ich von meinem Großvater geerbt hatte, aber durch eine Vielzahl technischer Erweiterungen und Verbesserungen befand sie sich – fast - auf dem neuesten Stand der Technik. Ich hatte viel Arbeit und Mühe hineingesteckt, was sich gelohnt hat: Ich konnte sie
sogar allein fliegen und war nicht auf einen Co-Piloten angewiesen.

Ich bin auf der Erde aufgewachsen, doch mittlerweile haben meine Reisen mich in weit entfernte Galaxien geführt, und dort befinden sich auch die meisten meiner Kunden – weit verstreut. Ich hatte gerade eine
große Ladung Aluminium auf einer großen Raumstation abgeliefert und befand mich nun auf dem Weg zum nächsten Kunden, auf dem Planeten Arris\\\'Aeon. Aber ich war müde und hungrig, und freute mich auf eine Pause, und auch darauf, ein paar andere Lebewesen zu sehen. Zwar gefiel mir die Stille des Weltraums, aber manchmal fühlte ich mich doch einsam auf meinen langen Reisen.

In der Versorgungsstation Pollux wurden Transporter und andere Raumschiffe mit neuem Treibstoff versorgt, während die Raumfahrer sich hier ausruhen oder etwas essen konnten. Manche trafen sich hier auch mit Geschäftspartnern oder Kollegen. Ich war hier mit niemandem verabredet und war eigentlich auch ganz froh darüber, da ich mich auf eine Ruhepause freute.

Die Pollux befand sich bereits in Sichtweite: Sie schwebte wie eine überdimensionale Schildkröte mit einem silbernen Panzer im Weltall. Die zahlreichen Fenster waren hell erleuchtet.

Ich nahm Kontakt mit der Station auf. „Pollux, hier ist Raumtransporter Stargazer. Hören Sie mich? Stargazer over.“
Erst war nur ein Rauschen zu hören im Mikrofon, dann meldete sich ein Mann: „Stargazer, hier ist Pollux. Ihnen wird Landeerlaubnis erteilt. Steuern sie das hintere Parkdeck an. Pollux over.“
„Verstanden, Pollux.“
Ich steuerte das Parkdeck im unteren Teil der Station an. Die Sensoren an der Außenhülle der Pollux tasteten das Raumschiff ab, wie es üblig war. Auch der außen angebrachte Name wurde von den Sensoren erfasst. Dann hörte ich die surrende Stimme des Bordcomputers der Pollux: „Besatzung des Raumschiffs Stargazer, identifizieren Sie sich.“
„Ich bin Scora Maryll, Transporterin. Ich bitte um Einlass auf dem Parkdeck.“
Nach einer kurzen Pause antwortete die Computerstimme: „Einlass gewährt.“
Damit öffnete sich ein vollautomatisches Tor, groß genug für die Stargazer.

Ich steuerte hinein und landete auf dem hell erleuchteten Parkdeck. Kurz darauf wurde das Außentor hinter mir wieder geschlossen. Ich hörte das leise Zischen, als der Luftdruck in der Landekapsel wiederhergestellt wurde. Nun öffnete sich vor mich das Tor zum Parkdeck. ich sah Mitarbeiter der Station in grünen Uniformen zwischen den verschiedenen Raumshuttles und -schiffen hin und herlaufen, ausgerüstet mit Vorratsbehältern, Tankkanistern.
Ich kletterte aus der Stargazer und winkte einen Mann heran. „Ich brauche eine volle Tankfüllung und zehn Tankkanister, davon fünf mit Hyperspeed-Treibstoff. Außerdem einmal das Proviantpaket für vierzehn Universal-Tage. Erledigen Sie das bitte.“
Der Mann nickte und machte eine knappe Willkommensgeste. „Wie Sie wünschen, Stargazer.“
Hier war es üblig, die Besatzung von Raumschiffen einfach mit dem Namen ihres Schiffes anzu- reden, wenn man den richtigen Namen nicht wusste.

Ich verließ das Parkdeck und beschloss, zunächst das Restaurant aufzusuchen, weil ich schon seit Stunden nichts mehr gegessen hatte. Der Weg führte mich quer durch die Station, durch ein Labyrinth von langen Gängen, in denen ich mehreren Leuten begegnete. Viele waren durch ihre Uniformen als Mitarbeiter der Raumstation zu erkennen. Unter ihnen waren nicht nur Menschen, sondern auch die reptilienhaften Amphibianer, vierbeinige Cerostoiker, die blauhaarigen Minuieden und kleinwüchsige Gueritas.

Ich nickte jedem höflich zu und ein Cerostoiker begrüßte mich strahlend mit den Worten: „Mögen deine Götter dich segnen.“ Ich erwiderte lächelnd: „Und mögen die deinen auch dich segnen.“

Ich hatte nicht viel übrig für den Glauben an Götter, aber ich achtete den Glauben anderer Wesen.
Im Universum wird an so viele verschiedene Götter geglaubt, dass es eigentlich ein riesiges Gedränge dieser himmlischen Wesen geben müsste, wenn es sie denn wirklich gibt. Jedenfalls sah ich es damals so.

Die Tür zum Restaurant war bemalt mit bunten Sternen. In die Mitte der zwei Flügel war ein großzügiges Fenster eingebaut. Die Flügel schlossen sich gerade wieder, als ich die Tür vor mir sah. Ich trat an das Fenster, die Hand schon am Türgriff. Doch was ich sah, ließ mich überrascht innehalten.

Das weiträumige Restaurant war gut besucht. Wesen aus den unterschiedlichsten Ecken des Universums saßen an den Tischen und an der Bar. Einige hingen von den Deckenbalken herunter wie irdische Fledermäuse. Andere standen einfach an den Fenstern. Doch in der Mitte des Raumes standen sechs vollkommen fremdartige Wesen, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Und ich kannte diese noch nicht einmal vom Hörensagen.

Die Lebensformen waren etwa drei Meter groß und hatten sechs Extremitäten, von denen sie vier offenbar als Arme benutzten. Ihre Haut war von einem dunklen Grau, und lange Tentakeln hingen bis auf den Boden herab. Auf dem Kopf hatten sie häßlich schwarze Borsten und hörnerartige Auswüchse. Ihre Augen glühten gelblich-grün, und sie waren offensichtlich schwer bewaffnet. Ich hatte keine Ahnung, was für Waffen die Fremden in ihren krallenartigen Händen trugen, aber gefährlich sahen sie allemal aus.
Die Wesen begannen plötzlich zu brüllen in einer völlig unverständlichen Sprache, und schlagartig verstummten die Gespräche im Raum. Ein erschrockener Gast ließ seinen Becher fallen, und ein anderer glitt vom Deckenbalken herunter auf den Boden.
In diesem Moment überstürzten sich die Ereignisse. Drei der Fremden eröffneten das Feuer mit ihren Waffen. Ich glaubte meinen Augen nicht trauen zu können: Der Strahl aus den Waffen war wie ein Blitz, der augenblicklich jedes Lebewesen pulverisierte, das er traf. Von den Opfern blieb nichts mehr übrig bis auf ein Häufchen Staub.

Ich wusste nicht, wer diese Fremden waren und warum sie die Restaurantbesucher angriffen. Aber als ich sah, dass auch die übrigen drei völlig ziellos in die Menge feuerten, begriff ich, dass hier nur noch eins angebracht war: Flucht.

Ich rannte den Gang zurück, der gerade leer war. Dann fiel mir ein, dass mein Raumschiff in der kurzen Zeit bestimmt noch nicht aufgetankt worden war. Also würde ich wahrscheinlich nicht weit kommen. Eine Amphibianerin in einer grünen Uniform bog um die Ecke und prallte fast mit mir zusammen. „Halt, warte, geh da nicht rein.“ rief ich, als sie weitergehen wollte.
„Warum nicht?“ fragte die Amphibianerin verwirrt.
„Das Restaurant steht unter Beschuss von fremden Lebewesen. Sie schießen auf alles und jeden!“
Ich griff die Amphibianerin eindringlich beim Arm, obwohl es als sehr unhöflich galt, einen Fremden zu berühren. „Das ist kein Scherz, glaub mir!“
Ich musste Luft holen und fragte dann: „Gib es hier irgendwo einen Raum, in dem man sich gut verstecken kann?“

Einen Moment lang schien die Frau hin- und hergerissen. Dann deutete sie den Gang hinunter. „Der Maschinenraum, eine Etage tiefer. Folge mir.“
Ich drängte die Amphibianerin zur Eile. Diese wandte ein: „Wir sollten die anderen Leute hier warnen.“
„Aber bis dahin könnten uns diese Fremden längst eingeholt haben. Und wie willst du denn die ganze Station alarmieren?“
„Das ist leicht.“ erwiderte die Amphibianerin. Sie deutete auf eine Knopfleiste, die in die Wand eingelassen war. Darunter stand ein Hinweisschild. Unter dem ersten Knopf stand: „Alarmstufe1“ unter dem zweiten „Alarmstufe 2“ und unter dem dritten „sofort Evakuierung der Raumstation veranlassen“.
„Wenn ich den unteren drücke, wissen alle Mitarbeiter, dass Lebensgefahr für sie besteht. Sie werden dann so schnell wie möglich das Raumschiff mit den Not-Shuttles verlassen – ohne sich groß nach den Gründen zu erkunden.“
„In Ordnung, drück den Knopf. Das wird uns nicht schaden – hoffe ich.“
Sobald die Amphibianerin den Knopf gedrückt hatte, erscholl eine Stimme: „Achtung, Achtung. Es besteht Gefahr für Leib und Leben. Verlassen Sie augenblicklich die Raumstation. Die Notshuttles befinden sich im Abschnitt Delta 3 und 4. Gäste werden gebeten, ihre eigenen Shuttles zu benutzen. Verlassen Sie augenblicklich die Raumstation...“ Die Stimme wurde unterbrochen von Sirenengeheul.

Niemand kreuzte unseren Weg, und wenig später standen wir vor dem Maschinenraum. Ich drückte ungeduldig auf den Türknopf. „Identifizieren Sie sich.“ verlangte die Computerstimme. Ich wandte mich an die Amphibianerin. „Kannst du das öffnen?“
„Nein...aber warte mal.“ Die Frau strich mit ihrer grünlichen schuppigen Hand über die Schiebetür. „Vor ein paar Wochen ist die Computersteuerung in der ganzen Station ausgefallen. Hmm...“
Die Amphibianerin holte aus ihrer Hosentasche ein Multifunktionsmesser, klappte es auf, stieß die Klinge in den Türspalt und stocherte darin herum. Mit einem metallischen Geräusch gab die Tür nach und glitt schließlich rumpelnd auf. Sie schnitt eine Grimasse, die ein Lächeln sein mochte. „Als wir neulich diesen Defekt hatten, hat mir einer der Ingenieure erzählt, dass sie die Türen auf diese Weise aufgebrochen haben. Ziemlich einfach, oder?“
„Ja, in der Tat.“

Niemand befand sich im Maschinenraum. „Hier ist die automatische Steuerung eingeschaltet, denn es ist Zeit für die abendliche Ruhepause – vor der Nachtschicht.“ erklärte die Mitarbeiterin der Station. Sie durchquerten den mit zahlreichen technischen Geräten vollgestellten Raum auf der Suche nach einem Versteck. Ich wies auf einen hohen Schrank. „Könnten wir uns darin verstecken?“
„Mal sehen...“ Die Amphibianerin öffnete den Schrank. Es handelte sich offensichtlich um eine Art Sicherungskasten, mit zahllosen elektrischen Schaltkreisen und Leitungen.
In der Decke des Schranks befanden sich Lüftungsschlitze. „Ja, ich glaube, das wird gehen. Zumindest kommt da noch etwas Luft hinein. Es ist wahrscheinlich das sicherste Versteck hier.“
Also stellten wir uns in den engen Schrank und schlossen die Tür von innen. Es war stockdunkel hier drinnen, aber immerhin bekamen sie noch Luft.
Ich hielt es für angemessen, mich nun vorzustellen.
Flüsternd erwiderte die Frau: „Mein Name ist Zia. Beschreib mir mal diese Wesen, bitte – vielleicht habe ich von ihnen schon mal gehört.“
Ich beschrieb die Fremden so anschaulich wie möglich, und auch ihre glänzenden Waffen.
Zia erwiderte: „Habe ich noch nie gehört. Es müssen ULFs sein, unbekannte Lebensformen. Trugen sie eigentlich Kleidung? Irgendwelche Abzeichen oder Symbole?“
„Nein, nichts dergleichen.“
„Und haben sie irgendetwas gesagt? Oder zumindest Laute von sich gegeben?“
„Oh ja, es klang wie Schreien. Ich glaube, sie sprachen miteinander. Aber ich habe nichts davon verstanden.“
Zia erklärte ratlos: „Diese Spezies ist mir unbekannt. Und ich hab schon einiges gesehen in dieser Station.“
„Was sollen wir tun, wenn jemand hereinkommt?“ fragte sie nach einer kurzen Pause.
Ich antwortete:„Gar nichts. Es sei denn, du erkennst jemanden an der Stimme, dann sollten wir denjenigen warnen.“
Ich warf einen Blick auf den Zeitmesser, dessen digitale Zeichen auch in der Dunkelheit leuchteten. Seit ich angekommen war, war noch keine halbe Stunde vergangen. Draußen hörten wir nur das Sirenengeheul, das immer wieder von der warnenden Stimme unterbrochen wurde.

Die Minuten schlichen dahin. Langsam schliefen mir die Füße ein, doch ich wagte nicht, mich zu bewegen. Von Zia ging ein schwacher Geruch aus, der hier in der stickigen Hitze allmählich unangenehm wurde. Aber vielleicht dachte Zia von mir ja dasselbe...

Plötzlich öffnete sich mit einem schabenden Geräusch die Tür zum Maschinenraum, und gleich darauf hörten wir ein Zischen, Knurren und Säuseln, wie es die Fremden im Restaurant von sich gegeben hatten. Vor Angst vergaß ich fast zu atmen.
Irgendetwas scharrte dicht vor dem Schrank über den Boden, dann wieder weiter weg. Ein metallisches Klirren ertönte, irgendwo auf der linken Seite, dann klang es, als ob die ULFs irgendwelche Knöpfe drückten.
Die Inspektion des Raums schien ein Ewigkeit zu dauern. Ich blickte in Zias Richtung, konnte aber in der Finsternis nichts erkennen. Nach einer Weile fragte ich mich, ob die Fremden das Konzept eines Schranks überhaupt kannten, ob sie versuchen würden, die Tür zu öffnen. Schon machte ich mich darauf gefasst, in der nächsten Sekunde entdeckt und pulverisiert zu werden, da hörte ich deutlich, wie die Tür erneut geöffnet wurde.
Wenig später wurde es wieder still um uns. Ich flüsterte Zia zu: „Lass uns noch einen Moment warten.“
„In Ordnung.“

Wie lange wir warteten, kann ich nicht sagen – zehn oder zwanzig U-Minuten. Dann krabbelten wir vorsichtig aus dem Schrank und sahen uns im Raum um, ob die ULFs irgendwelche Maschinen angeschaltet hatten.
Zia bemerkte: „Die haben in dieser Etage sämtliche Heizelemente ausgestellt. Mehr kann ich nicht erkennen.“

Ich warf einen vorsichtigen Blick hinaus in den Flur – er war leer. Nichts war zu hören, bis auf das leise Summen der Deckenbeleuchtung. „Lass uns so schnell wie möglich zu meinem Schiff laufen. Und wenn wir unterwegs noch Treibstoff auftreiben können, umso besser.“
Zia nickte.
Während wir den Flur entlang liefen, murmelte sie mit gesenktem Kopf einen Singsang in ihrer Heimatsprache. Es klang wie ein Gebet.

Die Amphibianer sind ein seltsames Völkchen. Ich habe mich mal in einer Bar mit einem von ihnen über ihre Religion unterhalten. Sie beten einen Gott an, der einer Eidechse gleicht und den sie einem weit entfernten Teil des Universums vermuten. Deshalb betrachten sie es als ihre Aufgabe, das All zu erforschen – um irgendwann ihren Gott zu finden.
Amphibianer, das ist ein Name, den ihnen die Menschen gegeben haben. In ihrer eigenen Sprache nennen sie sich „Volk der Flüsse“.

Zia deutete auf ein Tür mit dem Hinweisschild: „Treibstoffvorräte.“
Direkt davor lag ein Haufen Staub – vermutlich hatten die ULFs hier ein weiteres Opfer für ihre mörderischen Waffen gefunden. Mir schauderte.
Auch diese Tür öffneten wir mit Zias Trick. Rasch konnten wir feststellen, dass die feindlichen Kreaturen es offenbar nicht auf den Treibstoff abgesehen hatten, denn die Vorräte waren nicht geplündert worden. „Nimm so viele Kanister, wie du tragen kannst“, sagte ich, „vor allem von dem Hyperspeed-Treibstoff.“
Zia erwiderte: „Ich kann das zweifache meines Körpergewichts tragen.“
Ich nickt anerkennend. „Hervorragend!“
So schleppten wir, so schnell wir konnten, mehrere Kanister vom Vorratsraum bis ins Parkdeck, wo wir sie in den Frachtraum der Stargazer stellten. Dann betätigte ich per Hand die Tankleitung der Station, die nicht nur vom Personal der Raumstation, sondern auch von Durchreisenden bedient werden konnte. Innerhalb weniger Universalminuten waren die Tanks des Schiffes voll.
„Und jetzt nichts wie weg hier!“ rief ich Zia zu, nachdem ich die Tankleitung wieder verschlossen hatte.
Zia nickte und betätigte mehrere Knöpfe auf einer Wandkonsole. Eine metallische Stimme verkündete: „Ausgang wird geöffnet in drei Universalminuten.“ Die Amphibianerin kletterte hinter mir in das Cockpit. Ich klappte den Gästesitz neben dem Pilotensitz herunter und sagte: „Bitte anschnallen.“

Innerhalb von fünf U-Minuten hatten wir die Pollux verlassen.
Ich betrachtete meine Sternenkarten. „Die nächste Raumstation ist 48 U-Stunden von hier entfernt... es ist die Virtus.“
„Können wir denn nicht schneller dort sein?“ fragte Zia stirnrunzelnd.
„Keine Chance. Ich kann mit diesem Schiff nicht die ganze Strecke im Hyperspeed fliegen, es würde auseinander brechen.“
„Wohin soll die Reise denn eigentlich gehen?“ fragte Zia nach einer Weile.
„Ich war mit meinem Transporter eigentlich auf dem Weg nach Arris\\\'Aeon. Aber vielleicht sollten wir einfach auf der nächsten Raumstation halten und die Leute dort warnen. Ich meine, wer weiss, wen diese Kreaturen noch auf ihrer Abschußliste haben?“
„Glaubst du, sie sind auf Krieg aus?“ fragte Zia.
„Sie haben die gesamte Pollux-Besatzung samt Gästen niedergemetzelt! Und du fragst mich, ob sie einen Krieg wollen?“
„Naja, vielleicht war es ja eine besonders skrupellose Räuberbande?“ überlegte sie.
„Und was sollten sie hier rauben?“
„Gute Frage...“

Wir waren etwa vierzig U-Minuten geflogen, als plötzlich ein fremdes Signal auf dem Radar erschien. Ich sah hinaus in die von Sternen gesprenkelte Schwärze des Alls und entdeckte ein vollkommen fremdartiges UFO. Es ähnelte einem schwarzen Igel voller Stacheln und war mit zahlreichen Außenleuchten gesprenkelt. Es flog uns entgegen.

Augenblicklich drosselte ich den Antrieb und stellte ihn dann ganz aus.
Zia starrte mich überrascht an. „Was tust du denn da?“
„Siehst du das UFO da vorn? Ich habe keine Lust, deren Bekanntschaft zu machen, wer immer das ist.“
„Scora...“ Zia beugte sich weit vor. „Ich glaube...es sieht so aus, als ob die unsere Bekanntschaft machen wollen. Sie fliegen in unsere Richtung!“
„Das sehe ich selbst! Wir haben nur zwei Möglichkeiten. Entweder wir flüchten sofort mit Hyperspeed – oder ich schalte den Tarnmodus ein – und damit haben wir hoffentlich bessere Chancen.“
„Was ist das für ein Tarnmodus?“
„Er soll das Schiff unsichtbar machen. Ein Bekannter hat ihn mir vor kurzem eingebaut. Die Moleküle des Schiffes sind so manipuliert, dass sie die direkte Umgebung spiegeln, und die ... ach, warum erkläre ich das eigentlich alles? Das Problem ist, dass ich den Tarnmodus noch gar nicht richtig testen konnte – ich hatte keine Zeit. “
„Und die haben wir jetzt auch nicht – schau nur, wie schnell die sind!“
Das UFO kam rasch näher. Schon jetzt konnten wir erkennen, dass es mindestens fünfmal so groß war wie die Stargazer.
„Der Hyperspeed wird uns auch nicht lang helfen, höchsten für drei oder vier U-Stunden. Danach ist der Antrieb überlastet, und ich muss langsamer fliegen. Ich möchte nicht wissen, mit was für einem Antrieb die dort fliegen!“
Das UFO war jetzt nur noch wenige Sternenmeilen entfernt, und wir konnten schon die einzelnen Fenster erkennen.

„Lass uns verstecken spielen!“ rief ich. Während ich den Knopf für die Tarnung drückte, musste ich an meinen Bekannten Farenzi denken, den chaotischen Erfinder. In Gedanken wandte ich mich an ihn: \\\'Farenzi, wenn das eines von deinen unausgegorenen optischen Experimenten ist, dann...\\\'
Doch ich kam nicht dazu, den Gedanken zu beenden, denn im nächsten Moment verschwand alles um mich herum. Ich sah nichts mehr bis auf das Weltall und das unbekannte Flugobjekt vor mir. Selbst mein Körper schien verschwunden, ebenso wie Zia. Ich schrie, als das UFO auf uns zu schoss. Ich hörte einen unmenschlichen Laut neben mir – war es Zia?
Plötzlich fühlte ich das Steuer in der Hand und riss es herum. Ich konnte nur fühlen, wie sich die Stargazer drehte, ohne Antrieb. Aber es reichte nicht. Ich hörte den Knall und dann erschütterte der Zusammenstoß mit dem UFO das ganze Schiff. Ich fühlte eine Welle von Übelkeit und hatte den Eindruck, als ob die Stargazer sich um sich selbst drehte, aus der Bahn geschleudert durch den Aufprall.

Jetzt glitt das UFO aus meiner Sicht. Ich drehte mich nach ihm um und sah, dass es in einiger Entfernung zum Stillstand kam. An der Außenhülle waren einige Kratzer und Schrammen, aber im Großen und Ganzen schien das Schiff kaum beschädigt.
„Was ist passiert?“ schrie Zia in Panik.
„Der Tarnmodus wirkt besser als ich dachte – selbst wir sind unsichtbar, und das ganze Innenleben der Stargazer. Aber wir sind mit dem UFO zusammengestoßen, und ich fürchte, sie haben es gemerkt.“
In diesem Moment blendete uns ein starker rötlicher Lichtstrahl, der von dem UFO ausging.
„Oh, Götter des Wassers steht uns bei! Was ist das?!“ rief Zia.
„Ich habe keine Ahnung“, musste ich gestehen, „vielleicht scannen sie uns.“

Endlose U-Minuten warteten wir, denn im Tarnmodus war an eine Flucht nicht zu denken, und ich hatte Angst, dass sie uns sofort in Staub und Asche verwandeln würden, wenn wir – wieder sichtbar - flohen.
In meinem Funkgerät knackte es, aber ich konnte nur Rauschen hören.
Ich kann nicht beschreiben, was es für ein Gefühl ist, auf den sicheren Tod zu warten und nichts tun zu können. Es war die bis dahin schlimmste Erfahrung meines Lebens.
Neben mir hörte ich wieder Zias leisen Singsang.
Vielleicht hat ihr Gott ihre Gebete erhört, denn nach einer halben Unendlichkeit verblasste der blendende Lichtstrahl vor uns. Langsam setzte sich das fremde Raumschiff in Bewegung und flog immer schneller, fort von uns.

Kurz darauf war es aus Sichtweite verschwunden.
Ich wartete noch einige Zeit, ehe ich den Tarnmodus beendete. Mit einem Schlag kehrten das Innere der Stargazer und auch wir selbst ins Blickfeld zurück. Erleichtert stieß ich die Luft aus. Zia warf die Arme in die Luft und rief: „Habt Dank!“ Ihre Worte richteten sich wohl an ihren Gott.
Ich nahm Kurs auf die nächste Raumstation.

Als Zia und ich auf der Virtus Alarm schlugen, wollte uns zunächst niemand glauben. Erst als ich vorschlug, man sollte Kontakt aufnehmen mit der Pollux (denn die Virtus hatte eine viel größere Weltraum-Funk-Reichweite als mein Funkgerät auf der Stargazer) wurde dem Kapitän der Raumstation klar, dass an unserer verängstigten Schilderung etwas Wahres dran sein musste. Wenig später konnten Überlebende der Pollux unsere Erlebnisse bestätigen. Der Kapitän forderte einen genauen Bericht von uns und den anderen Flüchtlingen, damit er diese weiterleiten konnte an die nächsten besiedelten Planeten und Raumstationen.
So verbreitete sich die Nachricht von einer feindlichen Invasion rasch weiter. Wissenschaftler und Techniker, darunter auch mein Bekannter Farenzi, rätselten über die Waffen der ULFs und deren Wirkungsweise.

An vielen Ort brach Streit aus : Einige Regierungsmitglieder plädierten dafür, ihre Völker so schnell wie möglich zu evakuieren, doch andere hielten dagegen, dass auch eine Flucht in Raumschiffen mit Sicherheit keinen ausreichenden Schutz boten. Deshalb suchte man nach Wegen, diese schrecklichen Waffen zu neutralisieren oder aber ebensolche zu entwickeln. Selbst einige bisher verfeindete Völker haben sich verbündet im Kampf gegen die feindseligen ULFs.
Farenzi entwickelte seinen Tarnmodus weiter und verkauft ihn inzwischen zu einem Spottpreis, der gerade mal seine Unkosten deckt, an jeden, der ihn haben will. Damit hat er mehr als einer Raumschiffbesatzung das Leben gerettet und bekam schon mehrere Preise verliehen.
Zia kehrte auf ihren Heimatplaneten zurück und hofft, dass die Fremden nicht schwimmen können.
Mittlerweile geht die Angst um in unserer Galaxis. Vor kurzem hörte ich, dass ein Team aus Wissenschaftlern kurz vor dem Durchbruch steht, eine vergleichbare Waffe herzustellen.

Währenddessen haben unsere Feinde zwei Planeten in Schutt und Asche gelegt und die Bevölkerung komplett vernichtet. Und noch immer weiß niemand, was eigentlich ihr Ziel ist, da sie jeden Kontakt vermeiden und niemand außer ihnen ihre Sprache kennt.

Ich fliege immer noch Waren durchs All mit meiner Stargazer. Wenn sich ein fremdes Raumschiff nähert, schalte ich Farenzis Unsichtbarkeits-Modus ein. Und manchmal denke ich an den Gott der Amphibianer. Wenn ich ihn finde, werde ich ihn ein gutes Wort für Zia einlegen, ohne die ich wahrscheinlich nicht mehr am Leben wäre. Und ich werde ihn bitten, die feindseligen Wesen aus unserer Galaxis zu vertreiben.
 
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Kommentare  

Jetzt weiß ich, wo es hakt: wenn du die ich-Form benutzt, klingt es meiner Meinung nach besser, wenn der Text mehr in lockerer Erzählform geschrieben ist (als würde ich es jemandem direkt erzählen). zB
"Ich bin auf der Erde aufgewachsen, doch mittlerweile haben meine Reisen mich in weit entfernte Galaxien geführt, und dort befinden sich auch die meisten meiner Kunden – weit verstreut. "
"Du weißt ja, ich bin auf der Erde aufgewachsen. Mittlerweile bin ich verdammt viel rumgekommen in den Galaxien, damit ich die Waren zu meinen Kunden bringen kann."
LG Dublin


Pia Dublin (28.07.2008)

Mhm, mein Bauchgefühl sagt mir, dass es nicht so gut rüberkommt.
LG Dublin


Pia Dublin (25.07.2008)

warum passt die Ich-Form deiner Meinung nach nicht?

Anker (06.06.2008)

Erinnert mich an die Dinge, die ich mit fünfzehn geschrieben habe und sich alles nach Kampfstern Galaktika anhörte. Die ich-form passt nicht, es kommt leider auch mit zahlreichen Wortfindungen kein Gefühl für "space" rüber. Es wird zu viel erklärt, was bei Kurzgeschichten nicht üblich ist.

Pia Dublin (20.05.2008)

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