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Die kleine Abenteuerschnecke

Kurzgeschichten · Für Kinder
Es war einmal eine kleine Schnecke - sie lebte in einer großen Wiese und war mit der Raupe Nimmersatt befreundet.

Ja, auch unsere kleine Schnecke war in gewisser Weise ein kleiner Nimmersatt. Aber im Gegensatz zu ihren Schneckengenossen und anderen Weggefährten liebte sie nicht nur die köstlichen, saftigen, giftgrünen Salatblätter und schmackhaften, fruchtigen knallroten Erdbeeren, sondern auch das Leben mit seinen Abenteuern.

So war sie oft wochenlang unterwegs, um einmal an den Rand der Wiese zu kriechen oder einmal in die Schrebergärten der Menschen zu schauen.

Doch irgendwann, da kannte sie Alles in ihrem Umkreis. Was sie besonders reizte, das war der große Hügel am Ende der Wiese. Von dort oben würde sie endlich das sehen, was sie in ihrem ganzen Schneckenleben nicht sehen würde, auch wenn sie bis ans Ende ihres Lebens umherkriechen würde. Da unsere Schnecke schließlich nicht nur langsam, sondern auch klein war, konnte sie die Welt nur aus der Schneckenperspektive betrachten oder eben von unten, wenn sie ihre Fühlerchen so gut es ging in die Höhe streckte. Für eine kleine Abenteuerschnecke viiiieeel zu langweilig.

Die Raupe Nimmersat riet ihr, es doch erst einmal mit einem Baum zu versuchen, doch das scheiterte kläglich, weil ein dicker Rabe es auf die Schnecke abgesehen hatte und sie zum Glück mit einem Plumps auf den Boden zurück fiel. Der Rabe mochte den Boden nicht sonderlich, weil Kater Murrle gern unter diesem schlief. Also ließ er von der kleinen Schnecke ab. Puh, noch einmal Glück gehabt.

Als Raupe Nimmersatt sich irgendwann zu einem wunderschönen Schmetterling verpuppte und nur noch bei seinen Besuchen immer und immer wieder von der Welt von oben berichtete und schwärmte, da bekam die kleine Schnecke großes Fernweh und beschloss eines Tages, auf den großen Hügel zu kriechen. Also machte sie sich im Frühjahr auf den Weg. Sie kroch und kroch - ging bis ans Ende ihrer Kräfte, machte lange Pausen und kam im Spätsommer endlich auf dem Hügel an.

Dort gab es frischen Klee, köstliche Blumen und wilde Kräuter. Sie labte sich und fühlte sich schneckisch wohl. Doch was sie am meisten faszinierte, das war der Ausblick auf die Landschaft. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Hinter der Wiese waren Wälder, die gelben Rapsfelder von denen Nimmersatt immer erzählte und im Osten die Stadt der Menschen mit vielen roten Häuserdächern und einem Kirchturm.
Die Sonnenuntergänge und Sonnenaufgänge waren die schönsten. Sie tränkten das Land in viele rotleuchtenden Farben.

Doch langsam wurde der Schnecke bewußt, dass sie hier oben nicht weilen könnte. Weit und breit waren keine Unterschlüpfe und der Herbst zeigte sich schon mit seinen goldenen Farben. Wie schnell die Zeit hier oben verging. Der Winter würde bald kommen...
Und auch die Gefahren aus der Höhe! Seufzend knabberte die Schnecke an einem Kleeblatt. In diesem Moment da wurde ihr erneut bewußt, dass es schon Herbst war, denn das Kleeblatt schmeckte schon ein wenig bitter.

Schnecki bekam es mit der Angst zu tun, denn wie sollte sie vor Wintereinbruch den Hügel hinabkommen, auch wenn es bergab noch lange nicht so beschwerlich wie bergauf wäre. Sie wußte, dass sie es nicht schaffen würde. Sie hatte sich ein Ziel in ihrem Leben gesetzt, dass sie erreicht hatte. Ihren größten Wunsch. Hier würde sie also sterben, an diesem wunderschönsten Fleck der Erde. Zwischen Himmel und Erde - in der Freiheit.

Doch dann dachte sie an Nimmersatt und ihre anderen Freunde. War das Leben in den niedrigen Höhen nicht auch wunderschön gewesen? Die gemeinsamen Fressorgien, das Lachen und die kleinen, aber feinen Abenteuer?

Die kleine Schnecke wurde sehr wehmütig und begann zu weinen. Auch wenn sie nun am schönsten Fleck der Erde war, sie hatte Niemandem lebwohl gesagt und würde ihre lieben Freunde nie wiedersehen. Sie würde einsam und allein sterben und einzig und allein ihr Schneckenhaus würde irgendwann noch eine Weile an ihre Existenz erinnern.

Doch was blieb ihr übrig? Sie würde es nicht mehr rechtzeitig bis zum Wintereinbruch schaffen. Noch einmal sah die Schnecke über das weite Land, entdeckte den Baum, unter dem sie im Herbst immer an den Äpfeln gekostet hatte und von dem sie damals hinuntergefallen war. Sie sah den Schrebergarten und ihre Wiese.

Dann verzog sie sich seufzend bis in den hintersten Winkel ihres Schneckenhauses und schlief ein und wollte nicht mehr aufwachen.

*

Doch keine drei Stunden später, da hörte sie plötzlich ein Schnüffeln. Würde sie jetzt auch noch das Opfer eines hungrigen Igels oder gar eines mörderischen Marders?
Es war ein kleiner verspielter Jackrussel Terrier, der neugierig an ihr roch und ihr Haus dann mit einem Pfotenschlag in Bewegung brachte. Der Hund legte seinen Kopf schief und wollte zum Sprung ansetzen, um dem seltsamen Ding zu folgen. Doch da rief auch schon das Herrchen. "Einstein - hierher, wir gehen nach Hause - dort gibt es ein Leckerchen."

Währenddessen rollte und rollte das Häuslein, sprang über Steinchen und Wurzeln, überschlug sich und landete ein paar Minuten später unsanft am Fuße des Berges. Aber bis auf eine kleine Dötschdelle am Haus und einen Drehwurm blieb das Schneckchen jedoch unversehrt.

Da war unsere Schnecke wieder auf dem Boden der Tatsachen. Eben noch im Himmel gewesen und nun schon wieder auf der Erde. Die Schnecke traute ihren Augen nicht, als sie sich langsam aus ihrem Häuschen bewegte. Sie war endlich wieder zu Hause.

Von nun an lebte sie glücklich mit dem, was sie hatte und lebte auch noch sehr sehr lange. Über Schneckengenerationen würde ihre Geschichte weitergetragen und seither weiß jede Schnecke, dass sich ihr Haus zu viel mehr als nur Schutz eignet ...
 
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Kommentare  

Hallo Holger, hallo Martin Maly,

danke für die Kommentare.
Weiß im Moment nicht, was ich ändern könnte. Eine Geschichte zu schreiben ist einfach, sie perfekt zu gestalten sehr schwierig... Für mich auf jeden Fall.

Der letzte Satz (von Martin) hat mich zum Nachdenken angeregt. Aber ich sehe es so: Auf der einen Seite zeigt die Geschichte ja, dass es oft eine Happy End gibt, aber auf der anderen Seite auch eine Moral - dass Leichtsinnigkeit und Abenteuerlust halt auch nicht so schön enden kann bzw. ein Risiko besteht.

Lg Sabine


Sabine Müller (25.02.2009)

So hat es doch noch ein gutes ende gegeben. Eine tolle geschichte.

Lg Norman


Homo Faber (14.12.2008)

Hi!

Die Geschichte war angenehm zu lesen, bis auf ein paar Gramamtik- und Stilfehler okay. Zu Beginn etwas langatmig, aber wahrscheinlich sehe ich das mit den Augen eines Erwachsenen, was man bei einer Kindergeschichte nicht tun sollte.
Alleine mit der Botschaft habe ich ein (Verständnis?-) Problem: Wird damit den Kindern nicht indirekt gesagt, sie sollen sich nicht weiterentwickeln und nichts Neues ausprobieren, weil das Gefahren birgt?

LG
Martin Maly


anonym (14.12.2008)

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