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3 Seiten

Sound Of Love (7. Kapitel)

Romane/Serien · Romantisches
„Mist!“ Ich stolperte, den Rock halb angezogen, durchs Zimmer, auf der Suche nach meinen Schuhen. Lindsay lag auf ihrem Bett und lachte. Ich hatte ungefähr noch 10 Minuten und hatte weder meine Noten, noch Krawatte, noch Schuhe. Und der Weg zum Kammermusiksaal war auch nicht gerade der kürzeste. „Lindsay, hör bitte auf zu lachen!“, flehte ich. „Tu mir den Gefallen und hol mir meine Noten aus der Schreibtischschublade. Bitte!“ Lindsay merkte, dass ich es wirklich eilig hatte, sprang auf und zwei Minuten später stand ich komplett angezogen mit allen Sachen vor meinem Schrank. Ich blickte in den Spiegel, zupfte noch einmal meinen Blazer zurecht. Lindsay trat hinter mich: „Peach, du schaffst das schon!“ War ich so aufgeregt, dass man mir meine Nervosität ansah? Ich war doch sonst nicht so nervös! Was stimmte nur mit mir nicht? Es war doch nur ein ganz normales Vorsingen, vom dem ich wusste, dass es nur darum ging, noch einige Fehler auszubessern. Ich atmete tief durch: „OK! Ich gehe jetzt!“ Ich war fest entschlossen mein Bestes zu geben! Hinter mir fiel die Tür ins Schloss. Der Gang lag dunkel vor mir. Der dumpfe Klang meiner Ballerinas hallte von den Wänden wider. Mit einem Mal kam mir das Conservatorium kalt und grau vor. Noch nie hatte ich mich hier so fehl am Platz gefühlt. Ich war an den Kammermusiksälen angekommen. Meine Hand umschloss das kalte Metall der Türklinke, vorsichtig drückte ich sie nieder und öffnete die Tür. Mein Herz schien einen Schlag auszusetzen. Vor mir stand nicht nur Mr. Summerland, sondern auch mein neuer Duettpartner – Marcus! Seiner lässigen Mienen nach zu urteilen, hatte er von diesem Duett gewusst – doch er schien von dieser Idee genauso wenig begeistert wie ich. Er war nicht in der Lage mir in die Augen zu sehen. Hoffentlich hatte er ein schön schlechtes Gewissen. Ich setzte ein Lächeln auf, legte meine Noten auf das Notenpult: „Mr. Summerland, könnten wir bitte anfangen?“ Mr. Summerland hatte die eisige Stimmung zwischen Marcus und mir bemerkt und war leicht verwundert. Er nickte, setzte sich an den Flügel und begann zu spielen. Mir fiel es schwer, das, was ich sang, mit den richtigen Emotionen zu singen. Einen Love-Song mit einem Menschen vorzutragen, der einen verletzt hatte, war nicht unbedingt sehr prickelnd. Die letzten Töne waren noch nicht verklungen, da hatte ich meine Noten schon zusammengepackt. „Auf Wiedersehen, Mr. Summerland!“, verabschiedete ich mich kurz und verließ den Raum. So eine grauenhafte Probe hatte ich noch nie erlebt. Ich lief den Gang entlang, wollte nur noch zurück zu Lindsay und Tory, doch so weit kam ich nicht. „Summer!“ Marcus' Schritte hallten auf dem Gang. „Summer! Bitte warte!“ Ich dachte gar nicht daran! Warum auch? „Summer...“ Marcus hatte mich eingeholt und mich am Handgelenk gepackt, so hart, dass es schmerzte. Ich drehte mich nicht um, weigerte mich, ihn anzusehen. Seine Stimme erreichte mich wie aus weiter Ferne. „Ich muss dir was erklären! Bitte hör mir zu! Ich kann nicht mehr! Es macht mich fertig, dass wir nicht mehr miteinander reden!“ Ruckartig drehte ich mich um und funkelte ihn wütend an. „Das“, zischte ich, „hättest du dir früher überlegen müssen!“ Ich machte mich los und lief davon.

Es war der Abend des Konzerts. Den ganzen Tag über war ich schon völlig nervös und unruhig gewesen, war wie ein aufgescheuchtes Huhn herumgerannt, doch nun war ich gezwungen still zu sitzen. Lindsay stand hinter mir und steckte meine Haare hoch. Noch hatte es keine erkennbare Form, doch ich wusste, dass sie das gut hinbekommen würde. Am Schrank neben mir hing mein Abendkleid. Ich betrachtete es. Die azurblaue Seide schimmerte im Licht der Kerzen, die wir und angezündet hatten. Wenn ich das Kleid trug, schmiegte sich der fließende Stoff wunderbar an meinen Körper, der Tüll, aus dem der Unterrock bestand, raschelte bei jedem Schritt. Normalerweise freute ich mich immer, es anziehen zu dürfen, doch dieses Mal war es etwas anderes. Es passte nicht. Ich gönnte es Marcus nicht mich in diesem Kleid zu sehen. Ich fand, dass er das nicht verdient hatte! Nicht, nachdem er mich so behandelt hatte. Aber was nützte es?! Er würde mich sehen! Und tief in meinem Herzen hoffte ich, ihn damit zu treffen! Lindsay lockte die letzte Strähne meines Haares, betrachtete ihr Werk und trat zufrieden zurück. „So, Süße, ab ins Kleid und dann schminken!“
Ich stand zusammen mit Marcus hinter der Bühne, bereit für den großen Auftritt. Mit Mikro in der Hand und Lächeln im Gesicht sollten wir das diesjährige Benefizkonzert des Conservatoriums Washington abschließen. Der Applaus für die Band, die vor uns aufgetreten war, erklang und Marcus ergriff meine Hand. Trotz meiner Wut auf ihn (die ich mir natürlich nicht anmerken ließ), lief mir bei seiner Berührung ein wohliger Schauer über den Rücken. Gemeinsam betraten wir die Bühne. Es wurde dunkel, die Spots richteten sich auf und Marcus hatte meine Hand immer noch nicht losgelassen. Ich umfasste mein Mikro fester. Die Big Band begann zu spielen, Marcus begann zu singen: „My love, there's only you in my life, the only thing that's right...“ Er hielt meine Hand und in seinen Augen lag so viel Wärme und Wahrheit, dass ich fast bereit war ihm zu glauben, was er da sang. Doch gerade im Augenblick war dafür nicht der richtige Zeitpunkt. Ich ließ Marcus' Hand los, trat nach vorn, hob mein Mikro zum Mund. Die Musik trug mich hinweg und ich fühlte mich so leicht und glücklich, wie immer wenn ich sang. „My first love, you every breath that I take, you every step I make...“ Die Worte, die Melodie kamen mit solcher Leichtigkeit über meine Lippen und ich sang aufrichtig. Ich merkte, dass ich jedes Wort, das ich sang, genauso meinte, dass meine Gefühle, die ich die ganze Zeit zu unterdrücken versuchte, am Durchbrechen waren. Und ich merkte, dass ich mich nicht mehr dagegen wehrte, dass ich bereit war, Marcus Entschuldigung anzunehmen. Ich hatte meinen Part zu Ende gesungen, jetzt kam der Teil, den wir zusammen singen sollten. Ich strahlte übers ganze Gesicht, als ich mich mit fliegendem Kleid zu ihm umdrehte. Es war, als hätte etwas in mir einen Schalter umgelegt. Und Marcus merkte es. Er lächelte, nahm meine Hand und zog mich an sich. „And I, I want to share all my love with you...“Ich meinte es ehrlich und aufrichtig, was ich sang, genauso wie Marcus. Ich vergaß alles, spürte nur noch Marcus' Hand in meiner und genoss es, hier mit ihm zu stehen und zu singen. „...cause no one can deny...“ Marcus nahm meine Hand und drehte mich. „...it's love I had inside, and I give it all to you...“ Ich landete weich in seinen Armen, „my endless love...“ (Lionel Richie & Diana Ross, 1981) Der Spot erlosch und Applaus brandete auf. Marcus und ich standen auf der dunklen Bühne und sahen uns an. Und gerade als der Spot wieder aufleuchtet, berührten sich unsere Lippen und wir versanken in einen innigen Kuss.
 
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Kommentare  

hallo petra,
es kommen noch mehr.
ich schreibe aktuell am 12. kapitel und habe ehrlich gesagt noch kein ende in sicht =)


Summer Peach (09.04.2009)

Es kommt noch ein Kapitel? Oh, ist das toll! Freue mich riesig.

Petra (09.04.2009)

nein, keine panik nicht schluss^^
da kommt noch jede menge =)


Summer Peach (08.04.2009)

Moment mal, Schluss?!
Hab ich hier was falsch verstanden?

Auf jeden Fall super geschrieben! Tolle Geschichte!


midnight (08.04.2009)

Wunderschöner Schluss. Ich liebe das Romantische. Habe alles wie in einem Film vor mir gesehen.

Petra (07.04.2009)

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