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5 Seiten

Sound Of Love (10. Kapitel)

Romane/Serien · Romantisches
„Jack?“ Ich musste zweimal hinsehen, damit ich mir sicher war, richtig zu liegen. „Jack!“ Ich lief los und fiel ihm um den Hals. „Was machst du denn hier?“ Es war Montagmorgen und ich war gerade auf dem Weg zum Frühstück. Wegen einer riesigen Konferenz waren heute alle Schule in einigen Bundesstaaten geschlossen, weshalb Jack anscheinend beschlossen hatte, Tory zu besuchen. Nachdem Jack es geschafft hatte, mich von seinem Hals abzubekommen, begrüßte er mich: „Hi Peach. Jetzt bin ich also auch mal hier.“ Er war noch nie hier gewesen und war beeindruckt von der Größe des Conservatoriums. Da Tory gerade in Washington unterwegs war, erbot ich mich, ihn durch das Conservatorium zu führen. Wir liefen durch den Park und setzten uns auf die kleine Bank am See. Jack erzählte mir von New York und dass mein Dad mal wieder im Lande war, als Marcus den Weg entlang kam. Er sah uns auf der Bank sitzen und kam zu uns. Als er mich mit einem Kuss begrüßte, wurden Jacks Augen immer größer. Ich musste laut lachen. Wie hatte Jack mir gefehlt! „Jack, darf ich vorstellen? Das ist mein Freund Marcus!“ Freund…Mein Freund… Das klang schön…! Es war das erste Mal, dass ich im Zusammenhang mit Marcus diese Worte benutzte und es fühlte sich gut an. „Und das, Marcus, ist mein bester Freund, Jack!“ Die beiden Jungs gaben sich die Hände und begrüßten sich, als wären sie alte Bekannte. Ich freute mich, dass Jack sich so gut mit Marcus verstand. In den meisten Fällen beäugte er die Jungs, die mir gefielen, immer höchst kritisch und nach der letzten Begegnung der beiden hätte man mit allem rechnen können. Damals war Jack drauf und dran gewesen, sich mit Marcus zu schlägern. Zum Glück war das jetzt anders! Gemeinsam liefen wir noch eine Weile durch den Park. Jack und ich erzählten uns verschiedene Geschichte, die während der Abwesenheit des anderen geschehen waren und so lernte Marcus mein Leben kennen. Die Zeit verging wie im Flug. Als wir uns wieder auf den Weg zum Hauptgebäude machten, trafen wir auf Tory. Ihr ging es wir mir am Morgen. Sie sah zweimal hin, um sicherzugehen, dass sie nicht gleich den Falschen zu Tode knutschen würde. Dann ließ sie alle Tüten und Taschen, die sie in den Händen hielt, fallen, rannte zu Jack und beide versanken in einen innigen Kuss. Als sich ihre Lippen wieder voneinander lösten, hielt Jack seine Tory ganz fest. Auch Marcus, der seinen Arm um meine Taille gelegt hatte, drückte mich an sich. Ich sag ihn an und lächelte. Als Tory wieder aus ihrem Freudentaumel in den Normalzustand – soweit man davon sprechen konnte- zurückgekehrt war, wurde ihr das Chaos um sie herum bewusst. Ich lachte. Typisch…Zusammen sammelten wir verlorengegangene Taschen wieder auf und machten uns auf den Weg in den Speisesaal, um uns ein bisschen zu stärken.

Marcus hatte den Arm um meine Schultern gelegt und wir liefen noch ein wenig durch den Park. Wir hatten Tory und Jack alleine gelassen, damit sie ein bisschen gemeinsame Zeit miteinander verbringen konnten, die so selten war, wenn man ein Internat besuchte. Es dämmerte schon langsam und man sah gerade die Sonne hinter der Skyline Washingtons versinken. Eine Weile liefen wir schweigend nebeneinander her, doch irgendwann fiel mir wieder etwas ein. Marcus‘ Geheimnis. Ich brannte so sehr darauf zu erfahren, worum es ging und hatte Angst, dass es etwas Schlimmes war. Sehr sorgfältig wählte ich meine Worte, da ich wusste, dass Marcus auf dieses Thema sehr abweisend reagierte. Bevor ich begann, löste ich mich aus seiner Umarmung und nahm ihn an der Hand. „Marcus?“ Er schien in Gedanken versunken, denn es dauerte einen Moment, bis er mir mit einem nicht ganz gegenwärtigen „Hmm…“ seine Aufmerksamkeit schenkte. „Marcus, was ist das für ein Geheimnis?“ Sein Griff um meine Hand wurde fester und ich merkte, wie auch sein Blick sich verhärtete. „Summer, es tut mir leid, aber ich kann es dir noch nicht erzählen!“ Diese Antwort versetzte mir einen Stich ins Herz. Vertraute er mir so wenig? „Es steht zu viel auf dem Spiel… Du musst mir vertrauen, Summer.“ Ich musste schlucken. „Ich soll dir vertrauen?“ Meine Stimme wurde lauter. „Ich soll dir vertrauen, wenn du mir nicht mal dieses so genannte Geheimnis erzählen kannst! Wie soll ich dir vertrauen, wenn ich weiß, dass mein Vertrauen nicht auf Gegenseitigkeit beruht??“ Ich löste meinen Griff um seine Hand und lief schnell einige Schritte weiter. Marcus blieb stehen und starrte auf seine Schuhe. „Summer…“ Ich konnte nicht böse auf ihn sein… „Summer, es ist alles nicht so einfach! Wenn es nur um mich gehen würde, wäre das etwas anderes, aber es bezieht noch so viel mehr Leute mit ein…“ Vertrauen… Das war ein großes Wort… Ich lief zurück zu Marcus und kuschelte mich an seine Brust. „Ach Mensch, Marcus, du hast mein Vertrauen!“ Erleichtert schloss er seine Arme um mich. „Aber bitte spiel‘ nicht mit diesem Vertrauen!“ Sein Kinn ruhte auf meinem Kopf, sodass ich spürte, wie er nickte.

„Puh…“ Die Tür sank hinter mir ins Schloss. Ich kam gerade aus drei Stunden Einzelunterricht bei Mr. Summerland und war dementsprechend geschafft. Das klackernde Geräusch eines Schreibtischstuhles war auf dem Parkett zu hören. „Summer?“ Lindsay kam aus dem Arbeitsbereich hervor gerollt. „Ja, ich bin wieder da… Was macht ihr da hinten?“ „Ich arbeite an einem Projekt und brauchte eine Texterin“, erklang auch Torys Stimme hinter dem Vorhang. „Komm und hilf uns, die Stimme fehlt noch!“ Ich warf meine Jacke aufs Bett und zog den Vorhang beiseite. Sogleich hatte ich ein handgeschriebenes Notenblatt in der Hand, auf dem ich Text kaum lesen konnte, in solchem Eifer wurde er hingeschrieben. „Ok, lass mal hören, Tory.“ Tory setzte die Querflöte an und begann zu spielen. Es war eine Ballade, die mit der Querflöte einfach wundervoll klang. Die Melodie war ein Ohrwurm und leicht zu singen. „Lalala…“ Ich versuchte zu singen und summte die ersten Takte, um ein Gefühl für den Song zu bekommen. „Maybe…a dream is just a dream…but you can make it come true…If you believe in it and yourself…you can see the miracles…they help you to live… Wow, Tory, das ist wunderschön!” Tory lächelte. „Danke, aber das ist auch Lindsays Werk, sie wächst in letzter Zeit über sich hinaus…“ Lindsay wurde rot. Ich musste grinsen. Ich wusste genau, was – oder besser wer – Lindsay zu solchen Hochleistungen brachte. „Lindsay…“ Ich schnappte mir den letzten freien Stuhl im Raum und rollte neben sie. „Willst Du uns was erzählen?“ Lindsay holte tief Luft. „Ja, will ich eigentlich schon!“, platze es aus ihr heraus, als würde sie seit Tagen darauf brennen. Und es sprudelte wie ein Wasserfall auf ihr heraus. „Ian und ich…wir sind jetzt so richtig fest zusammen! So als Paar!“ Lindsays Wangen waren gerötet vor Freude. Sie erzählte uns von dem Abend, als es passiert war, als ein Handyklingeln unsere Unterhaltung unterbrach. Tory sprang hektisch auf und kramte kurz darauf in ihrer Tasche, die auf ihrem Bett lag. Atemlos nahm sie ab: „Ja, hallo?“ Sie lauschte und nickte, legte auf, rief uns ein kurzes „Mädels, ich muss dringend weg“ zu und schon fiel die Tür hinter uns ins Schloss. Ich sah Lindsay an: „Was sollte diese Aktion denn jetzt?“ Lindsay zuckte mit den Schultern, auch sie hatte keine Ahnung. Jetzt saßen wir hier mit Torys Projekt und wussten nicht was wir mit dem angebrochenen Nachmittag anfangen sollten. Draußen schien die Sonne und der Frühling ließ schon kräftig grüßen. „Auf geht’s Lindsay! Wir gehen raus in den Park“, beschloss ich auf Geradewohl. „Wir gehen zum Music Place, das Klavier ist jetzt wieder da! Lass uns ein wenig singen!“
Das war eines der schönen Dinge hier im Frühling. Überall in unserem Park waren Musikinstrumente verstreut, an denen man nach Belieben musizieren konnte. Das Wetter war herrlich, die Sonne schien warm auf unsere Haut und wir genossen den kleinen Spaziergang. Bald schon hatten wir Torys seltsames Verhalten vergessen. Wir waren am Klavier angekommen, Lindsay nahm Platz und begann einige Takte zu klimpern. Ich musste lachen, denn ich hatte die Melodie erkannt. Es war eines der ersten Lieder, die wir hier am Conservatorium gemeinsam gesungen hatten. Es war ein Lied aus dem Welterfolg „High School Musical“. Eine Zeit lang war auch unserer Schule diesem Hype völlig erlegen und noch heute sangen Lindsay und ich diese Musik gerne. „You are the music in me…nanana… When I hear my favourite song, I know that we belong… oh, you are the music in me. It’s living in all of us and it brought us here because you are the music in me…nananana, nananana, nananana, yeah…” Schon bald hatten wir mit unserem Gesang noch andere Schüler aus dem Conservatorium angelockt, die nicht lange zögerten und in unser Lied einstimmten. Teri aus dem Chor hatte ihre Gitarre mitgebracht und so wurde der Nachmittag noch richtig lustig. Wir sangen Lieder aus unseren ersten Jahren und performten sie neu, sodass sie wieder richtig lebendig aus der Versenkung auferstanden. Langsam wurde es Abend, Teri packte ihre Gitarre ein und wir verabredeten uns für den nächsten freien Nachmittag, um noch mehr alte Lieder aufleben zu lassen. Lindsay und ich machten uns auf den Rückweg, damit wir vor dem Abendessen noch beide schnell duschen konnten. Wir lachten über verschiedene Dinge und freuten uns, dass die Sonne sogar noch um diese Uhrzeit schien. Wir waren gerade auf unserem Stockwerk angekommen, als wir aus einer kleinen Nische im Gang seltsame, keuchende und schmatzende Geräusche hörten. Wir blieben stehen, um ein kleines bisschen zu lauschen – hey, wir sind Mädels. Da hier kaum Fenster waren, konnten wir fast nichts erkennen. Ein Mädchenkichern war zu hören und das leise Stöhnen eines Jungen. Ich sah Lindsay an und musste grinsen. Welches Pärchen hatten wir denn da überrascht? Auch Lindsay konnte es sich nur mit Mühe verkneifen, nicht laut loszulachen. Das Mädchen kicherte wieder. Ich runzelte die Stirn. Diese Stimme kam mir bekannt vor. „Keith“, wisperte das Mädchen, „lass das!“ Diese Stimme kam mir sogar sehr bekannt vor. Ich hörte sie sogar täglich. Ich sah zu Lindsay hinüber, die langsam auch immer verwunderter schaute. Vorsichtig tastete ich zum Lichtschalter an der Wand und betätigte ihn. Wir sahen gerade noch, wie Keith – wer auch immer er war – seine Hand unter Torys Rock hervor nahm und Tory ihre Lippen von Keiths Lippen löste…
 
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Gemein, im spannensten Moment hörst du auf.

Petra (14.04.2009)

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