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Escape - Kapitel 2: Ein Leben als Gefangene?

Romane/Serien · Spannendes
„Leben wir noch?“, fragte eine unsichere Stimme aus einem Gebüsch, das in der Nähe der Autobahn lag. „Ja, Alexis! Wir sind alle vier noch am Leben!“, antwortete ihr Ray. „Alle vier? Aber wir sind doch nur zu dritt! Du, Roy und ich!“, sagte sie leise und richtete sich auf.
Alexis erstarrte, als sie sah, wer sich über Roy beugte, um ihm zu helfen. „A… Alexandra!“, staunte sie und Ray nickte. „Was glaubst du, warum ich mich aus dem Fenster gelehnt hab?“, fragte er mit einem breiten Grinsen und hielt sich seinen Arm, an dem etwas Blut herunter lief.
Plötzlich hörte man laute Sirenen, welche die Straße entlang fuhren und alle vier Freunde zuckten zusammen. „Schnell! Wir müssen von der Straße weg!“, sagte Alexandra, die sich als erstes wieder gefangen hatte. Sie drängte die andern drei vor sich her und schaute sich noch einmal um, bevor sie ihren drei Freunden folgte.
„Das war ganz schön knapp. Ich hätte nie gedacht, das man wegen so was gleich einen Unfall bauen kann“, seufzte Roy und streckte sich. Alexandra stand bereits neben Ray, der seinen Arm widerwillig losließ und den Ärmel hochkrempelte. „Hm... Sieht schlimmer aus, als es ist. Warte mal kurz“, murmelte Alexandra und kam zu Alexis herüber. „Kann ich einen Streifen von deinem Rock haben?“, fragte Alexandra sie.
Verdutzt nickte Alexis und riss einen breiten Streifen herunter. „Dankeschön“, sagte Alexandra und ging wieder zurück zu Ray. Roy setzte sich neben Alexis und starrte genauso gebannt wie sie zu Alex und Ray hinüber, die sich lachend von der Zeit erzählten, die sie nicht zusammen verbracht hatten. Dabei war das doch erst ein Tag gewesen, ohne sie!, dachte sich Roy und legte seinen Arm unbewusst um Alexis´ Schulter, die das genoss.

„Stimmt, du hast vollkommen recht! Die beiden sind ein hervorragendes Paar!“, kicherte Alexandra und band den Streifen von Alexis´ Rock um Rays Arm. „Ah! AU!“, stöhnte er und grinste, als Alexis ihn fragend ansah. So liebevoll und voller Fürsorge!, dachte sich Ray in diesem Augenblick, doch die Worte die darauf folgten, töteten diesen Gedanken sofort wieder, denn sie sagte: „Hab dich nicht so! Das is´ bloß ´ne Schürfwunde, so was gab´s im Heim auch schon!“ Dann drehte sie sich um und lief auf das Gebüsch zu, aus dem sie gekommen waren.
„Warte Alex! Das solltest du nicht tun!“, rief Roy, doch da war es schon zu spät und ein Hund sprang aus dem Gebüsch. „AH!“, riefen Ray, Alexis und Roy aus. Alexandra war in den rechten Arm gebissen worden und hatte nun damit zu kämpfen sich loszubekommen. Es war ein riesiger Schäferhund, den man nicht so leicht los zu werden schien.
Plötzlich pfiff es von der anderen Seite des Gebüschs und der Hund kläffte, trotz Alexandras Arm, den er immer noch fest hielt. „Schnell hierher Frau Mersch!“, rief eine männliche Stimme und man konnte hören, wie Schritte auf die vier Freunde zukamen. „Bleibt sitzen!“, zischte Alexandra den anderen zu und versuchte weiterhin den Schäferhund von ihrem Arm loszubekommen. „Boss, aus!“, befahl plötzlich eine tiefe Stimme und der Hund gehorchte. „Sind das die Kinder, die sie suchen?“, fragte die Stimme und alle Roy, Ray, Alexis und Alexandra schauten auf.
„JA! Das sind meine Lieblinge! Alexis! Roy! Ray! Und...! Und wer bist du?“, fragte Frau Mersch mit einem abschätzenden Blick auf Alexandra. „Los Kinder! Geht wieder zu eurer Mutter!“, befahl der Polizist und beobachtete, wie Roy und Alexis zögerlich auf Frau Mersch zugingen. „Was ist mit dir, Junge? Du heißt doch Ray, oder? Sie hat auch dich vermisst! Geh zu deiner Mutter!“
Ray ballte seine Hände zu Fäusten, stand auf und lief auf Alexandra zu. „Geht es dir gut?“, fragte er und lächelte sie an. „Klar! Wieso denn nicht? Ich bin nicht so schwach wie du, damit das mal klar ist, ja?!“, sagte sie scharf und schaute in seine Augen.
„Du musst Alexandra ... sein. Wie ist dein Nachname?“, fragte der Polizist. Langsam wendete sie ihren Blick von Ray ab und schaute in die Augen des Mannes. „Ich habe ihn schon vor langer, langer Zeit verloren“, antwortete sie ihm nur und wendete sich wieder ihrem Kumpel zu. „Geh zu deiner Adoptivmutter und werd ihr ein richtiger Sohn, so wie du mir ein Freund warst, klar?! Ich möchte sehen, dass du mit Herrn Mersch auskommst, wenn ich dir mal wieder begegne, ja?! Bitte geh jetzt zu ihnen. Ich komme alleine zurecht“, sagte sie zu ihm und schubste ihn in Richtung Roy, der ihn sofort auffing und festhielt.
„So, auch gut! Gehen Sie jetzt bitte, Frau Mersch!“, befahl der Polizist und nahm seinen Schäferhund an die Leine. „Bissiges Vieh!“, murmelte sie und ließ sich auf den Boden fallen. Jetzt gehen sie und lassen mich zurück!, dachte sich Alexandra und schaute auf. „Und was wollen sie jetzt noch von mir?“, fragte sie den Polizisten, der vor ihr stand. „Augenzeugen haben mir berichtet, dass du der Grund allen Übels bist, deshalb werde ich dich wohl festnehmen müssen und deinen Eltern Bescheid geben, dass du in Gewahrsam bleibst, bis sie dich abgeholt haben. Und dann ...“ Verdutzt hielt der Mann inne und starrte Alexandra an, die aus vollem Halse lachte und sich nicht mehr halten konnte.
Natürlich kam sich der Polizist verarscht vor, doch bevor er nach dem Grund fragen konnte, hörte sie auf zu lachen und sagte mit einem traurigen Blick: „Ich hatte noch nie Eltern.“ Sie saß auf dem Boden und schaute in den Himmel. „Ich glaube, dann werden Sie mich wohl für immer behalten müssen!“, lachte Alexandra wieder und stand auf.
„Dann komm!“, sagte der Polizist etwas zaghaft und führte sie am Arm zu seinem Polizeiwagen. Dort wartete bereits sein Kollege aufgeregt auf ihn und warf Alexandra einen bösen Blick zu. „Sei froh, dass keine Leute umgebracht wurden, sie sind alle nur verletzt!“, maulte er sie an und stieg ins Auto. Überall konnte man Sirenen hören und Feuerwehrautos und Krankenwägen vorbei rasen sehen. Alexandra wurde auf den hinteren Plätzen gesetzt und der Hund kam neben ihr hin. „Er beißt nicht!“, sagte der Polizist leise und setzte sich auf den Platz neben seinem Kollegen.
Seufzend schnallte sich Alexandra an und schaute aus dem Fenster. Der Wagen fuhr mit lauter Sirene los und die Autobahn entlang, vorbei an den Autos, die zusammen gestoßen waren. Alles nur wegen mir!, dachte sie sich und flüsterte: „Ich wollte das nicht. Es tut mir leid.“ Genervt drehte sich der Beifahrer um. „Tja, Kleines! Das ist leider schon zu spät!“, schnauzte er sie an. Mit wütendem Blick drehte er sich wieder um und redete leise mit dem Fahrer.
Als Alexandra nach einer halben Stunde fahren, etwas neben sich hörte, drehte sie sich zur Seite und bemerkte, dass der Schäferhund eingeschlafen war. Zufrieden lächelnd streichelte sie ihm die restliche Fahrt über den Rücken und schaute aus dem Fenster.
Nach einer weiteren Stunde kamen sie an der Gefängnisstation an. Die Polizisten wurden sofort von einem Kollegen begrüßt und der Hund aus dem Auto gelassen, Alexandra wurde heraus gezogen. „Los! Bring sie so schnell wie möglich in eine Zelle in der Nähe des Büros!“, befahl der Beifahrer von vorhin und Alexandra wurde unsanft durch das Gefängnistor geschoben. Drinnen wurde sie in die Zelle direkt neben dem Büro gestoßen und der Hund kam davor. „Der ist nicht so lieb wie er scheint! Manche Kollegen beißt er!“, sagte der Polizist, welcher der Beifahrer gewesen war und verzog sich wieder. Sie stand auf, schaute den Schäferhund an und setzte sich auf ein Bett, das an der Wand stand. Alexandra seufzte und zog ihre Knie an ihr Kinn.
„Hier! Sollst uns ja nicht davon hungern!“, sagte der nette Polizist und schob ein Tablett mit etwas zum Essen durch. Dem Hund gab er Hundefutter. „Wie heißen Sie eigentlich?“, fragte Alexandra ihn nach einer Weile, die er den Schäferhund streichelte. „Oh, mein Name ist Hans Hover. Wie heißt du?“ Sie schaute auf ihre Füße und antwortete: „Mein Name ist Alexandra.“ Er schaute sie an. „Kein Nachname?“ Sie schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster. „Nein, ich habe mein Leben lang im Heim gewohnt. Mein Nachname ist unbekannt“, sagte sie und vergrub ihr Gesicht in den Knien. Als der Polizist etwas sagen wollte, stand Alexandra plötzlich kerzengerade in der Zelle, streckte sich und sagte: „Ist aber auch egal!! Wozu braucht man schon einen Nachnamen, total unnötig diese Dinger, verkomplizieren nur alles.“ Sie gähnte und stützte sich gegen die Wand und stäubte sich dagegen. „Uah!! Jetzt geht’s mir schon viel besser. Was geschieht jetzt mit mir?“, fragte sie und setzte sich auf das Bett am Ende der Wand.
Langsam stand Herr Hover auf und schaute sich um. Als ein Kollege um die Ecke kam, zog er diesen mit ins Büro und Alexandra konnte hören, wie die beiden diskutierten, doch leider verstand sie kein Wort. Angestrengt dachte sie darüber nach, was die beiden Kollegen, so heiß diskutieren könnten, aber sie fand auch nach einer halben Stunde keine Antwort, als Herr Hover lächelnd auf sie zukam. Erstaunt schaute sie ihn an und wollte gerade etwas fragen, doch Hans war schneller und sagte: „Wie haben gerade über deine Zukunft diskutiert und du darfst mit zu mir nach Hause kommen! Mein Sohn wird sich freuen! Er ist genau in denselben Alter wie du! Ein besonders schwieriges Alter, weil er keine Freunde hat! Hahaha! Aber ihr werdet euch verstehen!“ Er lachte und zog Alexandra aus der Zelle. Ohne, dass sie noch ein Wort sagen konnte, waren sie schon auf den Weg zu Hans’ Wohnung.
Als sie im Stau auf der Autobahn standen, fiel Alexandra plötzlich wieder die Heimleiterin ein und fragte: „Was wird jetzt aus Frau Meier! Sie war doch die Heimleiterin!!“ Entsetzt schaute sie in das Gesicht von Herrn Hover und fragte sich, was in seinem Kopf vorginge, denn er grinste breit und sagte schließlich: „Ach die! Die hat sich aus dem Staub gemacht und denkt, du wärst tot! Wir aus der Polizeistation haben uns auch darauf geeinigt, dass wir allen anderen sagen, dass du bei einem Fluchtversuch umgekommen bist. Würden wir das nicht erzählen und in die Zeitung setzen, würdest du vielleicht immer noch bei meinem unfreundlichen Kollegen in der Zelle schmoren und nicht mehr rauskommen!“
Alexandra verstand, warum sie für die Öffentlichkeit gestorben war. „Und wie heiße ich dann jetzt?“ Fragend schaute sie Hans an, der breit grinsend antwortete: „Miu Hover! Ab heute bist du ein Mitglied meiner Familie, nur für die Öffentlichkeit. Solange wir die Heimleiterin noch nicht gefunden haben, bleibst du bei uns!“
Jetzt verstummt Alexandra und schaute hinaus aus dem Fenster. „Miu Hover? Ein recht ungewöhnlicher Name. Aber was ist, wenn ihr die Heimleiterin niemals findet?“, fragte sie schließlich nach einer halben Stunde.
„Wenn nicht, wirst du wahrscheinlich für immer bei meiner Familie leben. Mein Sohn wird sich tierisch freuen! Er ist auch 16 und langweilt sich Zuhause jeden Tag, wenn er nicht in der Schule ist. Ach und noch was! Du musst nicht in die Schule. Du bist bestimmt ein schlaues Köpfchen, da geb’ ich dir einfach ein paar Bücher zum Lesen, daraus wirst du schlauer, als aus der Schule. Meinen Sohn kann ich so was nicht andrehen! Er liest nie was und wenn doch, dann sind es meistens nur Schmuddelheftchen! Er ist wirklich unmöglich! Wir könnten so jemanden wie dich in unserer Familie gebrauchen. Meine Frau wartet auch schon ganz sehnsüchtig auf dich!“, lachte er und konzentrierte sich weiterhin auf die Fahrbahn, auf der sich ein beträchtlicher Stau gebildet hatte.
Als sie nach drei Stunden endlich wieder auf der Landstraße entlang fuhren, wurde Alexandra immer nervöser. Was war, wenn diese Familie sie nicht mochte? Was wohl der Sohn von ihr hielt? Doch ihr blieb keine Zeit mehr, um darüber nachzudenken, denn sie standen bereits vor dem Haus.
 
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Kommentare  

Stimmt *lach*
aber das werd ich im dritten kapitel erklären ;)
keine sorge, er hat nichts schlimmes mit ihr vor xD


Ingrid^ Selig (16.12.2009)

Ich kann dir sofort einen Grund nennen, weshalb ich sein Verhalten eigenartig finde. Er will zum Beispiel das Mädchen nicht in die Schule lassen. Das ist doch schon mal ziemlich seltsam oder nicht?

Petra (04.12.2009)

Der Polizist, seltsam? Hm... gut möglich xD

Ingrid^ Selig (04.12.2009)

Da scheint Alexandra eine zweite Heimat und vielleicht sogar eine Familie für sich gefunden zu haben, aber der Polizist benimmt sich ziemlich eigenartig. Ich bin neugierig, was du dazu noch schreiben wirst.

Petra (14.11.2009)

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