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8 Seiten

Holidays in Kampodia – Teil 11 HERRIN der ERBSENFELDER

Romane/Serien · Romantisches
Rebekka bereute schwer, dass sie sich auf die Sache mit der Erbsenpflückerei eingelassen hatte. Man weckte sie nämlich um halb sechs, heiliger Strohsack!
Das Frühstücksbüffet war noch nicht aufgebaut, stattdessen gab es Essenspäckchen – bestimmt gefüllt mit leckeren Sachen – und beschriftete Thermoskannen. Rebekka hatte trotz der verdammten Herrgottsfrühe schon so einen Hunger, dass sie am liebsten eins der Päckchen aufgemacht und ein wenig vom Inhalt genascht hätte. Stattdessen goss sie sich eine Tasse Kaffee ein, um einigermaßen wach zu werden.
Außer ihr kamen noch zwei andere verschlafen aussehende Frauen mit, Sammys Gattin, Miss die geile Biggi genannt – und eine pummelige Dunkelhaarige, die vorgestern mit Mann und zwei Kindern eingetroffen war. Auch einige Frauen aus dem Dorf standen am Büffet und packten sich Essbares ein.

„Hallo Ladies!“ Max sah überaus blendend und gutgelaunt aus. Im Schlepptau hatte er Andromeda, die wohl auch aus dem Bett gefallen war.
„Du kommst mit?“ Rebekka blickte Andy erleichtert an.
„Klar doch komme ich mit. Max hat gesagt, ich hätte es mal wieder nötig.“
Miss die geile Blondine Biggi fing giggelig an zu lachen, und Andy schaute sie verwundert an.
Max jedoch ignorierte ganz souverän das giggelige Lachen. „Also Ladies, habt ihr Kopftücher, Hüte? Sonnenschutz? Essensrationen?“
Alle nickten.
„Dann können wir ja los.“ Max wandte sich zur Tür. „Wir machen es heute richtig ökologisch, das heißt, kein Benzin, keine Maschinen. Nur reine geballte menschliche, oder besser gesagt weibliche Arbeitskraft. Männer haben sich leider keine gemeldet, die sind sich bestimmt zu schade für ehrliche Arbeit.“
Diese Worte wurden mit zustimmendem Gemurre begrüßt, und jede Frau, auch die älteste und verhärmteste sah Max an, als wäre er eine Offenbarung. Was er ja wohl auch war...
„Sag’ mal, sieht es nicht nach schlechtem Wetter aus?“ Rebekka knuffte Andromeda zart in die Seite.
„Nee, Rebekka.“ Andromeda fing an zu lachen. „Außerdem muss gepflückt werden, egal wie schlecht das Wetter ist.“
Rebekka seufzte auf, sie machte sich ein bisschen Sorgen wegen Morgaine. Sabine würde im Laufe des Vormittags mit Georg und der Zigarettenschnorrerin nach Hause fahren. Während der letzten Tage hatte sie nicht viel von Sabine gesehen und seltsamerweise von Archie auch nicht. Hatten die beiden was am Laufen? Wie auch immer, Claudia und Daniel wollten auf Morgaine achten. War Claudia zuverlässig? Ihre seltsame Psychose... Nein, sie vertraute ihr. Und Daniel auch, er war ja ganz verschossen in Morgy, führte sich fast so auf, als wäre er ihr Vater. War Daniel zuverlässig? Als Mann vielleicht nicht, aber als Vater bestimmt. Sie schüttelte unmerklich den Kopf und ließ diesen Gedanken fallen wie eine heiße Kartoffel...

Vor dem Herrenhaus stand ein Leiterwagen, vor ihn waren zwei gewaltig große Ackergäule gespannt. So dicke Hintern hatte Rebekka selten gesehen. Außer vielleicht bei der Wirtin Maid Marian in Kampodias einziger Kneipe...
Unter Gejohle kletterten alle mehr oder weniger umständlich auf das hölzerne Gefährt, sie setzten sich hin und ließen ihre Beine zwischen den Holzstangen des Leiterwagens herunterbaumeln. Unter weiterem Gekicher ging die Fahrt dann los. Andromeda saß vorne neben Max auf dem Kutschbock. Sie trug eine weite bequeme Hose und hatte einen Strohhut aufgesetzt. Sie konnte tragen, was immer sie wollte, sie sah fantastisch aus. Rebekka erkannte das neidlos an.
Auch Max schien das zu finden, denn er hatte wieder diesen Blick, den er nur bekam, wenn Andromeda in der Nähe war.

Nach einer vergnügten Fahrt erreichten sie die sagenumwobenen Erbsenfelder, die durch niedrige und weniger niedrige Hecken in unregelmäßige Quadrate unterteilt waren.
„Das hat Max angeordnet. Max sagt, die Vögel brauchen Unterschlüpfe, sie müssen ja irgendwo nisten. Und Max sagt, er braucht Vögel, um das Ungeziefer in Schach zu halten. Denn es gibt natürlich Ungeziefer, wenn die Felder nicht mit Pestiziden besprüht werden. Außerdem befestigen die Hecken den Boden, und er wird nicht durch Wind und Regen weggespült.“
„Das leuchtet mir ein.“ Rebekka musste in sich hineinlächeln, Andromeda schien sich ja mächtig für Max’ ökologische Maßnahmen zu interessieren.

Mehrere Frauen aus dem Dorf knieten schon auf rauen Wolldecken und pflückten Schoten von den abgeschnittenen Erbsenpflanzen, die wie ein Teppich über das Feld verstreut lagen. Alle hatten Jutesäcke neben sich, von denen einige schon fast voll waren. Die mussten ja NOCH früher aufgestanden sein.
„Okay, holt euch Decken und fangt am besten da hinten an, da wo die leeren Säcke liegen“, Max deutete mit dem Arm in die ungefähre Richtung. „Ich komme dann um die Mittagszeit vorbei, um die ersten wieder mitzunehmen.“
„Du bleibst nicht hier?“, fragte Rebekka. Auch die anderen Frauen schauten enttäuscht, mit Max wäre das Erbsenpflücken um einiges erotischer gewesen, denn fast jede von ihnen hatte schon davon geträumt, wie es wohl mit ihm wäre...
„Leider nicht“, grinste Max, dessen gute Laune schier unerträglich war. „Aber ihr werdet auch ohne mich klarkommen.“ Er bestieg den Leiterwagen, dirigierte die riesigen Ackergäule in einem großen Kreis wieder zurück, winkte den Frauen zu und verschwand dann langsam hinter der nächsten Biegung des Feldwegs.
„Selber Sack!“, sagte Andromeda, während sie ihm hinterher sah.

Nach zehn Minuten eifrigen Pflückens taten Rebekka die Knie und sonst noch einiges weh.
„Ignoriere den Schmerz“, wurde sie von Andromeda ermahnt.
„Du hast gut reden. Ich glaube, meine Kniescheibe ist bald durch“, maulte Rebekka und versuchte, ein wenig hin und herzurutschen, um den Druck zu mindern.
„Das geht schon vorbei“, sagte Andromeda tröstend.
Und tatsächlich ging es vorbei. Rebekka staunte nicht wenig, sie musste bäuerliche Vorfahren haben, so unverwüstlich wie sie war.

„Warum hat Biggi eben so dämlich gekichert?“, fragte Andromeda eine Weile später.
Rebekka sah schnell zu Andy hin und stellte fest, dass ihr Jutesack nicht viel voller aussah als ihrer. „Sie ist nicht besonders glücklich mit Sammy. Vielleicht hat sie sich was Besseres unter der Ehe vorgestellt.“
„Aber deswegen“, Andromeda verzog ihren hübschen Mund, „muss sie doch nicht jeden Kerl anmachen...“
„Doch, das muss sie!“ Rebekka kam mächtig in Fahrt. „Die macht jedem schöne Augen. Zu Daniel kommt sie auch immer an: Hach, mein Kühlschrank geht nicht auf. Oder: Hach, ich krieg das Fenster nicht zu. Hach, mein Wellensittich muss entwurmt werden – und so Sachen. Warum fragt sie nicht ihren eigenen Mann?“ Rebekka war ein bisschen sauer auf Biggi. Und auf Daniel auch. Denn irgendwie hatte sie das Gefühl, er würde das genießen, vor allem, wenn sie es mitkriegte. Witzbold, was bildete der sich ein?
Bei Daniels Erwähnung zuckte Andromeda unmerklich zusammen, doch dann prustete sie los. „Mein Wellensittich muss entwurmt werden, ich lach’ mich kaputt! Und außerdem finde ich sie gar nicht hübsch. Dieses abgezehrte Gesicht und diese dürre Figur!“
„Männer haben manchmal einen seltsamen Geschmack.“ Rebekka wusste zwar nicht genau, was zwischen Daniel und Andy vorgefallen war, aber Andy würde drüber hinwegkommen, nein, sie war schon fast drüber hinweg. Hatte Max deswegen so gute Laune?
„Ja, ich weiß“, sagte Andromeda nachdenklich und dachte dabei an den Abend, als sie Max und seine blöde Freundin beim sogenannten Liebesspiel belauscht hatte.

Wieder arbeiteten sie eine Weile schweigend vor sich hin.
„Sag’ mal Andy, bist du eigentlich noch Jungfrau?“ Rebekka hätte sich die Zunge abbeißen können, warum war sie so neugierig, aber Andromeda schien ihr die Frage nicht übel zu nehmen.
„Ich bin zwar noch Jungfrau“, erzählte sie ziemlich locker, „aber nicht so richtig, wenn du weißt, was ich meine...“
Rebekka nickte, sie hatte eine ungefähre Vorstellung von dem, was Andromeda ausdrücken wollte.
„Aber manchmal denke ich, ich bin nicht ganz normal.“
„Das ist doch Quatsch!“ Rebekka überlegte eine Weile und sagte dann: „Vielleicht wartest du ja auf den Richtigen. Du bist doch noch so jung, also warte lieber, denn es kann leicht in die Hose gehen.“ Sie sprach aus Erfahrung, denn bei ihr war es ja auch in die Hose gegangen. Trotz anfänglicher schwerer Verliebtheit und netter sexueller Befriedung war es immer wieder in die Hose gegangen, sie arbeitete anscheinend darauf hin, dass es in die Hose ging. Erstaunt lauschte sie in sich hinein und erkannte auf einmal: Sie wollte den Männern die Liebe zu ihr austreiben, weil sie mit dieser Liebe nicht umgehen konnte. Aber warum nur?
„Ich weiß nicht, ob ich auf den Richtigen warte“, sagte Andromeda gerade. „Ich weiß nur, dass da so eine Art Bild in meinem Kopf ist, es ist undeutlich, und ich hab’ keine Ahnung, was es bedeutet. Aber wenn es dann Ernst wird mit einem Jungen, dann kann ich nicht weitergehen, obwohl ich geil bin, es geht nicht, weil das Bild nicht stimmt.“ Sie sah ratlos aus. „Ist schon seltsam. Die Jungs halten mich bestimmt für eine verklemmte Zicke.“
„Was die Jungs von dir halten, sollte dir egal sein.“ Rebekka fügte aufmunternd hinzu: „Und irgendwann wird das Bild schon stimmen.“ Was erzählte sie da eigentlich? Konnte es wahr sein, das mit dem Bild? Sie dachte nach. Ein einziges Mal in ihrem Leben hatte das Bild gestimmt, aber das lag wahrscheinlich an dem Alkohol, den sie vorher konsumiert hatte. Also Quatsch!

Um neun Uhr machten sie sich endlich über ihre Frühstückspakete her. Rebekka hatte Hunger wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Die Brote schmeckten fantastisch, sie waren mit der hausgemachten Dosenwurst belegt, es gab Äpfel, dicke blaue Pflaumen und alle möglichen Getränke aus den Thermoskannen. Sie saßen auf ihren Decken und aßen, als ob sie tagelang nichts zu essen bekommen hatten. Und dabei war es gerade mal neun Uhr.

Wenig später geriet Rebekka in eine leicht euphorische Stimmung, weil sie arbeitsmäßig so gut mithalten konnte. Sie war eben flexibel, kreativ und schnell. Auch ihr Chef liebte ihre Eigenschaften, er hatte sich sehr gefreut, als sie nach dem Mutterschaftsjahr wieder in die Firma zurückkam, Was blieb ihr auch anderes übrig, sie musste lächeln. Manchmal jedoch lastete der Druck schwer auf ihr, immer am Limit zu arbeiten, nicht krank zu werden... Und manchmal stellte sie sich ein besseres Leben vor, fern von der Hektik der Großstadt.
„Kampodia kommt mir vor wie ein Paradies“, sprach sie ihre Gedanken laut aus. „Und am liebsten möchte ich hier bleiben.“
„Ich fänd’s toll, wenn du hier wohnen würdest!“ Andy grübelte vor sich hin und sagte schließlich: „Aber lass’ dich nicht täuschen, es ist kein Paradies, das Gut ist nur eine Illusion, es zeigt nicht das wahre Leben auf dem Land, denn wir bauen nur an und züchten Pferde. Massenviehzucht machen die anderen, und das ist die Wirklichkeit!“ Sie lächelte schmerzlich. „Okay, die Schweine... Aber die haben ein gutes Leben bei uns, solange sie leben jedenfalls...“
„Mist, ich weiß das doch, aber ich habe wohl alles verdrängt.“
Andromeda nickte.„Es gibt auf dem Land so viel Elend, von dem die Touristen meistens gar nichts mitkriegen.“
„Menschen sind schlimm. Manche handeln aus Dummheit, manche aus Gier, und manche handeln aus reiner Bosheit. Aber alle sind sie schreckliche Dämonen, so oder so“, sagte Rebekka. Sie wusste gar nicht, wie sie auf diese Worte kam, es war wie eine Vision.
Andromeda schaute sie von der Seite her erstaunt an. Was redete Rebekka da? Aber irgendwie hörte es sich plausibel an.
Und seltsamerweise hatte Rebekka Recht, auch in Kampodia gab es manchmal einen gefährlichen Dämon, allerdings hatte noch niemand ihn entlarven können, obwohl einige ihm misstrauten.

Um die Mittagszeit hatte Rebekka die Nase voll. Sie hievte ihre vollen Säcke an den Leiterwagen, wo ein grinsender Helfer sie in Empfang nahm und auf die Waage stellte. Rebekka erhielt fünf Zettel, auf denen die jeweiligen Gewichte standen. Sie hatte tatsächlich über fünf Zentner Erbsen gepflückt. Nicht übel!
„Können wir mitfahren?“, fragte sie den Helfer. Der nickte. Sie drehte sich zu Andromeda um. „Oder willst du noch weitermachen?“
Andy schüttelte den Kopf. Sie kletterten auf den Leiterwagen, und Rebekka fühlte sich angenehm erschöpft wie noch nie. Alle Knochen taten ihr weh, aber das leichte Rumpeln des Leiterwagens passte irgendwie gut zu den Schmerzen. Ihre Arme, ihre Beine und vor allem ihre Nase hatten wohl ein bisschen viel Sonne abbekommen, aber auch das empfand sie als angenehm.

Als sie mit dem Leiterwagen langsam in den Gutshof einfuhren, spürte Rebekka instinktiv eine Veränderung.
Ein LKW stand mitten auf dem Hof, wahrscheinlich wegen der Erbsen, aber das hatte mit der Veränderung nichts zu tun. Rebekka blickte sich suchend um, und dann entdeckte sie es:
Ein rotes Mercedes-Cabriolet war vor dem Herrenhaus geparkt, und eine elegant gekleidete schöne Frau unterhielt sich mit Archie vor der dreiflügeligen Eingangstür. Hinter den beiden stand Daniel mit Morgaine auf dem Arm, es sah irgendwie süß aus, Claudia und Tante Bernadette hielten sich neben ihm auf, ihre Gesichter zeigten nicht gerade Begeisterung. Und Rebekka kapierte es endlich.
Zirza, die fast nie anwesende Herrin des Hauses, hatte sich die Ehre gegeben und war aus der vierhundert Kilometer entfernten Hauptstadt angereist.

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

Rebekka kam sich total bescheuert vor mit ihrer schmutzigen abgeschnittenen Jeans, dem dämlichen Kopftuch, das sie immer noch auf dem Kopf hatte und ihrer geröteten Nase. Sie wusste zwar nicht, ob die Nase wirklich gerötet war, aber sie brannte etwas und das war kein gutes Zeichen.
„Hallo Zirza.“ Das Verhältnis zwischen Andy und ihrer Stiefmutter war genauso unterkühlt wie ihre Stimme. Sie hatten sich noch nie sehr nahe gestanden. Zirza war wohl nicht der mütterliche Typ, der Kleinkinder, egal wie entzückend und süß sie aussahen, küsste und hätschelte. Mit der fast erwachsenen Andromeda schien sie aber ganz gut klarzukommen...
„Ich habe dir ein paar Sachen mitgebracht“, wandte sie sich lächelnd an ihre Stieftochter. „Sie werden dir bestimmt fantastisch stehen.“
Andy nickte geschmeichelt. In Kampodia konnte man überhaupt keine Klamotten kaufen und in Brunswick gab es auch nicht viel Auswahl, deshalb war sie froh, wenn Zirza ihr ab und zu ein paar Sachen aus einer ihrer Boutiquen mitbrachte. Und man konnte über Zirza sagen was man wollte, aber die Frau hatte einen echt guten Geschmack.

Zirza war mittelgroß und sehr zart gebaut, ihr schwarzes Haar war so kurz geschnitten, dass ihr kindliches Profil förmlich zum Drüberstreicheln einlud.
Diese Frisur war wirklich raffiniert! Automatisch fiel Rebekka dazu ‚Kindchenschema’ ein. Solch eine hilflos erscheinende, rundliche Stirn erweckte den Beschützertrieb in Männern und natürlich auch in Frauen. Ein genialer Trick der Natur, um den Nachwuchs vor Übergriffen übler Zeitgenossen zu schützen.
Zirza trug zu ihrer kindlichen Frisur ein naturfarbenes Kostüm aus weicher Rohseide. Es sah schweinisch teuer aus und schmiegte sich mit Perfektion an ihre perfekten Glieder. Ihre hochhackigen Schuhe machen ihre Beine noch länger und schlanker, und sie sah damit aus wie eine Hollywood-Diva. Ihre Augen funkelten tiefdunkel und ihr wundervoller Mund war korallenrot geschminkt.
Rebekka bekam auf der Stelle Minderwertigkeitskomplexe, nicht nur wegen ihrer augenblicklichen desolaten Erscheinung, nein, sogar in ihrem normalen Outfit hätte sie Komplexe bekommen. Sie trug nur selten elegante Kleidung. Weil sie ihre weibliche Seite nicht betonen wollte? Oder weil ihr das Geld dazu fehlte? Beides...

„Und Sie müssen Rebekka sein“, sagte Zirza freundlich und fügte bedauernd hinzu: „Sie waren bestimmt auf diesen grauenhaften Erbsenfeldern.“
„Oh ja! Es war...“ Rebekka überlegte angestrengt und sagte dann unentschlossen: „Nein, eigentlich war es schön.“ Sie verstummte, und ihr Blick blieb blöderweise bei Daniel hängen, der sie angrinste und mit dem Zeigefinger erst auf seine und dann auf ihre Nase deutete. Oh Gott! Sie hatte wirklich einen Sonnenbrand auf ihrer Nase. Auch das noch!
Aber wenigstens Morgaine war ein Lichtblick, Morgaine, die gelangweilt in die Luft guckte, dann auf Zirza schaute – und dann wieder gelangweilt in die Luft guckte. Morgaine empfing nämlich überhaupt nichts von dieser Frau, ihre Bilder waren völlig schwarz und somit undurchschaubar, laaangweilig... Aber sie durfte ja sowieso nicht spionieren, das hatte Daniel gesagt.
Rebekka ging zu Daniel hin, nahm ihm Morgaine stillschweigend ab und näherte sich mit ihrer Tochter der Dame des Hauses. Sie wollte Zirza beeindrucken und Morgaine schien das geeignete Objekt dafür zu sein. Verzeih mir, kleine Morgy, dachte sie, aber ich wette, so etwas wie dich hat sie nicht!
Aus den Augenwinkeln sah Rebekka, wie Tante Bernadette und Claudia Mansell miteinander tuschelten und Zirza von der Seite her verstohlen ansahen. Beide waren wohl nicht gerade begeistert über ihre Ankunft. Konnte man verstehen, denn bisher hatten die beiden Schwestern sich im Herrenhaus um alles gekümmert.

„Das ist meine Tochter Morgaine“, sagte Rebekka zu Zirza, und der Stolz in ihrer Stimme war unüberhörbar.
Zirza trat unmerklich einen Schritt zurück, als Rebekka ihr mit Morgaine auf dem Arm näher kam. „Was für ein nettes kleines Mädchen“, meinte sie schließlich zögernd.
Rebekka wunderte sich nicht groß über die Verwirrung auf Zirzas Gesicht, denn Morgaine hatte nun mal eine seltsame Wirkung auf die Leute.
„Ich hatte auch einmal ein Kind. Vor langer Zeit“, sagte Zirza leise und wie um Entschuldigung bittend. „Aber es ist gestorben.“
„Oh Gott, das wollte ich nicht“, Rebekka biss sich verlegen auf die Lippen. Wie hatte sie das nur tun können, sie wollte eine Frau, die ihr Kind verloren hatte, mit ihrem eigenen beeindrucken. Sie setzte Morgaine ab und die lief sofort wieder zu Daniel hin.
„Es ist schon gut, Sie wussten ja nichts davon.“
„Ich sollte jetzt unbedingt duschen“, sagte Rebekka verlegen
„Wir sehen uns dann vielleicht später?“
„Gern“, Rebekka atmete auf. Man hatte ihr also diese peinliche Sache verziehen, dem Himmel sei Dank!

Sie sah, dass Daniel Morgaine an die Hand genommen hatte und mit ihr über den Hof in Richtung Verwalterhäuschen ging.
Ein Gefühl der Ausgeschlossenheit überkam sie, aber dann besann sie sich, es war bestimmt gut für Morgaine, auch mal einen Mann als Bezugsperson zu haben, und sie durfte nicht eifersüchtig sein.

Teil 12 - VATERSCHAFTEN:
http://webstories.eu/stories/story.php?p_id=111829
 
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Kommentare  

klar doch habe ich erfahrung. *gg* und verraten werde ich gar nichts, obwohl doch einiges schon klar zu sein scheint. zirza, der name zum beispiel? nöööö... ;)
danke petra, fürs lesen und überhaupt!


Ingrid Alias I (09.04.2010)

Puh, halb sechs schon aufstehen, da kann man wirklich nur sagen: heiliger Strohsack! Und dann die armen Knie beim Ernten. Du scheinst Erfahrung darin zu haben. Gut, dass Rebekka Daniel immerhin ihre Tochter anvertrauen kann. Ich bewundere Andromedas Stolz. Sie scheint wirklich auf den "Richtigen" zu warten. Wer könnte wohl der gefährliche Dämon sein, den es manchmal in Kampodia geben soll und den noch niemand entlarven konnte? Ist es denn Zirza? (Ein passender Name übrigens) Nein, verrate noch nichts. Wir Leser müssen das herausfinden.

Petra (05.04.2010)

stimmt, zirza ist eine unbekannte variante, sie bringt spannung ins spiel, und obwohl sie im dorf geboren ist, verhält sie sich wie ein stadtkind. ;)) das ist ja eigentlich nichts schlimmes, aber mal gucken...
ich danke euch fürs lesen, fürs kommentieren, fürs grünpunkten und überhaupt.


Ingrid Alias I (05.04.2010)

Man merkt deutlich, dass Rebekka viel naturverbundener ist als Zirza. Diese scheint ein regelrechtes Stadtkind zu sein. Die meisten Bewohner des Anwesens mögen Zirza nicht sonderlich. Aber dennoch hat sie wohl mit Andromeda ein einigermaßen verträgliches Verhältnis. Es liegt eine große Spannung über dem Gut als sie zu Besuch kommt und ich muss, wie Petra, sagen, man wird deswegen ebenfalls gespannt. Man fragt sich, was sich nun so alles wegen Zirza verändern wird.

Jochen (04.04.2010)

Das war wieder ein sehr amosphärisches Kapitel und am Ende knistert es vor Spannung, weil mit einem Male Zirza aufkreuzt, die Herrin des Gutes. Ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung.

doska (04.04.2010)

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