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5 Seiten

Das Tor - Kapitel 3

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Er stand, mit seiner Zigarre im Mund, am Steg und schaute sich die Pegasus II an.
„Ausbeulen, etwas Spachtelmasse und lackieren. Schon sieht die Pegasus wie neu aus.“, kommentierte Alexander den Anblick der zerschossenen Motoryacht.
Harris Miene war wie versteinert. Eigentlich schaute er immer so. Seine Leute sahen ihn höchst selten mit einem anderen Gesichtsausdruck. Einmal im Jahr, verzogen sich die Lippen zu etwas das man als lächeln bezeichnen konnte.
In Wahrheit sah die Sache natürlich anders aus, wie sie Alexander beschrieben hatte. Die Pegasus II, sowie der Vorgänger, beruhten auf Plänen vom Admiral. Eine kleine Reederei in Kiel, die auf Motoryachten spezialisierte war, baute nach den Plänen die Pegasus I.
Der Rumpf war komplett aus Kunstharz. Zwei Außenbordmotoren mit 350PS trieben es an. Armaturen aus Chrom und Edelholz. Ein GPS gestütztes Navigationssystem. Ein Bordcomputer der alle Funktionen überwachte. Internetsatellitenverbindung. Sowie einige andere Spielereien. Der Kaufpreis war auf 3,4 Millionen Euro taxiert. Ein Schnäppchen, wenn man in den Klatschblättern las, wie viel die Reichen & Schönen für Ihre Motoryachten hinblätterten.
Die Lebensdauer der Pegasus I betrug knapp 9 Monate. Sie lag auf dem Grund vom chinesischen Meer. Voran Alexander nicht ganz unschuldig war.
So beauftrage Harris die Kieler Reederei die Pläne zu überarbeiten bzw. auf den neusten Stand zu bringen und ein weiteres Model zu bauen. Pegasus II kostete ihn 5,1 Millionen Euro. Was einem Mann, der laut eines Artikels vom Empire Financial Magazine 69 Millionen Euro schwer war, nicht wirklich wehtat.
„Boss.“, sagte Edward Bolton. Er war der Chefmechaniker der HFS-Fletcher.
Sie folgten seinem Blick.

***
Zwei MH-60 Black Hawk Hubschrauber flogen über das Dorf hinweg und landeten auf der Rückseite. Aus den US-Transporthubschraubern stiegen jeweils Sieben Männer. Dreizehn besaßen die typische Kampfausrüstung. Einer trug Uniform und wurde von Drei Soldaten begleitet. Die restlichen Truppen sicherten die Landezone.
„Alexander Döbber.“, sagte der Offizier militärisch monoton.
„Den haben Sie gerade verpasst.“, entgegnete Alexander wohlwissend dass der Mann wusste wer vor ihm stand.
„Ich habe Order Sie zur Botschaft in Laos zu bringen.“
„Tatsächlich! Weswegen?“
„Darüber wurde ich nicht informiert.“ Was dem Offizier offensichtlich missfiel.
Alexander zuckte mit den Schultern. „Dann sollte jemand kommen der informiert ist.“, erwiderte er nicht allzu freundlich.
„Tut mir leid. Ich habe meine Befehl.“
Der Admiral baute sich vor dem Offizier auf. „Ich bin Sir Lord Admiral zu See der britischen Krone Landon Harris.“, stellte er sich brummig vor. „Meine Mitarbeiter werden sich keinen Zentimeter von der Stelle rühren, wenn Sie nicht damit rausrücken.“
Die Brüder sahen einander überrascht an. Eine solche Fürsorge kannte man von Harris gar nicht. Schon gar nicht bei dem Anblick hinter ihnen.
Der Offizier haderte. „Sir. Über den Grund wurde ich nicht in Kenntnis gesetzt.“
„Gut. Ich werde die Brüder begleiten. Um sicher zugehen dass meine Mitarbeiter in keinem dieser CIA Jets landen.“, stellte Harris klar.
Dem Offizier blieb keine Wahl.
Alexander trat neben den Admiral und legte seinen Arm um ihn. „Verdammt Admiral ich wusste es.“, sagte er in seiner gewohnten Heiterkeit. „Ich bin wie ein Sohn für sie.“
Der grimmige Blick von Harris störte ihn nicht. „Ich habe einen Sohn.“, knurrte er.
Mit einem grinsen im Gesicht folgte er mit seinem Bruder und dem Admiral zu den Hubschraubern.

***
Die US-Botschaft in Laos war von einer 3 Meter Hohen, zwei Meter Dicken, mit Stahlträgern verstärkten Grundstücksmauer aus Ziegelsteinen umgeben. Auf dem Mauersims befand sich Stacheldraht durch den zusätzlich eine schwache Menge Strom floss. Wenn etwas gegen den Stacheldraht kam, wurde der Stromfluss unterbrochen, was in der Sicherheitszentrale im Ersten Stock der Botschaft Alarm auslöste.
Einst wurde das Grundstück hinter der Mauer als Plantage genutzt. Nach Ende der Sklaverei wurde die Plantage weiter bewirtschaftet. Jahre später, während der Unruhen, vertrieb man die Besitzer und brannte alles nieder. Später baute man die Villa, das ehemalige Haupthaus der Plantage wieder auf und verkaufte es.
Mitte der Siebziger kaufte die US Regierung das Areal. Sie planierten das Grundstück, zogen die Mauer und bauten an die Villa Zwei turmähnliche Gebäude an. Dort installierte man MG Nester, die das gesamte Grundstück im Blick hatten. Außerdem wurden Suchscheinwerfer installiert. Überwachungskameras angebracht. Bewegungssensoren, im Haus und draußen, verlegt. Mit den Jahren kam die eine und andere Spielerei hinzu. Man brachte die Sicherheitssysteme auf den neusten Stand. Auf dem Gelände patrouillierten bewaffnete Wachen. Mal mit Hunden, mal ohne.
Ein Hubschrauberlandeplatz lag auf der Rückseite der Villa. Dort landeten die beiden MH-60 Black Hawk Hubschrauber mit Alexander, Sven und dem Admiral an Bord. Eine Gruppe Sicherheitsleute erwartete sie außerhalb der Landezone. Man brachte sie in die Villa. Wo jeder seine Handfläche auf einen Scanner legen musste und durch einen Detektor ging.
Anschließend brachte man sie in den Ersten Stock. Dort lag das Amtszimmer des Botschafters. Zwei Konferenzräume. Büros ranghoher Mitarbeiter sowie die Sicherheitszentrale. Im Zweiten Stock wohnte der Botschafter mit seiner Familie, sofern er eine hatte.
Mit einer codierten Sicherheitskarte und der Codeeingabe öffnete der Sicherheitsmann die milchig getönte Glastür zum Konferenzraum. Dahinter befand sich ein großzügig geschnittener Raum. Wo sie bereits erwartet wurden.
„Admiral. Darf ich ihnen…“

***
„…Brigadiergeneral McKenzie vorstellen.“, sagte Alexander keineswegs überrascht.
Harris hatte von dem Mann schon gehört.
Randy McKenzie. Absolvent der Militärakademie West Point. Bester seines Jahrgangs. Unzählige Kampfeinsätze überall auf der Welt. Kommandeur der Task-Force im 1. Golfkrieg und der US NATO Truppen. Befehlshaber der US Special Forces. Träger des Silver Star sowie der Medal of Honor plus weiterer Orden, die irgendwo auf dem Dachboden seines Hauses in New England einstaubten.
Wie Harris kam McKenzie aus einer Soldatenfamilie. Sein Vater war bei der Landung in der Normandie im Zweiten Weltkrieg dabei, hatte in Frankreich, Holland, Belgien und zuletzt in Deutschland gekämpft. Zack Jim McKenzie gehörte zu den Mitbegründern der US Special Forces, entwickelte die damaligen Ausbildungsprotokolle und war der Sohn eines Soldaten. Sein Sohn trat in seine Fußstapfen.
Vor 9 Jahren trat McKenzie von seinem Posten als Befehlshaber der US Special Forces, in Folge einer fehlgeschlagenen und publik gewordenen Geheimoperation, zurück. Seit dem war es um den groß gewachsenen kantigen Mann ruhig geworden.
Der Zigarrenstummel in Harris Mundwinkel wechselte von links nach rechts. Er hatte großen Respekt vor dem Mann, ohne eingeschüchtert zu sein. Es gab nichts, was ihn einschüchterte. Weder der Beschuss von argentinischen Artilleriegeschossen im Falklandkrieg noch die Drohgebärden eines nordkoreanischen Flottenkommandanten.
Mit regungslosen Mienen sahen sich die Männer an. Eher brach die Erdkruste auf als deren Mimik.
Alexander konnte sich gut vorstellen wie Sie bei einem Glas Whisky, Brandy oder Scotch ihre Kriegsgeschichten erzählten und dabei Pfeife oder Zigarre rauchten.
„Um was geht es diesmal?“, fragte er mit nicht gespieltem Desinteresse.
McKenzie sah kurz zur Seite, wo sein Begleiter stand. Er gehörte zu jenen, die an einer Eliteschule waren, einen sehr guten Abschluss in der Tasche hatten und sich nicht Hände schmutzig machten. Für solche Dinge waren Leute wie Alexander und sein Bruder da.
„Die Allianz hat Anna Bergmann befreit.“
Harris Mundwinkel zuckten. Dieser Name gehörte nicht unbedingt zu denen die man gerne hörte. „Wie konnte das passieren?“, raunte der Admiral.
Bei der Neuigkeit schloss Sven entsetzt die Augen. Er hatte inständig gehofft den Namen niemals wiederzuhören. Sein Bruder schien keinesfalls verwundert, geschweige den überrascht zu sein. Alexander kannte Anna Bergmann, in vielerlei Hinsicht.
„Während eines Überführungstransports wurde ihr Konvoi angegriffen. Bei dem Schusswechsel starben Neun unserer Agenten.“, teilte der Assistent ihnen mit.
„Wie kommen Sie darauf, dass die Allianz hinter dem Angriff steckt?“, fragte Alexander nicht allzu neugierig.
Sie schauten sich an, der General nickte und der Anzugträger nahm einen Aktenumschlag hervor. Auf dem stand in roten Buchstaben: Top Secret.
Admiral Harris schlug ihn auf. Eine Reihe DIN A4 Fotos. Sie zeigten eine Kreuzung, wie sie es überall auf der Welt gab. Laut den Straßenschildern handelte es sich um die Heinrich-Heine-Straße Ecke Annenstraße in Berlin-Mitte. Bei einem Ausschnitt konnte man Teile des Schriftzugs der Berliner Sparkasse erkennen. Letzte Zweifler hätten die Nummernschilder der geparkten Autos, oder denen auf der Kreuzung befindlichen überzeugt. Sie fingen mit einem B für Berlin an.
Hauptmotiv der Bilderserie waren 2 SUVs und ein Transporter. Ein SUV lag ziemlich verbeult auf dem Dach. Nummer Zwei war mit einem geparkten Auto zusammengestoßen. Der Transporter stand mitten auf der Kreuzung. Die Karosserie vollkommen durchlöchert. Um ihn lagen tote bewaffnete Männer.
Weitere Fotos zeigten das Innere vom Heck. Statt einer Ladefläche sahen sie die Tür eines Safes mit einem digitalen Eingabefeld. Ein Mann mit Brille und lichten Haar gab die Sicherheitskombination ein. Zwei Bilder weiter war der Safe offen. Beim Verlassen des Transporters trug er einen Aktenkoffer bei sich.
Das letzte Bild zeigte Anna Bergmann. Sie stieg in einen SUV, schaute in die Verkehrsüberwachungskamera und zwinkerte.
Typisch Anna.
„Was war in dem Koffer?“, hörte Alexander seinen Bruder fragen.
„Dem Verzeichnis vom Historischen Archiv nach, eine Textsammlung vom Archäologen Johannes Levy Remzsch aus Askalon.“
„Oh.“, meinte Sven lauter als beabsichtigt.
Harris sah ihn an. Er schaute zu Alexander und der Admiral folgte ihm. „Kennt ihr ihn?“
Sein Bruder öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder und wich dem Blick von Harris aus. Alexander hingegen blieb gelassen. „Nicht persönlich.“
„Seine Tochter?“, fragte der General wohlwissend, wie die Antwort lautete.
Sven wäre im Moment überall lieber als in der US Botschaft in Laos. Alexander sah McKenzie mit kühler Miene an. Was dem Mann natürlich nichts anhaben konnte.
„Seine Tochter!“, wiederholte der Admiral.
Sein Mitarbeiter nickte.
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Ende, Kapitel 3
© by Alexander Döbber
 
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Kommentare  

Was heißt hier schwächeres Kapitel? Das hast du doch super hingekriegt. Meine Anerkennung, ich bin angenehm überrascht, denn nun ist der Leser um vieles klüger geworden und die voran gegangenen Kapitel haben alle einen Sinn. Nun bin ich sehr gespannt, welchem Geheimnis der Archäologe nahe war.

doska (28.04.2010)

Hallo, Leute.
K3 ist leider eins der schwächeren Kapitel meiner Geschichte, in meinen Augen jedenfalls. Irgendwie fehlt da der Pep.

Bin gespannt auf eure Reaktionen.

MG


Alexander Bone1979 (28.04.2010)

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