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16 Seiten

Return to Home - Camp Delta

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
-01-

Der Versorgungsfrachter landete nach mehr als 90 Stunden Flug, unzähligen Zwischenstopps auf einem der 3 Parkdecks vom Trägerschiff VF Achilles. Neben medizinischer Ausrüstung und medizinischen Gütern waren 17 Frauen und Männer an Bord.
Die Gruppe verließ den Versorgungsfrachter, wurde von einer älteren Menschenfrau hinter der Orangen Linie empfangen. Deckarbeiter luden den Frachter aus. Kurz darauf heulte das Triebwerk auf, der Versorgungsfrachter hob ab und flog aus dem Parkdeck. Sekunden später landete ein weiterer Versorgungstransporter.
Die Frauen und Männer der Gruppe wurden von der Frau gebeten ihr ihre ID Karten auszuhändigen. Sie schob eine ID Karte nach der anderen in das tragbare Pad. Auf dem LCD Bildschirm erschienen alle notwendigen Daten. Jeder bekam dadurch von der Frau gesagt, wo man eingeteilt war.
„Karin Mumsa.“ Die angesprochene Mischlingsfrau nickte. Sie war 22 Jahre alt. „Sie sind Krankenschwester?“ Die Frau blickte aufs Pad. „Man hat sie Camp Delta zugewiesen. Parkdeck 2. Start – und Landesektion C.“
Karin nickte einfach, erhielt ihre Karte zurück und ging zum Turbolift. Zusammen mit 5 anderen stieg sie in die Kabine ein. Einer ihrer Begleiter drückte Parkdeck 2.
Zusammen stiegen sie aus, gingen den kleinen Gang entlang und betraten Parkdeck 2. Im Gegensatz zum vorherigen, befanden sich auf diesem mehrere Transportfähren.
Auf einer Infotafel konnte man sehen wo welche Landesektion lag. Karin ging zur Landesektion C. Am Einstieg von der Landefähre, stand ein gvanischer Marine.
„Ihre ID Karte bitte, Ma’am.“ Sie händigte dem Marine ihre ID Karte aus. Der Gvaner schob sie in das Pad. „Danke, Ma’am. Bitte gehen sie an Bord.“
Karin stieg ein.

***
Sie suchte sich einen leeren Platz. 8 Personen befanden sich bereits an Bord. Ihr Gepäck, eine einfache Reisetasche, schob sie in das untere Fach. Danach setzte sie sich.
Kurz danach kam ein junger Mensch herein, sah sich um und setzte sich neben Karin. Er trug einen Panzeranzug. 2 weitere Personen kamen innerhalb von 30 Minuten, setzten sich. Die letzte Person, eine gvanische Frau, trug ebenfalls einen Panzeranzug. Zwischen den beiden gab es einen kurzes nicken.
„Sie sind eine Krankenschwester.“
Karin blickte zur Seite. Der Mensch sah nicht viel jünger aus wie sie selbst. Seine Züge waren weich, überhaupt nicht so wie man sich einen Marine vorstellte. Die Augen strahlten eine jugendliche Stärke aus, die sie faszinierte. Beim schmunzeln tat sich ein sympathisches Kinngrübchen auf.
„Ja.“, entgegnete sie mit einem Lächeln. Was den Marine ebenfalls lächeln ließ.
„Man schickt sie nach Camp Delta!“
„Muss wohl. Schließlich bin ich hier.“, erwiderte Karin. „Und sie?“
„Bei einem Transportflug müssen Marines als Absicherung im Notfall an Bord sein. Die Transitfähre könnte abstürzen oder abgeschossen werden. Da ist es gut jemanden mit einem XP Rex Schnellfeuer Impulsgewehr unter den Passagieren zuhaben.“ Als er abstürzen und abgeschossen sagte, blickten sich einige der zivilen Passagiere unsicher an.
Karin blickte zu der gvanischen Marinefrau. Ihr Blick war knallhart. Sie machte einen weitaus weniger offeneren Eindruck wie ihr Sitznachbar. Im Gegensatz zu ihm musste sie bereits an der Front gekämpft haben. Zumindest gewann man diesen Eindruck.
„Wir starten in 5 Minuten.“, kam es aus dem Com System.
Karin versuchte sich zu entspannen. Vor einem Flug wurde sie immer leicht nervös. Es war nicht direkt Flugangst, eher leichte Anspannung. Mit einer Entspannungstechnik, die sie in einem Chakra Kurs gelernt hatte, versuchte sie sich zu entspannen. Vielleicht lag ihre steigende Anspannung auch an der Tatsache das sie demnächst den Krieg direkt miterlebte. Als Camp Delta wurden die mobilen Frontlazarette auf Planeten genannt. Das medizinische Corp hatte sie eingezogen.
„Nervös?“, fragte er sie flüsternd.
Der Klang der stets laufenden Triebwerke erhöhte sich. Nur noch wenige Augenblicke und die Transitfähre startete.
„Etwas.“
Wieder dieses Lächeln. Irgendwie beruhigte sie es. Da hob die Transitfähre ab. Zum ersten Mal krallte sie sich nicht in die Armlehne. Ihre Hände lagen locker da. Ihr Atem ging regelmäßig. Als wäre nie etwas geschehen.

***
Bei der harten Landung knirschte das Metallskelett der Transitfähre. Karin bekam eine Gänsehaut. Bevor sie richtig reagieren konnte, hatten sich die 3 Marines von ihren Sitzen erhoben, ihre Impulsgewehre in Händen und nickten einander zu.
Oberhalb des Kabinendurchgangs leuchtete das rote Signal. Wie bei allen Vehikeln bedeutete es das man sitzen bleiben sollte. Natürlich hielten sich nicht alle Leute bei den zivilen Verkehrsmitteln, wie der Magnetbahn (Ober- und Unterirdisch), an die Bedeutung. Jeder der es ignorierte tat das auf eigene Gefahr hin.
Keiner der Zivilisten an Bord der Transitfähre berührte auch nur den Lösen Button für die Sicherheitsgurte. Erst als das Rote Signal ins Grün wechselte, betätigten sie langsam den Button.
Karin nahm ihre Tasche, folgte den anderen Passagieren nach draußen. Beim Verlassen musste Karin kurzzeitig schützend die Augen vor ihr Gesicht halten. Das Sonnenlicht ließ sie erblinden. Erst als sich ihre Augen nach wenigen Sekunden an die Lichtstärke gewöhnt hatten, nahm sie die Hand weg.
Camp Delta lag am Ufer eines Flusses, der sich natürlich durch die Gegend schlängelte. Am Flussufer, im seichten Wasser, sah sie eine Gruppe von dunkelgrünen-violetten Storchen stehen. Einige schauten sich das rege treiben am Ufer an und stolzierten dann weiter.
Das Camp selbst bestand lediglich aus Zelten. Auf allen befand sich das Logo der Vereinten Terra-Gvan Streitkräfte. Um das Camp war ein Wall errichtet worden. Der Landeplatz befand sich in der Mitte. Das nächstgelegene Zelt besaß ein Rotes Kreuz auf weißen Grund Symbol. Wie alle Zelte war auch dieses Nummeriert. Es trug die Nummer 1.
Ein schmächtiger Mann, mit Brille, geröteter Haut kam auf die Gruppe zu. „Guten Tag und Herzlich Willkommen im Camp Delta. Ich benötige ihre ID Karten.“
Als Karin an der Reihe war, nahm er ihre ID Karte, schob sich in das tragbare Pad, las die erschienenden Daten und blickte sie an. „Sie wurden dem Grünen Team zugewiesen. Melden sie sich bei Doktor Ziyi. Zelt 4. Der Nächste Bitte.“ Karin nahm ihre ID Karte und ließ den nächsten dran kommen. Die Informationen waren gut und schön, wenn sie bloß wüsste wo Zelt 4 stand. Hier gab es nämlich keine Standortkarte.
Etwas hilflos blickte sie sich um. Keins der Zelte die sie sah, trug die 4 als Nummer.
„Haben sie ihre Zuteilung?“, fragte die sympathische Stimme des namenlosen Marine.
Sie sah ihn an. In seinem matt glänzenden Panzeranzug, mit dem Impulsgewehr vor der Brust und dem jungenhaften Gesicht, wirkte er vollkommen fehl am Platz. Er wäre von seinem Erscheinungsbild her eine hervorragende Werbefigur.
„Ja. Jetzt muss ich nur noch dahin kommen.“
Er lachte. Das Grübchen tauchte auf. „Welchem Team wurden sie zugeteilt?“
„Grün. Soll Doktor Ziyi Team sein.“
„Doktor Ziyi. Sie ist die beste Chirurgin. Ihr ist es gelungen meinen kleinen Bruder wieder zusammen zuflicken. Zwar hat er statt seines Beins einen Arm und umgekehrt“ – er zuckte mit den Schultern. „aber das ist nicht weiter tragisch.“
Sekunden verstrichen. Ungläubig sah sie an. Dann lächelte der Marine herzhaft. Da wurde ihr klar, das er sich veralbert hatte. Karin musste ebenfalls lachen.
„Kev.“, rief die gvanische Marinefrau.
Er sah kurz zu ihr. „Ich muss gehen. Meine Squad wird nach Zero Point verlegt.“
„Bis dann.“, verabschiedete er sich beim traben.
Kurz bevor er in der Truppenfähre verschwand, blickte er sich nach ihr um. Dann schob sich die Rampe zwischen ihren Blick. Traurigkeit überkam Karin. Sie sah wie sich die Fähre in den Himmel erhob, eine Kurve flog und über sie hinweg schoss. Ob sie den Marine jemals wieder sah?
Bevor sie sich die Frage beantworten konnte, beschloss Karin Zelt 4 zu suchen. Sie ging los, ohne wirklich zu wissen wohin.
Nach 10 Minuten erblickte sie Zelt 4. Die 4 prangte in Grüner Farbe am Zelteingang. Zelt 4 lag in der 4ten Reihe von Zelten, welche um die Landezone angeordnet waren.

-02-

Das Zelt war eine Gemeinschaftsunterkunft. 3 Doppelstockbetten. 6 Spinde. Beim Folienfenster stand ein Tisch, an dem 6 Personen Platz fanden. Zudem gab es 6 kleine Kommoden mit 5 Fächern.
„Team Grün?“, fragte ein junger Mann scheinbar in ihrem Alter.
Karin nickte. 4 Personen waren im Zelt 4. 2 junge Männer saßen zusammen, spielten holografisches Stratego. Eine junge Gvanerin und ein opulenter Mensch.
Sie stellte ihre Tasche auf eine der beiden freien Liegen ab. Der Mischling saß in einem Stuhl und schlief. Sein rechter Arm war bis zum Ober- und Unterarmgelenk vernarbt. Die Gvanerin las in einem Pad. Ihre weichen Züge, die schmalen Lippen und die grünen Augen machten sie zu einer hübschen Frau. Karin selbst betrachtete sich nicht unbedingt als hübsch.
Auf den Spinden und Kommoden, sowie an den Pfosten der Liegen standen grüne Nummern. Ihre glatten, poliert glänzenden Oberflächen hatten die Gegenstände längst verloren. Einige waren notdürftig geschweißt worden. Kratzer, Beulen und Risse zierten die Oberflächen.
Karin hatte die Nummer 5. Im Spind hing ihre Schwesternuniform. Auf der Ablage lag ihr Com Gerät, das alle Einsatzkräfte bei sich zutragen hatten. „Sind wir Doktor Ziyis Team?“, fragte sie nach ihrer kurzen Inspektion.
Der Gvaner sah vom Spielfeld auf. Sein Gegenspieler grübelte über seinen nächsten Zug. „Yeah.“, antwortete er mit einem harten Akzent.
„Sie ist die Beste. Wenn mir ein Crjaner irgendetwas abhackt, soll sie es mir wieder ranmachen.“, ergänzte der Mensch auf dem Stuhl.
Ein zustimmendes nicken von allen folgte. „Hab gehört ihr Raumkonvoi soll von crjanischen Flotteneinheiten angegriffen worden sein.“, sagte ein Mischling und ging an Karin vorbei. „Und macht er dich wieder fertig!“, fragte er, klopfte dem grübelnden Menschen auf die Schulter.
Auf dem Gesicht des Gvaners erschien ein siegessicheres Lächeln.
„Angriff ist die beste Verteidigung.“ Der Mensch machte seinen Zug. Sofort verging dem Gvaner das Lächeln. Jetzt lächelte der Mensch.
„Taj, mein Name.“, stellte sich der Mischling vor.
Karin gab ihm die Hand. „Karin.“
„Frisch eingezogen!“, stellte Taj fest.
Sie nickte.
„Ich stell ihnen mal die Anderen vor. Außer mir hat hier nämlich keiner Manieren.
Die beiden dort sind Hector und Na’s. Unser Dicker dort, hört auf den Namen Gilberto. Und unsere Eisprinzessin dort heißt Yiljz.“
Die Gvanerin blickte auf, sah Taj scharf an, streckte ihm den Mittelfinger entgegen.
Er lachte. „Sie kommt eigentlich aus gutem Hause.“
„Team Grün ins Besprechungszelt…Team Grün ins Besprechungszelt.“, hallte es aus den Lautsprechern des Camps.

***
„Die Gerüchte über meinen Tod, verehrte Damen und Herren sind übertrieben.“, meinte eine lebendige Doktor Ziyi. Die Gvanerin blickte sich um. Außer Team Grün waren noch die Teams Orange und Rot anwesend. „Ich freue mich einige bekannte Gesichter zusehen.“ Jene die sich angesprochen fühlten nickten. „Für die neuen unter uns. Camp Delta ist die Erste Anlaufstelle für die Verletzten der Streitkräfte. Sobald die Kämpfe losgehen erhalten wir die Aufgabe der Erstvorsorgung.
Team Grün übernimmt die Einschätzung der Verletzten und die Behandlung der leichten Fälle. Organe, die ärztliche Versorgung der Mittelschweren Fälle. Rot, die schweren bis lebensbedrohlichen Verletzten.
Ihre Team Supervisor erläutern ihnen das Einstufungssystem. Laut dem Oberkommando haben wir noch keinen Frontstatus. Nutzen sie die Zeit um sich mit allem vertraut zumachen. Die Crjaner rücken schneller vor als von der Aufklärung eingeschätzt. Fragen?“ Keiner fragte etwas.
Damit war die Besprechung beendet.
Zurück im Zelt setzten Hector und Na’s ihre Stratego Partie fort. Yiljz ging ins Postzelt um ihren Eltern einen Brief zuschreiben. Gilberto machte einen Abstecher ins Verpflegungszelt. Es war Essenszeit. Taj erklärte ihr das Einstufungssystem.
Eine Stunde später, nachdem Yiljz zurückgekommen war, gingen sie gemeinsam ins Verpflegungszelt. Wo sie sich zu Gilberto setzten. Er lieferte sich gerade einen Disput mit dem Verpflegungschef. Anscheinend hatte der Gvaner das Limit der Essensmarken für einen Tag überschritten.
Obgleich Karin die Neue war, fühlte sie sich gleich wohl. Das Team schien okay. Die Harmonie stimmte jedenfalls. Alle waren mehr oder weniger freundlich zu ihr. Am Abend fand eine Einsatzsimulation für alle Teams statt. Außer einem Einschätzungsfehler hatte sie sich gut geschlagen. Team Grün hatte bei der Simulation als bestes Team abgeschlossen. Was eine ausgelassene Stimmung verursachte.

***
Mitten in der Nacht des 2ten Tages heulte der Alarm durchs Camp. Innerhalb von 30 Sekunden waren alle Mitglieder Team Grün wach, angezogen und gingen zur Landezone. Ein Landungstransporter landete.
„Bleib bei mir.“, schrie Taj über das dröhnen der Triebwerke hinweg. Karin nickte und ging an seine Seite. „Was ist passiert?“, fragte Taj den Crewmen.
„Ein Helitransporter ist abgestürzt. Ein schwer Verletzter. Der Rest hat Schrammen und Knochenbrüche.“, antwortete der Soldat. Er trug auf den Oberarmseiten ein Rotes Kreuz auf Weißem Grund. Demnach war er ein Feldsanitäter.
Mehrere Pfleger tauchten mit Tragen auf. Wenig später tauchte Doktor Ziyi bei ihnen auf. Taj gab die Infos an sie weiter.
„Nimmt den schwer Verletzten gleich mit.“, ordnete sie an. Die Pfleger übernahmen den Mann. Er lag unter karierten Grauen Matte. Auf seiner Stirn befand sich ein Scanner. Am Hals trug er ein Plättchen. Sie gingen rasch ins Operationszelt.
Zusammen mit den anderen übernahmen sie die verletzten Marines. Tatsächlich handelte es sich nicht um lebensbedrohliche Verletzungen. Sie verabreichten den Damen und Herren ein Schmerzmittel, säuberten die Wunden und gingen, da wo es möglich war, mit einem Hautregenerator trüber. Damit sahen die Marines wieder wie neu aus. Im Gegensatz zu ihrem Kollegen hatten sie Glück gehabt. Nach 20 Minuten waren alle versorgt.
Die 3 Frauen und 5 Männer blieben. Sie würden erst wieder ihren Dienst aufnehmen wenn ihr Kamerad außer Gefahr war, verriet ihr Taj.
2 Stunden später kehrte Team Grün wieder in ihr Zelt zurück. Alle legten sich schlafen. Karin schlief erst nach einer Weile wieder ein.

***
Außer dem Vorfall mit dem abgestürzten Helitransporter gab es keine weiteren Vorkommnisse. Tag um Tag wurden Übungen durchgeführt, Seminare für die Anfänger gehalten, Verhaltensregeln erklärt und die neusten Gerüchte verbreitet.
Karin joggte jeden Tag durchs Camp, stieg den Schutzwall hinauf, lief auf dem Kamm. Von den majestätischen Storchen fehlte seit 3 Tagen jede Spur. Dabei handelte es sich bei dem Platz um die Hauptbrutstätte der Langbeinvögel. Yiljz hatte gehört dass das fehlen der Langbeinvögel kein gutes Zeichen war. Tiere verließen ihre Brutstätten nur wenn Gefahr drohte. Kurz darauf kamen Gerüchte von der Ersten Angriffswelle der Crjaner auf. Keine Minute verging als die höchste Einsatzalarmbereitschaft ausgegeben wurde.
Zurück im Teamzelt, sah sie wie Gilberto in seinem Bett lag und schnarchend schlief. Wie der Gvaner in solch einem Moment schlafen konnte, war ihr unbegreiflich. Sie war hellwach. Das Adrenalin tat sein übriges dazu bei.
Karin versuchte zu schlafen. Minute um Minute verging ohne das etwas geschah. Sie döste noch nicht mal ein. Andererseits hinderte das Schnarchen von Gilberto einen daran einzuschlafen. Also stand sie wieder auf, verließ das Zelt und ging im Camp Delta spazieren.
Das Mondlicht erhellte die Wolkenformationen am Himmel auf eine spannende Weise. Zwischen den Wolken konnte man die Sterne sehen. Karin ging in das Casinozelt, wo sich einige Mitglieder der Camp Delta Mannschaft aufhielten.
An einer C-Wing Konsole zockten Hector und Na’s gegen 2 Menschen. Einige schauten sich das Schauspiel an. Karin ging zum Nahrungsspender, orderte eine warme Schokolade, nahm die Tasse, setzte sich an einen Tisch. Die Leute jubelten oder fluchten. Eins ums andere Mal klatschten sich Hector und Na’s ab. Sie schienen auf der Gewinnerseite zu stehen.
Taj löste sich aus der Gruppe, nach dem er Karin gesehen hatte. Am Nahrungsspender holte er sich eine Hühnersuppe. „Kann ich mich setzen?“, fragte er höflich.
Der Mischling lächelte sanft. „Klar. Kannst du nicht schlafen?“, fragte Taj und löffelte seine Hühnersuppe.
Karin schüttelte den Kopf. „Und selbst wenn, Gilberto schnarcht lauter als der Verkehrslärm in Vega Stadt.“
Der Vergleich brachte Taj zum lachen. „Man gewöhnt sich dran. Das Geheimwort ist Brathähnchen.“
Karin nahm einen Schluck ihrer Schokolade, dachte an Zuhause. Ihre Eltern lebten zusammen mit ihrer kleinen Schwester auf Gvan, dem Zwillingsplanet von Terra. Als Karin vom Medizinische Corp der Vereinten Terra-Gvan Streitkräfte eingezogen wurde, waren ihre Eltern nicht begeistert gewesen das sie keinen Widerspruch gegen die Entscheidung einlegte. Zumal sie einen Job hatte. Karin hingegen war Krankenschwester geworden um den Leuten zu helfen. Für sie spielte es keine Rolle ob nun in der Notaufnahme oder hier im Camp Delta. Ihre Eltern sahen das hingegen einwenig anders.
Sie hatte ihnen geschrieben. Wegen der erhöhten Alarmstufe waren die Postsendungen eingeschränkt worden. Der letzte Brief ihrer Eltern stammte von vor einer Woche.
Ein junger Gvaner kam ins Casinozelt. „Sie sind gelandet.“
Die Leute hielten inne, sahen zu im. Allen war klar was das bedeutete. Die Crjaner waren gelandet. Der Krieg hatte sie erreicht. Bald würde die ruhige Zeit im Camp vorbei sein.
„Hey, Kleiner. Früher wurden die Boten schlechter Nachrichten erschossen.“ Hector wandte sich wieder der C-Wing Konsole zu.

-03-

Am Mittag des folgenden Tages trafen die ersten Verwundete ein. Sie wurden behandelt und bekamen Schmerzmittel. Manche mussten bandagiert werden. Danach entließ man sie. Die Marines stiegen in die Transporter.
Knapp 3 Stunden ging das so. Dann wurde es ruhig. Hector sagte Karin, das sei die Ruhe vor dem Sturm. Einige Leute kehrten in ihre Zelte zurück, legten sich aufs Ohr oder nutzten die Ruhe.
Eine Stunde lang trafen keine Verletzten mehr ein. Gerüchte kursierten im Camp. Man habe die Erste Angriffswelle stellenweise zurückgeschlagen. Die Gefechte im Weltraum wurden verbissen geführt.
Als der Alarm los heulte, zuckte Karin zusammen. Sie saß auf dem Wallkamm, sah zum Fluss und hatte einen Storch entdeckt. Der Storch grub mit seinem Schnabel im Boden herum. Beim Alarm sah er auf. Irgendwie hatte Karin den Eindruck das der Storch würde sie direkt ansehen. Ein Sanitätsboot überflog sie. Karin sah hinauf. 2 Helitransporter flogen eine Kurve, um nicht mit dem Sanitätsboot zu kollidieren. Der Lärm der Triebwerke ließ den Boden erzittern. Kleine Lawinen vom Sand rieselten den Wall hinunter.
Karin erhob sich, blickte zum Storch. Der war jedoch nirgendwo zusehen. Ihr Com piepte. „An alle. Status Orange. An alle. Status Orange.“, ertönte des blechern aus ihrem Com. Ohne sich weiter Gedanken um den Storch und seinem plötzlichen Verschwinden zu machen, stieg sie den Wall hinab.
Unten angekommen, landete gerade das Sanitätsboot. Alle Mitarbeiter vom Camp Delta strömten zur Landezone. Karin entdeckte Taj, der ihr zu winkte. Er ging zusammen mit einigen Pflegern zu einem der landenden Helitransporter. Die Rampe war bereits offnen. Der Heli hatte noch gar nicht aufgesetzt, da sprang Taj hinauf.
Der Triebwerkslärm übertönte zum Teil die Schrei der Marines, die zum Teil auf Barren in dem Helikopter lagen. Beinahe jeder Marine an Bord schien schwer Verwundet zu sein. Es roch stark nach Fäkalien, Schweiß, Urin und Kupfer, der Geruch von Blut. Auf der gerillten Metallbodenplatte schwamm Blut. Frisches und bereits getrocknetes. Stellenweise sah man sogar Klumpen.
Taj wies, von all dem unvoreingenommen, die Pfleger ein. Karin starre dauerte keine 3 Sekunden. Während ihrer Zeit in der Notaufnahme hatte sie ähnliche Fälle gesehen. Daher saß der Schock nicht so tief. Sie ging zum nahesten Marine, auf ihrer Seite, sah sich seine Wunde an, blickte ihm ins Gesicht und gab den Pflegern ihre Anweisungen.
Von den 17 Marines im Helitransporter, wurden 3 sofort in den Not-OP gebracht. Bei fünfen musste die Blutung gestoppt werden. 2 waren beim eintreffen Tod. Der Rest bekam die Einstufung Gelb.
Kaum hatten sie den Helitransporter verlassen, startete er auch wieder. Zusammen mit Taj begaben sie sich zum nächsten eintreffenden Sanitätsboot. Auch dort sah es nicht anders aus. Verletzte und Tote Marines. Nach 5 Minuten hatten sie die Frauen und Männer eingestuft und versorgt.
Weitere Sanitätsboote landeten. Vereinzelte Helitransporter mischten sich dazu. Auch wenn man den Eindruck hatte das ganze sei chaotisch, so täuschte es. Jeder einzelne der Mitarbeiter vom Camp kannte seine Aufgaben, wusste was zu tun war und handelte dementsprechend.
Diesmal hatte Karin keinen Blick für den Sonnenuntergang. Der Horizont war wieder ein prächtiges Farbspiel. Die Wolken verliehen dem ganzen einen besonderen Touch. Sie versorgte einen Marine. Nutzte den Bioscanner, verabreichte ein Blocker und Schmerzmittel.
Beim nächsten Marine bekam sie einen Schreck. Es handelte sich um den jungen Menschen der neben ihr in der Fähre saß. Er war etwas blasser. Der Panzeranzug wies Dellen und Kratzer auf. Unterhalb der linken Rippenpanzerung klaffte ein Loch. Sie startete den Bioscanner.
„Wie ist eigentlich ihr Name?“, fragte sie ihn und blickte kurz auf die Werte.
„Kevin Julien. Man nennt mich Kev. Wie sieht es aus? Muss ich operiert werden?“
Karin sah ihn an. Der junge Mensch lächelte. „Ich glaube für eine einfache Fleischwunde müssen wir keine OP ansetzen. Außerdem sind sie ja ein Marine und niemand von der Flotte.“
Im Vorzelt zum Behandlungsraum befanden sich an die 50 Marines, mit unterschiedlichen Einstufungen. Pfleger und Krankenschwestern versorgten die Verletzten und kümmerten sich um die Frauen und Männer.
Kev lachte.
„Ich werde die Wunde desinfizieren. Ihre Werte sehen soweit gut aus. Vielleicht muss ich nähen.“
„Können sie das denn?“
„Meine Nähte waren da wo sie hin mussten, Soldat.“ Sie begann mit der Desinfizierung der Wunde. Die Wunde musste nicht genäht. Karin nahm den Hautgenerator, fuhr den Laser über die Wunde, solange bis sie geschlossen war. „Fertig.“
„Bekomm ich keinen Lolli?“, wollte Kev mit ernster Stimme wissen.
Da kam die Gvanerin vorbei, sah ihn mit ihren harten Augen an und blickte Karin an. „Wir müssen los, Kev. Bist du einsatzfähig?“
Kev sah seine Krankenschwester an. Woraufhin auch die Gvanerin sie ansah. „Ich habe seine Wunde behandelt. Die Arztvisite steht noch aus.“ Ausdruckslos sah die Gvanerin wieder zu Kev.
„Ist er Fit?“, verlangte die Frau energischer.
Karin schluckte. „Er hat einen gelben Status. Ich bin kein Arzt.“
„In 2 Minuten draußen.“ Sie ging weiter.
„Sie ist netter wie sie tut.“, entschuldigte er die Frau, stand auf und nahm seine Sachen. „Danke.“ Dann ging er aus dem Zelt.
Karin sah ihm nach.
Nach 12 Stunden Dienst wurde Karin abgelöst. Ein Helitransporter gelandete. Gilberto und einige Pfleger kümmerten sich um die Einteilung und Einstufung der Verletzten. Eine kalte Böe ließ sie zittern.
Sie musste gähnen. Matt und Müde ging sie in ihr Zelt, froh darüber das Gilberto Dienst hatte und das Hector und Na’s nicht schnarchten. Karin legte sich ins Bett. Sekunden später schlief sie, trotz des dröhnen der Luftvehikel.

***
Am nächsten Tag ging Karin ins Fitnesszelt, wählte im Laufsimulator eine Küstenstrecke auf Gvan. Danach duschte sie, frühstückte schnell und meldete sich zum Dienst. Sie wurde zur Nachbehandlung eingeteilt. Zusammen mit Yiljz. Die junge Gvanerin war schüchtern. Jedoch sehr gut in ihrem Job.
Einige Marines gingen auf eigenen Wunsch. Wer stehen konnte, konnte auch kämpfen – sagte ein älterer Mischling.
Immer wieder starteten und landeten Helitransporter sowie Sanitätsboote. Eine leichte Vibration war zu spüren. Frauen und Männer in ihrem Alter und viel Jünger lagen in den Betten, hatten entweder Arme und Beine verloren oder waren mit Fingern, Füßen und/oder Händen davon gekommen. Ein Marine, der seine linken Zeige-, und Mittelfinger verlor ging auf eigene Faust zurück an die Front.
Sie konnten niemanden Zwingen zu bleiben. Einen jungen Mann mussten sie ruhig stellen und anbinden, weil er ausflippte. Der Arme Kerl hatte seine Beine verloren. Bei 2 Verletzten mussten Notoperationen vorgenommen werden. Während ihrem Dienst kehrte nur die Frau aus dem OP zurück.
Nach ihrer Pause kam Karin wieder in den Erste-Hilfe-Stab. Alle 30 Sekunden starteten und landeten die Luftvehikel, eskortierten von Kampfhubschrauber. Gerüchten zur Folge war es den Crjanern gelungen einen permanenten Luftkorridor einzurichten, der Flotte schwer zusetzen. Die nächste schlechte Nachricht war, das die Crjaner die Gamma Basis eingenommen hatten.
An allen Fronten zog sich die Union zurück. Wodurch sich die Nachschubwege für den Feind verlängerten. Das Air Command bombardierte die Frontlinie, schoss Versorgungsboote ab, griff die crjanischen Basen an. Noch hatte die Union die Lufthoheit.
Die Luftvehikel wirbelten den feinen Sand auf. Ihre Haut hatte inzwischen die Farbe vom Sand. Ihre Uniform war mit der Sandschicht überzogen.
Ein Helitransporter landete. Der Sanitäter kam zu ihr. Marines trugen die Trage hinaus. Die Pfleger übernahmen. Als sich Karin hin sah, erschreckte sie sich. Bei dem Verletzten handelte es sich um die Gvanerin, welche zur Kevin Julien Einheit gehörte. Karin sah auf. Kevin stand vor ihr. Sein Gesicht war dunkelbraun durch den Dreck. Am Oberarm trug er eine Druckmanschette, die blutdurchnässt war. Getrocknete Rinnsäle zierten seinen linken Oberarm.
„Sie hat es schlimm erwischt.“, meinte der Sanitäter.
Karin sah sich kurz das Medipad an. „Ab in den OP mit ihr. Status Rot.“, ordnete sie an.
Sofort trugen die Pfleger die schwer verletzte Gvanerin in das OP-Zelt. 4 Marines begleitete die Pfleger, sorgten dafür das es zu keiner Transportverzögerung kam. Der Sanitäter nickte und kehrte in den Helitransporter zurück.
Eine Handvoll Marines stiegen ebenfalls ein.
Zusammen mit Kevin ging sie einige Schritte weg.
Die Transportrampe war noch offen als der Heli abhob.
Sie blickte auf die Druckmanschette. „Ich will mir das ansehen.“, sagte Karin widerspruchslos.
Kommentarlos ließ er die Behandlung über sich ergehen. Dann brachte sie ihn in den Warteraum. Dort hielten sich die Marines auf, die mit der Gvanerin gekommen waren. Ihre Gesichter waren ausdruckslos. Sie schwiegen. Kevin gesellte sich zu Ihnen. Mit einem nicken bedankte er sich bei ihr. Karin lächelte minimal und verließ den Raum.

***
„Danke.“, sagte die vertraute Stimme hinter ihr.
Karin drehte sich rum. Hinter ihr stand Kevin. Er trug seinen lädierten Panzeranzug und sah fertig aus. „Deswegen bin ich hier.“, entgegnete sie mit einem sanften Lächeln.
Er erwiderte es.
„Es tut mir leid, um…“ Karin stellte fest das sie nicht mal den Namen der Gvanerin.
„Gunny Relja.“, fügte er hinzu.
Die Gvanerin war im OP gestorben. Sie hatte schwere innere Blutungen. Alle Versuche waren erfolglos geblieben.
„Danke. Sie hat mir das Leben gerettet.“, offenbarte er ihr. „Sie hat den Granatschützen gesehen und mich weggestoßen. Die Granate schlug in den Grabenwall ein und die Schrapnelle durchstießen ihn.“ Schilderte er.
Das hatte Karin nicht gewusst. Da piepte sein Com Gerät. Er tippte drauf. „Squad 7c zur Alpha Zone.“
„Haben verstanden, Over.“
„Zurück an die Front?“
Er nickte nur.
„Wie schlimm ist es?“ Die Gerüchte im Camp verhießen nichts gutes. Was auf die Stimmung drückte. Allem Anschein nach verloren sie hier und über ihnen an Boden. Schuld daran war die Fehleinschätzung der Feindaufklärung. Mit einem solch massiven Angriff hatte keiner gerechnet.
„Ich muss jetzt los. Verhindern das es noch schlimmer kommt.“, sagte er gab ihr einen Kuss.
Karin war so überrascht, dass sie einfach nur dastand und nichts machte, sah wie Kevin in den Heli stieg und dieser abhob und immer kleiner wurde.

-04-

Keine 30 Stunden später hörten sie die Explosionen. Die Crjaner hatten die Westflanke der Front so stark attackiert, dass sie regelgerecht zusammenbrach. Alle Versuche eine erneute Frontlinie aufzubauen, waren bis vor 12 Stunden fehlgeschlagen. Stunde für Stunde verschob sich die Frontlinie immer weiter nach hinten. Demzufolge stand der Krieg praktisch vor der Tür von Camp Delta.
Der Strom von Verwundeten nahm seit 20 Stunden gar kein Ende mehr. Inzwischen waren alle weiteren Medicamps aufgelöst worden. Man begann bereits mit der Evakuierung. Das Air Command besaß zwar immer noch die Lufthoheit, hatte aber die Nachschubzonen verloren. Wodurch die Aufmunitionierung praktisch ausblieb.
Hinter Camp Delta war schnell ein Stützpunkt aus dem Boden gestampft worden. Praktisch jede Sekunden landete ein Bomber, Jäger oder Angriffhelikopter um neu bestückt zu werden.
Die Sonne stand am höchsten Punkt, als der Befehl kam, den alle im Camp erwarteten. Camp Delta wurde evakuiert. Die Unioner Streitkräfte zogen sich vom Planeten zurück.
Ein Chaos brach aus. 100 Verletzte mussten innerhalb von 1 Stunde evakuiert werden. Transportfähren wurden voll gestopft. Die Maximale Passagierzahl deutlich überschritten. Lastfähren schnappten sich einige Lufteinheiten, brachten sie vom Planeten. Die medizinische Ausrüstung wurde in Transportfrachter gepackt.
Das tobende Gefecht kam näher und näher. In einem unglaublichen Akkord schafften sie es die Mehrzahl der Verwundeten irgendwo unterzubringen. Inzwischen hatten sich die Marines im Camp eingenistet und bekämpften die anrückenden Crjaner. Granaten schlugen ins Camp Areal ein. Bomber stießen immer wieder vom Himmel herab, bombardierten die feindlichen Stellungen. Eine Rakete zerstörte ein Patientenzelt. Es war vor Stunden geräumt worden.
Karin befand sich bei Doktor Ziyi im OP-Zelt. Sie versuchte einen schwer verletzten Marine trotz des tobenden Kampfes transportfähig zu machen. Außer Ihr und Karin waren noch 3 aus dem Ärzteteam anwesend. Sie waren die letzten Zivilisten. Alle anderen hatte man evakuiert.
Ein Marine betrat das OP-Zelt. Eine Explosion ließ den Boden beben. Der Einschlag war nah. Viel zu nah für Karins Geschmack. „Wie lange brauchen sie noch, Doktor?“, fragte der Marine.
Doktor Ziyi konzentrierte sich darauf mit einem Laser die Blutungen zu stoppen. Karin versuchte das Blut mit einem faustgroßen Blutsauger abzusaugen. Jedes Mal wenn Ziyi eine offene Stelle mit dem Laser schloss, tauchte irgendwo eine neue auf.
„Solange es dauert.“, erwiderte Ziyi ungehalten.
„In 1 Minute trifft die Fähre hier ein.“ Der Marine verschwand wieder. Das Ultimatum war mehr als deutlich.
Doktor Ziyi war es jedoch vollkommen egal, ob 1 Minute oder 1 Stunde. Sie würde den Patienten nicht sterben lassen. Ganz gleich wo und wann. Selbst wenn das bedeutete in Gefangenschaft zu geraten.
„Komm schon.“, nuschelte Ziyi als sich der Blutdruck nicht stabilisierte. Sie suchte nach weiteren offen Stellen. Die Werte fielen weiter.
Eine Granate schlug in unmittelbarer Nähe ein. Ihnen lief die Zeit davon, in mehrer Hinsicht. Ziyi entdeckte eine weitere Stelle in der Arterie. Langsam ging die Energiezelle vom Handlaser zuneige. Sie schloss die Stelle.
Sekunden verstrichen. Alle sahen auf den flackernden Bildschirm, wo der Blutdruckwert stand, ebenso wie die Herzfrequenz. Erneut fiel der Wert um einen Punkt. Wenn der Wert weiter fiel, konnten sie nichts mehr für den Marine tun. Der Blutdruckwert veränderte sich seit 10 Sekunden nicht mehr.
Der Marine kehrte zurück. „Sind sie fertig?“
Keiner sah ihn an. Alle blickten auf den Bildschirm. Weitere 15 Sekunden verstrichen. Der Wert blieb konstant. Entweder jetzt oder nie. „Mehr können wir nicht tun.“, sagte einer der Assistenten.
Doktor Ziyi sah weiterhin den Wert an. Eine Granate detonierte hinter dem OP-Zelt. „Wir wagen es.“, entschied die Ärztin.
Erleichtert packten alle zu, trugen den Marine auf der Trage raus.
Die Sonne war am Untergehen. Das Camp sah wie eine Kraterlandschaft eines lebensfeindlichen Mondes aus. Von den Zelten war nichts mehr übrig. Manche brannten noch.
Um die gelandete Fähre hatten sich die letzten Marines gebildet. 2 Angriffhelikopter feuerten ihre Miniguns im Dauerfeuer ab. Granaten explodierten um die rennenden Leute. Erde wurde hinauf geschleudert und regnete herab. Einmal mitten in einem Gefecht zu sein, hätte Karin nicht gedacht. Umso überraschter war sie von ihrer Ruhe. Keinerlei Panik.
Sie erreichten die Fähre, gingen die Rampe hinauf. Eine Explosion riss ein Loch in den Schutzwall. Kurz darauf tauchten crjanische Soldaten auf, in ihren schwarzgrauen Panzeranzügen.
Die Marines fackelten nicht lange und feuerten.
Ein Angriffhubschrauber schoss seine letzten Raketen ab.
Als alle Marines an Bord waren, hob die Fähre ab. Die Rampe schloss sich langsam. Viel zu langsam wie Karin fand. Sie sah wie 3 Bomber über das Camp flogen. Dutzende von Bomben wurden abgeworfen. Die Explosionen machten das Camp dem Erdboden gleich. Geschockt über die Brutalität, denn durch die Bombardierung starben etliche Crjaner, wandte sich Karin ab.
Ein Marine setzte sich neben sie. Das Helmvisier verschwand. Kevin sah sie an, lächelte und nahm ihre Hand. Sie war erleichtert ihn zusehen. Da wurde ihr klar das er es gewesen war, der ins OP-Zelt gekommen war.

***
Karin sah vom Oberdeck auf Panoramadeck, der Raumstation VS Ghandi. Sie befand sich an der Wurmlochpassage Indien. Der Krieg ließ die Raumstation noch überfüllter wirken als sie ohnehin schon war.
Nach der Evakuierung waren sie an Bord eines Kreuzers gekommen. Die Flotte zog sich 1 Stunde später zurück.
Seit einem Tag war sie zusammen mit dem medizinischen Personal auf der Raumstation. Gleich nach ihrem eintreffen hatte sie erstmal Kontakt zu ihren Eltern aufgenommen. Danach duschte sie, schlüpfte in die neuen Schlafsachen. Das Bett war eine Annehmlichkeit die sie vermisste.
In wenigen Stunden würde ihr Flug zum Mediträger Ochsenknecht gehen. Mediträger waren die Raumschiffvarianten vom planetaren Camp Delta. Doktor Ziyi wollte sie als ihre Assistentin mitnehmen. Karin war von dem Angebot überrascht gewesen.
Ob er ihre Nachricht bekommen hatte!
Die Marines waren nach dem Eintreffen im Indien II System auf den Truppenträger VMC Benedict verlegt worden. Stündlich trafen neue Kriegsschiffe der Flotte ein. Gerüchten zur Folge planten die Unioner Streitkräfte eine massive Gegenoffensive.
Karin erblickte ihn, wie er die Oberbrücke entlang schlenderte und auf sie zukam. Kevin Julien trug die Uniform der Marines. „Du bist gekommen.“
„Natürlich. Eine Einladung einer hübschen Frau lehnt man nicht leichtfertig ab.“, entgegnete er mit einem verschmitzten lächeln.
Sie küsste ihn ohne jede Vorahnung. Eigentlich war das nicht ihre Art. Zwischen ihnen war aber mehr. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen. „Jetzt sind wir quitt.“
Kevin sah sie verdutzt an. „Da wir das geklärt haben, wollen wir zusammen essen?“
Sie hackte sich bei ihm ein. Zusammen gingen sie zum Promenadendeck, schlenderten entlang, genossen die gemeinsame Zeit. Bald trennten sich ihre Wege und ob sie jemals wieder zusammenkamen war nicht sicher. Daher nutzten sie die Zeit.
Nach dem Essen, spazierten sie eine Weile umher. Bei ihrem Quartier angekommen, bat Karin ihn herein. Auf eine Tasse Kaffee. Obgleich sie keinen Kaffee trank.
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Ende
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Kommentare  

Hallo, Jochen.

Danke für deine Treue. Ich kann Sie dir zwar nicht vergüten, aber wenn du nichts dagegen hast kann ich dir einen Cameoauftritt in einer zukünftigen Epsiodes verschaffen.

Ansonsten hoffe ich dir gefallen die nächsten Episoden ebenso wie die vorherigen.

MfG


Alexander Bone1979 (11.05.2010)

Spannend. Du schaffst es perfekt den Leser in zukünftige Zeiten zu versetzen. Tolle Technik, die überzeugend daherkommt. Man ist mitten im Gefecht. Was die beiden wohl bei dieser Tasse Kafee gemacht haben? :=)

Jochen (11.05.2010)

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