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6 Seiten

Das Tor - Kapitel 14

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Ein Freund von Nava hatte ihr seine Wohnung überlassen, da er zurzeit auf einer Tagung in Europa war. Das Apartment lag in der Neustadt, 15 Gehminuten von der Altstadt weg. Sie konnten in kein Hotel gehen und den Leihwagen mussten sie stehen lassen. Für wen auch immer die Männer arbeiteten, sie verfügten über ausreichend Ressourcen, um auf das Versteck des Schüsselsteins in der Basilika zu stoßen. Vermutlich hatten sie den selben Plan gehabt. Andererseits spielte es keine Rolle mehr.
Der Schlüsselstein lag auf dem Esstisch. Er war 25cm hoch mal 25cm breit und 5cm Tief. Nava hatte ihn inspiziert. Keine offensichtlichen Schäden. Sie entfernte die Spachtelmasse. Sachte, mit großer Vorsicht ging sie dabei vor.
In der Stirnseite, des Steins, befand sich eine Kreisvertiefung. Im Inneren der Kuhle war ein gleichmäßiger Ring mit Löchern. Auf der Rückseite war pro Seite eine Strichmarkierung in den Stein gemeißelt. Keine lag mittig. Die Kanten wiesen keine Besonderheiten auf.
Nava beendete ihre Arbeit, schaute Alexander an, der hinter ihr stand. Ihre Augen glänzten. Was er ihr nicht verübeln konnte. Sie waren im Besitz von einem der Schüsselsteine. Das alleine war es aber nicht. Ihr Vater hatte all die Jahre recht gehabt. El Dorado existierte. In jener Stadt lagen die Wurzeln der Zivilisation.
Der Glanz verschwand und Sorge kehrte an die Stelle.
Aus genau diesem Grund war ihr Vater entführt worden. Jemand schien seinen Thesen, Theorien und Überlegungen zu glauben. Als er sie machte und vertrat, war er noch bei Verstand, jedenfalls mehr als jetzt. Er konnte ihnen nicht helfen.
Alexander legte seine Hand auf ihre Schulter.
Wer auch immer ihren Vater in seiner Gewalt hatte, würde ihm nichts tun, davon war er überzeugt. Trotz seines Zustandes, oder gerade deswegen, war er ein Teil von all dem. Inwieweit alles zusammenhing, würde sich zeigen. Davon war er überzeugt.
Sven kam aus der Küche. Er hatte sich Brote gemacht, stellte den Teller auf den Esstisch, schaute den Schüsselstein an, biss von seinem Brot ab. „Das ist er also!“, nuschelte er mit vollem Mund.
Alexander nahm sich ein Brot, bot Nava stumm an zu zugreifen, doch sie lehnte ab. Sie hatte keinen Hunger. Die Sorge um ihren Vater schlug ihr auf den Magen.

***
Er nahm einen Schluck vom Coniac, schaute kurz in die Flammen vom Kaminfeuer und wandte sich wieder dem Bericht zu. Sie hatten einen Durchbuch erreicht. Jerusalem! Dass Professor Schneider tot war, war ärgerlich. Sein Wissen hätte bestimmt geholfen und ihnen einen Vorsprung verschaffen können. Ihre Gegner waren keine Amateure.
Daran war nun nichts zu ändern. Er konnte den Männern keinen Vorwurf machen. Sie waren Profis, taten ihre Arbeit im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Den Tod von Herrn Schneider verkraftete man schon. So wichtig war der Mann nun auch wieder nicht. Jedenfalls nicht für sie, urteilte er. Ein kaltes Lächeln huschte über sein Gesicht.
Tock…Tock…
„Ja.“
Die Tür zu seinem Zimmer öffnete sich. Der Teamchef trat ein. Ein fähiger Mann, vielleicht eine Spur zu rabiat, aber manchmal war das durchaus hilfreich.
„Neuigkeiten?“
Die eisige Miene verriet nichts. Ein knappes Nicken folgte. „Jemand ist uns zuvor gekommen.“
Wie war das möglich? Sie besaßen das einzige Exemplar. „Wer?“, wollte er düster wissen.
Der Mann reichte ihm zwei digitale DIN-A4 Fotos.
Sie stammten von einer Überwachungskamera, zeigte einen Ausschnitt vom Inneren einer Abfertigungshalle eines Flughafens. Auf den Fotos waren 3 Personen zu sehen. Eine Frau und zwei Männer. Die Frau erkannte er auf Anhieb. Sie war die Tochter ihres Gastes im 1. Stock. Die Männer kannte er flüchtig. Ebenfalls zu sehen war ein Schild, -VIP Terminal of Ben Gurion International Airport- stand drauf.
Hatte er sie unterschätzt! Sie waren schon in der Talhalha Oase gewesen. Wie konnten sie vom Schlüsselstein in der Saint Michel Basilika in Jerusalem wissen! Sie besaßen das entsprechende Kapitel vom Goldenen Manuskript. Eine Kopie existierte nicht.
Ein weiteres Kapitel befand sich im Besitz ihrer Konkurrenten. Wovon ebenfalls keine Kopie existierte, soweit er wusste. Jedes Kapitel wies auf einen Schüsselstein hin und enthielt Hinweise auf ein weiteres Kapitel. Eine Schnitzeljagd, begonnen vor Jahrhunderten. Er wollte sie zu Ende bringen. Ganz gleich was es kostet.

***
Anna konnte nicht sagen sonderlich überrascht zu sein, als die Meldung über die Ereignisse in Jerusalem einging. Aus den wenigen Informationen die Alexander und sein Bruder zur Verfügung hatten, gelang ihnen wieder einmal ein außerordentlicher Coup. Sie zeigten, dass Sie zu den Besten gehörten. Darum hatte McKenzie die Brüder auch auf die Sache angesetzt.
Bei der Analyse der Askalon-Texte hatten Sie den entscheidenden Durchbruch erzielt. Die Decodierung der Passagen ging ab da reibungslos vonstatten. Felix Santos, der Verfasser vom Goldenen Manuskript, hatte die Koordinaten der Verstecke, wo er die Schlüsselsteine und Texte deponierte, verschlüsselt in die Schriften eingearbeitet. Die Weise war einfach genial. Selbst die ausgeklügelten Ver- und Entschlüsselungsprogramme, wie die Topkryptologen waren nicht in der Lage den Quellcode der Verschlüsselung aufzuspüren. Eine Idee eines Technikers brachte das Analyseteam auf die richtige Spur. Die Koordinaten waren auf eine Satellitenkarte übertragen worden, die auf dem Notebook angezeigt wurden.
„Ma’am.“, sprach Sie der Chef vom Kommandotrupp an.
Der Mann war 1 Meter 90 groß, breitschultrig, grobe Gesichtszüge, kurzes dunkelblondes Haar. Rafael de Jong hieß er. Südafrikaner, mit niederländischem Pass. Sein Kommandotrupp besaß einen guten Ruf. Sie arbeiteten zum ersten Mal zusammen und bisher entsprach ihr Tun dem Ruf.
„Major.“
„Für unsere Ankunft wurde alles notwendige arrangiert.“
„Gut.“
Was auch bitternötig war. Der Priester hatte den Schüsselstein an einem Ort deponiert, der zu den gefährlichsten der Gegenwart gehörte. Anna wandte sich einer geografischen Karte auf dem Tisch zu. Sie zeigte den Küstenverlauf Nordafrikas ab Casablanca, südwestlich von Rabat, der Hauptstadt Marokkos nach Tanger im Nordwesten des Landes Richtung Osten über Algier, Tunis, Tripolis, die Talhalha Oase, Bengasi, Alexandria, Kairo, Amman, Jerusalem, Beirut, Damaskus bis nach Bagdad und Basra.
Erst die Talhalha Oase. Jetzt Jerusalem. Orte, die zur Zeiten von Santos wichtige Schauplätze der Region waren. Genau wie der dritte Ort, an dem er entweder einen der Schlüsselsteine oder eins der Kapitel versteckte. Sie schaute von der Talhalha Oase über Jerusalem zu dem Ort, der ihr Ziel war. Es gab einen Zusammenhang, da war sich Anna absolut sicher. Noch war sie nicht dahinter gekommen.
Sie schaute de Jong an. Bevor die Allianz sich seine Dienste sicherte, war er Offizier der Royal Army Hollands und hatte das Kommando über eine Spezialeinheit der SAS. „Briefing in 10 Minuten.“
„Jawohl, Ma’am.“
Anna nickte.
Der Söldner ging den Mittelgang der Kabine der Boeing 747 entlang, nahm die Wendeltreppe hinunter aufs Unterdeck, wo er zusammen mit seinen Männern den Flug verbrachte.

***
Da in keinem Hotel oder Pension die Namen der Brüder oder der Kuratorin verzeichnet waren, hatte Ben sich eine Liste der Freunde von Nava Hofmann besorgt. Anschließend ließ er die Telefonanschlüsse sowie Handys der Personen überprüfen. Alles höchst inoffiziell. Er hatte alte Gefallen eingelöst, bzw. eingefordert.
Wie sich herausstellte, war vom Festnetzanschluss eines Herren Colin Herbert eine Konferenzschaltung zu einem Satellitentelefon und einer Nummer in Antwerpen geführt worden. Fünfzehn Minuten nach den Ereignissen in der Altstadt. Der Standort vom Satellitentelefon lag in Nigeria, mitten im Kainjistausee. Die Nummer in Antwerpen gehörte zu einem Anschluss im Hauptquartier der WOCT. Genauer gesagt dem Chef der Organisation. Zehn Minuten dauerte die Konferenzschaltung. Weitere 5 Minuten blieb die Verbindung zwischen dem Satellitentelefon und dem Festnetzanschluss von Herr Herbert offen, bis auch dieses Gespräch beendet wurde. Wie sich herausstellte, befand sich Colin Herbert auf einer Tagung in Prag.
Ben saß in seinem Dienstauto, einer Mittelklasse Limousine und beobachtete den Hauseingang zum Gebäude in dem Colin Herbert wohnte. Bisher waren weder die Brüder noch Frau Hofmann offiziell identifiziert worden. Lange würden die Ermittler nicht mehr brauchen. Für den Fall, dass das die nächsten Stunden passierte, hatte Ben seinem Assistenten gesagt er solle ihn umgehend Anrufen. Bisher war sein Handy stumm geblieben. Bloß wie lange noch!?
Da fuhr ein Auto von einem Lieferdienst vor. Der Fahrer blieb in der zweiten Reihe stehen, holte von der Rückbank die Lieferbox.
Sein Handy klingelte. „Ja.“
„Vom Herbert Anschluss wurde ein Restaurant angerufen.“, informierte ihn sein Freund. Ben hatte ihn gebeten die Nummer zu überwachen und ihm jede Aktivität zu melden.
„Das Parma Belucchi.“
„Genau.“
Ben lächelte. Sie hatten sich was zu essen bestellt. „Danke, Gai. Bleib am Ball.“
„Klar.“
Er klappte sein Handy ein, steckte es weg, stieg aus, ging über die Straße. „Einen Moment.“, rief Ben dem Lieferboten zu. Der junge Mann blieb stehen.

***
Sehr zum Missfallen von McKenzie hatte sich Alexander geweigert den Schlüsselstein auszuhändigen. Der Chef der WOCT war deutlich geworden, was er von der Eigenmächtigkeit hielt. Im Zuge dessen hatte er sogar gedroht keinen Einfluss auf die Ermittlungen zu nehmen, sollte sich der Verdacht gegen die 3 erhärten. Da war der Admiral zwischen gegangen und hatte dem General unmissverständlich klar gemacht, wohin die Drohung führte. Schließlich konnte der Fall eintreten dass die WOCT dem NAC (North Atlantic Council/Nordatlantikrat) Kontrollgremium Rede und Antwort stehen musste.
Der Grund warum er den Schlüsselstein der WOCT nicht übergeben wollte war einfach. Er vertraute zwar dem Brigadiergeneral aber nicht seinen Untergebenen. Die Sache in Berlin, wo die Allianz den Transport der Askalon-Texte überfiel, obwohl dieser als Streng geheim klassifiziert worden war, zeigte deutlich dass die Allianz über die Aktivitäten der Organisation besser informiert war, als McKenzie lieb sein mochte. Und Alexander hatte nicht vor der Allianz den Schlüsselstein Freihaus zu liefern.
McKenzie hatte sie darüber informiert dass es ihnen gelungen war, einen Teil der Kopenhagener Daten zu rekonstruieren. Nur sehr widerwillig schickte er sie ihnen. Dann war die Konferenzschaltung beendet. Der Mann war nicht sonderlich kooperativ, außer er konnte seinen Nutzen daraus ziehen.
Alexander bat den Admiral dass sich Oscar Sanchez mal die Daten anschaute. Der Mexikaner war an Bord der HMS-Fletcher, ein Computeringenieur und Genie auf diesem Gebiet. Seine Hoffnung war, dass Oscar mehr aus den Daten rausholte, als die Leute der WOCT. Wenn es einer konnte, dann er.
Sven schickte die Daten via Satellit an die Fletcher und machte sich selbst daran die Daten zu bearbeiten. Zwei Fachleute waren besser als einer. In der Zwischenzeit hatte Alexander etwas zu Essen bestellt. Ihm knurrte der Magen und wenn er eins gelernt hatte bei den Unternehmungen dieser Art, das neben Ruhe und gelegentlichem Schlaf, was zu Essen sehr wichtig war.
Auch wenn Nava nichts wollte, hatte er ihr etwas bestellt. So berechtigt ihre Sorge um ihren Vater auch war, musste sie etwas Essen. Schließlich wusste man nicht, wie lange die Suche nach der Goldenen Stadt dauerte.
Die Hausklingel ertönte. Alexander ging an die Sprechanlage. Der Lieferant. Er betätigte den Summer. Augenblicke später schrillte die Wohnungsklingel. Wohl aus Macht der Gewohnheit schaute er durch den Türspion. Er öffnete die Tür.
„So sieht man sich wieder.“
Alexander schmunzelte. „Seit wann liefert der Mossad Essen aus?“
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-Ende, Kapitel 14-
© by Alexander Döbber
 
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Kommentare  

Gott sei Dank, bekommen die Drei wohl Unterstützung. Auf alle Fälle ist es für Alexander eine große Überraschung Benjamin Scholl plötzlich als Lieferanten in der Tür stehen zu sehen. Doch was hat der Verbindungsoffizier der Sicherheitsbehörde Jerusalems mit ihnen vor? Ben gehörte früher dem Mossad an. Spannend wie immer.

doska (12.06.2010)

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