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Toscanische Impressionen 2

Kurzgeschichten · Erinnerungen
Toscanische Impressionen III

Un`estate italiana, ein italienischer Sommer

Der Wein trinkt die Hitze der Sonne mit vollen Zügen. Der warme Sommerwind streicht durch die Reben und wir besuchen eines der schönsten Weingüter der Toskana, die Badia a Coltibuono, die Abtei der guten Ernte, eine von Napoleon aufgehobene Abtei mit umfangreichem Landbesitz. Seit über 900 Jahren wird hier Wein angebaut. Die Badia war Jahrhunderte im Besitz der Medici. Der spätere Medicipapst Leo X. sogar Abt dieses Klosters.


Stefano bringt Waltraud und uns mit dem Wagen hin. Wir hören leise Musik von Angelo Branduardi. Die Strecke ist atemberaubend, steile Gefällstrecken wechseln sich mit Dutzenden enger Kurven und Serpentinen ab. Ab und an kommt uns ein verkappter Ferraripilot rasant in seinem Fiat 500 entgegen. Die meiste Zeit fahren wir durch dichte Steineichenwälder. Was hier wohl für leckere Porcini wachsen?

Wir haben uns für eine Führung mit anschließender Verkostung von Weinen und Olivenölen der Badia angemeldet. Der Gebäudekomplex der Abtei liegt malerisch auf einer großen Waldlichtung. Wieder vermischt sich der Duft von Rosmarin, Salbei, wildem Thymian und Oregano mit Blütenaromen zu einer berauschenden Komposition.

Auf der einen Seite fällt unser Blick auf eine beeindruckende Gartenanlage, die wir nachher noch aufsuchen werden, auf der anderen Seite befindet sich in den ehemaligen Stallungen ein elegantes Restaurant. Die Küche ist berühmt, nicht zuletzt durch Lorenza de Medici.

Einzelne Gebäudeteile der Abtei, wie die ehemaligen Klosterzellen, hat man zu Ferienwohnungen und Hotelzimmern umgebaut, in Anderen kann man Olivenöle und Weine aus eigener Produktion verkosten. Die bekannte Kochbuchautorin Lorenza de Medici gründete hier eine Kochschule und gab lange Zeit exklusive Kurse. Heute wird die Schule von ihrem jüngsten Sohn Guido Stucchi-Prinetti weitergeführt. Leider reicht die Zeit nicht, um an einem Kochkurs teilzunehmen. Vielleicht bei unserem nächsten Aufenthalt hier.

Etwas außerhalb an der Zufahrtsstraße zur Abtei liegt in einem alten Zollhaus „La Bottega di Coltibuono“. Hier kann man die Weine, die Olivenöle, den Grappa und den Essig der Badia erstehen.

Wir spazieren mit unserem Führer durch den im italienischen Renaissancestil erbauten Garten, besichtigen den mittelalterlichen Kreuzgang, werfen einen Blick in die alte Bibliothek der Abtei, deren über 3000 Bücher von den Besitzern, der Familie Stucchi-Prinetti hier eindrucksvoll präsentiert werden. In den historischen Kellergewölben, der ehemaligen Krypta, wird der heimische Wein in riesigen Holzfässern nur noch bis zur Reife gelagert. Die eigentliche Verarbeitung findet außerhalb in der Nähe von Monti in Chianti statt. Hier am Rande des Chianti Classico Gebietes wird ein vorzüglicher Wein produziert.


Als Abschluss und Höhepunkt der Besichtigung bleibt natürlich die Degustation, die Verkostung der vorzüglichen Weine und Olivenöle.
Auf einem Tischchen lockt eine Auswahl lokaler Wurst- und Käsespezialitäten. Dann kommt der Wein. Besondere Sorgfalt wird hier auf einen biologischen Anbau gelegt. Neben verschiedenen Chianti Classico und Chianti Classico Riserva bekommen wir auch einen Sangioveto und einen Vin Santo zum probieren. Der Cantiniere erklärt uns die verschiedenen Eigenheiten der einzelnen Sorten und Jahrgänge. Wie nicht anders zu erwarten, sind es Spitzenweine, die wir zum verkosten bekommen. Einer gehaltvoller und ansprechender als der Andere. Gut, dass wir nicht selber fahren müssen.
Auch der Grappa di Fattoria wird ausschließlich aus Chianti, also aus Sangiovesetrauben gebrannt. Er ist strohgelb und riecht und schmeckt überaus aromatisch.
Zwei Olivenölsorten runden das Ganze noch ab, die nach frischen Kräutern duftenden smaragdgrünen Sorten Albereto und das Campo Corto.

In der Bottega di Coltibuono ist die Qual der Wahl groß. Wir decken uns noch mit einer reichlichen Auswahl ein, bevor Luca uns mit dem Wagen abholt.
Glücklicherweise brauchen wir nur unsere Bestellung aufgeben, da der deutsche Vertriebspartner ins Haus liefert.

Gina, Stefanos Frau, hat uns ein Banchetto á la vignaiolo zubereitet und wir sitzen in großer Runde, Manfredo und Giulia sind auch vorbeigekommen, auf der Terrasse und genießen den lauen Abend. Luca hat uns seinen Hauswein kredenzt, einen sehr gelungenen Chianti Classico.


Rezept:

Banchetto á la vignaiolo


1 Tasse Olivenöl
2 EL Rosmarinblätter, fein gehackt
2 TL Anissamen
2 TL Fenchelsamen
Pfeffer
2 Pfd. Rohe Bratwürste
2 Pfd. Tafeltrauben, idealerweise gemischt
1 Tasse Rotwein

Das Öl wird in einer Pfanne erhitzt (nicht kochen), dann werden die Kräuter, Samen und reichlich gemahlener Pfeffer hinzugefügt. Gut verrühren.
Die Pfanne wird vom Feuer genommen und zugedeckt 15 Minuten ziehen lassen.
Die Bratwürste werden mehrfach eingestochen und in einem großen Topf mit Wasser bedeckt zum sieden gebracht. Ca. 5 Min. ziehen lassen.
Den Backofen auf 200°C vorheizen.
Bratwürste abtropfen lassen und in eine feuerfeste Form legen. Mit dem Öl übergießen und die gewaschenen und von Stielen befreiten Trauben hinzufügen, alles gut vermengen.
Ca. 25 Minuten braten lassen, mehrfach wenden, damit die Würste eine Kruste bekommen und die Trauben Saft ziehen.

Würste und Trauben mit einem Schaumlöffel aus der Form holen und warm halten.
Mit dem Rotwein den Bratensud lösen und in der Form erhitzen, bis der Saft eine sirupartige Konsistenz hat.

Die Würste und Trauben auf vorgewärmte Teller legen und mit dem heißen Sud übergießen.
Dazu ein Püree aus Kartoffeln und Lauch oder eine Polenta geben.

Buon appetito


Das Bild zeigt die Badia a Coltibuono im Abendlicht
 
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Kommentare  

*Schnüffel* Ich liebe tolle Düfte und ganz besonders, wenn sie leckerer Art sind. War wieder schön deine Reisebeschreibung zu lesen.

doska (18.09.2010)

Warmer Sommerwind und dazu die schönen Weingüter der Toskana. Könnte mir gefallen. Auch mit diesem Kapitel gelingt es dir wieder in mir die Reiselust zu wecken.

Jochen (17.09.2010)

Porcini sind die großen leckeren Steinpilze, die es hier zuhauf gibt.

Wolfgang scrittore (15.09.2010)

Hmmm, lecker, dein schnuckeliges Rezept. Aber was sind Porcini?

Petra (15.09.2010)

Noch ein paar Eindrücke aus unserem Urlaub.
Die Toscana, speziell das Chianti, ist eine Landschaft zum verlieben, und zwar in jeder Hinsicht.
Man kann sich dort verlieben, und es liegt ein ganz besonderer Reiz für Verliebte in der Atmosphäre.


Wolfgang scrittore (13.09.2010)

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