128


6 Seiten

Die Rüstung der Götter - Kapitel 02

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Das Frühstück, ein undefinierbarer, zweifelhafter Brei ließ zu wünschen übrig. Jedenfalls für die Erwachsenen. Amanda hingegen verputzte 4 Schüsseln des Breis. Interessiert verfolgte das Mädchen das Geschehen im Dorf, beobachtete den Alltag der Eingeborenen. Sie schien keine Angst oder Furcht zu haben. Die Gefahr, die im Dorf lauerte, nahm sie nicht wahr.
Anders die Erwachsenen. Sie hielten sich mehr zurück.
Ben beobachtete wie die Dorfältesten sowie der Häuptling und der Oberkrieger nacheinander in die Hütte traten, wo der Dorfrat zusammentrat. Kurz darauf kam die Kriegerin/Übersetzerin zu Ihnen. Amanda übersetzte ihre Worte. Sie sollten sie zum Dorfrat begleiten.
Die Entscheidung war getroffen.
Ben und Nadja Fleming, Amanda’s Mutter sowie Tim Williams, das Mitglied der Expeditionsgruppe, sahen einander an. Die Zuversicht der Letztgenannten hielt sich in Grenzen. Verständlicherweise. Ben hingegen bereitete etwas ganz anderes Sorge.
Der Dorfrat saß in einem Halbkreis auf mehreren Decken auf dem Boden. Als Ben zusammen mit Amanda, Nadja und Tim und der Kriegerin die Hütte betrat. Hier wohnte keiner. Es war die Ratshütte, die lediglich für Versammlungen genutzt wurde. Daher gab es keiner Einrichtung. Außer einer Kuhle in der Mitte des runden Raums (der Hütte), wo sich die Feuerstelle befand. Durch Oberlichter im Dach drang genügend Tageslicht, so das kein Feuer entzündet werden musste.
Sah man die Gesichter der Anwesenden, war die Stimmung zweischneidig. Vor allem der Häuptling und der Oberkrieger schienen unzufrieden mit der Entscheidung, die am Abend zuvor getroffen wurde. Die Dorfältesten hingegen machten einen ausgeglichenen Eindruck. Wofür ihre Lebensjahre verantwortlich waren.
Da man Ihnen keine Sitzgelegenheit geschaffen hatte, blieben die 4 stehen. Die Kriegerin stellte sich abseits hin. Als der Eingeborene mit dem alters zerfurchten Gesicht und den grauen Haaren sprach, übersetzte sie seine Worte ins spanische. Und Amanda übersetzte die Übersetzung.
„Der Rat hat eine Entscheidung getroffen.“ Anspannung machte sich unter den Erwachsenen breit. Zumindest bei ihrer Mutter und dem Mann. Ben hingegen stand scheinbar unbeeindruckt da, schaute den Dorfältesten an und behielt die Anderen im Auge. „Wir werden euch nicht bestrafen.“ Als Amanda die Worte sprach, entspannten sich Nadja und Tim. Freude kam in ihre Gesichter. Nur Ben zeigte keine Reaktion. Bei den Worten sah der Dorfälteste genau die Beiden an. Dann richtete er seinen Blick auf ihn. Den vermeintlichen Krieger der Götter, der bei dem Satz den Häuptling und den Oberkrieger im Auge behielt. Deren Reaktion überraschte ihn nicht. „Die Frau wird den Arm der Götter einsetzen.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Mit einem nicken untermauerte Ben sie. Der Dorfälteste nahm die Bestätigung mit leichter Niedergeschlagenheit hin. In seinem Blick lag Traurigkeit, aber auch Zuversicht, als er sich Ben zu wandte. „Werdet ihr sie aufhalten?“
Seine Entschlossenheit spiegelte sich in seinem Gesicht wieder. „Ja.“ Ben hatte nämlich einen persönlichen Schwur geleistet. Susanne aufzuhalten, koste es, was es wolle. Wenn er dabei starb, dann war das ebenso. Der Tod schreckte ihn nicht.
„Wir haben gegenüber den Göttern und unserer Vorfahren einen Schwur geleistet.“ Man konnte sich denken, wie der Schwur aussah. „Da wir uns aber in eurer Welt nicht zurechtfinden, so wie ihr in unserer“ Das entlockte Ben ein Schmunzeln. „wird euch Leonie“ Der Mann sah kurz zur Übersetzerin. „begleiten.“ Die Begeisterung über die Wahl des ältesten Rat hielt sich in Grenzen.
Ben hingegen fand man hätte es auch schlechter treffen können. Die Kriegerin sollte die Ehre der Eingeborenen vor den Göttern wieder herstellen. Ein waghalsiger Schritt, denn die zivilisierte Welt wäre für manch anderen Krieger verstörend gewesen. Sie hingegen war ein Teil dieser Welt. Ihr Vater stammte aus ihr. Sie sprach eine zivilisierte Sprache, konnte Kämpfen.
So nickte er, schaute kurz zu Leonie und merkte den lodernden Blick beim Oberkrieger. Wie es aussah, hatte der Mann noch ein anderes Interesse an der Kriegerin.
Der Dorfälteste trat vor, schaute Ben eindringlich an. „Die Götterdämmerung steht bevor.“, flüsterte die Kriegerin beinahe. Amanda hatte Mühe sie zu verstehen. „Wenn Ihr sie nicht aufhaltet, versinkt unsere und eure Welt in Finsternis.“ Beim letzten Satz lief einem der Schauer über den Rücken, als ob man genau wusste, wovon er sprach. „Nur die Krieger der Götter können die Finsternis aufhalten.“ Seine Worte, nicht die übersetzte Version, klangen unmissverständlich. Der Dorfälteste trat vor Ben, nahm eine Kette ab, zog sie unter seinem weiten Gewand hervor.
An der Kette hing ein milchiger Edelstein in einer Käfigfassung aus Bronze. Die Fassung schnappte auf. Der Edelstein, ein Milchdiamant, plumpste in die offene Hand von Ben. Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte es golden im Inneren des Milchdiamanten. Unter den Anwesenden entstand erstaunte Unruhe. Dieses Blitzen hatten sie erst einmal gesehen.
Als Leonie’s Stiefvater den Milchdiamanten berührte.

***
Am Vormittag brachen sie auf. Sie wurden mit Essen und Wasser versorgt. Bis zur Flussgrenze wurden Ben, Leonie, Amanda, Nadja und Tim von ein Dutzend Krieger begleitet, die ihnen der Ratsmann zur Seite stellte.
Die Flussgrenze erreichten sie nach wenigen Stunden ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Sie machten am Ufer eine Pause, verabschiedeten die Krieger, gingen am Fluss entlang, der früher oder später in die Zivilisation zurückführte.
An einer seichten Stelle durchquerte Leonie den Fluss. Statt weiter am Fluss zu bleiben, führte die Eingeborene sie in den Dschungel. Den Grund sahen sie nach weniger als einer Stunde.
Auf Anhieb hätte man dran vorbeigehen können, ohne es zu bemerken. Der Dschungel tarnte die Stelle geschickt, barg sie ohne es zu verbergen. Auch Ben brauchte einen Augenblick, bis ihm klar wurde, was er da vor sich sah.
Nämlich ein Hubschrauberwrack.
Nicht irgendein Wrack.
Trotz des Dschungelwuchs sah man die Lackierung. Einen schwarzen Panther. Ben schaute zu Leonie. Mit diesem Hubschrauber war ihr Stiefvater im Dschungel abgestürzt. Was auf eine Weise merkwürdig war, denn eigentlich hätte der Hubschrauber ganz woanders sein müssen.
Wenn sich Ben recht erinnerte gehörte Sergio, Leonie’s Stiefvater, zu einer Aufklärungseinheit, deren Aufgabe es war Nomadenstützpunkte der FSA (Freedom of South America) Rebellen aufzuspüren. Seit mehr als 30 Jahren trieb die FSA im Norden Südamerikas, zur Grenze nach Mittelamerika, ihr Unwesen. Sie kämpften gegen Staaten wie Kolumbien, Brasilien, Peru aber auch gegen die Drogenkartelle, Farmen und Bauern. Weder die mächtigen Drogenkartelle, mit ihren enormen Geldmitteln, noch die Regierungen konnten die FSA in all den Jahren zerstören.
In den großen Städten kam es zu blutigen Gefechten. Genauso wie auf dem Land, wo schon ganze Dörfer diesem verborgenen Krieg zum Opfer gefallen sind. Die Opferzahlen schwankten im Jahr im Tausenderbereich. Die FSA revanchierte sich mit Überfallkommandos, Entführungen, Bombenanschlägen oder gezielten Tötungen.
Es war stetiger Wechsel zwischen den Fraktionen.
Das Söldnerheer seines Vaters bekam den Auftrag im nördlichen Hinterland von Südamerika, dem Rückzugsgebiet der FSA, die Basen, Camps, Lager und Stützpunkte ausfindig zu machen. Auftraggeber waren die kolumbianischen Drogenkartelle mitsamt der betroffenen Regierungen, wo die FSA operierte. Dieser Zusammenschluss der Feinde war einmalig und streng geheim.
Sergio Aufklärungseinheit war Teil der Kampagne, die daraufhin gestartet wurde. Mit durchwachsenem Erfolg, der die FSA schwer unter Druck setzte. Bis die Auftraggeber die Kampagne für beendet erklärten. Was der FSA Zeit zum Luft holen und Wiederaufbau gab. Mit freundlicher und geheimer Unterstützung Ecuadors und Venezuelas. Wo die FSA Rückzugsgebiete einrichtete.
Die Aufklärungseinheit in der Sergio diente sollte per Hubschrauber einen Nachteinsatz absolvieren. Doch soweit kam es nie. Eine Suchaktion blieb erfolglos. Weil man nicht dort suchte, wo der Hubschrauber abstürzte, bzw. abgeschossen wurde, wie Ben bei der Begutachtung des Wracks feststellte.
Mehrere Kugeln hatten den Rumpf durchlöchert. Ein Raketen- oder Granatentreffer hatte den Heckrotor abrissen. Er fehlte nämlich vollends.
Ben trat näher.
So einen Absturz überlebte niemand.
Nachdem der Heckrotor abgerissen worden war, war der Hubschrauber wie ein Stein vom Himmel gefallen. Die Hauptrotoren mussten sich durch das Baumwerk gefräst haben, splitterten dabei oder brachen im Nachhinein. Der Rumpf krachte durch das Blätterdach, wurde zu einem Spielball der Äste und Stämme. Prallte schließlich mit der Nase voran auf den Boden auf, neigte sich zur Seite und blieb angelehnt liegen.
Wenn der Hubschrauber so abgestürzt war, wie sie ihn jetzt vorfanden, hatte Sergio wahrlich einen Schutzengel gehabt.

***
Die Abenddämmerung war in den ersten Zügen. Zudem lag Regen in der Luft. Statt sich andernorts ein Nachtlager zu suchen, beschlossen sie einfach hier zu bleiben. Der Hubschrauber bot Schutz vor dem einsetzten Starkregen.
Ben hatte den Hubschrauber durchsucht. Wonach speziell wusste er selbst nicht. Der Umstand dass er nichts fand, besorgte ihn aus irgendeinen Grund. „Was ist hier passiert?“, fragte er mithilfe von Amanda die Eingeborene.
Sie schwieg einen Moment. Dann übersetzte das Mädchen ihre Worte. „Meine Mutter suchte nach Kräutern, als ein brennender Vogel vom Himmel stürzte.“ Der Hubschrauber. Leonie erinnerte sich an die Erzählungen ihrer Mutter. „Sie fand meinen Vater hier drin. Er war schwer verletzt.“ Das Wort: Stiefvater, kannten die Eingeborenen nicht. Zu der Zeit war sie ein Kind. „Sie pflegte ihn über die Nacht mit dem Heilwissen ihrer Mutter.“ Demnach musste ihre Mutter eine Heilerin gewesen sein. „Danach brachte sie ihn ins Dorf, pflegte ihn gesund.“ Sie verstummte kurz gedankenverloren.
„Dabei sah sie die Tätowierung?“, fragte Ben übersetzt dazwischen. Als Leonie ihn ansah, zeigte er auf seine verborgene Tätowierung.
Sie nickte. „Ja. Das Zeichen der Krieger der Götter.
Er wurde zu einem Krieger des Stamms, nahm meine Mutter zur Frau.“ Ben hätte nicht gedacht, dass Sergio sich in solch einer fremden Welt niederließ. „Mein Vater brachte mir seine Sprache und das Kämpfen mit und ohne Waffe bei.“ Sie schwieg eine Weile, schien sich schwer zu tun weiterzuerzählen. „Dann, eines Tages, wir waren mit den anderen Kriegern auf der Großen Jagd, überfielen die Sandoras unser Dorf, richteten ein Blutbad an.“ Eine bekannte Schwere kam in ihre Stimme. Bei den Sandoras musste es sich demnach um einen Rivalenstamm handeln. „Töteten meine Mutter.“ Dann war die Schwere verschwunden. Der Funke von Wut trat an diese Stelle.
„Wieso?“, wollte Nadja erschüttert wissen. Sie hielt ihre Tochter im Arm, die weiterhin übersetzte.
„Der Sohn des Häuptlings wollte mich zu seiner Frau.
Mein Vater weigerte sich und vergoss sein Blut.“ Blutrache. Ein bekanntes Phänomen bei Eingeborenenstämmen. „Deshalb vergoss er das Blut meiner Mutter.“ Weil sonst keiner da war. „Sie starb in den Armen meines Vaters.“ Ben konnte sich denken, wie Sergio reagierte. Schließlich kannte er den Mann mehr oder weniger. „Der Rat beschloss die Tat nicht zu sühnen.
Mein Vater ignorierte den Rat, stahl den Arm der Götter und tötete sie.“
Eine beklemmende Stille kehrte ein. Sie hörten wie der Regen auf das Dach vom Hubschrauber trommelte. In der Ferne donnerte es. „Wie viele hat er getötet?“, fragte Tim übersetzt.
Leonie schaute erst ihn, dann alle anderen an. Auf Ben blieb sie haften. „Alle.“
„Meine Güte.“, japste Nadja erschrocken. Sie schloss ihre Tochter fester in die Arme. Sergio hatte mit dem Artefakt den Stamm sprichwörtlich ausgelöscht.
„Was ist mit deinem Vater passiert?“ Die Frage richtete Amanda an Leonie.
Sie schaute das Mädchen ein. „Die Götter nahmen zur Strafe sein Leben. Er starb wenige Tage danach.“
„Wie ist das möglich?“, fragte Amanda’s Mutter Ben.
Er schaute sie an. Mitgefühl für die Sandoraner suchte man in seinem Gesicht vergebens. „Jedes Artefakt der Rüstung kann Einzeln benutzt werden. Sofern kein Milchdiamant eingesetzt wurde, entzieht das Objekt dem Nutzer“ Er zögerte kurz. „naja, Lebensenergie.“ Ben zuckte mit den Schultern. Besser konnte er es nicht erklären. „Die Milchdiamanten sind für die Artefakte Energiequellen. Und je nachdem wie lange und wie stark man das Artefakt nutzt, desto höher der Verbrauch.“ Eigentlich simpel. Doch war die Rechnung für den Verbrauch ein Menschenleben, bzw. dessen Lebensenergie.
Ben schaute zu Leonie. „Was ist dann passiert?“
„Der Rat beschloss den Arm der Götter in die Höhlenstadt zu bringen. Einem heiligen Ort, der ohne die Zustimmung des Rats nicht betreten werden durfte.“ Bis zu jenem Tag an dem Susanne mitsamt einem Kommandotrupp auf der Bildfläche erschien. Mit der Folge das sie den Arm der Götter raubte. Und Jonas tötete.
Wofür Ben sie töten würde.

***
Im Verlaufe der Nacht hatte es zu regnen aufgehört.
Am Morgen verließen sie das Wrack, kehrte zum Fluss zurück und gingen diesen entlang.
Wo man im Gestrüpp des Ufers ein demoliertes Schnellboot fanden. Es gehörte zu 2 Schnellbooten der peruanischen Armee mit denen sich Ben und Jonas sowie einem Little Bird Kampfhubschrauber eine wilde Verfolgungsjagd auf dem Fluss lieferten. Ihr eigenes Schnellboot plus der Kampfhubschrauber und das feindliche Schnellboot lagen irgendwo in den Untiefen des Flusses auf Grund.
3 Stunden später kehrte die Gruppe um Ben in die zivilisierte Welt zurück.
Um genauer zu sein, in ein einfaches Fischerdorf. Wo Ben und Jonas Sprit kauften. Von dem Geld konnte das Dorf ein Jahr lang leben. Daher war es nicht weiter verwunderlich, dass Ben bei ihrer Ankunft herzlich empfangen wurde.
______________________________________________________

Ende, Kapitel 2
© by Alexander Döbber
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Leonie hat eine dramatische Vergangenheit, aber Ben erfährt darüber sehr viel. Die Spannung bleibt und ich werde bald das nächste kapitel lesen.

Petra (10.08.2011)

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Return to Home - Der Feind meines Feindes  
Return to Home - Wer suchet, der findet (Part II)  
Die Templer - Epilog (Ende)  
Die Templer - Kapitel 13  
Die Templer - Kapitel 12  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De