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12 Seiten

Die Rüstung der Götter - Kapitel 18

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Die Iren wurden von den Japanern ohne Widerstand entwaffnet. Mehr auch nicht. 45 Minuten später wurden sie in einen Besprechungsraum an Bord des Schlachtschiffs Osaka der japanischen Meeresselbstverteidigungsstreitkräfte gebracht. Auf dem Tisch standen Kannen mit Tee und Kaffee, eine Karaffe mit Wasser, Gläser und Tassen. In einer Schale lag frisches Obst. Auf einem Tablett befanden sich Sandwiches. Außer Ihnen war keiner im Besprechungsraum.
Alice war die Erste, die über das Essen herfiel. Ihr folgten schließlich die Iren. Ben stellte den Rucksack, dem ihm die Japaner nicht abgenommen hatten, auf den Tisch, setzte sich neben sie, aß ein Sandwich.
Der Major trat vor. „Woher kennen Sie den Prinzen Japans?“
Er sah den Mann an. „Kennen ist nicht das richtige Wort, Major.“ Alice neben ihm gluckste und verschluckte sich dabei. Die Miene des Truppführers verfinsterte sich. „Seine Schwester kenn ich besser.“
Bevor der Ire die Worte aussprechen konnte, die ihm auf den Lippen lagen, öffnete sich die Tür. Während die Soldaten das Essen unterbrachen, aßen Alice und Ben weiter.
Durch die Tür traten 2 bewaffnete Samurai. Sie trugen Maschinenpistolen vor der Brust. Hinter ihnen kam Prinz Takahashi. Ihm folgte ein dritter Samurai. 2 standen draußen auf dem Gang. Der japanische Elitesoldat schloss die Tür.
Der Prinz blieb im Raum stehen, blickte einen Augenblick zum Rucksack, der vor Ben auf dem Tisch stand.
Er schaute kurz auf, kaute weiter, schluckte und sah Takahashi an. „Was hat der Kaiser entschieden?“ Bei der Frage zuckten kurz die Mundwinkel.
„Dich nicht hinzurichten.“
Ben klang keineswegs besorgt. Er aß einfach weiter, nahm ein Schluck Wasser, als wäre nichts gewesen. „Ist doch ein Anfang.“ Dabei hatten die Japaner sie gefangen genommen. Ein Umstand, der nicht gerade als Erfolg gewertet werden konnte.
Schweigen setzte ein.
„Er sichert dir und deinen Partnern seine uneingeschränkte Unterstützung zu.“
Überrascht hielten die Iren inne. Der Truppführer sah den Prinzen an.
Ben nickte einfach, nahm sich was vom Obst.

***
Adams stieg aus dem U-Boot, ging über den Laufsteg, betrat wieder festen Boden unter den Füßen und stampfte durch den Schnee auf den wartenden Jeep. Seine Söldner verteilten sich auf die übrigen Fahrzeuge.
Sein Fahrer fuhr kommentarlos los, steuerte das Auto vom Pier, lenkte den Jeep schlingernd um die Kurve, vorbei an etlichen Lagerhallen. Rufus Konrad’s Söldnerchef ließ die Geschehnisse Revue passieren.
Kaum hatte ihr U-Boot den geheimen Stützpunkt verlassen, detonierten auch schon die ersten Wasserbomben. Eine der U-Boot Jagdfregatten ging seinem Zweck nach, jagte das Akula, hetzte es. Immer wieder detonierten Wasserbomben. Mal näher. Mal weiter weg. Die Crew hatte alle Hände voll zu tun. Sie überlebten 2 Torpedoangriffe. Stunden lang ließen die Japaner nichts unversucht, ihnen die Lichter auszublassen.
Erst als Sie sichere Gewässer erreichten, beruhigte sich Adams. Sichere Gewässer waren ihn ihrem Fall russische Hoheitsgebiete. In dieser Ölsardine eingepfercht zu sein gefiel ihm ganz und gar nicht.
Der Fahrer stoppte den Jeep. Sein Beifahrer stieg wortlos aus, ging die Gangway der Gulfstream G6 hoch, begab sich in die Kabine. Die Söldner folgten ihm. Als alle eingestiegen waren, klappte die flugzeugeigene Gangway automatisch ein. Der Pilot gab Schub. Die Triebwerke heulten auf. Das Flugzeug rollte los.
Adams setzte sich an den Arbeitstisch, machte eine Eingabe in das Touchfeld. Ein 25`Zoll Bildschirm fuhr aus. Keine 5 Sekunden später tauchte das markante Gesicht von Rufus Konrad, seinem Boss, auf. Er sah alles andere als zufrieden aus. „Ben ist uns zuvor gekommen.“ Den Satz nahm dessen Onkel einfach hin. „Die Frau konnte fliehen.“, sagte Adams Zähneknirschend.
Rufus ließ sich nichts anmerken.

***
Sergeant Jesper Brondhalm zählte die Tage bis zur Ablösung. Der Marinesoldat der Dänish Royal Marines gehörte zu den Unglücklichen die ihren 7-monatigen Wachdienst bei der Station Nord auf Grönland verrichteten. Unter den Soldaten der Thule Air Base, wo auch ein Kontingent der DRM stationiert war, hieß der Außenposten einfach nur Fangelejr (Straflager). Ein mehr als passender Name.
Station Nord im Nordost-Grönland-Nationalpark, dem größten Nationalpark der Welt, hatte eine Standardbesatzung von 5-Mann. Der Militärstützpunkt zur Verteidigung Dänemarks und Grönlands war 365 Tage im Jahr besetzt. Anfang und Ende des Monats kam die Sirius-Patrouille vorbei um nach den Rechten zusehen. Vor 4-Tagen waren Sie wieder aufgebrochen.
Jesper beneidete Sie darum.
Sie hingegen saßen hier weiterhin fest, 1700 Kilometer nördlich des Polarkreises und 924 Kilometer südlich des Nordpols. Da konnte man schon ans Desertieren denken. Bei dem Gedanken musste er grunzen. Zum Glück hatten Sie eine stabile Internetverbindung.
Er zog seinen Parka aus, hängte ihn auf, nahm sich einen Kaffee und setzte sich. Draußen herrschte Schneetreiben. Wie die meiste Zeit des Jahres. Ohne die entsprechende Schutzausrüstung war man verloren, wie einige Polarforscher leidvoll erfahren mussten.
Aus dem pfeifenden Wind schwoll ein schweres Dröhnen heran.
„Casper.“, rief er dem Coporal zu. „Radar.“
Sofort machte sich der junge Soldat auf zur Radarkontrollstation. Er setzte sich an die Konsole, schaute auf den Radarschirm. „Wir haben einen reinkommenden Radarkontakt.“, sagte er kurze Zeit später. Über Funk bat er um Identifizierung. Es kam keine Antwort. „Ist ein schwerer Brocken.“
Jesper schob die Unterlippe vor. Ihm waren keine ankommenden Flüge bekannt. Was nichts zu heißen hatte. Wahrscheinlich war die Meldung verloren gegangen. „Frag mal bei Thule nach.“
Die Thule Air Base ein ehemaliger Militärstützpunkt der USA während dem Kalten Krieg, stand heute unter der Militärverwaltung Dänemarks. Da Dänemark trotz der Souveränität Grönlands die Landesverteidigung inne hatte. Thule, wie der Stützpunkt auch genannt wurde, liegt im hohen Süden Grönlands.
Casper Holm änderte die Funkfrequenz, sprach in das Funkgerät, erhielt aber keine Antwort. Als er die Einstellung überprüfte, stellte er fest, dass Sie kein Signal empfingen. Was merkwürdig war, aber angesichts des tobenden Schneesturms nicht weiter verwunderlich. So modern die Funktechnik auch war, das Wetter ließ sich davon nicht beeindrucken. Daher machte er sich keine größeren Sorgen. Wahrscheinlich eine Funkstörung. Sobald der Schneesturm abflaute, hatten Sie wieder Verbindung zur Thule Air Base.
Diesen Augenblick erlebte Casper Holm ebenso wenig, wie die Geburt seiner Tochter.
Station Nord besaß eine mit Schnee bedeckte Landebahn, die im letzten kalten Sommer auf 3300 Meter verlängert wurde. Damit konnten auch schwere Transportmaschinen starten und landen.
Ein Beben war zu spüren, als der Radarkontakt aufsetzte. Über das Getöse vom Wind hörte man deutlich, wie die Triebwerke für den Umkehrschub aufheulten
Jesper nahm den Parka zog ihn an, nahm das Sturmgewehr und ging mit Olè Einèr hinaus, um die Ankömmlinge davon zu unterrichten, dass Sie auf einem Militärstützpunkt gelandet waren. Als seine Kameraden die Tür hinter sich schlossen, sah Casper Sie zum letzten Mal.
Minuten verstrichen.
Die Handfunkgeräte gaben schon noch wenigen Metern nur noch statisches Rauschen von sich. Unterdessen versuchte er weiterhin mit Thule in Kontakt zu treten. Erfolglos. Was ihn ein wenig stutzig machte, da zumal das Wetterradar eine Abschwächung des Schneesturms anzeigte. Zumindest soweit um ein Funksignal zu empfangen. Nichts dergleichen war der Fall.
Inzwischen brach die 7te Minute an, ohne das Jesper oder Olè sich meldeten. Mit einmal fühlte er sich Unwohl. Hier stimmte etwas nicht, dieser Gedanke manifestierte sich mehr und mehr. Andererseits wer beabsichtigte schon Grönland anzugreifen!? Die Russen!! Die Chinesen!! Marsianer!! Der entsprechende Code wäre auch ohne vorhandenen Funkkontakt bei Ihnen eingegangen. Also herrschte kein Krieg. Jedenfalls nicht hier.
Als der Wind kurzzeitig abflaute, erklang das Röhren von Motoren. Das mussten Jesper und Olè sein. Casper wollte sich wieder dem Essen widmen, als ihm einfiel dass die Zwei die Schneemobile gar nicht genommen hatten. Am Schlüsselbrett bei der Tür hingen 5 Zündschlüssel, jeder von Ihnen hat ein eigenes Schneemobil, sowie 2 für die Reservefahrzeuge und 2 der Pistenraupen. Die Sirius-Patrouille verfügten zwar über solche Fahrzeugtypen, aber für längere Strecken wurden die sparsameren Schlittenhunde genommen.
Bevor die daraus resultierende Schlussfolgerung sein Bewusstsein wahrgenommen hatte, ging die Tür auf. 4 Gestalten mit Parkas in Schneetarnfarben betraten den Container. Sie trugen Sturmgewehre bei sich. Durch die verspiegelten Schutzbrillen und den Windschutzkapuzen konnten weder Casper noch seine beiden Kameraden die Gesichter sehen. Stattdessen sahen Sie die Mündungsblitze, das ohrenbetäubende Knallen der Schüsse.
Die Eindringlinge schauten die 3 toten dänischen Soldaten teilnahmslos an. „Sicher.“, meldete einer der Männer via Kehlkopfmikro.
Ihnen trat ein Trupp in den Container.
Einer nahm die verspiegelte Schutzbrille ab, streifte die Windschutzkapuze vom Kopf.
Bei der Person handelte es sich um niemand anderen als Susanne Reuter, Ben’s Cousine und Gegenspielerin. Sie wandte sich dem Truppführer des Kommandotrupps ihres Vaters zu. Ein kurzer Blick auf die Wanduhr und ihre eigene Armbanduhr. Erstere ging 1 Minute nach. Man lag voll und ganz im Zeitplan. „Wir rücken in 20 Minuten ab.“
„Jawohl, Ma’am.“
Der Söldner gab entsprechende Befehle.
Beim Blick auf das Schlüsselbrett kam Susanne eine Idee.

***
Ben schaute den Vertreter der dänischen Regierung nichtssagend an. Am Konferenztisch via Flachbildschirme zugeschaltet saß die Riege des Bündnisses zur Rettung der Menschheit. „Alice.“ Seine Freundin und Partnerin machte eine Tastatureingabe. Eine Projektion erschien, die jeder Konferenzteilnehmer sehen konnte. „Gräbt man tief genug, findet man heraus das Mayersfield Research in Wahrheit Rufus Konrad gehört.“, sagte er Ihnen. Was einen Grund hatte. Dort wo sich der Tempel der Götter befand, hatte Mayersfield Research vor knapp einem Jahr ein Forschungsstützpunkt errichtet. Mit freundlicher Unterstützung und Zustimmung der dänischen Regierung in Kopenhagen. Demnach kannte sein Onkel bereits den Standort des Tempels. Was letztlich kein unlösbares Geheimniss war, wenn man einen Anhaltspunkt (oder mehrere) hatte.
„Woher kannte ihr Onkel den Standort vom Tempel?“, wollte die Lordsiegelbewahrerin Angela Wilmington wissen.
Er schaute zu Alice nickte ihr zu. „Das ist nicht weiter schwer.“, sagte Ben. Mit einer erneuten Eingabe erschien eine neue Projektion. Diesmal handelte es sich um eine Animation, die inzwischen weltweit berühmt war. „Wie Sie sehen, liegt die Mayersfield Basis in exakter Linie zum Mittelpunkt der Sonne.“ Zur Veranschaulichung zog eine Linie vom Mittelpunkt der Sonne zur Forschungsstützpunkt vom Konzern Mayersfield Research. Das war aber noch nicht alles. „Die Eruptionswelle der Sonne wird genau zum Zeitpunkt der Götterdämmerung auf die Erde treffen. Sie ist die Apokalypse.“
„Der Wissenschaftsrat des Präsidenten sieht in der Eruptionswelle für die Erde keine Gefahr.“, warf der US-Vertreter der Runde ein.
„Ich fürchte ich muss da widersprechen.“, mischte sich Nadja ein. „Ich kenne den Vorsitzenden und der Präsident sollte nicht soviel auf die Einschätzung dieser Experten geben.“ Sie schaute kurz zu Ben. In ihren Augen und Wesen lag kein Groll oder dergleichen. Nichtsdestotrotz machte Sie sich Sorgen um ihre Tochter, was ihr keiner verübeln konnte. „Ben hat recht.“, setzte Amanda’s Mutter fort. „Wenn die Eruptionswelle auf die Erde trifft, werden die Meere verdampfen. Über das Land wird ein Feuersturm gehen. Zurück bleibt verbrannte Erde. Wer nicht im Feuer stirbt, wird auf kurz oder lang an den Folgen der Strahlung sterben. Oder durch die einsetzende Hitzewelle verdursten. Und Staub kam man bekanntlich nicht Essen.“, schloss Sie ihre Ausführungen ab.
Betretendes Schweigen setzte ein. Die Vorstellung lähmte einen. Doch genau das stand der Erde bevor, sollte die Rüstung der Götter während der Götterdämmerung nicht Vollständig sein. Ebenso die fehlende Anwesenheit des Auserwählten. Alle mussten mehr oder weniger an einem Strang ziehen. Am Ende erhielt man eine Belohnung. Welcher Art blieb bisher unklar. In einigen Stunden hingegen klärte es sich.
„Wenn ihr Onkel den Tempel kontrolliert“, begann Amber O’Malley ihre Frage weitaus freundlicher als Ms Wilmington. „wie wollen Sie hineingelangen?“
Ein kurzes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Hinein zukommen wird nicht das Problem, Frau Staatspräsidentin.“, entgegnete er locker. „Wieder rauskommen wird dagegen schon erheblich schwieriger.“ Ben hatte Nadja geschworen ihr ihre Tochter wohlbehalten zurückzubringen. Und wenn er dafür sterben musste. Diesen Zusatz behielt Ben für sich.
Der Grund für seine Zuversicht in den Tempel zu gelangen, lag im Besitz vom Helm der Götter. Das Artefakt der Japaner war ihre Eintrittskarte in den Tempel.
Ben schaute aus dem Kabinenfenster des Jets.
Der Pilot durchstieß die Wolkendecke. Kurzweilige Turbulenzen traten auf. Unter ihnen tauchte eine schier weiße Landschaft auf. Bis der Pilot einschwenkte. Die Küste kam kurzzeitig in Sicht. „Meine Damen und Herren wir setzen zum Landeanflug auf die Thule Air Base an.“, knackte es aus den Lautsprechern. „Bitte setzen Sie sich und legen die Sicherheitsgurte an. Es könnte etwas ungemütlich werden.“, beendete der Pilot die Durchsage.

***
Etwas war mehr als untertrieben. Für jemanden mit Flugangst (egal in welchem Stadium) war die Landung die reinste Höhle. Trotz der heftigen Stöße, dem schlingern, den aufheulenden Triebwerken, das Knirschen und Scheppern des Rumpfs, setzte das Flugzeug sich auf der Landebahn der Thule Air Base im Osten Grönlands auf.
Eine Stunde nach der Landung ging es für Ben, Leonie und dem irischem Trupp der Army Ranger Wing zum Mayersfield Research Camp. Dem Tempel der Götter. Unterstützung erhielten Sie von einer dänischen Kampfeinheit der Sirius-Patrouille.
Ben hatte die Stunde Ruhe genutzt seinen Plan zu optimieren, sich die Skizze vom Lageplan des Tempels der Götter einzuprägen. Da die Verstecke (Standorte) der Teilstücke der Rüstung durch ein (mehrstufiges) Fallensystem geschützt waren, ging er mit ziemlicher Sicherheit davon aus, dass auch der Tempel mit einem Fallensystem ausgestattet war. Inwieweit es seinem Onkel Rufus gelungen war das Fallensystem zu umgehen, würde sich zeigen.
Ein Bild des gesamten Tempels ließ sich aus der Skizze schwer bilden. Doch wenn man die bisherigen Standorte der Teilstücke als Referenz nahm, dann ließ sich ungefähr erahnen, was einen erwartete. Wobei das höchstwahrscheinlich nicht im Mindesten an die Wirklichkeit heran kam.
In kompletter Kampfmontur und schwer bewaffnet waren Sie zum Tempel der Götter unterwegs.
Und Sie waren nicht die Einzigen.

***
Das Mayersfield Research Camp unterschied sich kaum von anderen Forschungsstationen, wie sie in der Arktis und Antarktis zu finden waren. Mehrere Containerbauten standen auf dem von Mayersfield Research ausgewiesenen Areal. Sie dienten unterschiedlichsten Zwecken. Mal als Wohn-, Versorgungs-, Forschungs-, Krankenstation-, Kommunikation-, Fuhrpark-, Technik-, Verpflegungseinheiten und diverse mehr. Im Zentrum vom Camp standen mehrere Containereinheiten zusammen und brachten es auf 3 Stockwerke. Man konnte Sie miteinander verbinden. Was zu einer größeren Grundfläche führte. Alles sah wahrlich nach einer Forschungsstation aus.
Wenn da bloß nicht die schwerbewaffneten Söldner wären, die Posten um das Hauptcontainergebäude bezogen hatten und teilweise im Camp patrouillierten. Hinzu kam dass die Freifläche um das Hauptgebäude mit Videokameras überwacht wurde, die mit Sicherheit auch über Infrarotfilter verfügten. Auf den leicht abfallenden Flachdächern vom Kommunikations- und dem Hauptgebäude standen Antennenbäume sowie Satelliten- und Radarschüsseln.
Als Hauptfortbewegungsmittel dienten Schneemobile und Kettenfahrzeuge, in deren Kabine bis zu 7 Mann platz hatten. Zusätzlich verfügte das Camp über einen markierten Hubschrauberlandeplatz. Für medizinische Notfälle, wie es in den eingereichten Papieren von Mayersfield Research hieß. Was zum Teil der Wahrheit entsprach, doch so konnte man auch Söldnertrupps einfliegen.
Ben schaute sich das Camp vom Kamm einer Schneedüne aus an. Mit dem digitalen Feldstecher wanderte er durch das Camp. Sein Onkel überlies nichts dem Zufall. Durch die Freifläche um das Hauptgebäude war es einem nicht möglich unbemerkt vorzudringen. Ein Frontalangriff durch einen Stoßtrupp würde zulange dauern.
Nicht dass das ihre Absicht war.
Unter dem Hauptgebäude lag der Zugang zur Zwischenebene des Tempels. Von wo man zum eigentlichen Tempel gelang. Anhand des Schilds der Götter, den Rufus Konrad Rechte Hand Luke Adams beim Überfall in Dublin erbeutete, blieb sein Tun nicht auf die Zwischenebene beschränkt. Denn den Notizen nach, die Professor Stein anfertigte, ist jedes Teilstück der Rüstung ein Schlüssel zum Tempel.
Und Sie würden genauso dabei sein, wenn die Götterdämmerung begann wie Rufus, Rupert und Konsorten. Immerhin hatte Ben vor sein Versprechen unter allen Umständen einzuhalten.
Ab jetzt war er bis auf weiteres auf sich alleine gestellt.
Während Ben mitsamt dem Artefakt an die Vordertür klopfte, warteten Leonie, der Major und die Soldaten der Army Ranger Wing.

***
Wie nicht anders zu erwarten wurde er von einem schwer bewaffneten Söldnertrupp in Empfang genommen, als er mit seinem Schneemobil am Camp eintraf. Ben hielt die Hände gut sichtbar, da ihn gleichzeitig 5 Schützen im Visier hatten.
Man brachte ihn zum Hauptgebäude.
Wo Ben von Luke Adams in Empfang genommen wurde.
Böse aber nicht sonderlich überrascht blickte er ihn an.
Eine andere Person trat neben Luke. „Schön, dass du es noch geschafft hast, Neffe.“, begrüßte ihn Rufus bissig.
Ben schaute seinen Onkel nichtssagend an, zuckte mit den Schultern. „Hab im Verkehr festgesteckt.“ Er ging an Luke vorbei, ignorierte seinen ehemaligen Freund und Kameraden, trat über die Schwelle in das Hauptgebäude.
Dort wurde er von weiteren Familienmitgliedern erwartet.
Im Gegensatz zu seinem Neffen, der alleine gekommen war, hatte Rupert Konrad einen Trupp Söldner und seine Tochter nach Grönland mitgebracht. Seine Cousine funkelte nicht minder böse, wie Luke. „Da wir nun vollzählig sind, sollten wir keine Zeit verlieren.“, meinte ihr Vater.
Rufus nickte einwenig widerstrebt. Immerhin war das hier sein Haus, wo er das Sagen hatte. Andererseits hatte sein Bruder recht. Denn in nicht mal 1 Stunde begann die Götterdämmerung. Bis dahin mussten Sie im Tempel sein. Sie hatten also nicht allzu viel Zeit zu verlieren. So nickte Rufus grantig, schaute zu seiner Nummer Eins.
Dieser erwiderte den Blick, gab Befehle an seine Söldner.
Der Konrad Familienclan machte sich auf den Weg zum Tempel der Götter.

***
Die Zwischenebene war über eine steinerne Rampe zu erreichen. 8 Säulen, 4 auf jeder Seite, säumten die Rampe. Auf den Stirnseiten waren die jeweiligen Teilstücke der Rüstung abgebildet. Am Fuße der Rampe lag eine fußballfeldgroße Kammer.
Halogenlampen leuchteten die Zwischenebene komplett aus.
Sie war kreisrund, ragte 10 Stockwerke zu einer Decke mit Kuppelwölbung hoch.
Am Ende der Kammer gab es ein großes Durchgangsportal das von der Zwischenebene zum eigentlichen Tempel führte. Der Portalbogen war mit 9 steinernen Ornamenten verziert. In der Mitte des Bogens war das Ornament für den Auserwählten zusehen. Links und Rechts davon jeweils 4 Teilstücke der Rüstung. Im Portal selbst befand sich eine meterdicke Steintafel, die den Durchgang zum Tempel versperrte. Wovor ein Treppengerüst stand. Die Plattform lag vor einer mittigen 8fachen Ringscheibe, eine Art Türschloss. Im Zentrum befand sich eine Aussparung in die einer der 9 Milchdiamanten perfekt hinein passte. Die Ringscheiben waren mit unterschiedlichsten Symbolen gespickt. Wie beim Brunnen im Dorf der Bestimmung.
Die hohen Wände sahen wie ein Bienenstock aus. Es mussten Hunderte Öffnungen im Felsen sein. Steinerne Aufgänge führten von einem Stockwerk zum anderen. Manche waren im Laufe der Zeit zerbröselt und eingestürzt. Hier und da klafften Löcher in den Laufstegen. An dem unvergleichlichen Bauwerk nagte der Zerfall der Zeit.
Ben schaute zu Amanda, zwinkerte ihr aufmunternd zu. Er sah kurz zu Susanne. Seine Cousine schaute sich das Bienenstock ähnliche Bauwerk an. Einen Moment zulange für seinen Geschmack. Was seinen Verdacht bestätigte. Überrascht war er dadurch sicherlich nicht. Denn Sie hatten die gleiche Absicht.
Ein gehässiges Grinsen konnte Ben sich nicht verkneifen. „Ein Jahr seit ihr nun schon hier und steht immer noch vor verschlossener Tür.“ Amanda schmunzelte schnell. Sie senkte eingeschüchtert ihren Kopf, als ihr Vater Sie strafend ansah. Am liebsten hätte er die Sache sofort geklärt. Doch Ben ließ sich zu nichts hinreißen, was das Mädchen gefährden konnte, ohne absolut sicher zu sein das ihr nichts geschah. Und vorerst gab es wichtigeres. Nämlich die Welt zu retten. Danach fand sich mit Sicherheit ein Moment wo er das beenden konnte was er in Nigeria versäumte. Ben verschränkte die Arme vor der Brust, blickte zu Onkel Rufus. „Ich bin ein wenig enttäuscht. Aber die Drecksarbeit habt ihr ja schon immer andere machen lassen.“
Sein Onkel funkelte ihn wütend an. Er wandte sich zu Luke, nickte seinem Söldnerchef zu.
Der gab daraufhin seiner Tochter einen Schubs. „Öffne das Tor zum Tempel.“, forderte er schroff und unbarmherzig.
Amanda kamen kurzweilig die Tränen. Sie schniefte, blickte zu Ben, der ihr zu nickte. Seine Anwesenheit gab ihr Sicherheit, Geborgenheit und das Gefühl nicht alleine zu sein. Tief in ihrem Inneren wünschte sich Amanda er sei ihr Vater. Sie erinnerte sich an Ben’s Worte: Er war mal dein Vater. Jetzt nicht mehr.

***
Langsam schritt das Mädchen, in Begleitung dreier Söldner, auf das gewaltige Portal zu, stieg die Stufen hinauf, ging über die Plattform zur 8fachen Ringscheibe. Davor blieb Amanda stehen, schaute sich die Ringe und deren Symbole an. Manche waren ihr vollkommen fremd. Andere wiesen Ähnlichkeiten mit anderen auf. Ein Rätsel! Sie hatte das schon Mal gesehen, bloß anders. Am Brunnen im Inseldorf. Vorsichtig strich Amanda über die Aussparungskante.
Sie warf über ihre Schulter einen Blick zu Ben, vermied dabei den Augenkontakt zu ihrem Vater. „Ich brauche die Milchdiamanten.“
Nach kurzem Zögern legten alle ihre jeweiligen Milchdiamanten zusammen. Bis auf Ben, der hatte nämlich keinen. In einer Ledertasche brachte ein Söldner dem Mädchen die gewünschten Milchdiamanten, hielt Sie ihr zur Auswahl hin. Amanda kräuselte die Lippen, nahm sich einen Milchdiamanten, wandte sich dem Torschloss zu, setzte ihn ein, drückte, bis er hörbar einrastete.
Klack!!
Nervös wischte Sie sich die nassen Handflächen an der Hose ab. Inzwischen war ihr längst klar, weshalb ihr Vater Sie in Dublin mitsamt dem Schild der Götter entführte. Sie war die Auserwählte der Götter. So aufregend das Abenteuer bis zu jenem Zeitpunkt war, war der Zauber längst verflogen. Wenn sie etwas falsch machte, bedeutete es den Untergang der Welt. Die Erwachsenen hatten es zwar versucht vor ihr zu verheimlichen, aber Kinder hörten und sahen mehr als die Erwachsenen glaubten.
„Lass dir Zeit, Kleines.“, sagte Ben beruhigend.
Luke verzichtete funkelnd auf einen Zwischenruf.
Sie atmete tief durch, schloss kurz die Augen.
Als Amanda sie wieder öffnete, wusste Sie augenblicklich, was zu tun war.
Langsam, vorsichtig, drehte das Mädchen an den 8 Ringen. Jedes Mal wenn ein Ring einrastete, leuchtete eins der Symbole auf. Es handelte sich um Abbildungen der Teilstücke der Rüstung. Die Anordnung verlief so, dass sich der Milchdiamant inmitten eines Achtecks befand. Dann platzten die golden leuchtenden Abbildungen auseinander.
Der Milchdiamant verfärbte sich.
Klack!!
Er fiel aus der Aussparung in ihre Hand.

***
Kurz darauf versenkte sich der Schlossmechanismus im Steintor. Der Boden begann zu zittern, wurde stärker, schwoll zu einem Beben heran. Das Treppengerüst schwankte. Ein Söldner verlor den Halt, torkelte und fiel über die Brüstung. Mit geweiteten Augen sah Sie ihn fallen.
Knack!! Eine der Streben riss es auseinander. Das Gerüst drohte jeden Moment in sich zusammenzufallen, wie ein Kartenhaus.
Ohne Zögern rannte Ben los.
Die übrigen Söldner entfernten sich fluchtartig vom Gerüst. Ohne das einer Amanda half.
Er sprang die Treppenstufen hoch.
Die Holzballen splitterten. Der flüchtende Söldner mit der Ledertasche brach durch einen der Holzballen. Splitter bohrten sich in sein Bein. Weitere Gerüststreben rissen. Eine Halterung hielt der Belastung nicht länger stand und berstete unter dem Druck.
Ben erreichte die Plattform.
In diesem Moment rollte das Tor vom Durchgangsportal beiseite.
Mist!! Jeden Augenblick konnte das Gerüst in sich zusammenfallen und Sie unter sich begraben. Was die Brüder seines Vaters nicht davon abhalten würde, das zu tun, was Sie beabsichtigten. Auch wenn das den Untergang der Welt bedeutete.
Er packte Amanda, eilte die zersplitterten Holzballen herunter. „Das nehme ich mal.“ Sofern in seinem Sein die Absicht bestanden hatte, dem Söldner das Leben zu retten, so setzte Ben das Vorhaben nicht in die Tat um. Stattdessen entriss er dem Kerl die Ledertasche, ließ ihn zurück, wie er Amanda zurückgelassen hatte. Auge um Auge. Zahn um Zahn. Partnerschaften gab es unter Söldnern nicht. Jeder war auf seinen Vorteil bedacht. Und wenn das bedeutete jemanden zum Sterben zurückzulassen, dann war das eben so.
Hinter ihm kippte das Gerüst. Wie Knallkorken bersten die Halterungen und Streben. Die Plattform fiel in sich zusammen.
Sie schafften es nicht.
„Du musst dich abrollen, Kleines.“ Wenn Zeit gewesen wäre, hätte Amanda genickt.
Er gab ihr einen Schubs und sprang hinterher.
Der Söldner hinter ihnen schrie, als das Gerüst ihn mit sich riss.
Keine Sekunde zu spät war Ben abgesprungen. Nur einen Wimpernschlag später hätte ihn eine der Treppenstreben erwischt und mitgerissen. Krachend fiel das Treppengerüst zusammen.
Amanda hatte sich abgerollt, so erlitt sie keine schwerwiegenden Verletzungen.
Ben kam zu ihr. „Alles in Ordnung, Kleines?“ Außer kleineren oberflächlichen Abschürfungen und Staub schien Sie in Ordnung. Das Mädchen nickte und fiel ihm um den Hals. Er nahm Sie in den Arm. „Es wird alles gut. Versprochen.“
Rumpelnd stoppte das Tor.
Es stand offen.
Aus dem Augenwinkel sah Ben wie ein Trupp Söldner um den Trümmerberg des ehemaligen Gerüsts lief und durch das Portal gingen. Kurz darauf erschien der Konrad Familienclan. „Wir stehen ein wenig unter Zeitdruck, Ben.“, erinnerte ihn Rufus bissig.
Sein Neffe stand auf, warf dem wütenden Luke einen Seitenblick zu und ging mit Amanda auf dem Arm in Richtung Portal.
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Ende, Kapitel 18
© by Alexander Döbber
 
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