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29 Seiten

Return to Home - Frontline

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Neues Jahr. Neue RtH Episode.
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Ein Livestream aus einem Landungsboot des Vereinten Air Command fesselte im Network die Zuschauer. Das verwackelte Bild zeigte 25 teils junge Marines in kompletter Kampfmontur. Durch die Bullaugen des Luftfahrzeugs drangen farbenfrohe Lichtblitze. In den Gesichtern der Marines konnte ein jeder den Unterschied zwischen Frischlingen und Veteranen erkennen. Das Schweigen der Frauen und Männer verstärkte die beängstigen Geräusche.
Ein brutaler Ruck ging durch den Rumpf.
Plötzlich kippte das Vehikel zur Seite, wodurch sich das Übertragungsbild der Handkamera abrupt verschob.
Die Triebwerke heulten auf. Man wurde in die Sicherheitsgurte gepresst, hörte den Ansatz eines Wimmerns. Dann übergab sich jemand.
Was in Holokomödien noch für Lacher sorgte, wurde von den unzähligen Zuschauern mit Schrecken vernommen.
Zum allerersten Mal, seit Beginn der Reportage, wohnten sie hautnah dem Krieg bei, indem die Union kämpfte.
Die Stabilisatoren wurden an den Rand ihrer Belastbarkeit gebracht. Der Pilot konnte die Fluglage des Landungsboots stabilisieren. Detonationen der Flugabwehrgranaten ertönten. Das Vehikel wurde hin und her geworfen, wie bei einer Achterbahnfahrt. Für einen der Insassen war das Zuviel des Guten. Er oder Sie übergab sich von Neuem.
Der Kameramann schwenkte zitternd umher.
Ein brutaler Schlag ging durch die Landefähre und brachte den Rumpf zum Ächzen.
Sofort sprang die rote Beleuchtung auf Grün um.
„RAUS MIT EUCH.“, schrie der Gunny der Einheit schallend.
Die Sicherheitsgurte schnappten im Chor auf.
Marines sprangen aus den Hartschallsitzen, rannten mit dem Reaper X2-5-S7e Impulsgewehr in Händen aus der Kabine des Luftfahrzeugs.
Hastig folgte ihnen der Kameramann.
Der Himmel über ihnen leuchtete in allen erdenklichen Farben.
Wie an Neujahr.
Bloß mit dem Unterschied dass es sich dabei um kein herkömmliches Feuerwerk handelte.
Marines vom 7th VTGU Marineregiment hatten ihren Fuß auf dem, vom Sternenreich annektierten Planeten Eldoron, jenseits der Union, gesetzt.
Und die Zuschauer hinter der Kamera sahen den Krieg Live und in Farbe.
Entsprechend dem Credo der Frontline Macher.
Mittendrin statt nur dabei.

-Vorher-

„Wir befinden uns im Anflug auf die VF Rheinfeld.“, hörten die Zuschauer die raue Stimme im Hintergrund. „Begeben Sie sich auf ihre Plätze und legen sie zu ihrer eigenen Sicherheit die Sicherheitsgurte an.“ Die Passagiere der Raumfähre leisteten der unterschwelligen Aufforderung umgehend Folge. Dazu zählte auch der Kameraträger. Die Zuschauer sahen, wie er den Sicherheitsgurt anlegte und dieser schnappend einrastete.
Die HD-Kamera schwenkte zu einem Bullauge hinüber.
Man sah das obligatorische Sternenmeer der weiten luftleeren Galaxie, dass die Fähre durchflog. Mehrere Raumtransporter mit blinkenden Positionslichtern kamen ins Bild. An den Verladedocks des kleinen Außenpostens wurde die Fracht gelöscht. Transportfähren flogen wie ein Schwarm Bienen umher.
Ein Großkampfschiff kam ins Sichtfeld.
Weitere erschienen.
Kreuzer. Zerstörter. Schlachtschiffe. Megaträger. Truppenträger.
Wissende Zuschauer sahen, dass es sich um veralterte Schiffstypen handelte.
Das Flaggschiff der Kampfgruppe tauchte auf.
Der Sternenkreuzer VF Rheinfeld.

An Bord der VF Rheinfeld
Die Ankunft, Tag 1

Wurde eingeblendet.
Beim Aussteigen schwenkte die Kamera umher.
Auf dem Flugdeck herrschte ein scheinbar heilloses Chaos. Im Minutentakt starteten und landeten Fähren, wurden ent- und beladen. Ein Team der Deckmannschaft machte sich auch gleich daran ihre Fähre wieder startbereit zu machen. Wie Ameisen schwirrten Frauen und Männer der Deckmannschaft umher. Die Zuschauer sahen, wie eine Fähre im Landeanflug war und eingewunken wurde. Bei einer anderen Fähre machte der Pilot seinen Rund-um-Check. Er kontrollierte die Triebwerkschächte, begutachtete den Rumpf auf Schäden.
Einer der Tanker wiederum überwachte den Tankvorgang der Fähre an einer Terminalstation bei der Parkposition, die auf dem Flugdeck aufgemalt waren.
Unterdessen entlud das Team der Deckmannschaft die Fähre.
Für Außenstehende war es schwer vorstellbar, dass das eine geordnete Arbeitsweise war.
Die Gruppe um die Filmer verließ das Flugdeck.
In der Ankunftshalle des Flugdecks hätte wegen Überfüllung geschlossen werden müssen. Stattdessen schwappte eine Welle aus Menschen, Gvaner und Mischlingen von Links nach Rechts und umgekehrt. Die 12 Terminalstationen versanken in dem Meer aus Leiber.
Brechend voll schlossen sich die Liftkabinen.
Der Kameramann schaute nach hinten.
Eine hübsche Frau Anfang 30 stand hinter ihm. Sie war das Gesicht der Reportage. Dabei war sie längst keine Unbekannte mehr im Network. Maria Esposito gehörte neben Jennifer Santos (Finale) und der Nachrichtensprecherin Lilly Reuther (19 Uhr Heute) zu den Gesichtern von Kanal 7. Jahr für Jahr wurde eine aus dem Dreigestirn von Fans und Zuschauern zur Miss Network gewählt.
Ein Fähnrich bannte sich einen Weg durch die Massen. „Ms Esposito!! Ms Esposito!!“ Als er sie erreichte, war der junge Mischling ein wenig außer Atem. „Ich bin Fähnrich Guam.“, stellte er sich vor, als er wieder zu Atem gekommen war. „Bitte folgen Sie mir. Ich soll Sie zu ihrem Quartier bringen.“ Immer wieder schaute er unschlüssig in die HD-Kamera.
„Sind Sie unser Verbindungsmann?“, hörten die Zuschauer Ms Esposito aus dem Hintergrund fragen.
Fähnrich Guam fühlte sich sichtbar unwohl in seiner Haut. „Nein, Ma’am.“, entgegnete er schnell. „Wenn sie mir bitte folgen würden.“ Eilig schritt Guam auf einen Lift zu.

-4 Minuten später-

„Wir wurden in einem Standardquartier an Bord der VF Rheinfeld untergebracht.“, sagte Maria Esposito aus dem Off. Der Kameramann machte eine Führung durch das Quartier.
Es war an die 21qm groß, besaß 5 unbezogene Betten. Neben dem Bett stand ein Nachttisch. Im linken Nebenraum befand sich das Bad/WC. Die Kamera ging nun durch den gegenüberliegenden Durchgang und betrat den Vorraum des Quartiers. Dort befand sich 5 unbeschriftete Spinde. Unter normalen Umständen würden 5 Frauen und Männer der Mannschaft das Quartier bewohnen. Jeder erhielt einen Spind, ein Bett und einen Nachttisch. Für die Sauberkeit und Ordnung waren die Bewohner eigenverantwortlich. Mehr Zimmer hatte das Quartier nicht. „Welches Bett nimmst du?“, fragte der Gvaner hinter der Kamera.
Niemand sah sein verschmitztes Gesicht.
Demonstrativ stellte Maria ihre Reisetasche auf das hinterste Bett.
Die Zuschauer sahen wie der Kameramann seine Tasche vor das vorderste Bett stellte.
Sie hatten die freie Bettenwahl.
Dann blendete die Kamera aus.

-50 Minuten später-

Erschien auf den Bildschirmen und Holofenstern.
Man sah, wie die Reporter Fähnrich Guam folgten. Was einem noch auffiel, war der Umstand das sich Maria Esposito umgezogen hatte. Außerdem schien ihr Haar feucht zu sein. Darum gingen die meisten Zuschauer davon aus sie während der Pause geduscht hatte. In den unzähligen Live-Foren und Chatrooms wurden anzügliche Blogs und Kommentare von meist männlich pubertierenden Zuschauern verfasst, deren Fantasie keine Grenzen kannte.
„Wir sind auf dem Weg zu Admiralin Vic'torja.“, teilte Maria den Zuschauern vor den Schirmen und Holoprojektionen mit. „Sie hat das Kommando über die Kampfgruppe Rheinfeld.“, fuhr sie fort, sah kurz in die Kamera. Bei einer Kreuzung sahen die Zuschauer dass an jeder Ecke auf Augenhöhe 2 farbige Felder. In der Kopfzeile jedes Feldes stand ein Wort: Deck/Sektion. Darunter kam entweder ein Buchstabe (beim Deckfeld) oder eine Zahl (beim Sektionsfeld). Alle Decks waren in Sektionen unterteilt. Anhand der Felder wusste jeder an Bord auf welchem Deck und in welcher Sektion er sich befand.
Plötzlich schrillte der in der Union standardisierte Feueralarm durchs Schiffs. „Ein Brandbekämpfungstrupp in die Kantine.“, hallte es monoton durch das Schiffscom. „Ich wiederhole.“, sagte die Stimme mechanisch. „Ein Brandbekämpfungstrupp in die Kantine. Notfallteams in Bereitschaft. Brücke Ende.“
Die Frauen und Männer in den Gängen gingen einfach ihrer Beschäftigung nach. Lediglich eine Gvanerin rannte hastig an ihnen vorbei. Sonst schien sich niemand an dem Feueralarm zustören.
Die Lifttür öffnete sich.
Fähnrich Guam trat hinein.
„Sollte man bei einem Feuer die Lifts nicht benutzten?“
Ein Schmunzeln erschien auf dem jungen Gesicht. „Wir sind in keinem Hochhaus, Wolkenkratzer oder Megatower, Ma’am.“ Die Vorsicht schien ihn zu belustigen. In gewisser Weise hatte Maria Esposito ja recht. Jeder der Zuschauer wusste, wenn man sich während eines Bandes in einem Hochhaus, Wolkenkratzer oder Megatower oder einem sonstigen mehrstöckigen Gebäude aufhielt, wurde die Benutzung der Lifts strengstens untersagt. Abgesehen davon, dass Sie sich in einem solchen Fall gar nicht benutzen ließen.
„Auf Raumschiffen gelten andere Bestimmungen.“, sagte der Fähnrich gelassen. „Lifts in unmittelbarer Nähe zum Brandherd dürfen nicht benutzt werden. Sie können versichert sein das für uns keine Gefahr besteht. Andernfalls wäre der Lift gesperrt worden.“
Sie traten in die Kabine.
Die Tür schloss sich.
Die Kabine setzte sich in Bewegung.
Das mulmige Gefühl haftete an Maria.

***

Ohne Zwischenfall oder Stopp hielt die Kabine an, öffnete sich und Fähnrich Guam trat hinaus auf die Kommandobrücke. Dem Gehirn eines jeden Großkampfschiffs der Vereinten Flotte. Die Schaltzentrale. Von hier gingen die Befehle hinaus.
Auf der Kommandobrücke herrschte ein reges Treiben. Was wohl ein wenig daran lag, das sie unterbesetzt schien. Nur 4 Frauen und Männer verrichteten ihren Dienst. Unter Sollstärke betrug die Zahl der Brückenmannschaft im Schnitt 11 Mann. Manche Brückenstation waren vorläufig unbemannt.
Der Feueralarm hatte weiter bestand.
Guam führte sie um den sogenannten Außenring zum Raum des Schiffskommandanten. Der Fähnrich drückte den Rufbutton an der Tür.
„Herein.“ Im gleichen Moment glitt die Tür beiseite.
Dahinter kam der Raum des Schiffskommandanten.
Er war mindest 5 Mal so groß wie ein Standardquartier, hatte eine etwas längliche Form. Jeder Schiffskommandant konnte den Raum nach seinen Wünschen einrichten. In Admiral Vic'torja Fall verfügte der Raum über einen Teppich. Auf 1 Meter 50 waren die Wände mit malianischer Braunbuche vertäfelt. Darüber hatten sie einen dunkelgrünen Anstrich. Die Einrichtung war dezent, zweckmäßig. Eine längliche Wandkommode in der Mitte des Raums. Eine Sitzecke gegenüber der Tür. Von ihrer Ordensammlung fehlte jede Spur. Wahrscheinlich hätte sie damit die gesamte Wand auslegen können. Zwischen 2 Fackel Leuchtimitaten hing ein gerahmtes Ölgemälde der VF Rheinfeld. Auf der Kommode stand eine Ansammlung von Modellraumschiffen. Dabei handelte es sich um jene Flottenschiffe auf denen sie das Raumkommando inne hatte.
Obgleich wohl jedes Kind wusste, wer Admiralin Vic'torja war, sah man sie so gut wie nie im Network. Was auch nicht verwunderte, hatte sie sich mit Leib und Leben der Vereinten Flotte verschrieben. Vor Jahren hatte die Sendung -The Private Life of- ihr eine Folge gewidmet. Bei der Sendung wurde das Leben berühmter Persönlichkeiten porträtiert. Über Max Boletti war ebenfalls eine Folge ausgestrahlt worden.
Man konnte mit Fug und Recht behaupten das Admiral Vic'torja eine beeindruckende Frau war.
Ihre Größe von 1 Meter 80 kam gar nicht zur Geltung, als sie hinter dem großen Schreibtisch saß. Erst als sie sich aus ihrem Stuhl erhob, wurde ihre Körpergröße offensichtlich. „Frau Esposito.“ Sie kam um den Schreibtisch herum, begrüßte ihre Gäste freundlich. „Mr Andrèas.“
Der Kameramann schien überrascht, dass sie seinen Namen kannte. „Ma’am.“
Bei der förmlichen Anrede huschte ein Schmunzeln über ihr Antlitz. „Es freut mich sie kennenzulernen.“ Ein kurzer Blick in die Kamera. „Ich bin einer ihrer unregelmäßigen Stammzuschauer.“ Sie lächelte kurz. „Bitte, setzen sie sich doch.“ Die Gvanerin zeigte auf die Sitzecke. Man setzte sich. „Wie sie sicherlich schon bemerkt haben, stecken wir mitten in den Vorbereitungen zum Auslaufen. Daher ist meine Zeit ein wenig eingeschränkt.“ Was man ihr nicht ansah oder anhörte.
„Natürlich.“, äußerte Maria Esposito verständnisvoll.
„Da ihr eigentlicher Verbindungsmann zurzeit nicht auffindbar ist“ Admiral Vic'torja schaute kurz zu Fähnrich Guam, der Abseits der Runde stand. „wird Fähnrich Guam bis auf weiteres als ihr Verbindungsmann fungieren.“ Man konnte dem jungen Mann sein Unglück ansehen. Am liebsten hätte er sich wohl für sonst was freiwillig gemeldet. Er blieb jedoch stumm, wie ein Fisch. „Ihre Fragen und Anfragen richten sie daher an ihn.“ Maria nickte. Admiral Vic'torja erwiderte das Nicken als eine schweigende Abmachung zwischen ihnen.
„Uns wurde versichert das wir uneingeschränkten Zugang haben.“
„Dessen bin ich mir bewusst, Ms Esposito.“, erklärte die Gvanerin. „Jedoch handelt es sich hierbei um ein Großkampfschiff der Vereinten Flotte.“, fuhr sie autoritär fort. „Ich muss sie sicherlich nicht daran erinnern, dass wir uns im Krieg befinden.“ Ihre Stimme klang hart, unnachgiebig und einschüchternd. „Daher kann ich ihnen das Drehen in den Sicherheitsbereichen nur unter Auflagen gestatten.“ Die Zuschauer sahen, wie Maria Esposito zum Protest ansetzen wollte. Doch die Gvanerin fuhr einfach fort. Mit ihr war bekanntlich nicht zu spaßen. „Es ist in unser aller Interesse das sie beim Drehen dem Feind nicht irrtümlich die Schildfrequenz zusenden.“ Manche Zuschauer hatten bei der erwarteten Auseinandersetzung die Luft angehalten. Admiral Vic'torja Einwand klang plausibel und gerechtfertigt. Hatte der Feind erstmal die Schildfrequenz, konnte es in einem Gefecht sehr hässlich werden.
Bevor die Auseinandersetzung begann, wurde sie durch die Melodie eines reinkommenden InterCom Rufs beendet. Die Gvanerin erhob sich. „Sie entschuldigen mich.“ Es war mehr als deutlich, dass die Runde ab hier beendet war. „Fähnrich Guam wird mit ihnen eine Führung durch das Schiff machen. Sofern sie das wollen. Wenn ihnen das lieber ist können sie natürlich auch auf eigene Faust losziehen.“
Man verabschiedete sich ein wenig unterkühlt voneinander.
Fähnrich Guam führte Sie aus dem Raum der Schiffskommandantin, ging in Richtung Lift.
Der Feueralarm hatte weiterhin bestand.
Im Hintergrund hörten die Zuschauer diesbezüglich eine InterCom Mitteilung.
Beim Feueralarm handelte es sich lediglich um eine Übung.

***

An Bord der VF Rheinfeld
Tag 3

Interview mit Crewmen Lena Groß

Eine Mischlingsfrau tauchte auf. Im Hintergrund sah man das Casino, der Gesellschaftsraum an Bord jeden Kriegsschiffs der Vereinten Flotte. Am Kragen ihrer Uniform sahen die Zuschauer ihr Rangabzeichen. Als Crewmen stand sie über einem Matrosen (der Einstiegsrang in der Flotte. Er wurde meist von Frischlingen getragen.) und unter einem Fähnrich.
„Wieso sind Sie zur Flotte gegangen?“, hörten die Zuschauer Maria Esposito aus dem Hintergrund fragen. Neben dem Alltag an Bord der VF Rheinfeld zeichnete man auch Interviews auf.
„Die Flotte bietet mir nach Ablauf meines Grunddienstes die Möglichkeit zu studieren.“, antwortete die junge Frau zurückhaltend. Obwohl niemand gezwungen wurde, hatte sie sich zu dem Interview bereit erklärt. Wer nicht wollte, musste auch nicht vor die Kamera.
„Genau wie das Marine Corp und das Air Command.“, hackte Maria geschickt nach. Ohne dabei irgendwelchen Druck auszuüben. Zurückhaltend nickte Crewmen Groß. „Dafür müssen sie sich Verpflichten.“, stellte sie fest. „Sind sie dazu bereit?“
Ein Moment des Schweigens trat ein.
„Ich weiß nicht.“, antwortete Crewmen Groß ehrlich.

Interview mit Lieutenant Natalie Petrov

Die Menschenfrau verrichtete während des Interviews ihren Dienst an einer Brückenstation. Dabei handelte sich zum die Taktikstation. Entsprechend war ihr Uniformkragen farblich gekennzeichnet. Ihre Finger huschten über das Eingabefeld ihrer Konsole.
„Wie viele Jahren dienen sie schon in der Vereinten Flotte, Lieutenant?“
Ohne aufzusehen, antwortete die Frau. „7 Jahre.“
„Demnach haben Sie sich nach ihrem Grunddienst verpflichtet.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Darum kommentierte Lieutenant Petrov sie scheinbar nicht. „Aus welchem Grund?“
Sie ging weiter ihrer Tätigkeit nach. „Weil ich es wollte.“ Das Interview schien ihr lästig zu sein. Ihr Fokus lag mehr auf ihrer Arbeit, als darauf ein gewisses Öffentlichkeitsbild abzugeben.
„Sie hätten doch auch in der Privatwirtschaft ihren Raumdienst fortsetzen können.“ Maria Esposito blieb hartnäckig. So kannten die Frontline Zuschauer sie. Worauf auch ein Teil ihres Erfolgs gründete.
Der unausgesprochene Zusatz ließ die Menschenfrau aufsehen. „Hier kann ich mit den Besten zusammenarbeiten und von ihnen lernen.“, erwiderte Petrov ein wenig gereizt.
„Wie lange dienen Sie schon unter Admiral Vic'torja?“
„Ein Jahr.“
„Admiral.“, sagte jemand im Hintergrund. Die Kamera schwenkte herum. Ein Mischling hinter der Com-Station hatte die Gvanerin angesprochen.
Sie drehte ihren Kommandosessel in die entsprechende Richtung. „Ja, Crewmen.“
„Eine Mitteilung höchster Dringlichkeit vom Flottenkommando.“
Sie nickte. „Legen Sie sie in meinen Raum.“ Admiral Vic'torja brachte den Kommandosessel in die Ausgangsposition zurück. Sie machte eine Eingabe in das ausgefahrene Touchdisplay. „Lieutenant Commander Riggs.“
„Ja, Ma’am.“
„Sie haben das Kommando.“
„Aye, habe das Kommando.“, wiederholte der Mischling.
Die Gvanerin erhob sich aus dem Sessel, schritt zu ihrem Raum und verschwand hinter der schließenden Tür.

-20 Minuten später-

„Wie ich soeben vom Flottenkommando erfahren habe, hat die Reichsflotte Xerxes-Point zerstört.“, teilte Admiral Vic'torja dem Kampfgruppenstab mit. In den Gesichtern der übrigen Schiffskommandanten und ihres Kommandostabs war Unglaube erkennbar.
„Meine Güte.“, sagte jemand anonym. Er klang erschüttert. Und da war die Person nicht die Einzige.
„Xerxes-Point. Guter Gott.“, nuschelte ein anderer.
Damit hatte scheinbar niemand in der Runde gerechnet. Was, wenn man wusste, worum es sich bei Xerxes-Point handelte, nachvollziehen konnte.
Ein unheimliches Schweigen setzte ein.
„Hat das Flottenkommando ein Einsatzgebiet genannt?“, fragte ein recht jung wirkender Captain.
Admiral Vic'torja schaute ihn an. „Nein. Den erfahren wir erst kurz vor Abflug.“ Sie wandte sich allen zu. Was niemanden sonderlich zu überraschen schien. „In 10 Stunden erwarte ich einen vorläufigen Statusbericht.
Das wäre alles.“ Sie nickte allen zu, erhob sich.
Die Hologramme der Schiffskommandanten lösten sich auf.
Die Mitglieder ihres Kommandostabs hingegen blieben im Besprechungsraum. Sie waren auch aus Fleisch und Blut. Wobei sich der eine oder andere aufgrund der Neuigkeiten wohl auch gerne auflösen wollte.

-2 Stunden später-

Die Bedienung stellte den alkoholfreien Cocktail vor dem Kameramann. Sie lächelte ihm zu. Die Kamera folgte ihr, weil der Bediener ihr nachsah. Dann drehte er sich auf dem Hocker an der langen Theke. Zurzeit schien nicht viel los zu sein im Casino. Das Rattern und Klingeln stammte von einem der 3 altmodischen Flipperautomaten. Dazu gab es 5 Bowlingbahnen. 3 Billardtische. 2 Mehrzweckspieltische. Nicht zu vergessen die 6 Holosuiten im Obergeschoss. Das Casino war eine Art Gesellschaftsraum für die Frauen und Männer an Bord der Kriegsschiffe der Vereinten Flotte. Die Größe des Casino’s war abhängig vom Schiffstyp.
Am nächstgelegenen Tisch nahe des Tresens saßen 2 Männer und 1 Frau zusammen. „Mann, das ist echt übel.“ Lediglich einer trug eine Uniform. Die übrigen 2 hatten Zivilkleidung an.
„Das kannst du laut sagen.“, pflichtete einer aus der Runde bei.
Da der Kameramann niemanden kompromittieren oder den Eindruck vermitteln wollte er würde Lauschen, was er aber im Endeffekt ja Tat, schweifte das Bild scheinbar ziellos umher. Das hochempfindliche Mikro hingegen blieb auf die Gruppe gerichtet.
„Xerxes-Point.“ Noch immer war die Erschütterung über die jüngsten Berichte greif- und spürbar. „Was ist ihr nächstes Ziel?“ Die Frage hing wie ein Damoklesschwert in der Luft. Keine Antwort wurde mehr gefürchtet.

***

An Bord der VF Rheinfeld
Tag 4

Die Fähre landete. Von Außen betrachtet schien das Raumvehikel sanft und geschmeidig zulanden. Ganz anders bei der Fährenlandung, wo Maria Esposito und Andrèas an Bord waren. Wahrscheinlich hatte sie bei der Crew nicht die entsprechende Lobby gehabt.
Unterhalb der Luke fuhr die Fährentreppe automatisch aus. Kurz darauf öffnete sich die Luke. Eine humpelnde Gestalt erschien, trat hinaus und ging gemächlich die Stufen hinunter. Jeder Zuschauer wusste sofort, wer die Person war.
Admiral Vic'torja trat vor. Der Mann blieb stehen. „Brigadier General Boletti.“ Sie streckte die Hand aus. Die Gvanerin klang aufrichtig. „Es ist schön Sie wiederzusehen. Ich hätte mir jedoch andere Umstände gewünscht.“
Zwei Legenden der Vereinten Streitkräfte standen sich gegenüber. Und Frontline hatte das exklusive Bildrecht.
Man gab sich einen freundschaftlichen Händedruck. „Da geht es mir nicht anders, Admiral.“ Ein kurzer Blick zu Ms Esposito und ihrem Kameramann. Seinem Gesichtsausdruck konnte man nicht entnehmen, was er von ihrer Anwesenheit hielt.
Die Gvanerin trat beiseite. „Darf ich ihnen Maria Esposito und Andrèas vorstellen. Sie sind von Frontline und arbeiten an einer Reportage.“ Mit störrischer Miene blickte er die Zwei an. „Eine Art Blick hinter die Kulissen.“
„Mhm.“ Mehr sagte er dazu nicht. Weder ein Hallo oder ein Tag. „Interessant.“, nuschelte der Held der Helden desinteressiert. Bei einigen Zuschauern sorgte das für einen Lacher. Die Jahre hatten den knochigen Boletti nicht diplomatischer werden lassen.
„Wollen Sie sich vor der Besprechung noch Mal frisch machen?“
Er blickte die Frau an, die rangtechnisch höher stand. „Nein.“
„Gut.“ Admiral Vic'torja zeigte in Richtung Lift. „Wenn Sie mir folgen würden, Brigadier General.“

An Bord der VF Haifa
Lazarettschiff der Kampfgruppe Rheinfeld
Tag 7

„Die Haifa“, so der Mann in der Flottenuniform. „verfügt über 10.000 Betten. Uns stehen 10 Operationsräume zur Verfügung.“ Zusammen mit ihrem Kameramann war Ms Esposito auf einer Exkursion. Innerhalb der Kampfgruppe hatten sie vollkommene Bewegungsfreiheit. Der Mann neben ihr war Leiter des medizinischen Personals an Bord der VF Haifa, die zum Unterstützungsverband der Kampfgruppe gehörte. „Hinzu haben wir 20 Behandlungsräume. Das Personal steht seit unserem Auslaufen Rund um die Uhr in Bereitschaft.“
„Haben Sie für den Eventualfall noch Reserven?“, fragte Maria.
Der Mann trug am Revier die Rangabzeichen eines Captains des Vereinten Marine Corp. Er nickte sofort. „Wir können bei einer Überkapazität“ Einen Grund dafür nannte er nicht. „3 unserer 5 Lagerräume in Notfalllazarette umwandeln. Wo dann die Erstversorgung der Verletzten stattfindet.“
„Und bei einer Bodenoffensive?“
„Werden wir ein Delta Camp errichten. Es verfügt über 3 Operationsräume und 6 Behandlungsräume. Je nach Einschätzung der Ärzte vor Ort werden sehr kritische Fälle zu uns überstellt und entsprechend ausgeflogen. Das Delta Camp verfügt für eine Bodenoffensive über alle nötigen Kapazitäten.“

An Bord der VF Europa
Megaträger der Kampfgruppe Rheinfeld
Tag 9

Die Zuschauer sahen wie Andrèas die Behelfstreppe an dem Raumbomber auf einem der 5 Flugdecks des Megaträgers VF Europa emporstieg. Ein wenig versetzt, auf der anderen Seite, erschien der Raumpiloten. Durch das verspiegelte Visier des Flughelms konnte man sein Gesicht nicht erkennen. Auf dem Einsatzoverall hingegen waren Rang, Name und Rufzeichen eingenäht.
Ein wenig umständlich setzte sich Andrèas in den Sitz hinter der Pilotin. Anders als Raumjäger waren Bomber Zweisitzer. Er legte den Sicherheitsgurt an, zog ihn so straff wie möglich. Der Kameramann folgte der zuvor stattgefundenen Unterweisung.
Die Cockpitkanzel schloss sich. Einer der Techniker klopfte dagegen. Seine Pilotin zeigte den erhobenen Daumen, machte eine Eingabe und die Triebwerke erwachten schnurrend aus ihrem Stand-by Schlaf.
Die Behelfstreppe wurde weggenommen.
Auf ihr Zeichen hin trennte das Bodenpersonal über eine Eingabe in eine Terminalstation die Bodenstromzufuhr. Ein weiteres Mal zeigte sie den Daumen. Damit signalisierte sie der Bodencrew, dass alles in Ordnung war.
„Flugkontrolle, hier Platin 7.“, erklang die Stimme der Pilotin. „Sind bereit zum Abheben.“
„Platin 7 Stand-by.“, kam es postwendend aus dem Com.
„Haben verstanden, Flugkontrolle. Platin 7 Stand-by.“, wiederholte die Pilotin mit der Routine tausender Raumstunden.
Das Bild war zittrig. Er schwenkte von Links nach Rechts, zoomte nach Vorne und zurück.
Das Cockpit, indem der Kameramann von Frontline saß, unterschied sich in keinster Weise von denen die die Zuschauer aus dem Network kannten. Bloß handelte es sich hierbei um keine Requisite.
„Flugkontrolle an Platin 7.“
„Platin 7 hört.“
„Sie haben Starterlaubnis. Leitstrahl 11. Abflugrichtung 350.“
„Haben Starterlaubnis.“, begann die Pilotin zu wiederholen. „Leitstrahl 11. Abflugrichtung 350. Verstanden, Flugkontrolle.“
„Angenehmen Flug, Platin 7. Flugkontrolle Ende.“
Sie gab das Zeichen für die Starterlaubnis an das Bodenpersonal weiter. Danach folgte eine Eingabe. Als die Pilotin Schub gab, heulten die Triebwerke auf. Bedächtig gewann der Bomber an Höhe, schwebte kurz, flog schleichend vorwärts, schwenkte nach Links Richtung Abflugbereich.
Um sie herum standen weitere Bomber und Jäger. Bodencrews und Techniker eilten auf dem Flugdeck umher. Von einem Jäger wurde bei ihrem Vorbeiflug gerade die Behelfstreppe weggeschoben.
Dann erreichten sie den Abflugbereich, die Öffnung des Flugdecks nach draußen. Vor ihnen erstreckte sich der Weltraum. Ein Sternenmeer.
Ohne Vorwarnung gab die Pilotin Schub. Der schwerfällig wirkende Bomber machte einen Satz und raste davon, um gleich in eine scharfe Linkskurve zugehen.
Andrèas wurde in den Sitz gepresst. „Scheiße.“, japste er gepresst.
Lachte die Pilotin etwa!!
Minuten später überflog der Bomber in einem gemächlichen Tempo einen Kreuzer der Kampfgruppe. Die Bilder waren einfach grandios. An ihren Flügeln hielten sich 2 Raumjäger auf. Ihr Begleitschutz. Bomber wurden immer von Jägern begleitet. Neben ihnen kam ein weiteres Großkampfschiff ins Bild. Zurzeit hatte die Kampfgruppe eine Diamantenformation inne.
In der Ferne sah man die blinkenden Positionslichter der Raumfrachter und Versorgungsschiffe. Die Flüge der Transportfähren hatten abgenommen. Noch immer wurden Personal und Frachtgüter auf die Schiffe der Kampfgruppe verteilt.
„Wende nach Rechts. 70.“, sagte die Piloten über den Gruppenkanal. „In 4… 3… 2… 1… Jetzt.“ Chorografisch perfekt flogen Jäger und Bomber nach Rechts, bis sie die Marke 70 erreichten. Fortan flog das Dreigestirn geradeaus weiter.
Mitten auf das Flaggschiff zu.

An Bord der VMC Ziu
Truppenträger der Kampfgruppe Rheinfeld
Tag 10

Interview mit Sergeant Magdalena Stromberg

„Wann sind Sie Brigadier General Boletti zum ersten Mal begegnet?“
Die hübsche Frau in der Uniform vom Vereinten Terra-Gvan Marine Corp, schaute mit lockerer Miene in die Kamera. „An der Militärschule. Damals war er Gastdozent.“
„Haben Sie sich darum entschlossen sich über die Grunddienstzeit hinaus zu verpflichten?“
Sie überlegte einen Moment. „Nein.“
„Was hat ihnen Brigadier General an der Militärschule vermittelt?“
„Das alle die eine Uniform tragen, ob Polizist, Feuerwehrmann, Rettungssanitäter, Müllmänner, Ärzte, Richter, sogar Anwälte“ Eine Mehrzahl der Zuschauer lachten heiter. „Helden sind. Weit mehr als wir die in den Streitkräften dienen. Sie meistern den Alltag, jeden Tag aufs Neue. Es verdient unseren Respekt und unsere Anerkennung.“ Klatschend stimmten die Zuschauer ihr zu.
„Dem kann man nur vorbehaltlos zustimmen.“, stimmte Maria Esposito ehrlich zu. „Der Brigadier General Boletti gehört mit Admiral Vic'torja zu den Legenden der Vereinten Streitkräfte. Demnach sind die Flottenleute und Marines keine Helden! Sie verteidigen unsere Freiheit, sichern den Frieden, die Lebensweise und den Wohlstand der Union.“ Sie wirkte ein wenig angriffslustig.
Ein unerwartetes Schmunzeln erschien auf dem Gesicht von Magdalena Stromberg. „Das Militär ist das Schwert der Diplomatie.“, rezensierte sie ein Zitat.
„Wer hat das gesagt?“
„Präsident Gomez.“, antwortete sie. „Haben Sie den seine Biografie nicht gelesen.“, sagte Stromberg kokett.

***

Von der Aussichtsplattform, auch die Loge genannt, schauten die Zuschauer auf das Flugdeck vom Truppenträger VMC Ziu. Einen großen Unterschied zwischen einem Megaträger der Flotte und dem hier war nicht zuerkennen. Auf den Schirmen und holografischen Projektionen öffnete sich am rechten Bildrand ein Fenster. Dort wurden den Zuschauern die Steckbriefdaten des Truppenträgers angezeigt.
In Sekundenabständen landeten 3 Transportfähren auf dem Flugdeck. Jede Fähre hatte eine eigene Bodencrew zugeteilt bekommen. Die Fähren wurden eingewunken. Als die Bodenstromzufuhr sichergestellt war, bekamen die Piloten das entsprechende Handzeichen. Woraufhin die Triebwerke in den Leerlauf gingen und die Warnlichter erloschen. Die Heckrampe öffnete sich. Gleichzeitig ging die fähreneigene Gangway auf.
Hinaus trat eine Gvanerin. Ihr folgten weitere Frauen und Männer vom Vereinten Terra-Gvan Marine Corp.
Andrèas zoomte die Frau heran. Sie war hübsch, drahtig mit einem gestählten Körper. Zuvor hatten die Zuschauer den Fitnessbereich an Bord der VMC Ziu gesehen. Wo die Marines an unterschiedlichsten Geräten trainieren konnten.
Ein Schwenk zum Namensschild: Senior Captain T’hali. Darunter erschien das Wappen der Einheit. Es zeigte einen gvanischen Greifvogel. Indem umgebenen Band standen Initialen: SFU. Was bekanntlich für Special Force Unit stand. Demnach gehörte die Frau, sowie alle übrigen Frauen und Männer die aus den Transportfähren stiegen zur Special Force. Unter dem Greifvogel sah man ein Rundschild mit 2 gekreuzten Breitschwerter. Oben stand ein K. Links ein S. Rechts ein K. Das Zusatzwappen gehörte der Spezialeinheit Kommando Spezialkräfte, kurz KSK. Eine Eliteeinheit der SFU.
Unbeeindruckt von der Ankunft der Schwergewichte vom Vereinten Marine Corp luden die Bodencrew die Transportfähren aus. Die Kisten wurden sortiert auf Schwebewagen geladen. Kaum waren die Fähren ausgeladen, die Passagiere ausgestiegen, starteten sie wenig später auch wieder.

An Bord der VF Rheinfeld
Tag 11

Wortkarg verrichteten die Frauen und Männer der Vereinten Flotte ihren Dienst auf der Kommandobrücke.
„Ma’am. Kampfgruppe meldet vollständige Operationsbereitschaft.“, teilte ein Mitglied der Com-Mannschaft mit.
Admiral Vic'torja saß in ihrem Kommandosessel. Das Taktik Display war aus der Armlehne ausgefahren. Die Gvanerin wirkte ruhig, keinesfalls angespannt. „EO.“
Der Erste Offizier, ein Mensch, ihr Stellvertreter machte eine Eingabe in seine Terminalstation ein wenig versetzt neben ihr. Eine Tonmelodie ertönte überall auf dem Flaggschiff und jedem Schiff der Kampfgruppe sowie des Unterstützungsverbandes. „An alle.“, sagte der Mann brummig. „Sprung in 5… 4… 3… 2… 1… Sprung.“
Auf dem Kommandoschirm öffnete sich blumenartig die Hyperraumöffnung. Der Schlachtkreuzer zitterte kurzweilig, als es in den Sog geriet. Dann flog das Großkampfschiff auf den Ereignishorizont zu, trat über die Schwelle, die Normalraum und Hyperraum voneinander trennte und setzte in den Hyperraum über.
„Admiral. Hyperraumsprung abgeschlossen.“, meldete der Steuermann.
„Verstanden, Steuer.“ Sie machte eine Eingabe.
„Ma’am.“, sagte der EO. Admiral Vic'torja schaute auf. „Die Kampfgruppe ist vollständig transferiert.“
Sie nickte, wandte sich nach vorne zur Steuerstation. „Steuer. Wir nehmen Kurs auf das Eldoron System.“
„Aye, Ma’am. Setze Kurs auf das Eldoron System.“, wiederholte der Steuermann den Befehl. Eine Eingabe in seine Konsole folgte. „Admiral. Kurs liegt an.“
Ein Seitenblick zu ihrem EO folgte. Er bestätigte es mit einem Nicken. „Ausführen.“

An Bord der VMC Ziu
Truppenträger der Kampfgruppe Rheinfeld
Tag 15, Gefechtstag 3

Zusammen mit Marines lief der Kameramann über die Rampe in das Landungsboot. Kaum war der letzte Soldat in der Kabine, schloss sich die Heckrampe. Die Frauen und Männer in ihren Panzeranzügen setzten sich in die Hartschalensitze, legten sofort die Sicherheitsgurte an. Die Heckrampe war noch nicht vollständig geschlossen, da heulten die Triebwerke auf, ruckelnd hob das Landungsboot ab.
Sofort sprang das grüne Kabinenlicht auf Rot um.
Der Kameramann schaute sich um.
Entschlossene, zweifelsfreie Gesichter kamen ins Bild. Die Jungen Leute waren sichtbar nervös. Für Sie war es meist der erste Kampfeinsatz. Bei den Veteranen sah man eine gelassene Anspannung. Alle waren sich der Situation bewusst, als der Einsatzalarm durch den Truppenträger halte.
Die Landeoperation für Eldoron startete.
Die Zuschauer sahen wie das Landungsboot, in dem der Kameramann von Maria Esposito saß, die VMC Ziu verließ. Je weiter man sich entfernte umso sichtbarer wurde das tobende Raumgefecht. Unzählige Explosionen. Kinetische Energiebolzen. Raketenschwärme. Flakfeuer. Schießende Geschütze.
Der Blickwinkel änderte sich.
3 Raumjäger kamen ins Bild. Der Landeverband, dem das Landungsboot angehörte, hatte Begleitschutz. 2 Raumjäger brachen aus der Formation aus und verschwanden. Kurz darauf ging ein Ruck durchs Boot.
„Leute“, kam es aus dem Com. „haltet eure Ärsche fest.“, sagte der Pilot blumig. „Jetzt wird’s ungemütlich.“ Der Comkanal wurde just geschlossen, als das Landungsboot scheinbar in Turbolenzen geriet.

Auf Eldoron Prime, Eldoron System
Camp Alpha, Vereinte Streitkräfte
Tag 16, Gefechtstag 4

Im Sekundentakt starteten und landeten Transportfähren auf dem provisorisch gekennzeichneten Start- und Landefeld von Camp Alpha. Sie brachten Wehrgüter aller Art und Truppen auf den umkämpften Planeten.
Das Kamerabild wanderte zu Marines die über die offene Heckrampe in einen startbereiten Truppentransporter stiegen. Der anschließend mit heulenden Triebwerken, von einer Sandwolke eingehüllt, abhob und die Soldaten in die zugewiesene Gefechtszone flog.
Zeitgleich landeten auf der anderen Seite Kampfhubschrauber. Sie wurden umgehend betankt und neu munitioniert. Um sich nach 10-15 Minuten wieder in den Kampf zustürzen.
Jäger und Bomber landeten dröhnend, rollten zu Parkpositionen, wo sie dann von Bodencrews betankt und neu bestückt wurden. Nur vereinzelt blieben Kampfhubschrauber, Jäger oder Bomber für längere Zeit am Boden.
Camp Alpha bestand hauptsächlich, wie der Kameramann den Zuschauern vom Rand des Landefelds zeigte, aus olivfarbenen nummerierten Zelten. Marines, Bodenpersonal und Techniker liefen umher.
Der Kameramann stand mitten in einem Pulk von Marines in Panzeranzügen.
Vor ihnen landete ein Transporthubschrauber. Kaum hatte das Luftvehikel aufgesetzt, gab der Truppführer das Los-Zeichen.
Zusammen mit den Marines lief Andrèas auf den Transporthubschrauber zu. Er wurde sofort betankt. Die Triebwerke befanden sich im Leerlauf. Die Heckrampe öffnete sich vollends. Ohne Zögern sprinteten die Frauen und Männer hinein, setzten sich und gurteten sich an.
Erst als das Tanken abgeschlossen war, wurde die Heckrampe geschlossen. Die Triebwerke heulten auf. Der Transporthubschrauber wurde, wie alle bisherigen Luftvehikel von einer Sandwolke eingehüllt, hob ab und flog über Camp Alpha hinweg.

-1 Stunden später-

Eine weitläufige, unberührte Savanne kam zum Vorschein. Es bot sich einem ein herrliches Panorama. Grüne Oasen. Sanddünen. Palmen. Eine Herde Gnus, die an Langbäumen die Blätter und Früchte aßen. Die Hüpfvögel, die aufgeregt auseinanderstoben, als der tieffliegende Transporthubschrauber über sie hinweg donnerte.
Nichts von all dem erweckte den Anschein das auf dem Planeten ein Krieg tobte, den keiner wollte, der aber nicht zu verhindern war.
„Lieutenant Tuncay.“, kam es aus dem Teamkanal.
„Ja.“
„Noch 2 Minuten bis zur Absetzzone.“
„Verstanden. 2 Minuten.“, bestätigte der Truppführer, Lieutenant Tuncay. Der Mischling wandte sich an seine Leute. „Bereit machen zur Absetzung.“
Die Marines überprüften ein weiteres Mal den Panzeranzug sowie ihre Waffen und sonstige Ausrüstung. Dann wurde die Kabine in ein diffuses rotes Licht gehüllt. Ungeachtet dessen beendeten die Frauen und Männer ihre Prüfung.
„1 Minute.“, teilte der Pilot seinen Passagieren mit.
Die im Kragen vom Panzeranzug integrierten Helme wurden aktiviert. Er hüllte den Kopf ein. Der Helm wurde durch das verspiegelte Visier geschlossen.
„30 Sekunden.“
Regungslos saßen die Marines angegurtet auf den Hartschallsitzen. Das Reaper X2-5-S7e in Händen. Ob Mann oder Frau war nun mehr nicht zu erkennen.
„10 Sekunden.“
Der Transporthubschrauber ging tiefer. Mit einem Ruck setzte er auf. „Landung.“
Sofort schnappten die Sicherheitsgurte auf. Die Seitentür wurde vom nächstbesten Marine geöffnet. Zwei Kameraden sprangen mit Waffen im Anschlag raus, gingen sofort in die Hocke. Der Rest vom Trupp folgte augenblicklich.
Und mittendrin der Kameramann bzw. die Zuschauer.
Zielsuchend glitt das Pulsergeschütz vom Transporthubschrauber von links nach rechts und zurück. Um den abgesetzten Truppen notfalls Feuerschutz zu bieten. Diesmal spuckte das Pulsergeschütz keine kinetischen Bolzen aus.
Automatisch glitt die Seitentür zu. Der Transporthubschrauber erhob sich, als der Truppführer dem Piloten den erhobenen Daumen zeigte. „Commando. Zero 7 wurde abgesetzt.“, meldete der Pilot.
„Verstanden, Air 4.“, erwiderte einer der Com Leute beim Commando.
„Zero 7 an Commando.“, sagte der Truppführer, Lieutenant Tuncay. „Rücken zur Einsatzzone vor.“
„Verstanden, Zero 7.“
Der Mischling kam das Handzeichen zum Abrücken.
Das Kamerabild folgte dem davon fliegenden Transporthubschrauber.
Zusammen mit dem Trupp rückte Andrèas ab.

-40 Minuten später-

Wenn man als Zuschauer die Bilder sah, konnte man meinen es handelte sich um eine Sendung von Geography Univers. Eine beliebte Network Sendung die für ihre grandiosen Naturaufnahmen berüchtigt war. Die Naturbilder waren ohne Zweifel beeindruckend.
Einzig der Umstand der Marines in ihren Panzeranzügen, die ab und an ins Blickfeld gerieten, erinnerte die Zuschauer daran, dass dies keine Sendung von Geography Univers war. Sondern eine Kriegsreportage.
Sie erreichten den östlichen Außenbezirk der Hauptstadt, Eldoron City.
Der Ostbezirk besaß Züge eines Slums. Hütten aus Wellblech/Holz. Flachbauten aus nacktem Sandbeton. Die asphaltierte Hauptstraße führte quer durch den Bezirk. Von Türmen und Hochhäuser aus Stahlbeton-Glas-Chrom war nichts zusehen. Hier hatten die wenigsten Gebäude mehr als 5 Stockwerke.
Die Marines benutzten die Nebenstraße, Gassen und Wege. Abseits der Hauptstraße, die mit Sicherheit von Ocleanern und ihren einheimischen Vasallen kontrolliert und überwacht wurde. Der Außenbezirk wirkte wie ausgestorben. Kein humanoid begegnete ihnen.
„Kontakt. Rechts. Oben.“ Wer von den Marines die Meldung machte, ließ sich nicht sagen.
Der Kameramann folgte den Angaben.
Auf einem Balkon eines herunter gekommenen Mietshauses stand eine junge Eldoronerin. Sie rauchte eine Zigarette. Mit ihr auf dem Balkon war ein kleines Mädchen. Es spielte mit einer Puppe, die wahrscheinlich aus dem Müll stammte. Als die Marines zu ihr schauten, winkte das Mädchen. Die Mutter schnippte die heruntergerauchte Zigarette hinunter, sagte etwas zu dem Mädchen, nahm es auf den Arm und verschwand in die Wohnung.
„Weiter.“, befahl Lieutenant Tuncay.
Die Marines gingen weiter, die Waffen im Anschlag.
Am Ende der Gasse, die wiederum parallel zur Hauptstraße lag, führte eine Seitenstraße vorbei. Genau dort machte man einen Checkpoint der Miliz aus.
Eine Gruppe junger Eldoroner bewachten den Checkpoint. Neben Straßensperren aus Betonblöcken stand ein klappriger Pick-up am Straßenrand. Auf dem Fahrzeug war ein MG montiert. Bei den Waffen der Männer handelte es sich um Sturmgewehre aus Ligaproduktion. Aus einem Gettoblaster drang basslastige Musik. Sie langweilten sich, rauchten und dösten vor sich.
„Zero 7 an Commando.“
„Sprechen Sie Zero 7.“
„Wir sind auf einen Checkpoint der Miliz gestoßen.“, meldete Truppführer Tuncay.
„Verstanden, Zero 7. Markieren Sie ihn. Nehmen sie einen anderen Weg zu ihrem Primärziel.“
Lieutenant Tuncay gab einem seiner Leute das Zeichen, er solle das Ziel markieren. Dann tippte er auf das Touchdisplay an seinem Arm. „Verstanden, Commando. Nehmen einen anderen Weg zu Alpha 1.“
„Sir, Ziel ist markiert.“, sagte der ausführende Soldat ohne das die Eldoroner etwas davon mitbekamen.
„Commando. Ziel wurde markiert.“
„Bestätige, Zero 7. Setzen Sie ihre Mission fort. Commando Ende.“
Truppführer Tuncay gab das Zeichen zum Abrücken.
Die Marines gingen den Weg zurück, den sie gekommen waren, nahmen eine schmale Abzweigung, wo ihnen zuvor das Mädchen zugewunken hatte.
150 Meter vom Checkpoint entfernt machte die Seitenstraße eine Biegung, in die die Milizionäre nicht sehen konnten. Dort überquerten die Marines die Straße, liefen in eine andere Gasse und setzten ihren Weg zu ihrem Ziel fort.

-45 Minuten später-

Von einer sicheren Position aus blickte der Kameramann und damit die Zuschauer, auf eine Verteidigungsstellung des Feindes, die sich mitten auf einer Straßenkreuzung befand.
Sie bestand aus einem festinstallierten Geschützturm. Einem Stellungsgraben. Panzersperren. MP-Nester. Einer Flakbatterie. In einem der umstehenden Gebäude musste ein Schattengenerator, der die Verteidigungsstellung für die Satelliten in Finsternis tauchte, sein. Dazu kam ein Störsender. Nicht zu vergessen die beinahe 50 schwer bewaffneten Milizionäre.
„Zero 7 an Commando.“, rief Lieutenant Tuncay die Kommandozentrale über den Gruppenkanal.
„Commando hört.“
„Haben Primärziel erreicht. Ziel wird markiert.“
„Verstanden, Zero 7. Stand-by.“
Andrèas schaute sich weiter um.
Kein Zivilist weit und breit. Die Stadt bzw. der Ostbezirk schien wie ausgestorben. Eine gespenstige Ruhe lag über der Stadt. Es war die Ruhe vor dem Sturm.
„Zero 7. Markierung erhalten.“, meldete ein namenloser aus der Kommandozentrale. „Zero 7. Ein Tiger ist abgestürzt. 2 Kilometer westlich von ihrer jetzigen Position. Übernehmen sie die Absicherung der Absturzstelle. Erst dann können wir einen Rettungstrupp einfliegen. Standortkoordinaten werden übermittelt.“
„Verstanden, Commando.“, sagte Lieutenant Tuncay monoton. „Haben wir Unterstützung zur Verfügung?“
„Negativ, Zero 7. Zurzeit steht ihnen keine Unterstützung zur Verfügung.“
„Verstanden, Commando. Zero 7 macht sich auf den Weg. Ende.“
Der Trupp rückte ab.

-20 Minuten später-

Die Marines machten so schnell sie konnten. Sie hatten die Waffen stets im Anschlag. Sie liefen durch die Gassen, Nebenstraßen und Wege. Immer die Umgebung im Auge und den Finger am Abzug.
„Commando an Zero 7.“
„Zero 7 hört.“, erwiderte Truppführer Tuncay hechelnd über den Gruppenkanal. Die Frauen und Männer des Trupps liefen weiter. Immer auf der Hut.
„Zero 7. Eine Gruppe bewaffneter Eldoronern ist auf dem Weg zur Absturzstelle.“
„Freund oder Feind?“
Postwendend kam die Antwort. „Aller Voraussicht feindlich. Die Absturzstelle befindet sich in einer Hochburg der Miliz.“
„Verstanden, Commando. Zero 7 Ende.“
Die Marines legten an Tempo zu. Sie mussten als Erste an der Absturzstelle sein, bevor der Mob dort eintraf. Andernfalls konnte niemand für die Sicherheit der abgestürzten Hubschrauberbesatzung garantieren.
Durch das hohe Lauftempo wackelte und ruckelte die Handkamera.
Mit Spannung verfolgten die Zuschauer im Network, wie die Marines durchs äußere Stadtgebiet hetzten. Hinter jedem Busch, Fenster, Ecke, Pfeiler, Container und dergleichen konnte der Feind lauern.
Sie überquerten zusammen mit dem Kameramann Andrèas gerade eine Straße, als ein Pick-up um die Kurve gefahren kam.
„Feindkontakt.“
„Weiter.“
Andrèas bekam einen Schubs. Dadurch verlor er das näherkommende Bodenfahrzeug aus dem Blickfeld. Dafür schlugen um ihn herum Bolzen ein. Die Zuschauer hörten den Schusswechsel. Dann bekam er alles wieder ins Bild.
Die Marines eröffneten unverzüglich das Feuer.
Der MG-Schütze feuerte zu unpräzise. Zudem war der Pick-up überhaupt nicht gepanzert. Dadurch schnitten sich die kinetischen Bolzen durch die Karosserie, wie ein heißes Messer durch die Butter. Fahrer, Beifahrer, der MG-Schütze und die 2 Männer auf der Ladefläche hatten keine Chance. Der Fahrer verriss das Steuer, prallte auf einen Betonpoller, überschlug sich mehrere Male und krachte durch ein vernageltes Schaufenster.
Einer der Eldoroner lag regungslos auf der Straße. Es war einer jener jungen gelangweilten Männer von dem Checkpoint, den der Trupp markierte und umging. Unter den Angreifern gab es keine Überlebenden.
Die Marines setzten ihren Weg fort.

-11 Minuten später-

Sie liefen aus der Gasse, die Waffen im Anschlag, nach allen Seiten absichernd, auf die breite V-Kreuzung zu, die vor ihnen lag. Ein prächtiger Portalbogen aus Sandquadern überspannte die breite Straße, die zur Absturzstelle führte.
Die Marines konnten sie bereits sehen.
Der Aufklärungshubschrauber, vom Typ Tiger, war auf dem alten Handelsplatz abgestürzt. Das Luftfahrzeug lag auf der Seite, mitten auf einer kleinen Außenmauer. Eine Hauptturbine war abgerissen. Genau wie die Stufenheckturbine. Dort hatte es gleich den gesamten Heckarm abgerissen. Er war in eins der Gebäude gekracht und hatte die ganze Außenwand durchschlagen. Gelegentlich stoben aus dem Heckstumpf Funken.
Für die Zuschauer wirkte die Szenerie heftig.
Die Marines erreichten die Absturzstelle.
Sofort teilte Lieutenant Tuncay per Handzeichen die Stellungsposten ein. „Apollo. Apollo.“, rief er als er durch die offene Seite in den Hubschrauber ging. Ein Marine ging vor der Öffnung, von der Seitentür fehle jede Spur, in Stellung. Kameramann Andrèas ging hinter der eingedrückten Nase vom Hubschrauber in Deckung. Denn jeden Moment konnte der Mob die Absturzstelle erreichen.
„Pérez.“, hörte man ihn über den Teamkanal rufen.
Einer der Marines gab seine Stellung auf, was von den übrigen sofort ausgeglichen wurde. Er folgte dem Truppführer ins Innere des Hubschrauberwracks.
„Zero 7 an Commando.“
„Commando hört.“ Gegenüber dem letzten Mal war die Stimme jetzt weiblich.
„Haben die Absturzstelle erreicht und gesichert.“, meldete Tuncay. „Zwei der Besatzung sind Tod. Und Zwei Verletzte. Einer davon schwer. Er muss sofort ausgeflogen werden. Der Zweite ist eingeklemmt und bei vollem Bewusstsein.“
„Verstanden, Zero 7. Rettungstrupp ist im Anflug. Aus Süden. Richtung 190.“
„Rettungstrupp im Anflug.“, wiederholte Lieutenant Tuncay. „Aus Süden. Richtung 190. Zero 7 verstanden.“
„Commando an Zero 7. Der Mob hat soeben einen Straßenarm der V-Kreuzung erreicht und ist auf dem Weg zu euch.“
„Verstanden, Commando. Nehmen Verteidigungsposition um den Tiger ein.“ Tuncay kam aus dem Hubschrauberwrack, gab entsprechende Handzeichen. Die Marines gingen in Verteidigungsstellungen. „Erbitten zur Einflugdeckung des Rettungstrupps Luftunterstützung.“
„Negativ, Zero 7. Keine Einflugdeckung möglich.“
„Commando und Zero 7, hier Air 17. Kommen rein. Absturzstelle voraus.“, teilte der Pilot vom einfliegenden Rettungstrupp mit.
Das Blickfeld der Kamera schwenkte herum, fing den einfliegenden Hubschrauber vom Typ Hannibal ein. Die Seitentüren öffneten sich. Der Bordschütze ging ans Geschütz.
„Zero 7 hat verstanden Air 17.“
„Feindkontakt.“
Die Turbinen heulten auf, als der Pilot die Schubumkehr einleitete.

***

Auf Eldoron Prime, Eldoron System
Eldoron City, Südöstlicher Außenbezirk
Tag 16, Gefechtstag 4

Kameramann Andrèas verfolgte das Ganze.
Der Hubschrauber schwebte lediglich dicht über den Boden. Sofort sprang das 3 köpfige Rettungsteam raus. Kaum waren sie draußen zog der Pilot das Luftvehikel seitlich nach oben weg. Wodurch der Bordschütze dem Rettungstrupp und den Marines Feuerschutz geben konnte.
„Commando. Rettungstrupp abgesetzt.“
„Verstanden, Air 17. Stand-by.“
Der Rettungstrupp verschwand im Hubschrauber.
Beim Einschlag der kinetischen Bolzen stoben die unbewaffneten Eldoroner vom Mob auseinander und rannten davon. Anders diejenigen, die bewaffnet waren. Sie eröffneten das Feuer auf den Hubschrauber, wurden sofort von den Marines beschossen. Was 3 Männer das Leben kostete. Die übrigen suchten sich Deckungsmöglichkeiten. Manche flüchteten in die angrenzenden Gebäude.
Die Marines veränderten ihre Verteidigungspositionen.
„Commando an Zero 7. Satellitenaufklärung meldet weitere Feinde in eure Richtung unterwegs.“
Obwohl Tuncay mit seinen Marines alle Hände voll zu tun hatte, die Absturzstelle vor dem verschanzenden Mob zuschützen, bewahrte er sich seine Com Professionalität. „Zero 7 verstanden.“ Zumindest hörte es sich für die Beteiligten und Zuschauer so an. „Air 17. Könnt ihr uns Feuerunterstützung geben?“
„Sind im Anflug, Zero 7.“ Vom Commando kam kein Widerspruch.
„Heckenschützen. Westliches Gebäude. Drittes Stockwerk.“
„Verstanden, Zero 7.“
Andrèas fing mit seiner Handkamera den Vorbeiflug des Hubschraubers ein.
Das Geschütz, vom Bordschützen bedient, spuckte kinetische Bolzen aus. Sie hämmerten in die Gebäudefassade, rissen sie auf. Den dort verbarrikadierten Heckschützen brachten sie den Tod. Der Hubschrauber gewann steil an Höhe, entzog sich dem Beschuss vom Boden und flog eine Schleife.
„Rescue 9. Nummer 1 wurde geborgen.“, meldete der Truppführer vom Rettungsteam.
„Verstanden, Rescue 9. Wie ist der Stand bei Nummer 2?“, wollte die weibliche Commando Stimme wissen.
Eine sekundenlange Pause folgte. „Wir müssen uns von außen durch den Rumpf schneiden, Commando. Eine zeitnahe Bergung ist nicht möglich.“
„Verstanden, Rescue 9. Fahren sie mit der Bergung von Nummer 2 fort. Nummer 1 wird umgehend ausgeflogen.“
„Air 17 hat verstanden.“
„Zero 7 ebenfalls.“, meldete Truppführer Tuncay. Über den Teamkanal gab er Befehle an seine Marines. Sie mussten für Air 17 eine Landezone und den Transport von Nummer 1 zum Hubschrauber sichern. Entsprechend sahen die Zuschauer wie die Marines neue Positionen um die Absturzstelle einnahmen.
„Zero 7 an Air 17. Wir sind soweit.“
„Verstanden, Zero 7. Status Rescue 9?“, fragte der Pilot.
„Könnt reinkommen, Air 17.“
„Verstanden. Air 17 für Commando.“
„Commando hört.“
„Schütze Lee bittet, um die Erlaubnis am Boden zu bleiben.“ Jeder der das hörte (wozu auch die Zuschauer zählten) wusste gleich dass sich der Bordschütze von Air 17 den Bodeneinheiten anschließen wollte um die Absturzstelle zuverteidigen.
Die Pause wehrte keine 15 Sekunden.
„Verstanden, Air 17. Ihre Entscheidung. Commando Ende.“
„Rescue 9. Zero 7. Wir kommen rein.“
Das Blickfeld der Kamera schwenkte suchend in den Himmel. Dann wieder auf die Marines und das Hubschrauberwrack. Die verwackelten Bilder gaben dem Ganzen eine nie da gewesene Authentizität. Zurück auf die Milizionäre, die sich weiterhin ein Feuergefecht mit den Marines lieferten.
Da kam der Hubschrauber angeflogen.
Viel zu schnell hatte man den Eindruck. Das Bordgeschütz spuckte beim Landeanflug kinetische Bolzen aus, zwang die Milizionäre ihren Beschuss einzustellen und in Deckung zugehen. Die Marines unterstützten das Sicherungsfeuer.
„Rescue 9. LOS.“, befahl Truppführer Tuncay.
3 Marines nahmen den aus dem Wrack kommenden Rettungstrupp in Empfang, liefen als lebende Schutzschilde mit. Der Hubschrauber schwebte ein und landete. Das Bordgeschütz verstummte. Dafür sprang der Bordschütze aus dem Hubschrauber, kniete sich hin und gab dem Evakuierungstrupp aus Marines und Rettungstrupp Feuerschutz.
Die Rettungsleute schoben die Barre in die entsprechende Schiene auf dem Kabinenboden des Hubschraubers, aktivieren die Verriegelungen, gaben dem Piloten das Zeichen und entfernten sich vom Hubschrauber.
„Nummer 1 ist an Bord.“, vermeldete der Pilot.
Die Turbinen heulten auf, als der Pilot Schub gab. Das Luftvehikel gewann unter dem Feuerschutz der Bodenkräfte schnell an Höhe, wendete und flog davon.
Zurück blieben der Trupp von Lieutenant Tuncay, der Rettungstrupp, Bordschütze Lee, die 2 Leichen der Hubschrauberbesatzung, Nummer 2 und der Kameramann Andrèas sowie ein Milliardenpublikum.
Von der Miliz auf dem alten Handelsplatz eingeschlossen.

-3 Stunden später-

Die Feuergefechte zwischen Marines und Miliz flammten seit Stunden immer wieder mal auf und flauten auch schnell ab. Seit nun mehr 40 Minuten war kein einziger Schuss mehr gefallen. Die Zuschauer mussten keine Soldaten sein, um zu erahnen, was die Gründe waren. Die Miliz formierte sich neu. Anders als die eingeschlossenen Marines konnte der Feind aus dem vollen schöpfen. Frische Truppen und schwere Waffen ran holen.
Erst vor 2 Stunden, bei Anbruch der Abenddämmerung, hatte eine Aufklärungsdrohne eine Nachschubkiste über der Absturzstelle abgeworfen. Sie landete punktgenau beim zuvor eingeschalteten Leitstrahl.
Andrèas hatte es gefilmt.
Schütze Lee, der sich Tuncay’s Trupp angeschlossen hatte, wurde kurzerhand zum Versorger der Truppe ernannt und verteilte die Energiemagazine und Granaten unter den Marines.
Unterdessen schnitten sich 2 der 3 Rettungsleute mit einem Schneidbrenner durch den Rumpf des Hubschraubers. Was mühselig war, da man die Panzerung mit durchschneiden musste. Seit gut 3 Stunden gruben sich die Männer schneidend und hämmernd durch die Rumpfnase.
Der dritte Mann war bei der eingeklemmten Pilotin. Er überwachte ihren fortwährenden stabilen Gesundheitszustand.
Die Marines außerhalb des Wracks nutzten die Feuerpause zur Konfigurierung ihrer Panzeranzüge. Zum Auffüllen ihrer Munitions- und Granatenbestände, Pinkeln, Essen und Trinken.
Innerhalb 1 Stunde war es dunkeln geworden.
Entsprechend hatte Andrèas an der Handkamera den Nachtfilter zugeschaltet. Daraufhin wurde das Kamerabild scheinbar Schwarz-Weiß.
Lieutenant Tuncay ging von Stellung zu Stellung, sprach kurze Worte mit seinen Frauen und Männern, verschwand kurzzeitig im Hubschrauberwrack und kehrte dann zu seiner eigenen ausgehobenen Verteidigungsstellung zurück. Das Duo vom Rettungstrupp ließ er in Ruhe ihre Arbeit machen. Umso schneller sie fertig wurden, umso eher konnte man von hier verschwinden.
„Commando an Zero 7.“ Ertönte nach gut 90 Minuten die weibliche Stimme wieder.
„Zero 7 hört.“
„Aufklärungssatelliten haben einen Truppenverband mit 2 Geschützfahrzeugen gesichtet, die in eure Richtung unterwegs sind.“
„Verstanden, Commando.“, erwiderte Tuncay monoton. Anders konnte man die Neuigkeit wohl nicht kommentieren. „Wie sieht es mit Unterstützung aus?“
Eine Pause von unter 5 Sekunden folgte.
„Luftunterstützung wird betankt und neu bewaffnet.“
„Ankunftsfenster?“, wollte er wissen.
„Bis zu 1 Stunde, Zero 7.“ Die anfängliche Erleichterung verpuffte bei der Zeitangabe.
„Verstanden, Commando.“, sagte der Lieutenant zähneknirschend.
„Scheiße!! Eine verfluchte Stunde!!“, echauffierte sich einer der Marines über den Teamkanal.
Der Ärger war verständlich. Immerhin harrten die Marines schon seit Stunden an der Absturzstelle aus, verhinderten, dass die Miliz sie einnehmen konnte, und sorgten dafür, dass der Rettungstrupp seine Arbeit machen konnte. Ohne jegliche Unterstützung aus der Luft oder vom Boden.
Am liebsten hätten einige der Zuschauer selbst zu Waffe gegriffen, sich zur Absturzstelle teleportieren lassen, um die Marines zu unterstützen.
Ein anschwellendes Pfeifen ertönte.
„GRANATE.“

-4 Minuten später-

Die Feuerpause verwandelte sich in ein wahres Inferno aus kinetischen Bolzen, Granaten und Geschützfeuer. Wie ein Gärtner gruben die einschlagenden Granaten die Erde um. Unter dem Sand war der Boden lehmartig. Krater in der Größe eines Sessels wurden ausgehoben. Die Erde regnete über den alten Handelsplatz nieder. Der Boden bebte, zusammen mit heftigen Stößen die einem in Mark und Bein gingen.
Bolzen schwirrten, wie Leuchtwürmer umher, erhellten den Kampfplatz farbig.
Die Marines taten alles, um die Miliz am Vorrücken zu hindern.
Das Kamerabild folgte dem Marine Pérez, der Sanitäter des Trupps, der seinen Stellungsgraben verließ und zu einem Marine eilte der kurz zuvor von einem Energiebolzen niedergestreckt wurde. Der Marine blieb regungslos liegen.
„Zero 7 an Commando.“, schrie Tuncay in den Gruppenkanal. „Wir stehen unter schweren Feindbeschuss. Coporal David ist Tod.“ Die Meldung verursachte bei den Zuschauern eine Gänsehaut. Gebannt schauten viele auf ihre Uhren und/oder Chronometer. „BENÖTIGEN SOFORTIGE LUFTUNTERSTÜTZUNG.“
„Lufteinheiten heben gerade ab, Zero 7. Ankunft in 20 Minuten.“ Die Zuschauer fragten sich, wie die Frau bei den dramatischen Ereignissen so ruhig bleiben konnte.
„SCHEISSE!! 20 MINUTEN!!“, blaffte ein Marine in den Teamkanal.
„DAS IST DOCH NICHT DEREN ERNST!!“, kommentierte ein weiblicher Marine.
Weitere Einschläge ließen den alten Handelsplatz erzittern. Ebenso das Kamerabild. Immer wieder duckte sich der Kameramann hinter die niedrige Mauer. Um ihn herum schlugen Granaten und Bolzen ein. Manche davon zischten über ihn hinweg. Für jedes Bild riskierte er sein Leben.
Nichtsdestotrotz schossen die Marines, was die Energiemagazine und Impulsgewehre hergaben. Bolzen um Bolzen. Milizionäre gingen getroffen zu Boden, um sofort ersetzt zu werden. Der Feind rückte vor. Zentimeter um Zentimeter. Gedeckt von den Geschützen und Granaten machten sie an Boden gut.
Das Kamerabild verfolgte zitternd das Kampfgeschehen.
Ein Marine warf sich neben ihn hin. „ZUM WRACK.“, bellte der Soldat ihn an. „JETZT.“
Kameramann Andrèas hinterfragte es nicht. Er sprang auf, rannte aus der Stellung auf das Wrack zu. Um ihn herum schlugen Bolzen ein, als die Milizionäre ihn ins Visier nahmen. Eine Detonation neben ihn hob ihn samt Handkamera hoch und schleuderte sie durch die Luft. Der Aufschlag war hart, aber das Übertagungsbild riss nicht ab. Stattdessen splitterte die Kameralinse. Auf den Bildschirmen und Holoprojektionen sahen die Zuschauer den Riss.
Erst bewegte sich nichts.
Dann ruckelte das Kamerabild. Halb kriechend, halb stehend schleppte sich Andrèas zum Wrack. Dort wurde er vom Mitglied des Rettungstrupps hinein gezogen. Dann nahm der Mann das Impulsgewehr in die Hand und unterstützte die Marines vom Wrack aus.
Seine Kollegen schnitten und gruben sich unterdessen weiter durch den Rumpf.
Das Zischen und Knallen draußen blieb standhaft heftig. Wie bei einem Unwetter.
Aus dem Wrack heraus zeigte das Kamerabild das heftige Kampfgeschehen.
Die Marines schossen verbissen auf alles, was sich auch nur im Ansatz bewegte.
Bolzen trommelten auf das Wrack. Noch hielt die Panzerung stand.
Der Soldat vom Rettungstrupp wurde von einem Bolzen in die Brust getroffen und ging zu Boden. Andrèas packte ihn, zog den Mann ins Wrack. Anders als die Marines trugen die Mitglieder des Rettungstrupps keine Panzeranzüge, welche sie bei der Bergung behinderte. Stattdessen trugen die Frauen und Männer der Rettungstrupps Panzerwesten. Sie hielten einem solch heftigen Gefecht nur bedingt stand.
In der Weste klaffte ein rauchendes Loch. Andrèas roch verbranntes Fleisch. Der Mann stöhnte. Die Zuschauer sahen, wie der Kameramann nach dem Puls am Hals tastete.
„MARINE GETROFFEN. MARINE GETROFFEN.“, kam es blechend aus dem Teamkanal.
Bordschütze Lee kam ins Bild. Er schleifte einen Marine ins Hubschrauberwrack, legte ihn ab, schaute kurz zum getroffenen Rettungssoldaten. Dann ging er wieder nach draußen. Ohne Furcht oder Angst im Gesicht. Was die Zuschauer sahen, war Entschlossenheit.
Da nahm der Kameramann das Impulsgewehr, welches der Rettungssoldat fallen gelassen hatte, lud die Waffe durch, begab sich zur Öffnung, legte an und betätigte den Abzug.

-1 Minute später-

Dramatische Bilder spielten sich auf den Schirmen und Projektionen ab.
Die Marines zogen sich weiter zurück, feuerten aus allen Rohren, warfen sich gegenseitig Energiemagazine zu, da manch einer keine Magazine mehr hatte und das Letzte leer schoss. Bin blank, ertönte dann im Teamkanal.
Die Miliz konnte sich vorkämpfen. Für jeden Zentimeter Boden mussten sie einen hohen Blutzoll zahlen. Trotz aller Verluste rückten sie unbeirrt vor.
Eine schwere Detonation brachte den Boden zum Beben. Ein Geschützfahrzeug wurde in einem Feuerball auseinandergerissen. Für jeden auf dem alten Handelsplatz war dies eine unerwartete Wendung.
Aus dem Nichts tauchte über der Absturzstelle ein Angriffshubschrauber auf, setzte sich schwebend vor die Marines. Die Bordkanone surrte kinetische Bolzen aus, die überall einschlugen. Den kläglichen Beschuss der Miliz steckte die Panzerung spielend weg.
Da platzte das zweite Geschützfahrzeug der Miliz auseinander. Die Wucht der Explosion ließ das brennende Wrack einen Salto machen. Ein weiterer Angriffhubschrauber flog drüber weg. Er verschwand in der Dunkelheit.
„Rescue 9 an Commando. Bergung von Nummer 2 ist abgeschlossen.“, vermeldete der Anführer des Rettungstrupps.
„Verstanden, Rescue 9.“, sagte die Frau in der Kommandozentrale. „Air Group. Freigabe zur Evakuierung unserer Truppen bei der Absturzstelle.“
„Verstanden, Commando. Air Group beginnt mit Evakuierung.“, teilte eine neue Stimme im Gruppenkanal mit.
„Air 20 an Air 11. Landezone ist sicher.“
„Verstanden, Air 20. Befinden uns im Anflug.“
Der Angriffshubschrauber gewann an Höhe. Da flog ein Rettungshubschrauber ein. Kaum hatte er aufgesetzt, brachten die Männer vom Rettungstrupp, im Begleitschutz der Marines, Nummer 2 zum Hubschrauber. Dort übergaben Sie die Pilotin an die Besatzung. Die Leichen der Gefallenen wurden ebenfalls in den Hubschrauber geladen. Anschließend bekam der Pilot das Zeichen zum Starten.
„Commando. Nummer 2 und unsere Gefallenen sind an Bord.“
„Verstanden, Air 11. Bringen Sie sie nach Hause.“
Einigen der Zuschauer kamen die Tränen.
Der Rettungshubschrauber hob umgehend ab, wurde beim Abflug von einem Angriffshubschrauber flankiert, der ihm fortan nicht mehr von der Seite wich.
Gleich hinter Air 11 flog ein Transporthubschrauber ein. Bis kurz vor der Landung wurde er ebenfalls von einem Angriffshubschrauber begleitet. Er ging in eine Schwebeposition über der Absturzstelle.
Der Transporthubschrauber setzte auf. Die Seitentür öffnete sich sofort. Einer der Zwei Bordschützen sprang raus, ging in die Hocke und hatte ein Impulsgewehr im Anschlag. Der zweite Bordschütze saß am Geschütz, jederzeit bereit die Milizionäre mit Bolzen einzudecken, das denen Hören und Sehen verging.
Zusammen mit dem Rettungstrupp, Schütze Lee und dem Kameramann Andrèas ging der Trupp von Lieutenant Tuncay an Bord. Dem Deckungsschützen der Hubschrauberbesatzung klopfte er auf die Schulter. Als Zeichen das Er der Letzte war. Der Bordschütze stieg in den Hubschrauber.
„Es sind alle an Bord.“, sagte Tuncay zum Piloten.
Der nickte. „Commando. Unsere Jungs sind an Bord.“
„Verstanden, Air 14. Fliegen Sie sie aus.“
„Wird gemacht, Commando.“, bestätigte der Pilot lässig.
Der Transporthubschrauber hob ab. Scheinbar gemächlich gewann er an Höhe. Sofort wurde er vom Angriffshubschrauber flankiert. Unter ihnen explodierte das Hubschrauberwrack. Dunkelheit legte sich über den alten Handelsplatz.
Die Zuschauer verfolgten den Flug über den Randbezirk. Dann verschwanden unter ihnen die Bauten.
Bis in der Ferne die Leuchtfeuer von Camp Alpha erschienen.
Nicht nur unter den Zuschauen machte sich Erleichterung breit. Auch Kameramann Andrèas war heilfroh. Und da war er nicht der Einzige in der Kabine.

***

An Bord der VF Haifa, Eldoron System
Lazarettschiff der Kampfgruppe Rheinfeld
Tag 15, Gefechtstag 3

Immer wieder erzitterte das Raumschiff.
Im Sekundentakt landeten auf dem Flugdeck Sanitätsfähren, luden die Verletzten ab, die inzwischen auf dem Flugdeck eine Erstversorgung bekamen. Gleich nach der Betankung starteten die Fähren wieder, um mit weiteren Verletzten zurückzukehren.
Ein Bild des Schreckens offenbarte sich den Zuschauern.
Frauen und Männer. Menschen, Gvaner, Mischlinge und Humanoide anderer Sternenvölker. Jung und Alt. Eins einte Sie alle. Die Mehrzahl trugen die Uniform der Vereinten Flotte. Und sie waren verwundet. Überall war Blut. Es sickerte durch die Verbände, oder rann aus offenen Wunden.
Ärzte, Schwestern und Pfleger taten ihr möglichstes, sprachen den Verletzten Mut zu, versorgten sie, teilten ihnen Behandlungsprioritäten zu. Je nach schwere der Verletzung wurden sie in einen der Operationssäle gebracht. Andere kamen auf die Warteliste für die Behandlungsräume.
Die Seite des Krieges bekamen die Zuschauer höchst selten zusehen.
Maria Esposito ging mit der Handkamera filmend durch die Gänge. Sie zeigte das wahre Gesicht eines jedes Krieges. Egal wer ihn gegen wen führte. Ob die Union beteiligt war oder nicht. Egal wo und wann. Dies waren die Bilder, die Wahrheit, die der Öffentlichkeit verschwiegen wurden. Zurecht mochte man meinen.
Gelegentlich stieg eine Gruppe Flottenleute in eine Transportfähre, die dann abhob und die Frauen und Männer zurück an die Front brachte. Auf die Großkampfschiffe der Kampfgruppe.
Auf Schwebeliegen lagen verhüllte Körper, deren Blut und Ausscheidungen die Tücher verfärbten.
Das unerträgliche für die Zuschauer waren die Schreie. Unmenschliche vor Schmerzen schreiende Männer und Frauen. Manche riefen meist voller Verzweiflung nach ihrer Mutter. Andere wimmerten, lagen oder saßen einfach da, mit ausdruckslosen Gesicht das einem einen Schauer verursachte.
Die Kamera schwenkte umher.
All die Frauen und Männer waren Opfer des Krieges den niemand wollte, der aber als unvermeidlich galt. Doch war nicht alles irgendwie vermeidbar!?
Eine Schwester kam ins Bild, die einem jungen Mischling die Augen schloss, ihre Hand wegnahm und seinen Arm vorsichtig neben den leblosen Körper legte. Trotz der Tränen in ihren Augen ging sie zum nächsten Patienten.
Der Krieg war unerbittlich. Ganz gleich auf welcher Seite man kämpfte. Jeder wurde irgendwie zum Kriegsopfer. Beteiligte, wie Unbeteiligte. Ob er/sie nun wollte(n) oder nicht.
______________________________________________________

-Ende-
© by Alexander Döbber
 
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