269


5 Seiten

Cannibal Island (Aufbruch in den Dschungel - Teil 2)

Romane/Serien · Spannendes
Vier Wochen später landeten sie in Port Moresby.
Der Flug von Düsseldorf über London nach Cairns in Australien war anstrengend. Paul und Eva waren mehr als vierundzwanzig Stunden unterwegs und total erschöpft. In Cairns, am Rande des australischen Regenwaldes, waren sie auf die kleine Propellermaschine umgestiegen, die sie über den Dschungel und die blaue, glatte wie ein Spiegel daliegende Torresstraße, den Meeresarm der Australien von Papua Neuguinea trennte, nach Port Moresby brachte. Der Flug verlief einigermaßen ruhig.

Peter, Evas Bruder holte sie mit einem Range Rover am kleinen Flughafen ab und begrüßte sie herzlich. Er war kräftig gebaut und beinahe so groß wie Paul. Peter musterte ihn aufmerksam und warf dann einen Seitenblick zu seiner Schwester. Paul bekam nichts davon mit, da er in der feuchtheißen Atmosphäre nach Luft schnappen musste.

„Wartet wir machen eine kleine Rundfahrt durch unsere Metropole“. Sie fuhren durch endlose Slums mit Wellblech- und Holzhütten. „Diese Gegend solltest du als Weißer unbedingt meiden. Port Moresby hat eine der höchsten Gewaltraten der Welt. Jedes Jahr verschwinden hier etliche Weiße auf Nimmerwiedersehen. Die Regierung streitet zwar Kannibalismus kategorisch ab, aber man munkelt, sie würden als willkommene Fleischration auf einem Grill in den Hinterhöfen enden.“ Paul schaute sich entsetzt um, wohin war er da geraten? Endlich lösten Bürohäuser die Wellblechhütten ab, Palmen nickten im Wind. Paul entspannte sich etwas.
Sie erreichten Peters Haus, einen komfortablen Bungalow in einer besseren Gegend. „Ich erzähle euch nachher noch über unser Volk, aber jetzt macht euch erst einmal frisch.“

„Mein Vater, der Häuptling lehnt jeden Einfluss von außen ab. Die Indonesier trauen sich nicht in unser Tal und daher ist unser Volk bisher unbehelligt geblieben. Sie jagen, führen hin und wieder kleine Kriege mit den Nachbarn, holen sich ihre Frauen von dort und führen Tauschhandel. Sie haben noch keinen Weißen gesehen, wohl davon gehört, dass es Menschen gibt, die rosig wie Schweine aussehen sollen. Du wirst allerhöchste Aufmerksamkeit bekommen.“

Am späten Abend duschten sie gemeinsam und gingen dann schlafen.
Früh um acht Uhr weckte Peter sie. „Beeilt euch, wir müssen zum Flughafen. Steve hat angerufen, er will beizeiten los fliegen.“ Beide schlüpften in Khakihosen und dünne Shirts. Paul hatte Mühe sich in seine Hose zu zwängen. Sie spannte ziemlich und kniff im Bund.
„Habe ich dich zu gut gemästet?“ Eva lachte und tätschelte seinen Hintern.


Mit einer kleinen Cessna flogen sie weiter bis zum Sepik, dem Grenzfluss zum indonesischen Teil der Insel.
„Dort unten sollten wir jetzt nicht landen“ meinte Peter, und deutete auf ein schmales Tal zwischen den Bergen.
„Die Eingeborenen dort sind recht kriegerisch. Wenn wir notlanden müssten, würden sie uns töten. Na Eva vielleicht nicht, die nähme sich einer der Krieger zur Frau. Für dich hätten sie eine ganz besondere Verwendung. Weiße gelten bei den Hochlandstämmen als Delikatesse. Vor zwei Monaten haben sie drei Prospektoren, die illegal durch ihr Gebiet gewandert sind, gefangen genommen. Zwei haben sie sofort getötet und als Long Pig im Erdofen gegart. Der dritte konnte im letzten Augenblick entkommen. Die Regierung behauptet Kannibalismus gäbe es nicht mehr, aber die Stämme hier im Hochland halten nach wie vor am Brauch fest. Außerhalb der größeren Städte hat die Regierung keine Macht.
Auch in Port Moresby verschwinden hin und wieder Weiße, die dann in einem Hinterhof der Slums verspeist werden. Weiße gelten als schmackhaft, für viele von uns sehen sie ja rosig und fett wie Schweine aus. Die Regierung will natürlich den Tourismus nicht beeinträchtigen und lässt kein Wort darüber verlauten. Hinter vorgehaltener Hand bestätigen Beamte der Polizei aber den Verdacht. Aber das hatte ich ja gestern schon erwähnt.“ Paul lief es kalt den Rücken herunter.

Die Cessna flog tief über dem Tal und wand sich zwischen den Bergrücken durch. Paul schaute unbehaglich durch die Bordluken nach unten.

„Ach, und wenn wir am Sepik sind, bleib dicht bei uns, auch hier sind vor vier Wochen drei weiße Rucksacktouristen spurlos verschwunden. Wir fahren mit Polizeieskorte zum Übergang. Wenn wir unterwegs anhalten müssen oder beschossen werden, bleib um Gottes Willen im Auto. Direkt neben der Piste beginnt undurchdringlicher Dschungel und niemand würde dich wieder finden. Der Übergang ist ungefähr zwei Autostunden entfernt vom Landeplatz. Die Indonesier brauchen uns nicht zu sehen. Für sie sind wir Separatisten und Revolutionäre. Du als Weißer bist ihnen sowieso suspekt.“

Während Peter den Wagen und den Begleitschutz besorgte, schlenderte Paul mit Eva am Landeplatz auf und ab. Er wurde neugierig von nackten Eingeborenen angestarrt. Weiße gelten als Delikatesse, kamen ihm Peters Worte in den Sinn. Ob sie mich schon taxierten, dachte er?
Zum ersten Mal sah Paul diese monströsen Penisschoner. Es schien den nackten Männern nichts auszumachen zwischen bekleideten Frauen und anderen Männern in Shorts und Shirts herumzulaufen.
Sie fuhren im Schritttempo und erreichten nach gut zwei Stunden den offiziellen Grenzübergang. Morgen früh wollten sie, bevor die Indonesier den Posten eröffneten, im Morgengrauen über den Fluss setzen.

Mit einem Ruderboot setzten die drei über und wurden am jenseitigen Ufer von zwei eingeborenen Führern erwartet. Sie waren nackt und trugen statt der Kürbisse nur ein Stoffsäckchen in dem sie ihren Penis verstauten. Auch sie starrten Paul neugierig an.
„Keine Angst Paul. Sie sind zwar auch Kannibalen, machen aber heute lieber mit uns Geschäfte. Es sind alte Bekannte, sie führen uns jedes Mal, wenn wir mein Volk besuchen. Du solltest aber trotzdem nicht vom Wege abkommen.“ Peter grinste, als er Pauls entsetztes Gesicht sah.
Einer der Eingeborenen ging voraus, gefolgt von Peter und Eva. Mit Unbehagen spürte Paul die Blicke des zweiten Führers im Rücken. Sie stolperten durch dichtes Unterholz, durch Baum bestandene Savannen und dann wieder durch den Regenwald. Jedes mal wenn Paul seine Notdurft verrichtete, blieb einer der Krieger neben ihm stehen und behielt ihn im Auge.
„Nur zu deiner Sicherheit. Wir werden übrigens begleitet, ein kleiner Trupp beobachtet uns schon seit wir den Sepik verlassen haben. Sie wollen dich. Du stehst zwar unter der Obhut unserer Führer, aber das heißt nur, dass sie dir nicht persönlich etwas antun würden. Wenn du dagegen durch deine eigene Unachtsamkeit in die Hände des anderen Trupps gerätst, hätten unsere Führer nichts damit zu tun, sie würden ihr Gesicht waren. Obwohl es ihr Stamm ist.“

Pauls Khakihose und sein Shirt klebten am Körper, es war drückend warm und schwül.

„Morgen gegen Mittag erreichen wir in unser Dorf. Ich muss dir noch einiges beichten.“ Eva grinste Paul verlegen an. Wir dürfen nichts Westliches mitnehmen, auch keine Kleidung. Am Treffpunkt, eine halbe Stunde vom Dorf entfernt, müssen wir uns ausziehen und all unsere Ausrüstung ablegen. Mein Bruder nimmt unsere Sachen mit zurück nach Port Moresby. Wir werden von ein paar Kriegern abgeholt. Ich habe ein Taparöckchen dabei. Du bekommst von ihnen eine Hüftschnur mit dem Beutelchen für dein bestes Stück. Ich zeige dir, wie du das anziehst.“
Paul schaute sie konsterniert an und schluckte „Ganz nackt soll ich da hingehen?“.
„Wir sind alle nackt. Du brauchst dich nicht zu genieren. Die ersten Tage werden dich alle anstarren und dein weißes Fleisch berühren wollen. Sie haben noch nie einen Weißen gesehen. Aber du wirst dich daran gewöhnen. Die Alten werden vielleicht ein paar deftige und anzügliche Bemerkungen machen.“
Paul starrte sie mit offenem Munde an. Was hatte er für eine Wahl.

„So, es ist soweit. Zieht euch aus. Sie werden gleich da sein.“ Evas Bruder drängte.
Eva schlüpfte in Windeseile aus ihrer Kleidung, während Paul verlegen ein Teil nach dem anderen ablegte.
„Beeil dich, du musst auch den Slip ausziehen.“
Mit rotem Kopf streifte Paul auch seinen Slip ab.
Evas Bruder umrundete ihn und kicherte dann: „Sie werden eine Menge zu reden haben. So nackt schaust du wirklich rosig wie ein Schweinchen aus und du bist gut genährt.“ Peter tätschelte ihm den Hintern. „Aber keine Angst, unsere Eltern haben zwar noch Menschenfleisch gegessen, aber das ist mindestens fünf Jahre her.“
Paul schaute Eva fragend an.
„Wenn wir nach Kriegen Gefangene gemacht haben, wurden sie gemästet und dann wie Schweine im Erdofen gegart, daher Long Pig. Aber das ist schon Jahre her. Ich kann mich kaum noch an den Geschmack erinnern.“
Paul stotterte entsetzt „Ihr seid Kannibalen?“
Eva lachte, klopfte ihm auf den Hintern, kniff kräftig hinein und meinte anzüglich „Der steht schon lange nicht mehr auf der Speisekarte. Leider, die fetten Schinken sind die leckersten und saftigsten Teile. Deine prallen Backen sind mir schon am ersten Tage aufgefallen.“
Sie tauschte einen Blick mit ihrem Bruder. Der stopfte daraufhin ihre Kleidungsstücke in einen großen Rucksack und verschwand mit den Führern, nach dem er sich von ihnen verabschiedet hatte, im dichten Dschungel.
Eva band sich ihr Taparöckchen um, während Paul am Liebsten im Boden versunken wäre.
Wie aus dem Boden gewachsen standen plötzlich drei mit Speeren bewaffnete Krieger vor ihnen.
Sie starrten Paul unverholen an, umrundeten ihn, kniffen in sein Fleisch an Bauch und Hinterbacken, und redeten aufgeregt aufeinander ein.
Auf Evas Bitte zog einer dann ein kleines Päckchen hervor und deutete auf Paul.
„So, ich helfe dir beim umlegen.“ Eva band Paul die etwas zu knapp geratene Schnur um die Hüften und zeigte ihm dann, wie er seinen Penis verstauen sollte.

Im Gänsemarsch streiften sie durch den Dschungel. Vorneweg zwei der Krieger, dann Eva, Paul und zum Schluss der dritte Krieger.
Der machte immer wieder Bemerkungen, die bei den anderen Heiterkeitsausbrüche hervorriefen.
„Was hat er gesagt?“ Wollte Paul wissen.
Eva drehte sich um und sagte, „Er will dich nur necken, keine Sorge.“
„Dann sag es doch“ Paul protestierte.
„Er sagt Weiße sehen wirklich so aus wie Schweine. Du hättest ein paar leckere fette Schinken. Ob ich dich nicht eintauschen will. Aber das sind nur dumme Scherze, glaub mir.“
Paul wurde immer unruhiger. Auf was hatte er sich da nur eingelassen.



Der ganze Stamm stand zu ihrem Empfang aufgereiht auf dem Dorfplatz. Alle starrten auf Paul, der vor Verlegenheit nicht wusste, was er tun sollte. Evas Vater umrundete ihn und musterte Paul mit ausdruckslosem Blick.
Dann sagte er ein paar Worte, die Eva für Paul übersetzte.
„Mein Vater sagt, du kannst bleiben. Du genießt Gastfreundschaft. Aber halte dich nur im Dorf auf. Der Dschungel ist zu gefährlich für einen Weißen, wie dich. Und wenn du ein Tabu verletzt, wirst du bestraft.“
Paul starrte Eva ängstlich an.
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Oh, ist das echt. Du beschreibst alles so plastisch. Ich bin buchstäblich mit Paul mitgereist. Und die Bilder sind toll. Sie passen klasse dazu.

Petra (18.01.2011)

Sehr schön athmospärisch hast du die Reise nach Papua Neuguinea beschrieben. Die klimatischen Bedingungen und auch die Menschen des Landes, wie sie Paul begegnen, dass alles kommt sehr authentisch rüber. Ich bin gespannt auf den nächsten Teil, deines spannenden Reiseabenteuers.

Jochen (18.01.2011)

Die Reise führt die beiden zu den in strikter Abschottung von den Einflüssen der Zivilisation befindlichen Stamm im Dschungel Papuas. Paul fragt sich immer wieder, auf was er sich da eingelassen hat. Die Eingeborenen sind zum Teil noch Kannibalen und Paul würde bei ihnen hoch im Kurs stehen.
Wie geht es weiter?


Wolfgang scrittore (18.01.2011)

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Ausschnitte und Abstecher nach Wien (In den Hügeln der Montagnola)  
Es geht weiter In den Hügeln der Montagnola)  
Eine weitere Episode aus der Toscana  
eine anstrengende Tour und relaxen in Bagno Vignoni (In den Hügeln der Montagnola)  
Kleiner Auszug mit meinen Protas  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De