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Frühlingshauch

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten · Frühling/Ostern
© Gerald W.
Ein leises Wispern in kahlen Zweigen.
Ist es der Wind? Der Busch schaukelt. Ein kleiner Vogel sitzt darin und hat die Augen zu.
Hat er sich dort verfangen? Nein, er genießt nur die ersten Sonnenstrahlen nach dem kalten Winter, die alles in ein goldenes Licht tauchen. Er hat sich aufgeplustert und döst. Wollte er den Anfang eines zarten Liedes singen? Jetzt hat er mich gesehen, befreit sich aus dem Busch und segelt ein wenig unsicher davon.
Ein trockenes Zweiglein fiel dabei auf das verwelkte Gras. Kahle Erde zeigt sich zwischen struppigen Grasbüscheln. Doch neue grüne Spitzen lugen hervor. Etwas weiter weg entdecke ich sogar kleine weiße Tupfen. Sind das etwa Schneeglöckchen? Und dort hinten auf der anderen Seite viele gelbe Blüten wie Konfetti am Boden. Das sind bestimmt Krokusse, die ich mir näher anschauen will.
Ich fühle leichte Wärme, während ich mich diesem kleinen Feld nähere und der Wind streichelt sanft meine Haut. Ich meine plötzlich Blütenduft zu schnuppern.
Ein Flügelschlag, der Vogel hat mich fast gestreift und dann ist er auch schon im nächsten Busch gelandet. Sanft schaukelt der Wind auch diesen Busch hin und her. Ich knöpfe mir die Jacke auf, denn mir ist warm geworden.
Der Frühlingswind verfängt sich im weichen Stoff und wirft mir das Haar ins Gesicht. Noch ist er ein wenig rau und ungestüm, doch ich ahne, das wird sich ändern. Wieder erhebt sich der kleine Vogel und diesmal landet er in einem Baum hinter mir. Ich betrachte den Busch genauer in dem er gerade gewesen ist.
Sind die Zweige wirklich noch immer kahl?
Ich nehme ein Zweiglein zwischen die Finger und mustere es ausführlich. Da - mein Herz zuckt freudig zusammen- entdecke ich die ersten zartgrünen Knospen.
Ich schließe die Augen, wie vorhin der kleine Vogel und genieße die wärmenden Strahlen.
Dann hebe ich die Arme zu beiden Seiten und strecke mich, wie die Halme aus der Erde, und gähne all meine winterliche Müdigkeit aus mir heraus. Da meine ich den kleinen Vogel hoch oben im Baum singen zu hören.
„Willkommen Frühling!“, wispere ich andächtig.
 
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Kommentare  

Hat mich sehr beeindruckt, dein wispern ... und wie du, den halmen gleich, deine arme nach dem frühling ausstreckst. Sehr schöne worte, hat mir gut gefallen.

Max (17.04.2011)

Wie herrlich hast du doch beschrieben, wie die warmen Sonnenstrahlen die Natur mit Farben putzen, wie die Sonne den letzten Hauch eisigen Windes aus dem Gemüt verbannt.
Wieder eine sehr gelungene Geschichte von dir.
LG. Michael


Michael Brushwood (22.03.2011)

Hallo Doska, Petra, Dieter und Tis -Anariel!
Vielen lieben Dank für die tollen Kommentare. Ich habe mich riesig über das Echo gefreut. Habe gar nicht damit gerechnet. Aber so ist es doch wirklich. Zwei kleine gelbe Kleckse im verwelkten Gras, können schon unsere Stimmung ein wenig heben.
@Tis - anariel, es freut mich, dass ich dich inspirieren konnte. Ich werde mir gleich dein Fühlingsgedicht zu Gemüte führen.


Gerald W. (20.03.2011)

Wunderschön!
Sehr schön beschreibst du das Erwachen des Frühlings (nach dem wir uns jetzt schon so sehr sehnen) und auch das Erwachen des Selbst.
Ich mag die kleinen Vögel im Busch, sie singen Frühling!
Hast mich ein klein wenig inspiriert. Herzlichen Dank dafür.

Mit lieben Grüßen
Anariel


Tis-Anariel (20.03.2011)

Dinge, die wohl inzwischen schon jeder von uns vor Augen hatte, beschreibst du so gut, dass man trotzdem in eine besondere beschwingte Frühlingsstimmung gerät. Also, ist es gut geschrieben.

Dieter Halle (17.03.2011)

Schön, ich habe den kleinen Vogel im Busch bildlich vor mir gesehen.

Petra (14.03.2011)

Einfach herrlich, ich strecke mit dir die Arme aus und genieße den Frühlingswind. Schöne kleine Geschichte.

doska (14.03.2011)

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