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Auswahl

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten
© Gerald W.
Gerade war ich wieder im Supermarkt. Es gibt Leute die können jeden Tag mit großer Freude einkaufen, mir genügt es einmal pro Woche. Leider vergesse ich öfter mal etwas, weil ich mir nichts aufschreibe. Und so musste ich gleich nach der Arbeit wieder los.
Dummerweise lässt sich Eis schwer zu Fuß transportieren. Aber ich habe gerade heute Appetit auf diese kühle Nascherei, weil es draußen so schön warm ist. Daher habe ich eine Kühltasche mitgenommen. Die Geldbörse kam in die Hosentasche hinten. Ich meine, es bemerken zu können, wenn die mir jemand rausziehen will, weil ich niemanden an meinen Hintern heranlasse.
Aber bevor ich mir das Eis hole, suche ich nach ein paar eingeschweißten Bockwürsten, die ich mir heute Abend als Currywürstchen zurecht machen will. Ich blicke verwirrt nach allen Seiten. Verdammt sie haben schon wieder alles umgeräumt.
Wo sind jetzt Fleisch und Wurst? Na, wenigstens habe ich den Ketchup gefunden. Aber die Frage ist jetzt, welchen ich denn von diesen vielen Sorten für heute Abend haben will. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Jahr für Jahr bei fast allen Nahrungsmitteln neue Sorten hinzukommen. Nehme ich nun jenen Ketchup wo gleich der Curry drin ist oder nehme ich den pikanten oder gleich den Hüh ...äh ...Hotketchup? Davon nun eine große, eine mittlere, eine kleine oder eine Winzflasche? Kaufe ich eine teure oder eine billigere Sorte? Ist ein Unterschied im Geschmack zu bemerken? Ich kann ja nicht alle aufschrauben um von ihnen zu kosten. Mir schwirrt der Kopf, aber leise Musik aus den Lautsprechern beruhigt mich so ein wenig oder lullt die mich eher ein? Also, noch mal das ganze von vorn. Nehme ich diese mittelgroße ganz normale Tomatenketchupflasche aus den neuen Bundesländern oder weiche ich lieber auf Bioketchup aus, weil der garantiert keine Schadstoffe haben soll? Dann müsste ich wieder eine mittelgroße Flasche aus dem ganzen Sortiment wählen. Oder nehme ich Diätketchup, der keinen Zucker, dafür aber Zuckeraustauschstoffe enthält. Sind diese Austauschstoffe eigentlich gesund? Immer noch dudelt Musik köstlich in mein Ohr und behindert mein Denken. Ich bin nicht fähig mich zu entscheiden, will daher erst mal die anderen Dinge kaufen.
Nachdem ich die Kühlregale für Fleisch endlich gefunden habe, muss ich mich für die richtigen Bockwürstchen entscheiden. Das fällt mir nicht allzu schwer, da es auf diesem Gebiet nur vier verschiedene Sorten gibt. Ich nehme vier Päckchen mit je einer Sorte zum Kosten. In der Brotabteilung allerdings muss ich schon wieder sehr schwer grübeln. Denn es gibt unzählige Arten von Brötchen die ich zu meinen Currywürstchen essen könnte. Entnervt nehme ich irgendeine Packung Brötchen begleitet von köstlicher Musik. Nun will ich ein leckeres Eis. Eine wahre Eislawine verschiedenster Sorten wieder bis hin zu Bio und Diäteis lächelt mich verkaufshungrig an und verwirrt meine Sinne begleitet von himmlischer Musik. Ich runzele die Stirn und plötzlich weiß ich, wie ich das Entscheidungsproblem löse. Ich drehe mich um und werfe einfach eine Münze über die Schulter in die Kühltruhe. Dort wo die Münze drauffällt, das soll dann für heute mein Eis sein. Es macht leise:“Klick!“ und dann: „KlickediKlickdonk!“ Neugierig blicke ich mich um. Nirgendwo ist die Münze zu sehen. Oh, nein, sie ist in einer Spalte des Kühlregals verschwunden. Werde ich wohl danach suchen müssen. Ich beginne die Eisbecher umzuräumen. Jemand geht mir derweil an meinen Hintern. „Finger weg!“ brülle ich.
„Arbeiten sie hier?“ höre ich die alte Dame hinter mir krächzen, die mich wohl gerade von hinten betatscht hat. „ Nein“, fauche ich.
Sie scheint das nicht gehört zu haben, denn sie fährt einfach fort. „ Dieses Stück Fleisch möchte ich nämlich reklamieren und ....“
„ Gehen sie damit zur Kasse!“ fauche ich und da finde ich nicht nur meine Münze, auch die von so einigen entnervten Kunden, die das gleiche wie ich versucht hatten, um sich endlich entscheiden zu können. Ich betrachte verzückt die fünf Münzen, denn da ist sogar ein Euro dabei. Und diesmal ist es mir sogar recht, dass mich liebliche Musik dazu begleitet.
Ich nehme mir eine große Packung Eis die vierundzwanzig verschiedene Geschmacksrichtungen enthält- weiß aber nicht, ob die nachher in meinen Kühlschrank passen wird- und bringe auch die schwere Entscheidung mit dem Ketchup endlich hinter mich. Indem ich einfach die Augen schließe und nach irgendeiner Flasche greife. Zwei Flaschen gehen dabei leider zu Bruch. Mit dem Fuß schiebe ich den klebrigen Scherbenhaufen einfach rasch zur Seite.
Zuletzt an der Kasse suche ich nach einem Kaugummi und muss mich entscheiden. Richtig, ich habe die Wahl bis hin zu einem Biokaugummipäckchen oder einem mit Diätzucker. Begleitet von schöner Musik. Da schreie ich die Kassiererin an.
„ Wissen sie wie die Hölle aussieht?“
„Nein?“ fragt sie überrascht.
Ich beuge mich mit ernster Miene vor : „ Sie ist ein riesiger Selbstbedienungsladen!“
 
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Kommentare  

Hallo ihr drei, habt Dank für die lieben Kommentare.
@Else08, du hast recht. Ich glaube wir Männer neigen eher dazu, das Einkaufen als schrecklich zu empfinden.
@Michael, tja, der Münzwurf, freut mich , dass er dir gefallen hat.
@Petra, du scheinst ein Leidensgenosse zu sein. Sehe ich das richtig?


Gerald W. (21.05.2011)

Wirklich zum Schmunzeln. Auch weil man sich selbst dabei ertappt fühlt. Mir sind die vielen Angebote auch manchmal zuwider. Auf der anderen Seite, schön, dass es uns so gut geht, dass wir derart wählen dürfen.

Petra (18.05.2011)

Eine sehr originelle Idee, die du da in deine Geschichte gepackt hast. Sehr gekonnt finde ich die Idee mit dem Münzwurf. Die Hölle ist wahrlich ein Selbstbedienungsladen und umgedreht ist es ebenfalls so. Am Ende ist doch der "hochverehrte König Kunde" meistens der Depp, da er viel zu oft auf die irreführende Werbung reinfällt.
Eine Geschichte, über die ich so herzhaft lachen konnte.
LG. Michael


Michael Brushwood (17.05.2011)

Ohne Ende shoppen für echte Kerle wohl die Hölle, aber für uns Weiber? Weiß nicht? Jedenfalls hast du mich zum Kichern gebracht.

Else08 (17.05.2011)

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