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Der "Rosarote - Bach"

Kurzgeschichten · Sommer/Urlaub/Reise · Erinnerungen
© Blatt
Der „Rosarote – Bach“


Es war wieder mal so ein herrlicher Sommertag, an dem man einfach vor die Tür, auf die Gasse zum Spielen, musste.
Doch wie zu erwarten, war um diese Zeit, auf der Gasse noch nichts los.
Meine Geschwister und Freunde, die schon zur Schule gingen, mussten wie es schien noch immer Hausaufgaben machen, und lernen. Ansonsten wären sie, ja schließlich schon längst laut jubelnd aufmarschiert, das war sicher. Ich durfte zwar schon jetzt, von Mutter, zum Spielen auf die Gasse, aber was nutzte es…..
Wenn niemand zum Versteckenspielen, zum Hüpfen, zum Laufen, zum Springen und zum Murmelspielen oder zum Gendarmenspiel da war.
Nichts!
Absolut nichts!
Gelangweilt und missmutig, dass an diesem Tage wieder alle Freunde so unendlich lange brauchten für ihre Hausarbeiten, setzte ich mich gelangweilt auf den Holzstapel der vor der Haustür lag.
Ich stocherte und fingerte unleidig an den verwitterten Baumrinden der Holzstämme herum. Launisch und maulend kratzte ich weiter an der Baumrinde. Obwohl ich wusste, dass der Baumstamm und die Rinde des Stammes nichts für meine momentane Situation konnte, die gerade aus endloser Langeweile bestand, reagierte ich mich verärgert, daran ab.
Es wird Zeit, dass die anderen Kinder endlich Sommerferien bekommen, damit ich Gesellschaft habe, es ist schon schlimm genug, dass morgens keiner zum Spielen da ist, und dass dann auch noch mittags keiner vorbei schaut, das ließ mich regelrecht motzig werden.
Dass ich nach den Sommerferien selbst nachmittags, eventuell, über Hausaufgaben sitzen und brüten würde- verdrängte ich sogleich. Ich wollte mir den schönen Tag mit solchen unliebsamen „Zukunftsvisionen“ nicht noch selbst verderben. Ich schob diesen unliebsamen Gedanken sogleich direkt weit, weit, weit weg …

Und da hörte ich auch schon die Worte meiner Mutter, weit aus dem Küchenfenster lehnend schaute sie mir nach und rief wie immer:
“Pass – auf dein neues Kleidchen auf Bärbelschen, mach dich nicht schmutzig, und sei artig! Ich möchte keine Klagen über dich hören, hast du verstanden Bärbelschen!“
Schließlich folgte noch wie immer der ermahnende Satz: “Und bleib von Grewasch Kellerfenster weg, es ist Montag, du weißt da ist dort wieder der böse Mann im Keller!“
Immer dieses Geschiss, um Grewasch Kellerfenster, das nervt doch echt … meckerte ich leise mehrmals in meinen Bart hinein, auf Mutters nerviges Rufen, zurück. Ich konnte es nicht mehr hören, immer das Geschwätz um Grewasch Kellerfenster und dem angeblichen bösen Mann. Wie immer das gleiche unnötige Gelaber, dachte ich wieder unwirsch.
Alles wie gehabt, Mittag für Mittag dieses Geschrei bezüglich Benehmen und Verbote!
Mutter könnte sich wirklich mal etwas Neues einfallen lassen, dachte ich ein kleinwenig erbost, über ihre ständige Ermahnungenen.
Ich bin doch kein Kleinkind mehr! Schließlich gehe ich nach den Ferien schon zur Schule.
Also was soll das noch?
Schmollend schob ich meine Unterlippe vor.
Immer die gleiche Leier, immer die gleichen Ermahnungen, und gleich ruft sie noch …! „und sei höflich wenn man dich etwas fragt, gib schön Antwort!“ Im nächsten Moment hörte ich schon die gedachten Worte, ich hörte genau diesen gedachten Satz von mir, in Form von Mutters ermahnendem Rufen.
Ja, ja, ja, äffte ich noch Minuten später, meiner Mutter, übelgelaunt auf dem Stapel Brennholz sitzend, der für den Winter vor der Haustür wie jedes Jahr fachgerecht aufgeschichtet und gelagert war, nach.
Affektiert, mimte ich mit weit aufgerissen Augen und heraus gestreckter Zunge, Mutters ermahnende und belehrende Worte, nach.
Und wenn du nicht hörst, was ich dir sage- setzt es was!
Kam noch der abschließende Drohsatz von ihr hinterher geflogen! Wie jeden Tag – so auch heute.
Die Drohung, schmetterte sie ungehindert, auf etwaige weiterer Zuhörer in der Nachbarschaft, mir lautstark hinterher. Ich zuckte kurz im Genick zusammen, und zog blitzschnell wie eine Schildkröte, gekonnt meinen Kopf ein, und weg war ich.
Ja, Mutter schleuderte meist noch so was Drohendes hinter einem her.
Das kannte ich zu genüge, doch es beeinflusste mein Handeln nicht im Geringsten.
Daher prallte der ermahnende Zusatz sogleich, wie immer, so auch an diesem Tage, von mir ab. Ich überlegte nochmals genervt und missmutig, was ich jetzt mit mir, und dem schönen, sonnigen und warmen Nachmittag, anfangen könnte.
So ganz alleine, als Herrscherin über- und auf der Gasse…

Doch dann tröstete ich mich damit, dass ich zwar wie immer, zu dieser Zeit, alleine auf der Gasse war, aber die nächsten Stunden ohne Streitereien mit Geschwister oder Freunden, letztendlich einmal machen könnte, was ich wollte.
Ich war also die Anführerin!
Begeistert über die Tatsache, dass ich die Anführerin war, obwohl sonst niemand da war, den oder die ich anführen könnte, sprang ich begeistert, jedoch allzu ruckartig vom Holzstapel.
Und - es machte augenblicklich ratschhhhh.
Im gleichen Moment sprang Mauzi, die Nachbarskatze, mit ihrer Beute, einer kleinen Feldmaus im Schlund, durch meinen allzu hastigen Sprung aufgeschreckt, aus ihrem Versteck, hinter dem Holzstapel hervor.
Ich erschrak augenblicklich, durch das laute Mauzen und Aufschreien von Mauzi, und wir starrten uns gegenseitig, jetzt durchaus ängstlich und entgeistert, an.
Es war in der Kürze des Augenblicks nicht festzustellen, wer vor wem, mehr Angst hatte! Mauzi mit Maus im Maul und ihrem kämpferischen Verteidigungsblick, oder ich, ohne Beute jedoch mit Riss im neuen Kleidchen. Die Maus nutzte die augenblickliche Verwirrsituation von uns beiden aus, und flitzte zurück in ihr Holzstapelversteck, und weg war sie. Ich denke noch heute, dass sie mich doch eher dankbar angesehen hatte, als sie verdattert um die Ecke geflitzt war. Ich begutachtete mein Kleidchen und meckerte sogleich laut los: „Auch das noch!“ … ich war mit meinem Kleidchen an einem Aststumpf hängen geblieben und hatte nun einen langen Riss, in meinem schönen gelb, rosa und grün kariertem, Kleidchen!“
Na ja, da ist der Ärger für heute Abend schon vorprogrammiert, durchzuckte mich, noch ein flüchtiger Gedanke an eine eventuelle Strafpredigt von Mutter.
An die bevorstehende eventuelle stressige Diskussion um den Riss im karierten Kleidchen, wollte ich jetzt nicht denken und weg war auch ich …

Kurz entschlossen machte ich mich auf den Weg, um endlich etwas Abenteuerliches zu erleben oder wenigstens ein ausgefallenes Spiel zu spielen.
Da ich ja heute endlich mein eigener Anführer war!
In Gedanken versunken schlenderte ich, unbeachtet der Tatsache, dass ich mich eigentlich nicht vom Hof entfernen sollte, und machte mich heimlich auf den Weg ins Abenteuer… Mein geheimer Weg führte mich übers Mühleck in Richtung Dorfmitte.
Und noch immer war ich in Gedanken damit beschäftigt was ich denn nun alleine spielen könnte!
Doch- mir wollte absolut kein Spiel einfallen, das alleine Spaß machen würde!
Da entschied ich kurzerhand mir die Fische im nahe gelegenen Bach anzusehen und sie heimlich zu besuchen.
Vielleicht freuen, sie sich mich zu sehen, dachte ich so für mich, es ist ein Versuch wert, bevor ich hier weiter ganz lustlos und gelangweilt, alleine rumhänge, und lief in die Richtung des nahe gelegen Baches.
Ich bog vorsichtig um Grewersch Hausecke herum ab.
Und da, plötzlich stand ich vor einem mächtigen Ungeheuer!
Erschrocken blickte ich in zwei riesengroße braune Augen mit unendlich langen, dichten, schwarzen Wimpern.
Sie sahen mir- direkt in meine Augen, ich purzelte vor Schreck auf den Boden, unmittelbar dem großen komischen Tier vor die Füße und blieb einen Augenblick verdattert sitzen.
„Aug in Aug blickend, starrten wir uns nun an!“
Fluchtartig krabbelte ich rückwärts, auf dem Hosenboden, vor dem braun-weiß gefleckte Ungeheuer weg!
Ich sputete mich und rannte so schnell ich nur konnte fluchtartig davon.
Was war denn das für ein komisches Vieh?
Noch überm Laufen zitterten mir meine Knie ich hatte große Mühe mich auf meinen zittrigen Beinen zu halten. Ich blickte nochmal aus sicherer Entfernung zurück ....
Das Tier sah mich mit traurigem Augen an, und ich überlegte nun kurz, ob das eventuell eine Kuh sei …
Ja doch, das ist eine Kuh!
Aber wieso steht hier denn eine Kuh angebunden an der Hauswand herum?
Freundlich sah ich sie an und fragte neugierig:“Was machst du denn hier?“
Sie antwortete mit einem lauten Muhhhhhhh und ich ergriff eingeschüchtert sofort, erneut wieder, die Flucht!
Atemlos und mit wild pochendem Herzen lief ich so schnell ich nur konnte weiter in Richtung Bach.
Doch der Gedanke an das seltsame Zusammentreffen mit der traurig dreinschauenden Kuh beschäftigte mich weiter, bis ich dann den Bach erspähte und das Zusammentreffen mit der traurigen Kuh letztendlich wieder vergaß.

Nur noch wenige Metern, ich sah den Bach direkt vor mir, ich lief eilig geradewegs mit Freudensprüngen auf ihn zu!
So kam ich etwas gehetzt, jedoch mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht, an dem kleinen Bach, völlig außer Puste an …
Der Bach, der wirklich nur einige wenige Häuser weiter, unterhalb der Gasse entlang plätschert, zog mich an wie ein Magnet. Mit knapp sechs Jahren war das schon eine beachtliche Leistung von mir, und es machte mich unheimlich stolz, dass es mir geglückt war ohne Probleme, unbeschadet am Bach anzukommen. Ich war stolz wie Bolle auf mich und strahlte mit der Mittagssonne um die Wette!
Ich dachte noch flüchtig daran, dass ich zwar stets ermahnt wurde, mich vom Bach und somit auch von Wasser fern zuhalten hätte, doch das war da bei mir, gerade Mal völlig in Vergessenheit geraten.
Vielleicht sehe ich heute ein paar Fische, kam mir wieder der Gedanke auf einige neue Spielgefährten, in den Sinn? Alle Warnungen bezüglich „halte dich fern vom Bach und Wasser“ großzügig zur Seite schiebend, schlich ich mich vorsichtig ans Wasser heran.

Vorsichtig und ganz zögerlich hielt ich einen Finger in das kühle Nass.
Kurz nach rechts und links umschauend, erkannte ich sogleich, dass ich alleine am Bach war.
Schnell zog ich meine Sandaletten aus und streifte die aus weißer Baumwolle, von Oma gestrickten Kniestrümpfe, eilig ab.
Sogleich streckte ich dann zuerst den linken Zeh ins Wasser und dann den rechten Zeh …
Da das Kleidchen schon zu Beginn meines Ausfluges, Schaden genommen hatte, wollte ich jetzt doch achtsam sein und auf den Rest meiner Kleidung ACHT geben.
Langsam tastete ich mich vom flachen Rand - bis in die Mitte des Baches vor.
Dann setzte ich hastig einen Fuß vor den anderen und umging vorsorglich die großen kantigen Wacken, die mir doch allzu glitschig und gefährlich erschienen.
Ich entschied mich dann, eine Steinbrücke, für eventuelle weitere Bachbesuche von mir, zu bauen. Das würde ich leicht meinem großen Bruder nachbauen, überlegte ich kurz, und fing sofort an Stein um Stein für die Brücke aneinander zu reihen, um später den Bach als stolze Baumeisterin der Steinbrücke diese zu überqueren.
Durch die große Kraftanstrengung kam ich allerdings schon schnell ganz schön ins Schwitzen und ich entschied mich daraufhin kurzerhand auch das lädierte Kleidchen abzulegen.
Gerade in diesem Moment hörte ich die Stimme meines Großvaters der die Dorfstraße entlang kam und mich verärgert von der Straße aus beobachtet hatte.
Schnell hob ich mein Kleidchen auf und streifte es wieder über.
Schick dich- Bärbelchen, und behalte schön dein Kleidchen an, das tut am nicht!
Hat dir das deine Mutter nicht gesagt …? Rief Großvater mir noch fragend zu.
Natürlich hatte Mutter mir das gesagt, doch es war gerade so herrlich warm und ich wollte mir schließlich nur ein kleines Bad zur Abkühlung gönnen. Doch das war jetzt vorbei, artig nickte ich meinem Großvater zu und er ging mit ermahnendem Zeigefinger, in meine Richtung, dann weiter seines Weges.

Na dann eben kein Bad, schmollte ich.
Ich hüfte und sprang weiter im kühlen Nass herum.
Die Wasserspritzer flogen bis an die andere Bachseite als …

Plötzlich ein eigenartiges rosarotes Rinnsal zu mir kam, geradewegs von der anderen Bachseite, entgegen ... kam.
In herrlicher rosaroter Farbe, kam das Wasser zu mir her geplätschert.
„Was ist den das… fragte ich mich laut …?“
Ja, wo kommt den das schöne rosarote Wasser her?
Eilig machte ich mich auf den Weg um das rosarote Wasser-Phänomen zu erkunden.
Immer weiter in Richtung des rosaroten Wassers blickend, stampfte ich durch das tiefe Wasser des Baches, der vermeintlichen rosaroten Farbenquelle entgegen …
Voller Begeisterung hüfte ich glückstrunken, da noch keiner außer mir, dieses rosarote Wasserspiel genießen konnte, im Bachlauf herum!
Keiner hatte je von diesem schönen rosaroten Wasser erzählt! Da war ich mir ganz sicher.
Das wird mein Geheimnis bleiben! Niemandem werde ich das verraten…
Das ist geheim, geheim, geheim rief ich begeistert und ich sprang weiter wild im rosaroten Bach.
Noch während ich begeistert im Wasser herum hüpfte färbte sich das Wasser weiter ungewöhnlich dunkelrot ein.
Ich hielt in meiner Hüpfbewegung inne, und starrte gebannt nun auf den unheimlichen dunkelroten Wasserteppich, der mir jetzt entgegen geschwommen kam…
Plötzlich wurde aus meiner anfänglichen Begeisterung pure Angst, und ich rannte aus dem Bach, ans rettende Ufer und dem dort noch klaren Wasser.
Was ist denn das? Wo kommt denn das rote Wasser jetzt her?
Ich starrte wie hypnotisierte in den Bach und beobachtete den mir folgenden, jetzt immer größer werdenden dunkelroten Teppich, nach.
Ein eigenartiges Fischgewimmel folgte dem Farbrinnsal in den roten Wasserteppich.
Und da, angeekelt schaute ich erschrocken auf, als aus den dunklen Löchern am Ufer des Baches eine ganze Rattenfamilie heraus kam und in Richtung Fischgewimmel kreischend hechtete.
Das war’s dann … schnell weg!
Da gab es kein Halten mehr für mich.
Das Wasserplanschen und Baden war mir jetzt endgültig verleitet.
Hastig zog ich meine Kniestrümpfe über die nassen Füße, streifte meine Sandaletten an und hastete vom Bach weg, zurück in Richtung Mühleck ohne zurück zublicken, Heim.

Gerade als ich um Grewasch Hausecke bog, erinnerte ich mich an das unliebsame und eigenartige Zusammentreffen mit dem komischen Tier, mit den riesigen Augen, das ich dann doch noch letztendlich als Kuh identifizierte hatte. Auf die ich geprallt war, auf meinem Schleichweg zum Bach.
Jetzt war das Tier, die Kuh, nicht mehr da … Eigentlich Schade, dachte ich so im Nachhinein.
Ich schlich jetzt gebückt weiter um Grewasch Hausecke, schließlich sollte niemand etwas von meinem heimlichen Ausflug zum Bach mitbekommen.
Wie ein Indianer auf dem Kriegspfad schlich ich gebückt weiter, kurz vor Grewasch Kellerfenster schnaufend verharrend, hörte ich mein Blut laut pulsierend in meinen Ohren und ich fing an zu zitterten.
Die Angst beschlich wieder mein Inneres, und ich überlegte krampfhaft wie ich unbemerkt Heim in mein Zimmer kommen könnte.
Als…, mein Blick versehentlich ins Kellerfenster fiel!
Laut aufschreiend stand ich auf, und rannte ohne Rücksicht, dass man mich entdecken könnte, los…
Sofort erschienen meine Mutter und meine Geschwister auf der Gasse, ich rannte, eilig, laut und hemmungslos schreiend in Mutters ausgebreiteten Arme ...
„Kind, Kind was ist mit dir?“ Hörte ich ihre besorgte Stimme.
Ich zitterte noch immer am ganzen Körper wie Espenlaub.
Sogleich versuchte ich ihr zu erzählen was mich so erschreckt hatte.
Stotternd brach es aus mir heraus … und ich stammelte nur noch: „ Der böse Mann- ich habe den bösen Mann gesehen!“
Andächtig noch voller Angst flüsterte ich ihr ängstlich drein blickend immer und immer wieder diesen Satz ins Ohr.
Liebevoll streichelte mir meine Mutter mit einem fürsorglichen Lächeln im Gesicht über den Kopf und sagte: „Na –Bärbelschen, was hatte ich dir denn gesagt, Kleines?“
Schuldbewusst senkte ich meinen Kopf, ich erinnerte mich sogleich an ihre ermahnenden Worte bezüglich Grewasch Kellerfenster.
Mit einem Seufzer stellte sie mich dann zur Rede.
Auf meine rote Beine schauend seufzte sie leise, und fügte noch Kopfschüttelnd hinzu: “Am Bach warst du auch wie ich sehe!“
Warum folgst du mir nicht wenn ich dir etwas sage Bärbelschen, das macht mich schon etwas traurig mein Kind.
Von dem Riss in deinem Kleidchen möchte ich erst gar nicht reden.
Ich schaute betreten zu Boden und sah meine Beine,und da erschrak selbst ich wieder, bei deren desolaten und blutigen Zustand.
Entschuldigend fügte ich sofort hinzu, dass es mir unerklärlich sei- wieso meine Beine so Blut verschmiert seien, da ich mich nicht verletzt hätte!
Meine schönen, vormals weißen, Kniestrümpfe hatten jetzt unschöne dunkle Flecken, sie waren unwirklich rot und braun, und sahen wie geronnenes Blut aus.
Ich erschrak erneut und flüchtete mich an meine Mutter kuschelnd, weiter in ihren beschützenden Schoß.
Ach Kleines, hör doch wenn ich dir was sage. Wiederholte sie sich wieder Kopfschüttelend,
und streichelte mir weiter liebevoll über meine Stirn und Kopf.
Dieses Gefühl der Geborgenheit nutzte ich für mich voll aus, ich drückte mich weiter enger, und gierig nach Streicheleinheiten suchend, an meine Mutter.
Alles war vergessen in diesem Moment der Zweisamkeit mit meiner Mutter.

Aber Bärbelschen, Kleines jetzt ist es genug.
Komm, Liebes ich erkläre dir was passiert ist!
Und endlich bekam ich die Erklärung zu den tagtäglichen ermahnenden Worten, denen ich heute letztendlich, wieder mal, wie so oft nicht gefolgt war.
Ich hatte an diesem Tage meine Lektion erhalten …
Mit offen stehendem Mund, und übergroßen ängstlich blickenden Augen, lauschte ich den Worten meiner Mutter.
Jetzt erhielt ich endlich Antworten, bezüglich Grewasch Kellerfenster, dem bösen Mann und rosarotem Wasser im Bach …
Denn es war wie an jedem Montag, das komische Tier mit den übergroßen Augen, das ich doch noch als Kuh erkannt hatte, das traurig drein schaute und angebunden an Grewasch Hauswand geduldig, wartend verharrte, befand sich jetzt unterhalb von Grewasch Kellerfenster im Keller.
Allerdings jetzt portioniert.
Ein Blutteppich wurde, von dem bösen Mann, in eine Bodenöffnung gefegt und erschien dann wenige Augenblicke später im Bach.
Das war die Erklärung die ich an diesem Tage von Mutter bekam.
Selbstverständlich mied ab diesem Tage Grewasch Kellerfenster und Grewasch Hausecke.
Der seltsame Metallbügel an Grewsach Wand, der dort eingelassen war,
und an dem meistens ein dicker Strick herunter baumelte erklärte alles….
Wieso hatte ich den Strick vorher nie beachtet?


Beim Abendbrot saßen wir alle gemeinsam am Tisch und meine Geschwister bissen schmatzend in ihre Brote.

Ich saß andächtig da und schaute mein Abendbrot gedankenverloren an.

Wie durch einen Nebel hörte ich Mutter sagen: “Bärbelschen, iß doch endlich dein Wurstbrot auf!“
Doch ich konnte nicht in das Blutwurstbrot hinein beißen – denn ich sah plötzlich wieder die großen traurigen braunen Augen mit den langen, dichten, schwarzen Wimpern vor mir, in die ich am Nachmittag geschaut hatte und dachte jetzt beschämt an den rosaroten Bach in dem ich achtlos und übermütig, jedoch unwissend, herum getollt war ……….
 
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Kommentare  

Eigentlich war ich hier nur leser, doch dann las ich die geschichten von Doska und ihrer Kindheit, und meine kindheit die auch nicht immer schön war, und die ich gut verdränkt hatte ......kam zurück.
Es wird wahrscheinlich noch einiges aus meiner kindheit hervor kommen - das ich jetzt durch die offenheit von Doskas Geschichten auch
aufschreiben werde ......

Danke Petra für den kommentar,hat mir gut getan, dass eine reaktion von einer webstories leserin kam.


Blatt (05.06.2011)

Eine etwas traurige Kindheitserinnerung, die zunächst heiter beginnt. Man kann den Schock des kleinen Kindes voll verstehen.

Petra (03.06.2011)

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