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3 Seiten

Ein vollkommen perfekter Tag I.

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
Manche Tage fangen perfekt an. So perfekt, dass es perfekter gar nicht geht, denn perfekt sagt eben schon aus, dass es bis ans Ende hin vollkommen ist.
Leider manchmal auch mit angeschalteter Ironie...

So ein Tag war heute für Friedel. Anfang des Jahres war er durch sein Studium gerasselt und als er heute seine elektronische Post öffnete, da war da eine Mail vom Dozenten drin, er möge doch bitte ein Seminar nachholen, welches er während seines Studiums versäumt habe. Es war schon schlimm genug überhaupt dran erinnert zu werden, aber das konnte doch echt nicht deren Ernst sein, nun auch noch ein Seminar nachzuholen... Kopfschüttelnd drückte er auf den Logoutbutton und beschloss sich einen Kaffee und ein Brötchen beim Bäcker zu kaufen. Er wollte etwas für seinen Kreislauf tun, der aufgrund seiner Alpträume immer im Keller war. Diese raubten nämlich mächtig viel Schlaf. Letzte Nacht waren es Tornados, die hinter ihm herstürmten und die Nacht zuvor saß er auf einem Stuhl in einer schummrigen Unterführung, hörte metallene Schritte und wurde dann erschossen...

Davon abgesehen standen ihm am heutigen Tage noch ein Zahnarztbesuch, ein Vorstellungsgepräch, der Nebenjob und ein Date bevor. Dafür musste man natürlich gestärkt sein.

Bei der Stadtbäckerei angekommen, erlebte er die nächste Enttäuschung. Die Kaffeemaschine hatte den Geist aufgegeben und Laugenbrötchen gab es nicht mehr. Etwas anderes wollte er dann auch nicht und machte kehrt.

Zu Hause aß er noch eine Schnitte Brot und machte sich dann auf den Weg zum Zahnarzt.

Er hasste Zahnärzte. Diese weißkittelbekeideten Monster mit ihren Bohrern, Pinzetten, Küretten, Kavitrons, Scalern, Abdrucklöffeln und allerhand anderen komischen Tortouretten.

Nachdem der Bus nicht an der Haltestelle eintraf und Friedel ein Taxi bezahlen musste, kam er mit ein paar Minuten Verspätung in der Praxis an. Wegen diesen paar Minuten durfte er dann das ersteinmal eine Stunde und fünfunddreißig Minuten warten. So und nicht anders kennen wir es sicherlich alle von Arztbesuchen. Selbst mit Termin...

Die Helferin, wahrscheinlich eine Azubine, führte ihn dann endlich ins Sprechzimmer. Er legte sich auf den Quälomat und ihm wurde ein schneeweißer Latz umgebunden. Heute bekam er eine Krone. Die Schweißperlen standen ihm schon auf dem Gesicht und wäre er kein Mensch, könnte man fast meinen er wäre ein Stück Holz, denn steifer konnte man nun wirklich nicht auf der Liege liegen.
Und die Verspannungen und Versteifungen kamen gewiss nicht von der jungen rundlichen Dame mit den leicht fettigen Haaren.

"Wir müssen erstmal einen Abdruck machen", lächelte die Azubine freundlich.

Friedel hasste Abdrücke. Den Mund weit auf lassen und immer in Gefahr etwas von der angerührten komischen Masse zu verschlucken. Er bekam ohnehin so schnell einen Würgereiz.

Die Helferin oder zahnmedizinische Fachangestellte, wie man heute so schön sagt, drückte das eiserne Gestell mit der klebrigen Masse in Friedels Unterkiefer. Er fing schon an zu gurgeln und würgen, riss sich aber zusammen. Das Zeug schmeckte ekelerregend und er hatte das Gefühl, dass ihm die Masse in den Hals lief. Speichel sammelte sich an und schlucken wollte er auch nicht, da er ja etwas von der Masse zu sich nehmen könnte. Das wollte er auf gar keinen Fall. Wer weiß, was DANN passieren könnte. Friedel war, muss man hinzufügen, gekonnt und leidenschaftlich überzeugter Hypochonder.
Endlich wurde Friedel von dem Metallmonstrum befreit und konnte seinen Mund ausspülen, wieder atmen und schlucken. Welch befreiendes Gefühl.

"Ich muss Ihnen leider sagen, dass wir noch einen Abdruck machen müssen," sagte die Azubine freundlich, aber bestimmed. "Dieser Abdruck ist leider nichts geworden, da sich eine Luftblase gebildet hat und der Techniker damit nicht arbeiten kann."

Friedel schloss die Augen und die Quälerei begann von vorne...

Als er wieder befreit war, kam auch schon der Zahnarzt ins Behandlungszimmer und klärte ihn noch einmal über den Ablauf der Behandlung sowie Kosten, Schwierigkeiten und anderes Gedöns auf. Friedel hörte nur halb zu, da sein Körper schon mächtig zu zittern begann.

"Sie bekommen nun das Anästhetikum", sagte der Zahnarzt beruhigend. Friedel schloss die Augen und öffnete den Mund.

Es piekte kurz und dann erfüllte ihn binnen Sekunden erst ein ohrenbetäubender Lärm und kurz darauf dann ein übler Schmerz....

Es war etwas geschehen. Der Azubine war eine Nierenschale mit Instrumente auf den Boden gefallen. Das hatte einen höllischen Lärm verursacht. Der Zahnarzt, auch nicht mehr der jüngste, zuckte so zusammen, dass die Spritze abgebrochen war und die steckte nun wo? In Friedels Gaumen. Und dieser zappelte und fuchtelte auf dem Behandlungsstuhl herum und schrie. Der Friedel, nicht der Gaumen. Aber mit ganzer Lautstärke aus diesem heraus...

Eine weitere Helferin musste kommen und den ungestümen Patienten festhalten und dann wurde die Spritze gottlob vollständig mit einer Pinzette entfernt...
 
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Kommentare  

Ich werde die Fortsetzung heute oder morgen schreiben. Ich hatte den Text schon einmal drin, aber hatte ihn vorher natürlich nicht bei Word geschrieben und abgespeichert. Dumm.

Sabine Müller (24.07.2011)

Mir hat die geschichte auch gefallen, sie ist gut
geschrieben und spannend. Freue mich schon auf
eine Fortsetzung.


Homo Faber (22.07.2011)

Leider ist wohl bei der Übertragung etwas falsch gelaufen. Mist. Aber ich werde sie noch einmal einstellen

Sabine Müller (22.07.2011)

Gespannt darfst du sein. Ich habe gerade die Fortsetzung eingestellt... :)
@Michael: Danke für den Kommentar. Das Wort Azubine ist allerdings schon alt.
LG Sa(zu)bine *g


Sabine Müller (22.07.2011)

Man(n) sollte glauben der Tag könnte jetzt nur noch besser werden!
Bin sehr gespannt!


Geminus (22.07.2011)

Eine sehr interessante, aber auch eine sehr lustige Geschichte. Toll fand ich auch deinen Schreibstil, verpackt in originelle Worte. Besonders über das Wort Azubine habe ich mich köstlich amüsiert. "Azubine" passt so richtig zu einer flotten Biene.
LG. Michael


Michael Brushwood (22.07.2011)

Hallo Petra,

wenn du dich jetzt auf den nächsten Zahnarztbesuch freust, dann darfst du den zweiten Teil, der nach dem Wochenende folgt, nicht lesen... Soviel verrate ich schon mal *g

Vielen Dank für das Lob mit dem humorvollen Schreibstil. Das nehme ich gern an.

LG Sabine


Sabine Müller (21.07.2011)

Oh-weh, das vergraust mir so richtig den nächsten Zahnarztbesuch. Im "Pechhaben" ist Friedel wirklich perfekt. Du hast aber einen so humorvollen Schreibstil, dass ich trotzdem schmunzeln musste. Schönes amüsantes Kapitel.

Petra (21.07.2011)

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