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Ausflug nach Arezzo (unser italienischer Sommer Teil 9)

Romane/Serien · Romantisches
Arezzo

Heute wollten wir mit Bruno und Paola nach Arezzo und uns auf dem Antikmarkt umsehen.
Die Beiden hatten bei uns geschlafen und jetzt saßen wir gemeinsam am Frühstückstisch, aßen und beratschlagten.
„Es sind etwa 90 km, wenn wir über die SS 78 abkürzen. Da könnt ihr auch wieder ein Stück unserer Heimat kennen lernen. Bei Colonna de Grillo verlassen wir die Autostrada und fahren ein Stück durch die Berge. Ein einhalb Stunden etwa, dann stürzen wir uns auf die Schnäppchen.
„Paola findet sicher wieder etwas.“ Bruno nahm seine Paola in den Arm und gab ihr einen Kuss.
„Hast du das Geld eingesteckt Liebes. Du hast mehr Platz in deiner Tasche.“
Eva zuckte nur die Schultern „Was für eine Frage Mann.“ Dann goss sie uns Caffé nach.
Wir kletterten ins Auto. Ich saß vorne neben Bruno und unsere beiden Frauen machten es sich hinten gemütlich.

Bruno hatte de hintere Sitzreihe aus seinem Taxibus genommen, so dass wir Platz auch für größere Schnäppchen hatten.

Auf der Fahrt den Hügel herunter, hielt uns Pino der Postbote an. „Ihr habt Post, aus Wien.“ Neugierig las er den Absender vor. „Maria und Hannes Hertling“ brachte er einigermaßen verständlich heraus.
„Datelo a me, gib her!“ forderte ich ihn auf. Dann schwang er sich wieder auf sein Rad und drehte um. Die Steigung den Hügel hinauf, hatte er sich gespart, Glück gehabt.
„Lass mich schauen“ rief Eva. Ich reichte ihr den Brief.



Maria und Hannes hatten zugesagt und fragten an, ob wir sie in vierzehn Tagen vom Flughafen abholen könnten. Noch einmal die Sonne des Südens tanken, bevor es mit dem Baby soweit war, wie sie schrieb. Maria war jetzt im sechsten Monat. Hannes und sie freuten sich schon wie die Schneekönige. Das Kinderzimmer war fertig eingerichtet, berichtete Maria stolz.


Unten winkte Francesca uns zu. Sie war fleißig bei der Gartenarbeit.
Unterwegs durch die Montagnola, meinte Eva „Und diese Steigungen seid ihr mit dem Rad rauf und runter gefahren. Ihr spinnt doch. Am Sonntag fahren wir nach Colle di Val d`Elsa, aber auf Landstrassen, Und in Colle trinken wir einen Caffé doppio am Markt. Dann kannst du mir hinterher den Po massieren.
Paola und Eva lachten, während Bruno und ich uns angrinsten.
„Dürfen wir uns anschließen? Bruno braucht etwas Training, das ganze Sitzen immer im Auto und mir tut es auch gut. Einen schönen Abstecher nach Casa Verniano legen wir aber ein. Eine wunderbare Aussicht hast du von dort oben“ meinte Paola.
„Weißt du eigentlich, wie steil das hochgeht und auf einer Strada Bianca, einer Schotterstrasse. Wenn dann aber bitte erst auf der Rückfahrt. Dann können wir unsere lädierten Muskeln im Pool regenerieren.“ Bruno schüttelte den Kopf.
„Stell dich nicht so an, ihr Männer habt doch kräftige Muskeln. Was sollen wir zarten Weiber da sagen?“ Paola tippte Bruno auf die Brust.
„Dann kommt Freitag Abend, dann können wir Zwei das Essen vorbereiten. Bruno und Peterl finden schon eine Beschäftigung. Geht doch runter in den Kraftraum zum trainieren, damit ihr Sonnabend fit seid. Sonst fahren wir Weiber euch noch davon. Und nach der Tour essen wir zusammen und springen in den Pool. Das erfrischt bestimmt nach den –Strapazen- Bringt euer Badezeug mit.“

„Hast du nicht mal gesagt, dass du früher Fußball gespielt hast?“
Ich nickte. „Ja, in der A Jugend und später bei den Amateuren von Vienna. Ich hab dann aufgehört, als es mit dem Studium zu strapaziös wurde. Warum fragst du?“
„Ich spiele bei US Poggibonsi, auch in der Dritten. Hättest du nicht Lust mitzumachen? Wir brauchen Leute, die wenigstens wissen, wie man einen Fußball behandelt. Wir trainieren immer Freitag Nachmittag. Komm doch mal mit.“
„Ich kann nicht versprechen, dass ich regelmäßig kommen kann,. Es hängt von der Arbeit ab.“
„Wenn ich eine lukrative Fuhre habe, sage ich auch ab.“

Paola lachte und sagte vergnügt zu Eva „Da habe ich meinen Bruno doch kennen gelernt. Ich stand auf der Tribüne zusammen mit meiner Freundin. Wir haben frenetisch die Falschen angefeuert. Die sahen so knackig aus in ihren engen blauen Höschen. Die Umstehenden hätten uns bald gelyncht, wenn Bruno nicht gekommen wäre. Er war damals schon so attraktiv, er hat uns in Schutz genommen und uns erklärt, dass wir die Falschen anfeuern würden. Dann habe ich mich in meinen lockigen Liebsten verliebt. Seitdem sind wir zusammen. Es hat gleich gefunkt.“
„Au ja Peterl“ Eva lachte, „dann kann ich endlich mal meinen Hausfreund einladen, sturmfreie Bude.“ Sie zwinkerte Paola zu und die beiden Frauen lachten lauthals.

Wir fuhren durch das malerische Sovicille. Ich war auf meiner strapaziösen Radtour schon daran vorbeigekommen.
„Wart ihr schon einmal in Sovicille?“, wollte Bruno wissen.
„“Ich fahre jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit durch. Aber angehalten hab ich noch nicht. Gibt es etwas Interessantes zum ansehen?“, fragte Eva.
„Die Kirchen natürlich, da hängen einige sehr sehenswerte Gemälde. Ja und die Ponte della Pia im Ortsteil Rosia. Eine eindrucksvolle Bogenbrücke über das Flüsschen.“

Bei Abbadia in der Nähe Sienas fuhren wir auf die SS 73.
Die Strasse wand sich langsam in die Berge, Steigungen wechselten mit Gefälle, durchweg begleiteten dichte Steineichenwälder unseren Weg.
Bruno war ein typisch italienischer Autofahrer, immer etwas übers Limit hinaus, doch er war erfahren und hatte das Auto im Griff. Doch manchmal zuckte auch er zusammen, wenn hinter einer unübersichtlichen Kurve ein Cinquecento halsbrecherisch auf uns zuraste. Doch jedes Mal fädelte der Fahrer rechtzeitig wieder ein, eine Aktion die mit eifrigem Gebrauch der Hupe einherging.
Einmal entschlüpfte dem sonst so ruhigem Bruno ein Fluch „ Madonna maiale!“
Es war sehr, sehr eng gewesen und wir hatten offensichtlich sehr viel Glück gehabt, dass wir nicht von der Straße abgekommen waren. Wieder ein Cinquecento in der Kurve auf unserer Straßenseite, wir konnten sogar das schreckensstarre Gesicht des Fahrers sehen. Bruno lenkte den Wagen hart an die Kante, hier ging es zu allem Übel noch steil bergab, und der Fiat sauste haarscharf an uns vorbei.
Unser Angelo custode, unser Schutzengel, der vom Rückspiegel herunterhing, hatte mindestens eins seiner sieben Leben geopfert.
Jetzt wurden die Straßen wieder übersichtlicher, bei Monte San Savino erreichten wir die Ebene und die Autostrada. Von hier aus könnte man an Arezzo vorbei durchs Valdarno in kurzer Zeit Florenz erreichen. Doch wir wollten ja nach Arezzo und verließen in Viciomaggio die A1. Die Ferraristi sausten links und rechts an uns vorbei. Gibt es in Italien eigentlich eine Geschwindigkeitsbegrenzung? Die Frage ist rein rhetorisch, ich weiß?

„Wir sind gerade an Monte San Savino vorbeigekommen. Da müsst ihr im September mal hinfahren. An den Wochenenden Mitte September findet dort die Sagra della Porchetta, das Schweinebratenfest, statt. Dort gibt es die beste Porchetta überhaupt, mit Fenchelblüten. Der Bratenduft, das Holzfeueraroma, werden euch das Wasser im Munde zusammen laufen lassen. Über die Piazza bummeln, durch die engen Gassen schlendern und die Musik dazu und dann chiacchierate, plaudern, ein Schwätzchen halten. Das macht einfach großen Spaß. Ich bin ja mit meiner Mutter oft da gewesen. Wir sind in Bugiana aufgewachsen, ganz in der Nähe und haben immer Bekannte getroffen.“ Paola seufzte

Unweit von Santa Maria del Pieve erreichten wir die Piazza Grande, den Schauplatz eines der größten und sehenswertesten Antikmärkte. Das heißt wir hatten noch einen kleinen Fußmarsch vor uns, denn die Straßen waren mit den Zuliefererautos versperrt.
„Ich habe im Ristorante Logge Vasari reserviert, das ist ganz in der Nähe, da können wir nachher erstklassig essen.
Ma ora abbiamo passeggiata attraverso il mercato una volta, aber jetzt bummeln wir erst einmal über den Markt und schauen uns um.“
Bruno hakte seine Paola unter und ich legte meinen Arm um Eva. Dann tauchten wir in diese großartige Atmosphäre ein. Die Sinne wurden förmlich überflutet vom Stimmengewirr, den Geruch nach alten Kleidern, nach dem Holz der Möbel und den verschiedenen Düften der Menschen, die sich mit uns durchs Gedränge schoben.
„Schau nur Peterl!“ Eva hatte einen Spiegel entdeckt. Einsfünfzig hoch, sechzig breit, geschliffen mit breiter, dunkler mit feinem Schnitzwerk verzierter Holzrahmung. „Der würde doch über die Truhe im Flur passen.“
Mir gefiel er auch, aber sollte ich jetzt den Spiegel über den ganzen Markt schleppen? Bruno meinte, er würde mit zum Auto kommen. Dort könnten wir den Spiegel verstauen und dann unsere Frauen wieder treffen. Paola verstand sich bestens aufs handeln, hatte eine spitze Zunge und legte zusammen mit dem Händler eine wahre Komödie aufs Parkett. Die Beiden hatten sichtlich Spaß daran mit theatralischen Gesten zu spielen und sich ein Wortgefecht zu liefern. Wir hatten Mühe ein Lachen zu unterdrücken. Schließlich erstanden wir den Spiegel zu einem anständigen Preis und der Händler verabschiedete uns mit Handschlag.

„Für die Toscani ist jeder Schauplatz so etwas wie eine Bühne. Wir lieben es zu reden und uns reden zu hören. Und wenn wir dich übers Ohr hauen, tun wir es auf die charmanteste und liebenswürdigste Art. Wie dieser Händler.“
„Ihr Beiden hättet stehende Ovationen verdient“, lachte Eva.
„So ihr zwei Männer bringt jetzt den Spiegel zum Auto und wir treffen uns dann wieder hier in einer halben Stunde an der Kirche. Wir zwei“ sie wandte sich an Eva „werden jetzt etwas Fetziges finden. Komm mit.“ Paola nahm Eva an Arm und unsere Schönen zogen los. Wir schauten ihnen noch hinterher, bis sie in einen Seitengang abbogen. Sie machten una bella figura und sahen aus wie Schwestern in ihren verwaschenen Jeans und den kurzen Lederjäckchen. Sie wussten, das wir ihnen nachschauten, und legten wie auf ein Kommando einen beeindruckenden Hüftschwung hin. Einige Händler pfiffen ihnen bewundernd hinterher

„Ich zahle aber das Essen nachher, schließlich hast du die Fahrt auf dich genommen.“ Bruno nickte und damit war das Thema erledigt.

Wir umwickelten den Spiegel mit einer Decke und verstauten ihn sorgfältig hinter der Sitzbank.
Dann bummelten wir langsam wieder zurück, um unsere beiden Liebsten aufzulesen.
Wir schauten dabei auch den schönen, eleganten Italienerinnen zu, die durch die Gassen zwischen den Verkaufsständen schlenderten und die gerne zurücklächelten.
„Wir haben doch Glück mit unseren Frauen“ sinnierte Bruno. Dem konnte ich nur beipflichten.
Die Kirche wandte uns die Rückseite zu, die runde Apsis mit Blindbögen und zwei Loggien darüber, die das Thema der Fassade wieder aufnahmen, etwas irritierend für italienische Kirchen, die eher doch mit der Front zur Piazza standen
Oh, unsere Schönen hatten Beute gemacht. Eva zeigte mir eine kleine Holztafel auf der ein Junge mit roter Kappe und rotem Umhang abgebildet war, und der einen Vogel in der Hand hielt. Die Signatur konnte ich nicht entziffern, aber es sah alt aus und war schön.
„Das passt wunderbar in die Diele Liebes. Was habt ihr noch Schönes gefunden?“
Eva zeigte mir eine wunderschöne Goldkette mit kleinen Anhängern.
„Die ist nach einem etruskischen Original, das man ganz in eurer Nähe bei Ausgrabungen gefunden hat“ sagte Paola bewundernd.
Eva gab sie mir in die Hand. Ich verstand und legte sie Eva um den Hals.
„Gefalle ich dir damit? Jetzt brauche ich nur noch einen Spiegel.“ Ich nickte, nahm meine Liebste in den Arm und gab ihr ein dickes Busserl.
Paola hatte eine Seidenbluse und einen Schal erstanden und zeigte sie stolz ihrem Bruno.
Die Beiden verstauten ihre Beute wieder und hakten sich bei uns ein.
„Jetzt gehen wir noch einmal zum Auto, laden die Schätze ab und bummeln noch ein wenig, schauen uns die Kirche an bis es Zeit zum Essen ist.“ Ein guter Vorschlag.
Eva zwängte ihre Hand in die Gesäßtasche meiner Jeans und zwickte mich übermütig.
Dann deutete sie lachend auf Paola und Bruno, die vor uns gingen. Paola hatte die gleiche Idee gehabt. Weiber!
Das hatte Eva gehört und zwickte noch einmal kräftig zu. Aua

Am Auto setzten wir uns hin und tranken erst einmal jeder einen großen Schluck Wasser.



Die Logge Vasari war ein recht exclusives Ristorante gleich an der Piazza Grande.
Il maître nahm uns in Empfang. Wir Männer wurden kurz taxiert, während seine ganze Aufmerksamkeit Paola und Eva galt. Er führte uns zu einem schönen Tisch im Eck am Fenster, von dem aus wir den Trubel auf der Piazza im Blick hatten. Das gefiel uns. Paola und Eva gönnten ihm zum Dank noch zwei feurige Blicke, dann wandte er sich kurz an Bruno.

Als Vorspeise bekamen wir auf einem großen weißen Teller verschiedene Bruscchette mit leckeren Auflagen, dazu hauchfeinen Prosciutto und kleine Stückchen Peccorino serviert.

Als ersten Gang brachte uns der Cameriere ein Nudelnest mit Pappa al Pomodoro, das mit einem Rosmarinzweiglein und zwei Salbeiblättern verziert war. Wieder wurden die etwas kleinen Portionen auf großen weißen Tellern gebracht.

Auch der zweite Gang verriet den einfallsreichen Künstler, eine Schweinelende mit grünem Pfeffer, una lombata di maiale al pepe verde, dekorativ daneben plaziert eine kleine violette Birne, una pera piccola viola, in einigem Abstand ein Klecks Kartoffelpüree, un ciuffo di purè di patate, und das ganze gekrönt mit einer bunten Linie aus Speck- und Zwiebelwürfelchen, e una linea decorativa di pancetta e la cipolla tagliata dadini. Das Kartoffelpüree malerisch mit einem Zweiglein Rosmarin, zwei Salbeiblättern und ein paar Tomatenwürfeln gekrönt.

Auch beim Desert bewies der Koch Fantasie. Auf einer Vanillekugel thronte eine Physalis mit ihren Blättern, daneben lehnte eine dünne Scheibe Blutorange. Auf der anderen Seite die Blüte einer gelben Rose und zwei Minzeblätter. Ein Klecks Orangenlikör komplettierte die Kreation.

Paola begnügte sich mit Aqua minerale, sie wollte zurück fahren, während wir einen ausgezeichneten Rosso Barone Albergotti tranken. Eine Mischung der Rebsorten Sangiovese, Cabernet, Canaiolo und Montepulciano, sehr ausgewogen kombiniert. Rubinrot mit granatroten Reflexen funkelte er im Glas. Kräftig, aber nicht zu schwer. Spuren von geröstetem Brot und Vanille, dazu Gewürzen, die ich nicht eindeutig erkannte, alles in allem ein harmonischer Wein.

Wir ließen uns Zeit und bestellten zum Nachtisch noch einen Caffé coretto. Dazu stellte uns der Cameriere ein Schälchen mit Biscotti di mandorle, Mandelplätzchen, hin.

Ich zahlte die Rechnung und wir machten uns wieder auf den Weg. Nach der angenehmen Kühle im Lokal empfing uns die Nachmittagshitze mit Gewalt. Wir nahmen unsere Jacken über die Arme und drehten noch eine Runde über die Piazza.

„Benedetta hat gesagt, wir sollten uns unbedingt noch den Convento di S.Franceso anschauen. Der Freskenzyklus die „Legende vom wahren Kreuz“ von Piero della Francesca sind einfach atemberaubend schön. Nur ein paar hundert Meter, um ein paar Ecken, nicht weit.“ Eva schaute uns an.
„Kommt mit, es ist wirklich nicht weit.“ Bruno ging voraus.
Die Kirche S. Francesco, die der Bettelorden der Franziskaner erbaut hat, war von außen nur ein unscheinbarer gotischer Backsteinbau. Die Fassade roh wie San Lorenzo in Florenz.
Umso überwältigender die Fresken im Chorraum, die Piero della Francesca zwischen 1450 und 1460 geschaffen hat. Höfische Szenen und Schlachtszenen wechselten sich ab. Es war einfach grandios. Wir verharrten in andächtigem Schweigen.
Eva ging zur Kerzenauslage und nahm eine Kerze, die sie vor einem Altar aufsteckte und anzündete. Ich war ihr gefolgt und nahm sie behutsam in die Arme. Evas Augen schimmerten verdächtig feucht.
„Warum fahren wir nicht auf dem Rückweg über San Gimignano? Wir wohnen doch nur ein paar Gassen vom Domplatz entfernt. Dann gehen wir morgen früh in die Frühmesse, wir beiden Frauen ganz alleine und du sprichst einmal ein ernstes Wort mit der heiligen Fina.“ Paolas Vorschlag zauberte ein Lächeln auf Evas Gesicht.
„Ihr schlaft bei uns und Bruno bringt euch morgen nach Hause. Zahnbürsten haben wir. Du kannst ein Nachthemd von mir haben. Für Peter müssen wir mal schauen, eine Boxer von Bruno könnte dir zwar etwas knapp sein, aber für die Nacht muss es reichen.“


Wir fuhren ein Stück das Valdarno in Richtung Florenz und bogen bei Montevarchi auf die Strecke durch die Berge über Radda und Castellina ein. Wieder führte unser Weg durch dichte Steineichenwälder am Abzweig zur Badia a Coltibuono vorbei, an ausgedehnten Weinhängen und durch malerische kleine Städtchen. Hinter Castellina errechten wir die Ebene, ließen Poggibonsi auf der Seite liegen und waren durch Colle di Val d`Elsa in kurzer Zeit am Ziel in San Gimignano. Bruno hatte als residenti e tassisti eine Ausnahmegenehmigung.
Er stellte das Taxi auf dem Hof ab und schloss das Tor.
Wir waren am Rande der Altstadt San Gimignanos. Paola und Bruno hatten eine geräumige Eigentumswohnung im zweiten Stock eines alten Palazzo. Außer ihnen wohnte noch ein älteres Ehepaar im Erdgeschoss. Unter ihnen die Wohnung stand leer.
Paola öffnete die Fensterflügel, klappte die grünen Fensterläden zurück und ließ Luft in die Wohnung. Jetzt waren die Temperaturen langsam erträglich.
Sie waren sehr schön und geschmackvoll eingerichtet. Paola hatte unsere bewundernden Blicke bemerkt.
„Wir verdienen Beide, Bruno macht lukrative Fuhren und ich, als Dozentin an der Uni in Siena, bekomme gutes Geld. Spendiamo i nostri soldi e godersi la vita . Wir geben es aus und genießen unser Leben.“
„Ich zeige euch etwas. Kommt mit.“ Paola öffnete eine schmale Tür im Flur und wir stiegen eine enge Treppe empor. Oben angelangt traten wir durch eine Tür auf eine große Terrasse. Überall blühte es in Blumen in Kübeln, Kästen und Schalen. An der weiß gekalkten Mauer zum Nachbarpalazzo standen Orangen- und Zitronenbäumchen windgeschützt in voller Blüte und mit reifen Früchten. Gegenüber an der Brüstung, die einen herrlichen Ausblick auf die unter uns liegende Stadt eröffnete, stand eine Sitzgarnitur um einen großen Holztisch herum.
„Wir haben Glück, dass wir beinahe am höchsten Punkt in der Stadt wohnen. Herrlich, nicht wahr. Komm Eva wir machen schnell einen Nudelsalat und die Männer holen Geschirr und Gläser herauf. Nehmt die große Tischdecke und die beiden Kerzenleuchter mit.“

Nach dem Essen lehnten wir uns zurück. Die Kerzen spendeten Licht und von unten trug der laue Wind das Stimmengewirr der Menschen herauf, die über die Piazza und durch die Gassen flanierten. Musik von Gianna Nannini leise im Hintergrund.

Paola schaute Eva an „Du wirst dich sicher fragen, warum wir keine Kinder haben. Wir können keine bekommen und wir haben uns damit abgefunden. Tabea und Tommaso sind unsere Ersatzkinder.“ Paola lächelte und schaute Bruno an.
Der sagte leise: „Sono sterili, ich bin zeugungsunfähig. Als Kind hatte ich Mumps, da bambino ho avuto la parotite.”
“Bruno hatte es mir gleich gesagt, als wir uns nähergekommen sind. Und ich liebe ihn kein bisschen weniger deswegen.“
„Der Arzt hat mich gründlich untersucht, mein Sperma ist voll funktionsfähig. Es gibt auch keine Abstoßungsreaktionen. Wir sollen Geduld haben, hat er gesagt.“ Ich seufzte.
Eva griff nach meiner Hand.
Bruno schenkte den Wein nach und wechselte das Thema.
„Was ich euch fragen wollte. Bald ist wieder Palio“
Paola unterbrach und deutete auf Bruno „Er hat schon mal gewonnen la mia tesoro, mein Schatz.“
Er grinste und fuhr fort „Am Abend sind dann die großen Straßenfeste in den Contraden, nur für Bewohner des Viertels, ehemalige Sieger und..... ihre Freunde. Wir feiern dort Siege, betrauern Niederlagen. Dann heißt es, auf ein Neues im nächsten Jahr. Habt ihr Lust?“
Und ob wir Lust hatten. Wir waren gleich Feuer und Flamme.
Es war einer dieser Abende an dem die Luft wie Champagner schmeckte.
 
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Kommentare  

Nicht ganz, die Rocca liegt noch ein paar Meter höher. Und die Geschlechtertürme sind für die Öffentlichkeit bis auf einen gesperrt. Da kommt man nicht hinauf.

Aber eine Aussicht vom Dachgarten, die hat etwas


Wolfgang scrittore (26.01.2012)

Eva und Peter genießen ihre Freizeit in vollen Zügen. Bruno und Paola sind unterhaltsame Begleiter und sie haben Glück, dass sie am höchsten Punkt in der Stadt wohnen. Habe gedanklich auch die Aussicht genossen.

Jochen (26.01.2012)

Wunderschöne Reisebeschreibung. Obwohl man gut eingekauft hat und sehr gut isst, überschattet doch ein wenig Evas und Peters Kinderwunsch das Ganze. Ein einladendes Kapitel bei dem man sich total entspannen kann.

doska (22.01.2012)

Benedettas kleiner Bruder Bruno und dessen Frau Paola begleiten Eva und Peter nach Arezzo. Dort auf einem der größten und bekanntesten Antik- und Flohmärkte gehts auf Schnäppchensuche.

Wolfgang scrittore (22.01.2012)

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