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Vaters Einweihungsparty (Unser italienischer Sommer Teil 24)

Romane/Serien · Romantisches
Vaters Einweihungsparty



Tante Maria trug einen eleganten Hosenanzug und meine Eva passte endlich wieder in ihre Lieblingsgarderobe, wie sie jubelnd bekannt gab.
„Am Po spannt es noch ein wenig, zugegeben, aber sonst.“ Sie fiel mir um den Hals und busselte mich ab.
„Und du bist erst schick Peterl, da wird dein Papa auch stolz auf dich sein.“ Ich hatte einen gedeckten Anzug angezogen und gefiel mir selbst vor dem Spiegel.
Wir hatten uns von einer Kiste unseres besten Jahrgangs getrennt, sechs Flaschen Vin Santo abgefüllt und noch eine Flasche unseres Grappa Vecchio Santucci geopfert. Da ließen wir uns nicht lumpen. Laura versicherte uns am Telefon noch, für Lena wäre eine Babysitterin da.
Lenchen lag friedlich satt und geputzt in ihren Körbchen. Eva saß neben ihr auf der Rückbank. Tante Maria hielt die drei offiziellen Einladungskarten in der Hand. Es war noch Zeit, wir brauchten uns keinen Stress zu machen, daher fuhr ich gemütlich Richtung Siena.
Lena schien das Autofahren zu gefallen sie gab wieder ihre Kommentare von sich „gu gu, gr gr, ngä, ngr“. Was das wohl bedeuten mochte. –-He Papa, fahr vorsichtig, damit ich nicht seekrank werde.—
Zwanzig Grad hatten wir vorhin am Hause gemessen. Ein schöner, milder Frühlingstag.
„Was macht Lena, schläft sie?“, wollte Tante Maria wissen.
„Hm, ich weiß nicht. Ich glaube sie rechnet.“
„Womit, mit der nächsten Mahlzeit?“, warf ich ein.
„Nein, sie zählt ihre Finger durch und steckt sie dann in den Mund, dann zählt sie wieder nach. Und sie lacht mich an.
„Du musst unser schlaues Mädchen mal loben.“

Wir fuhren unsere übliche Strecke über Ancaiano und Volte Basse, überquerten die Tangenziale kurz vor der Abfahrt Siena Sud, blieben auf der langen Strada di Pescaia, die sich am Fuß des Hügels hinzog, querten das Tal und fuhren an der anderen Talseite auf der Via di Collinella den Hügel hinauf, wieder eine Serpentine auf die Strada di Cappuccini. Hier fing die Siedlung an. Wir kamen hauptsächlich an Drei- oder Vierfamilienhäuser und kleinen Geschäften vorbei. Die Straße strebte weiter den Hügel hinauf. An der Bar Cappuccino bogen wir in die Via della Pergola, eine schmale Sackgasse, ein, die sich auf dem Hügelrücken entlang zog. Links befanden sich ein paar größere Anwesen, rechts ging der Blick steil den Hügel ins Tal hinab. Da wo die Straße zuende war, lag das Grundstück und das Haus von Vater und Laura.
Die Tore standen offen. Jemand vom Sicherheitsdienst kontrollierte die Eintrittskarten und winkte uns dann durch. Unten wies uns eine junge Frau, ganz in schwarz, den Parkplatz zu. Er war schon recht voll. Eine Treppe führte zur Terrasse hinauf. Ich trug Lenas Körbchen. Oben standen etliche feierlich gekleidete Gäste, die miteinander plauderten.
Die Frauen beugten sich sofort über Lenas Körbchen. Die war beeindruckt von den Bewunderinnen und zeigte ihre Kunststückchen, sie zählte wieder ihre Finger durch und kommentierte ihre Bemühungen mit „gu gu, gr gr, ngä, ngr“ Dabei lachte unser Sonnenschein.
„Ach hier seid ihr“, rief Laura und schob sich zu uns durch. „Ich muss euch leider gleich wieder entführen.“ Sie umarmte uns und zog uns dann hinter sich her ins Haus.
„Leo stellt euch nachher vor. Jetzt bringen wir Lena erst einmal zur Babysitterin.“ Wir durchquerten das Haus und bogen in einen Seitentrakt ein. Laura öffnete die Tür zu einem kleinen gemütlich eingerichteten Zimmer. Eine ältere Frau strahlte uns an und begrüßte uns schüchtern.
„Das ist Florina, sie hilft uns auch im Haushalt. Musst du Lena noch füttern Eva?“ Eva schüttelte ihren Kopf.
„Lena ist satt. Ich komme später mal zum Windeln wechseln. Sei brav Lena.“
Aber Lena schlief schon wieder.
Laura brachte uns wieder in die Gesellschaft.
Mein Vater unterhielt sich mit einem älteren Ehepaar auf englisch. Mir gefiel, wie Italiener die englischen Worte und Sätze aussprachen, voller Melodie.
Die Frau war eher hager, trug eine elegante Abendrobe und ihr Gesicht zeigte keinerlei Mimik. Offensichtlich hatte hier ein Künstler der Schönheitschirurgie Hand angelegt. Ich ließ mir nichts anmerken und plauderte mit ihr über Weinbau. Ihre Familie besaß offensichtlich noch große Ländereien, auf denen sie erfolgreich Wein, Oliven und Obst anbauten. Verarmter Adel kam mir bei der Contessa nicht in den Sinn. Obwohl mein Vater betont hatte, sie müssen verkaufen, um ihren gehobenen Ansprüchen weiter genügen zu können.
Währendessen unterhielt sich der Conte mit Eva und meinem Vater.
Er hatte sie dem Conte als Dottoressa Brandner, die zukünftige wissenschaftliche Leiterin der Firma vorgestellt. Wie ich aus Gesprächsfetzen mitbekam, bewegte sich das Thema um pharmazeutische und verfahrenstechnische Fragen. Eva reagierte gelassen auf die Flirtversuche des älteren Herren. Sie schien nicht nur fachlich sein Interesse geweckt zu haben. Der Conte hatte eine imposante Adlernase und eine weiß wallende Haarmähne. Er sah eher wie ein Filmschauspieler aus, als wie ein Graf. Aber wie wollte ich das beurteilen, ich hatte bisher kaum jemanden von Adel kennen gelernt.
Mein Gespräch mit der Contessa plätscherte munter weiter. Mein Vater und der Conte gesellten sich zu uns. Eva sah nach Lena.
Die Contessa entschwebte, während ihr Mann mich mit Anekdoten über seine Weingüter unterhielt. Ich hatte den Namen natürlich schon einmal gehört. Kein Wunder, wer in der Toskana Wein anbaute, kannte die großen Namen. Und der Conte war einer von ihnen.
Er lud Eva und mich ein, eines seiner Güter zu besichtigen. Er wolle uns auch durch die heiligen Hallen führen. Klar, wir waren von der Größenordnung her keine Konkurrenz für ihn. Eva, Laura und Tante Maria stießen zu uns. Der Conte wiederholte die Einladung für Eva.

Dann verabschiedete er sich von uns und verschwand mit meinem Vater.
„Es geht um die letzte Rate, er braucht dringend frisches Geld für seine Weingüter und die diversen Hobbys. Das nennt man so schön L´arte di arrangiarsi, die Kunst sich durch zu lavieren, zu erhalten....“ Laura schmunzelte.
„Do brennt da Huat“, meinte Eva ganz zutreffend.
Tante Maria hatte sich mit einer Journalistin aus dem Burgenland unterhalten, die in Siena als Korrespondentin tätig war. Mein Vater war Österreicher, Wirtschaftsboss und hatte eine Firma einer alteingesessenen Familie, noch dazu von Adel, erworben, war daher für die österreichischen Leser interessant.
„Was macht unser Lenchen?“
„Ach, ich habe die Windeln gewechselt und stell dir vor Peterl, sie hatte schon wieder Hunger.“
Tante Maria plauderte schon die ganze Zeit auf der Terrasse mit einem älteren Mann in weißem Smoking. Sie schienen sich angeregt zu unterhalten. Eva wurde von zwei ihrer neuen Kolleginnen in Beschlag genommen. Ich hatte kurz nach Lena gesehen und stellte mich in einigem Abstand zu den Zweien an die Brüstung. Ich genoss den malerischen Blick über das breite Tal. Drüben auf der anderen Seite, weit hinter der Autostrada, lagen die grünen Hügel unserer Montagnola. Ich kam mir vor wie ein Kapitän am Bug seines Schiffes. Der Hügel hatte nämlich große Ähnlichkeit mit einem Schiffsrumpf.
Ich spürte eine Berührung am Arm.
„Ach Peter, darf ich dir Professore Clerini vorstellen? Signore Clerini lehrt Pharmazie an der Universität in Siena. Wir haben uns angeregt unterhalten.“ Tante Marias Augen funkelten. Ich stellte mich vor und musste meinen ersten Eindruck korrigieren. Kein älterer Herr, sondern ein ausgesprochen charmanter Mann in Tante Marias Alter. Tante Maria schien ihm zu gefallen und sie betrachtete ihn auch mit besonderem Augenmerk.

Auf der Rückfahrt war Tante Maria schweigsam, auf eine besondere Art schweigsam, wenn man ihren lächelnden, nach innen gekehrten Blick in Betracht zog.

„Nun, erzähl schon. Signore Clerini scheint großen Eindruck auf dich gemacht zu haben.“ Eva bohrte ein wenig, darin kannte sie sich gut aus, wie ich aus eigener Erfahrung wusste.
Tante Maria lachte, „Nicht was ihr denkt. Signore Clerini ist ein feiner Mann. Wir konnten uns über alles mögliche unterhalten. Er hat mich eingeladen, mit ihm am Wochenende in die Oper zu gehen und er will mir Siena zeigen.“
„Du hast hoffentlich ganz laut ja gesagt“, lachte Eva.
Tante Maria wurde rot wie ein Schulmädchen und nickte.
„Sollen wir dich hinbringen am Samstag?“ Jetzt schüttelte Tante Maria den Kopf.
„Er holt mich ab, nach dem Mittagessen. Wenn es euch recht ist.“
„Ruf ihn morgen früh an, er ist natürlich zum Mittagessen eingeladen. Dann kann ich ihn gleich mal beschnuppern“, kicherte Eva.
„So wie ich das früher bei deinen Verehrern gemacht habe?“, lachte Tante Maria und seufzte dann wohlig.
„Ist es denn ein Verehrer?“, kicherte Eva.
„Schluss jetzt, Ende der Diskussion“, protestierte Tante Maria und musste aber dabei lachen.
Lena gab Brummgeräusche von sich, dann brabbelte sie leise vor sich hin.

„Heute Nacht wird sie uns wecken. Ich glaube nicht dass Lena durchschläft“, meinte Eva, nachdem wir die Kleine ins Bett gebracht hatten.
Dann setzten wir uns gemütlich vor den Kamin und ließen die Seelen baumeln.
Wir tranken noch ein Glas Wein, dann legten wir uns schlafen.
Nachts wurde ich wach, stand auf und schaute nach Lena. Unser Mäuschen schlief. Ich sah auf die Uhr, normalerweise hätte sie sich schon längst gemeldet.
Dann kuschelte ich mich wieder an Eva und streichelte sie, sie schnurrte nur ein wenig, dann war ich auch wieder eingeschlafen.
Irgendwie schien Eva das mitbekommen zu haben, denn in der Früh wurde ich aufs raffinierteste und angenehmste geweckt.
Bis Lenchen unruhig wurde und in kürzester Zeit ihre Stimme von Null auf Hundert brachte.
Da war es nichts mehr mit wohligem Ausstrecken nach getaner Tat.
Ich schnappte mir unser krakeelendes Kind, eine frische Windel, Feuchttücher und redete beruhigend auf Lena ein. Erst als ich sie gesäubert und gepudert hatte, hörte unser Liebling auf so mörderisch zu schreien.
„Psst Mäuschen, Tante Maria schläft noch. Gleich gibt’s Frühstück, deine Mama hat schon alles fertig gemacht. Lauter leckere Sachen.“
Ich bekam einen Klaps auf die nackte Hinterbacke. „Erzähle deiner Tochter nicht so einen Blödsinn Peterl. Es gibt kein Drei-Gang-Menü. Komm wieder ins Bett Peterl, dann können wir noch ein wenig kuscheln, während ich Lena stille.
„He kneif mich nicht, wenn ich dieses zappelnde Bündel Mensch trage. Ich bin sensibel und erschrecke leicht.“
„Selbst schuld, wenn du mich so provozierst, hättest dir ja eine Hose anziehen können. Ich werde zur Tigerin, wenn du meinen Appetit so anregst.“

Lena schlief beim stillen schon wieder ein. Eva legte sie vorsichtig in ihr Körbchen und widmete sich mir.
„Leg dich auf deinen Rücken und lass dich von deinem Weibe verführen. Facciamo l`amore.“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen.
„Nicht so laut, Lena schläft noch.“
Anschließend schlummerten wir noch einmal entspannt bis um sieben Uhr.

Tante Maria war ein wenig aufgeregt vor ihrem Rendezvous mit Signore Clerini.
„Wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder wir zaubern jetzt zusammen etwas Leckeres. Oder Peterl fährt zum Gianfranco und bringt eine Auswahl mit. Wir haben doch noch etwas Zeit.“

Valeria hatte frische Kalbsschnitzel im Angebot gehabt. Eva beschloss Involtini, Kalbsrouladen zu bereiten.

Involtini (4 Personen)

8 kleine Kalbsschnitzel
Salz, Pfeffer
50 luftgetrockneter Schinken
100 g gehackte Hähnchenleber
je 1 EL gehackter Thymian bzw. Petersilie
1 Knoblauchzehe
3 El geriebener Parmesan
3 EL Mehl
5 EL Butter
200 ml trockener Weißwein

Die Kalbsschnitzel flach klopfen, salzen und pfeffern. Den Schinken fein würfeln und mit der Hähnchenleber und den Kräutern mischen.
Die Knoblauchzehe schälen und hacken und mit dem geriebenen Parmesan unter die Fleischmischung rühren.
Die Schnitzel mit der Masse bestreichen, zusammenrollen und feststecken. Röllchen in Mehl wenden. Die Butter erhitzen und die Involtini von allen Seiten etwa 3 Minuten braten.
Den Weißwein angießen und mit ein paar Salbeiblättern ca. 15 min schmoren. Mit Salz und Pfeffer nochmals abschmecken.

Davor servieren wir eine Zuppa di Fontina. Das Rezept habe ich von Valeria. Sie hat nur etwas geschaut, das Peterl nicht einkaufen war und sie mit mir vorlieb nehmen musste.

Zuppa di Fontina (4 Personen)

100 g hauchdünn geschnittene Brotscheiben
400 g Fontinakäse
1 ¼ l Fleischbrühe

Die Brotscheiben in einer Pfanne rösten und anschließend auf 4 Teller verteilen. Den Käse in sehr dünne Scheiben schneiden und auf das Brot legen.
Abwechselnd Brotscheiben und Käsescheiben aufeinanderlegen, bis die Zutaten aufgebraucht sind.
Die Fleischbrühe zum kochen bringen und über die Brot-Käse-Mischung gießen. Im warmen Backofen ca. 5 min ziehen lassen und sofort servieren.

Als Antipasti, das ist schon bald etwas üppig, aber schmeckt köstlich, macht Peterl seine Mozzarella in Carozza, Mozzarellataschen.

Mozzarella in Carozza (4 Personen)

200 g Mozarella
8 Scheiben Weißbrot
2 Eier
1 EL Milch
Salz, Pfeffer, Mehl
5 EL Olivenöl
getr. Tomaten
Oreganoblätter

Den Mozzarella in 4 Scheiben schneiden und auf je eine Scheibe Weißbrot legen. Mit Tomatenstückchen und Oreganoblättern belegen. Mit einer zweiten Scheibe Brot bedecken. Die Brotränder in kaltes Wasser tunken und zusammendrücken. Eier und Milch auf einem flachen Teller verquirlen und mit Salz und Pfeffer würzen. Das Mehl auf einen Teller geben. Die Brote zuerst in Mehl, dann in der Ei-Mischung wenden. Das Öl in einer Pfanne erhitzen und die Mozzarellabrote von beiden Seiten knusprig braten.


„Wie heißt eigentlich dein Signore Clerini mit Vornamen?“, wollte Eva wissen.
„Sandro, also eigentlich Alessandro“ seufzte Tante Maria.
„Oh, oh.“ Eva schüttelte den Kopf, ohne ein schmunzeln verbergen zu können.

Pünktlich um zwölf kam Signore Clerini in einem Oldtimer vorgefahren.
Ich ging über den Hof, begrüßte ihn und schaute neugierig das Auto an.
„Das ist ein Lancia Aprilia von 1937“, meinte er schmunzelnd „mit dem ist mein Vater schon die Mille Miglia gefahren.“
Ich begleitete Signore Clerini ins Haus.
Tante Maria war aufgeregt wie ein Schulmädchen, als er sie umarmte und ihr einen großen Strauß Blumen in die Hand drückte.
Signore Clerini machte in eleganter Lederjacke und Stoffhose einen attraktiven Eindruck. Ich schätzte ihn so auf Anfang fünfzig, im Alter wie Tante Maria.
Er erzählte uns von seiner Arbeit an der Uni und gab kleine Geschichten über Siena zum besten.
Tante Maria lauschte ihm gebannt. Signore Clerini war ein amüsanter Unterhalter.
Das Essen schien ihm auch zu schmecken. Nach einem Grappa und einem Kaffee verabschiedeten sich die Beiden von uns. Er öffnete der Tante die Autotür und dann fuhren sie schwungvoll den Hügel hinunter.
„Ich glaube nicht, dass die Tante heute wieder zurückkommt. Sie hat Wäsche und Nachtzeug eingepackt.“ Eva war überhaupt nicht neugierig.



„Eigentlich könnten wir heute mal gemeinsam mit Lenchen baden Peterl. Was hältst du davon?“
„Die Badewanne ist groß genug. Ob ihr das gefällt?“
„Alle Babys mögen Wasser und plantschen gerne herum.“
„Ich geh zuerst mit der Maus in die Wanne und du machst ein Bild von uns. Dann darfst du auch hinzukommen.“

Lenchen war frisch geputzt und jetzt fertig fürs Abenteuer Badewanne. Eva prüfte noch einmal die Temperatur, dann legte sie ihren Bademantel ab und stieg in die Wanne.
„Schau mal Lenchen, was du für eine schöne Mama hast. Wollen wir ihr mal in den Po zwicken?“
„Untersteh dich, du weißt, was dir dann blüht Peterl?“
Eva hatte es sich in der Wanne bequem gemacht.
„Gib mir mal Lena, aber ganz vorsichtig. Nicht dass sie gleich Rabatz macht.“
Ich übergab Lena und Eva legte sie sich auf den Bauch. Das schien der jungen Dame zu gefallen. Sie strampelte und gab glucksende Geräusche von sich.
Ich machte ein paar Fotos von meinen Weibern und beobachtete sie fasziniert.
„Schau mal Lena, was du für einen knusprigen Papa hast. Darf er auch zu uns in die Wanne kommen?“
Ich kletterte vorsichtig hinein und streckte mich langsam aus. Eva reichte mir unseren Spatzen herüber und jetzt durften wir zwei plantschen. Ich hob Lena hoch und tauchte sie dann wieder ein wenig ein. Das schien ihr Spaß zu machen. Die Kleine krabbelte auf meinem Bauch herum und zog sich hoch. Meine Nase und meine Ohren schienen ideal dafür geeignet zu sein. Unserer Lena machte das plantschen Spaß, uns auch.
Zuerst gab es wütende Proteste als Eva au der Wanne stieg und ich ihr den Zwerg zureichte. Eva hüllte Lena in ein flauschiges Badetuch und redete beruhigend auf sie ein. Erst als Eva sie stillte war schlagartig Ruhe.
Ich räkelte mich noch ein wenig und schaute den beiden zu. Dann kletterte ich aus der Wanne, trocknete mich ab und nahm Lena auf den Arm. Eva frottierte derweil ihre Haare.

„Tante Maria ist langsam überfällig, meinst du nicht auch?“
„Deine Tante ist ein großes Mädchen, die kann auf sich aufpassen.“

„Ach Lenchen, was machst du denn da?“ Lena sabberte, das schien ihr sogar noch Spaß zu machen, denn sie begleitete es mit glucksenden Geräuschen.
„Du kleines rosiges Ferkelchen. Jetzt muss die Mama dir wieder ein neues Jäckchen anziehen. Dazu bekommst du aber ein schönes buntes Schlabbertuch. Dann kannst du spucken, soviel du magst, du Räuberle.“

Das Telefon klingelte.
„Pass auf Lena auf.“ Eva flitzte ins Schlafzimmer zum Telefon. Ich kitzelte Lena an der Nase. Sie fuchtelte mit beiden Ärmchen herum und lachte mich an.
Von nebenan hörte ich wie Eva versuchte zu Wort zu kommen.
„Pass auf dich auf und viel Spaß, grüße deinen Sandro.“
Eva legte auf.
„Wir sollen nicht auf sie warten, sie kommt erst gegen Abend. Ich freue mich für die Tante.“

„Was machst du denn mit Lena? Wenn ich das bei dir machen würde.“
Ich musste beim Gedanken daran, was Eva gerade durch den Kopf ging, grinsen.
Doch wir blieben brav und legten unsere Süße in den Kinderwagen. Dann genossen wir die laue Frühlingsluft und liefen den Hügel hinunter ins Dorf.
Unten bei Matteo begegneten wir Donatella und Dario. Donatella war eine groß gewachsene schlanke Frau. Ich schätzte sie auf Anfang Vierzig. Ihre leuchtend roten Haare wehten im Wind, als sie mich mit herzhaften Wangenküssen begrüßte. Eva wurde ebenso enthusiastisch begrüßt, dann widmete sich Donatella unserer Lena. Eva nahm Lena heraus und Donatella durfte sie im Arm wiegen. Donatella war Künstlerin, ihre Skulpturen und Plastiken aus Holz und Stein zierten ihren großen Garten und die Wiese dahinter. Dario hatte das Geld dafür mit seinen erfolgreichen Immobiliengeschäften verdient. Aber ehrlich gesagt, zahlten Interessenten für ihre Werke auch hohe Summen. Er wirkte, wenn er nicht gerade etwas verkaufen wollte, zurückhaltend. Sein Anzug war aus feinstem Stoff von seinem Schneider in Florenz maßgefertigt.
„Ich würde gern mal mit ein paar Geschäftsfreunden bei euch Wein verkosten. Das ganze drum und dran ginge natürlich auf meine Rechnung. Was sagst du dazu Peter?“
Ich war etwas überrascht, aber die Idee fand Anklang bei mir. Ich musste mit Mario reden, vielleicht konnten wir das gemeinsam durchführen.
„Das können wir bereden, kommt doch mal vorbei.“
„Donatella würde euch lieber zu uns einladen. Dann könnt ihr euch gleich noch ihre Werke anschauen. Wie wäre es diese Woche am Freitag?“
Wir nickten zustimmend. Tante Maria könnte auf Lena aufpassen.
„Ich habe dich neulich laufen sehen Peter und war ganz fasziniert vom Spiel deiner Muskeln. Würdest du mir Modell stehen?“
Evas Stirn umwölkte sich „Ach, da können wir doch am Freitag drüber reden. Das ist ein wenig überraschend.“
Dario schmunzelte, während Donatella uns mit großen Augen ansah.
Wir tranken noch einen Wein miteinander, dann verabschiedeten sich die Beiden und gingen Hand in Hand wieder heim.
Matteo lachte „Donatella hat wirklich künstlerisch was drauf. Aber habt ihr mal ihre Skulpturen gesehen? Nur nackte Männer in verschiedenen Posen, der Davide ist noch züchtig dagegen.“
„Hah, das könnte ihr so passen, dass du da nackt posierst. Die will dich nur vernaschen. Nichts da.“ Eva war geladen. Ich schaute sie mit großen Augen an
„Entschuldige Peterl, so etwas regt mich auf. Aber am Freitag lass ich mir nichts anmerken.“
Lena schien das nicht zu interessieren. Sie spielte wieder mit ihren Fingern und patschte gegen das Mobile.

Gegen Abend brachte Signore Clerini Tante Maria wieder vorbei. Sie umarmten sich beim Abschied, dann hupte er einmal und fuhr wieder den Hügel hinab.
Tante Maria strahlte, ihr Gesicht glühte. Sie schaute aus, wie ein verliebter Teenager.
„Na wie war’s?“ Eva fiel gleich mit der Tür ins Haus.
„Schön“, hauchte Tante Maria nur. Eva schüttelte den Kopf „Nun lass dir nicht jedes Wort aus dem Munde ziehen, erzähl mal.“

Ich telefonierte währenddessen mit Mario.
„Peter lass die Finger von ihm. Dario ist mit zweifelhaften Geschäften zu seinem Vermögen gekommen. Er hat sich mit Leuten eingelassen, mit denen man lieber nicht verkehren sollte. Sein letztes Projekt ist den Bach herunter gegangen und hat seinem Kunden einen großen Verlust beschert. Der will natürlich sein Geld wiederhaben und setzt Dario die Pistole auf die Brust. Ihm gehört nur noch das Haus und der Garten, die Ländereien sind längst verpfändet. Donatella geht schon seit geraumer Zeit eigene Wege. Donatella è un cannibale. Si farà cuocere a fuoco lento e poi si divora. Hüte dich, in ihre Fänge zu geraten.“
Ich schluckte, das hörte sich ziemlich gefährlich an.
„Peter sag ihm, du hast einen Vertrag mit uns und musst daher sein Angebot ablehnen. Wenn er weiter drängt, erwähne beiläufig meinen Vater. Ruf mich am Samstag an und erzähl mal, wie das Gespräch verlaufen ist.“
Wir verabschiedeten uns und ich legte auf. Signore Filippo schien ein Mann mit weitreichenden Verbindungen zu sein. Wie weit die reichten, wollte ich lieber nicht wissen.
Eva war mittlerweile dabei Tante Maria nach allen Regeln der Kunst auszuhorchen.
„Sandro kommt im Frühsommer für vorerst ein Jahr nach Wien. Er soll dort an der Uni Pharmazie lehren. Hieß dein Professor nicht Schmiedinger, Peter? Sandro soll seine Stelle übernehmen“. Tante Maria war aufgeregt
„Ja der alte Schmiedinger hat aufgehört, dass habe ich von Hannes gehört und dein Sandro wird Nachfolger? Da steht euch ja nichts mehr im Wege.“

Ich erzählte den Beiden von Marios Warnung.
„Da sagen wir ab, mir fällt schon irgend etwas ein. Ha, ich hab’s gewusst. Die will dich umgarnen und dann mit Haut und Haaren verschlingen, dieses durchtriebene Weib. Und Dario kam mir gleich vor wie ein Mafiosi. Du läufst da nicht mehr vorbei, versprich mir das Peterl.“
 
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Novalis Breton (18.10.2012)

Du beschreibst sehr echt, wie sich das kleine Lenchen verhält. Die Familie verhält sich wieder vorbildlich. Und besonders hat es mich gefreut, dass Tante Maria verliebt ist wie ein junges Mädchen. Was über Donatella erzählt wird, wirkt auch auf mich ein wenig mysteriös, wenn nicht sogar unheimlich. Die Story ist nach wie vor gute Unterhaltung.

Jochen (08.04.2012)

Na, in diesem Kapitel ist aber einiges los. Tante Maria scheint ihren Traummann kennengelernt zu haben. Lena wird immer niedlicher und Mario warnt Peter vor Donatella einer wahrhaft gefährlichen Frau. Die vielen nackten Männer sprechen Bände, von denen sie Skulpturen angefertigt hat. Wie immer federleicht und unterhaltsam geschrieben.

doska (06.04.2012)

Die Geschichte geht weiter. Die kleine Lena hält Eva und Peter auf Trab und auch bei Tante Maria scheint sich etwas anzubahnen. Aber lest selbst.

Wolfgang scrittore (04.04.2012)

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