246


11 Seiten

Erben des Dritten Reichs - Kapitel 12

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Für einen Toten sah er noch recht lebendig aus.
Sein Pseudonym war weltweit bekannter, als sein eigentlicher Name. Man brachte jedoch beides miteinander in Verbindung. Ari Lehmann war besser bekannt als der Nazi-Jäger, was ihn berühmt und berüchtigt machte.
Einst war er Mitglied einer streng geheimen Spezialeinheit des Mossad’s. Sie jagten nach dem Ende des 2. Weltkriegs deutsche Kriegsverbrecher, hohe Nazifunktionäre und Beamte, die sich der Gerichtsbarkeit entzogen und untertauchten. Die Einheit war höchst erfolgreich bei der Findung dieser Leute. Was sie berühmt-berüchtigt machte.
Vor allem nach der Operation Garibaldi, bei der Sie 1960 den deutschen Kriegsverbrecher Adolf Eichmann in Argentinien aufspürten und nach Israel entführten, wo er vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt wurde.
Zwei Jahre später wurden die Aktivitäten der Spezialeinheit eingestellt und kurz darauf aufgelöst.
Ari Lehmann quittierte daraufhin den Dienst, zog sich zurück und geriet Jahre später in die Schlagzeilen, als er den für tot gelaubten deutschen-französischen Kriegsbankier Herbert Klein aufspürte, gefangen nahm und an die französische Justiz überstellte. Woraufhin ihm die Medien das Pseudonym Nazi-Jäger verpassten.
In einem Interview sagte er, er werde nicht Ruhen bis der letzte Nazi-Kriegsverbrecher, Funktionär und Beamte seiner gerechten Strafe zugeführt war.
Durch seine diesbezüglichen Erfolge zementierte er sein Pseudonym im Verlauf der Jahre.
Seine öffentliche Präsens wurde 2003 nach einer fehlgeschlagenen Festsetzung eines Nazi-Kollaborateurs, bei der 7 Menschen starben stetig weniger. Bis er letztlich 2004 gänzlich von der Bildfläche verschwand. Allgemeinhin wurde angenommen sein Rückzug sei krankheitsbedingt. Irgendwann geriet er in Vergessenheit, weswegen angenommen wurde, er sei gestorben. Was aber nie dementiert oder bestätigt wurde.
Der Mann war zeit seines Lebens eine Legende.
„Wo ist Sie?“, fragte Alexander kühl.
„Frau Bergmann ruht sich momentan im Appartment über uns aus.“
Eine Erholung täte ihr sicherlich gut, wenn man bedachte, welche Strapazen Sie hinter sich hatte. Auch wenn Sie sich die selbst zu zuschreiben hatte.
„Und der Kompass?“ Er blieb hartnäckig, aber nie respektlos.
Auf einer Kommode stand eine schnörkellose Schatulle, die man für Ramsch hielt. Ein austauschbarer Gegenstand, den man auf jedem Flohmarkt erwerben konnte.
Lehmann stellte die Schatulle auf den Couchtisch aus Glas. „Bitte.“, richtete er an Alexander. „Überzeugen Sie sich selbst.“
Er trat näher, öffnete die Schatulle.
Der Askalon-Kompass lag aus einem Bett aus Samt.
„Wir haben einiges zu besprechen.“ Per Geste bat er seine Gäste Platz zunehmen.
„Ist Sheridan ein Erbe des Dritten Reichs?“, fragte Benjamin Scholl den Mann dessen Taten im Mossad legendär waren. Irgendwann hörte jeder mal von Ari Lehmann.
Der Wachposten in der Wohnung begann auf ein Zeichen hin den Wohnraum abzudunkeln. Er zog die Vorhänge zu, schloss die Balkontür und betätigte eine Funksteuerung.
Hinter der Wandvertäfelung aus Wallnussholz kam ein HD-Beamer zum Vorschein, ein Bild auf die gegenüberliegende weiße Wand warf.
Beinahe großväterlich sah ihn der Mann an, nach dessen Richtlinien heute noch trainiert und ausgebildet wurde. „Sein Geburtsname ist Manfred Strauß.“, begann er zu erzählen.
Mehrere, teilweise grobkörnige schwarz-weiß Fotos waren zusehen, auf denen Jungs im Alter von 5 Jahren abgebildet waren. Eine Collage generierte Fotogalerie.
Unter anderem war ein altes Herrenhaus zusehen, das auf einer Lichtung stand, abseits des Stadtlebens. Ein Gehöft mit allerhand Nutztieren. Schafen. Ziegen. Hühner. Am Fahnenmast im Hof vor dem Herrenhaus wehte die Hakenkreuzflagge.

***

20 Jungs standen zu Zehnt in 2 Reihen vor dem Fahnenmast.
Bei dem Herrenhaus handelte es sich um ein Waisenhaus, in denen die Jungen und Mädchen indoktriniert wurden. Die Förderschmiede der Hitler-Jugend.
Es lag nicht nur an der Qualität der Fotos, sondern auch weil sich die Jungs ähnlich sahen. Klone zum Marschieren und dienen. Für das 1000-jährige Reich und seinem Führer Adolf Hitler.
Ein Internat des Schreckens.
Man bekam das Frösteln, wenn man an all die Schreckensgeschichten dachte, die man sich erzählte, als der Krieg vorbei war und die Zeit überdauerten. Noch heute hatten diese Geschichten ihr Grauen nicht verloren.
„Er wurde im letzten Drittel des Kriegs von Hitler persönlich mit 4 anderen Jungen für eine streng geheime Gegenschlagoperation ausgesucht, die er eigenhändig plante.“, fuhr Lehmann emotionslos fort. Auf die Foto-Collage folgte eine mit einer Reihe Dokumenten, die von Hitler unterzeichnet worden waren. „Die Jungen erhielten auf einem abgeschiedenen Landgut eine Ausbildung.“ Eine zweite Dokumenten-Collage tauchte auf der Wand auf. „Die Finanzierung generierten Bankiers in der Schweiz durch Verkäufe der Kriegsbeute, die beiseite geschafft wurden.“ Dazu gehörten seltene Kunstgegenstände, die bis heute als verschollen galten, Schmuck und dergleichen. „Das Geld wurde auf Auslandskonten transferiert, die Mittelsmänner eröffneten. Verwaltet wurden Sie von Bankiers, die über ihre Kanäle die Kriegskasse der Wehrmacht aufstockten.“ Heute nannte man dass Schwarzkonten und Geldwäsche. Züge von organisiertem Verbrechen. „Einer dieser Bankiers war Herbert Klein.“ Den Ari Lehmann 1977 in Venezuela aufspürte, festnahm und am Pariser Flughafen Charles-de-Gaulle an die französische Justiz übergab. Was ihn weltweit auf die Titelblätter brachte.
Alexander schaute zu Ben. Von dem hatte der Israeli gesprochen, als er ihn in London einspannte. Sein Freund schien über diese Neuigkeit überrascht, dass es sich bei dem Bankier um Herbert Klein handelte.
„Als sich der Krieg seinem absehbaren Ende zuwandte, autorisierte Hitler Damokles Schwert.“ Was der Titel für den entworfenen Gegenschlag war. Auf dem entsprechenden Operationsbefehl sahen die 3 das Datum. Es handelte sich um den 30. April 1945. Hitler’s seinen Todestag. Demzufolge musste er den Befehl wenige Stunden vor seinem Selbstmord unterzeichnet haben. „Die Jungs wurden in den Wirren des Kriegsendes außer Landes gebracht und in die Obhut eigens ausgesuchter Schläferpaare gegeben.“ Zwei stark grobkörnige Fotos tauchten auf. Sie zeigten Mutter, Vater und Kind. Mehr war nicht zu erkennen. „Sie sollten alles dafür tun, damit die Jungs ihre Bestimmung erfüllten.“ Ein wahr gewordener Mythos. Eine der zahllosen Verschwörungstheorien, die niemand Ernst nahm. Erst recht nicht in der Gegenwart. „Bei ihnen handelt es sich um die Erben des Dritten Reichs. Auserkoren um Hitlers Gegenschlag auszuführen.“ Erschreckend und beängstigend zu gleich. „Dafür wollen Sie den Schatz von Salomon’s Mine nutzen.“ Warum sonst sollten Sie danach suchen!?
„Wer sind die anderen Jungs?“, hakte Alexander nach. Der Schock saß tief. Das Meiste war ihm zwar durch die Unterhaltung mit Ben bekannt, es aber vom Nazi-Jäger Nummer Eins zu hören, verlieh dem Ganzen ein ganz anderes Gewicht.
Eine weitere Foto-Collage erschien.
„Meine Güte.“, stieß Nava entgeistert hervor.

***

„Wie sieht der Gegenschlag aus?“, fragte Ben nach Minuten des Schweigens.
Die Enthüllung der übrigen Erben des Dritten Reichs hätte niemand für möglich gehalten.
Einfach unglaublich. Damit hatte man wahrlich nicht gerechnet. Niemand würde dergleichen vermuten, geschweige den ahnen.
Der Beamer wurde abgeschaltet. Die Vorhänge aufgezogen und die Balkontür geöffnet.
Der Schock war ihnen anzusehen, den der Vortrag verursachte. Vor allem das Letzte erschütterte die Grundfeste.
Lehmann trank ein Schluck Wasser. „Sie werden die Welt ins Chaos stürzen.“, sinnierte er, schaute sie an und mit einmal sah man dem Nazi-Jäger sein hohes Alter an.
Was viele für schwerer hielten, als es sich anhörte. Bloß hatten Sheridan und Co mehr als 65 Jahre Zeit gehabt Vorkehrungen zu treffen, um dies zu bewerkstelligen.
Ein Krieg war der erste Gedanke. Einige der aktuell schwellenden Konflikte hatten ohne Zweifel das Potenzial dazu. Dennoch wirkte ein Dritter Weltkrieg alles andere als wahrscheinlich. Oder eine neue Welle in der weltweiten Schuldenkrise. Schon jetzt waren die chaotischen Folgen zusehen. Siehe allein Griechenland. Möglichkeiten gab es also genug. Mit Salomon’s Schatz waren ihnen keine Grenzen gesetzt. Die Frage war bloß, welches Mittel setzten Sie dafür ein?
„Nicht wenn wir es verhindern können.“, warf Anna Bergmann ein.
Sie sah ziemlich mitgenommen aus. Was unter den Umständen kaum verwunderlich war.
„Du hast das von Anfang an geplant.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
„In groben Zügen.“, antwortete Sie Alexander. „Ja. Der Feinschliff kam später.“ Was soviel hieß, dass Sie ihre Flucht und den Raub vom Kompass mehr oder weniger improvisierte. Ein solches Unterfangen ließ sich auch schwer planen. Zu viele Variablen die einem einen Strich durch die Rechnung machen konnten.
Überrascht war er darüber nicht. Er hatte es ja schon vermutet.
„Mit dem Kompass und Rosa Diamanten finden wir die Mine ja vor ihnen.“, äußerte Ben und brach die Unterhaltung zurück in die Spur. „Damit sind Sie doch aus dem Spiel.“
„Ohne das Siegel des Königs nutzt uns das auch nichts.“, erwiderte Alexander.
„Das Siegel des Königs!!“, wiederholte sein Freund verwundert. Davon hörte er im Zuge des Unternehmens zum ersten Mal. Bisher hatten weder Alexander noch Nava ein Wort darüber verloren, das es ein Teil ihres Vorhabens war.
Nava nickte bestätigend. Sie übernahm auch gleich die Erklärung. „Der Kompass und der Rosa Diamant bringen uns zwar zu Salomon’s Mine“, erklärte sie sachlich. „aber nur mit dem Siegel des Königs können wir den verborgenen Zugang öffnen.“ Heutzutage gab es sicherlich andere Mittel und Wege sich Zutritt zu der Mine zu verschaffen. Bloß dauerte ein solches Vorgehen Zeit. Ganz zu schweigen dass der Aufwand auf Dauer oder längere Zeit nicht verschleiert werden konnte. Bohrungen und Sprengungen erregten Aufmerksamkeit. Früher oder später.
„Wo findet man das Siegel?“, fragte Ari Lehmann.
„Dass ist nicht das Problem.“, antwortete Alexander zerknirscht. Nava und er sahen sich vielsagend an.
„Sondern?“, hakte jetzt Ben nach.
„Als Alexander sich das letzte Mal einen Gegenstand aus dem Bestand auslieh“ Seine Verlobte betonte schelmisch das letzte Wort. Andere Leute würde es nicht so nennen. Sondern die kriminalisierte Variante. „zudem auch das Siegel des Königs zählt, erhielten Sie nur Reste davon zurück.“
Erst wusste Ben nicht, was Nava damit meinte.
Dann dämmerte es ihm. „Die Negev-Schriftrollen!!“
„Woher sollte ich wissen, dass Sie in Flammen aufgehen.“ Und zwar sprichwörtlich.

***

Das Siegel des Königs gehörte zu den bedeutsamsten israelitischen Kulturschätzen überhaupt. Insgesamt gab es 3 Duplikate, die als Dauerleihgabe verliehen waren. Im Guggenheim-Museum in New York, dem Jüdischen Museum in Berlin und im Institut für Geschichte in Zürich.
Wo sich jedoch das Originalstück befand, war nicht bekannt. Spekulationen gingen sogar davon aus das eins der Duplikate das Original war.
Nur eine Handvoll Leute kannte die Wahrheit.
Es befand sich in einem streng geheimen Bunkerdepot, dessen Standort wiederum eins der bestgehütetsten Geheimnisse Israels war. Wovon auch keine 5 Leute Bescheid wussten. Man verheimlichte ihn unter dem Schutzmantel der Nationalen Sicherheit.
Die Existenz vom Bunkerdepot und dem Siegel des Königs gleichermaßen kannten daher nur sehr wenige.
Einer derjenigen war von Amtswegen her der amtierende Premierminister Jonathan Nevy, einstiger Botschafter in Den Haag, in dessen Name Nava Hofmann eine Ausstellung organisierte, bei der ihr Alexander über den Weg lief und sie sich der Suche nach der Goldenen Stadt anschloss.
Er freute sich aufrichtig Nava wiederzusehen. Ganz im Gegenteil zu ihrem Begleiter, der als Begrüßungen einen strengen Blick abbekam, während Nava die Wärme und Herzlichkeit erhielt.
Das Treffen fand während einem Gipfeltreffen auf Malta zwischen Tür und Angel statt.
„Tut mir leid“, blockte Jonathan Nevy ab, als Nava ihm ihr Anliegen und die Umstände erklärte. „aber das ist unmöglich.“, fügte er an.
Seine ablehnende Haltung war nachvollziehbar. Niemand händigte einfach so ein kulturelles bedeutsames Stück aus, das von unschätzbarem Wert war. Egal wie freundlich man fragte.
Doch so einfach wollte man es ihm nicht machen. „Ihr Sicherheitsberater und die Geheimdienstchefs“, mischte sich Alexander ein. „irren sich bei der Gefahreneinschätzung bezüglich der Erben des Dritten Reichs.“ Die Erwähnung des Mythos trug nicht dazu bei das Siegel des Königs zu erhalten. Nevy hatte Nava skeptisch angeblickt als Sie erzählte das Sheridan und Co die Erben waren und gemeinsam mit Hasan Nassir hinter der Diamantenmine von König Salomon her waren. „Der Schatz…“
„Ist ein Mythos.“, ging Nevy ungehalten dazwischen. Er hatte Wichtigeres zu tun, als sich diesen Humbug anzuhören. Aus reiner Freundlichkeit stimmte er dem Treffen mit Nava zu. Er schätzte die Frau im höchsten Maße.
„Bei allem Respekt.“, fuhr Alexander ungerührt fort. „Sie irren sich.“ Für Geplänkel jeder Art fehlte ihnen die Zeit. Sie waren im Moment im Vorteil, was sich aber jede Minute, ja Sekunde ändern konnte. Sheridan und Nassir gaben jetzt nicht einfach auf. Im Gegenteil, sie würden fortan schwere Geschütze auffahren. „Hinter jedem Mythos steckt eine Geschichte.“, belehrte er den Premierminister.
„Und diese ist wahr.“, pflichtete ihm Nava bei. Sie wartete einen Moment. „Wir müssen verhindern, dass er in die falschen Hände gerät.“, appellierte sie an ihn. Dabei spielte es keine Rolle ob Sheridan und Co oder Nassir diejenigen waren. Ein Leitsatz um die Legende der Mine war, der Schatz des Königs ist Fluch und Segen zu gleich. Die Finder entschieden, was zutraf. Was zwar Auslegungssache war, aber hier und jetzt keine Rolle spielte.
Nevy schaute Nava eindringlich an. Sie sagte ihm die Wahrheit. Er konnte es in ihren Augen lesen. Außerdem galt er als ein guter Menschenkenner. Daher war ihm klar, das es hier um mehr ging als allgemeinhin vermutet wurde. Tatsächlich hörte er jetzt zum ersten Mal von den Machenschaften der Erben des Dritten Reichs und Hasan Nassir, ein gesuchter Auftragsterrorist.
Dennoch sträubte er sich mit Händen und Füßen.
Sie baten schließlich um keine Lappalie, sondern um einen der bedeutsamsten historischen Schätze Israels. König Salomon war der Begründer der Moderne zu Zeiten der Antike. Manche Historiker äußerten dass der Herrscher einfach in der falschen Zeitepoche geboren wurde. Sie siedelten ihn vielmehr in der Gegenwart an.
„Der Schatz des Königs.“, flüsterte Nevy ehrfürchtig. Er barg den Reichtum Israels, der die Gier ihrer Feinde antrieb es ihnen zu entreißen. War dies der Ursprung für die Zerrissenheit des Nahen Ostens!?
Wenn es den Schatz des Königs tatsächlich gab, war es ihre Pflicht ihn zu beschützen. Dann hatte Nevy gar keine andere Wahl. Er schaute die Beiden an. Sein Blick blieb auf Alexander Döbber haften, einen weltweit bekannten Schatzjäger mit fragwürdigem Ruf, der in den israelischen Sicherheitskreisen kein Unbekannter war. Mit guten oder schlechten Vorzeichen sei mal dahingestellt. Wahrscheinlich traf beides zu.
Ihm das Siegel des Königs in die Hand zu geben, konnte ohne Zweifel Schlimmeres verhindern und gleichzeitig großes Schaden für eben jenes Schlüsselelement bedeuten, um das ihn Nava Hofmann mit Alexander Döbber bat.
Was war die Alternative!?
Die Gedanken beunruhigten Nevy mehr, als der Umstand es in die Hände des Mannes zu geben, der dazu neigte bedeutsame Kulturstücke nicht in einem Stück zurückzubringen. Oder per Kurier mit einer Notiz zurückzuschicken auf der Sorry stand.
„Bemühen Sie sich dieses Mal wenigstens es in einem Stück zurück zu bringen.“, richtete Nevy an Alexander. Worauf er ansprach musste nicht extra erklärt werden.
„Ich werde darauf achten.“, pflichtete Nava dem Premierminister von Israel froh bei.
Warum gab man ihm immer die Schuld daran!?

***

Alexander, Nava und Ben bestiegen den wartenden Transporthubschrauber auf dem militärischen Teil des Ben-Gurion-Flughafens von Tel Aviv. Um das Siegel des Königs zu erhalten, hatten die 3 gewissen Sicherheitsvorkehrungen zustimmen müssen. Dazu gehörte kein Handy oder sonstige elektronische Geräte und das man ihnen im Hubschrauber, der Sie zu dem geheimen Bunkerdepot brachte, wo das echte Artefakt aufbewahrt wurde, die Augen verband. Über die Augenbinde stülpte man ihnen einen dicht gewebten Nylonsack. Als zusätzliche Maßnahme.
Den Flug über schwiegen die 3.
Die Rotorengeräusche veränderten sich. Der Hubschrauber ging tiefer, schien kurzzeitig auf der Stelle zu schweben und setzte zur Landung an. Den Ruck spürten sie.
Als die Rotoren stoppten, hörte man über sich ein hydraulisches Rattern und einen dumpfen Knall, als wenn etwas geschlossen wurde. Kurz darauf ging ein Ruck durch den Rumpf. Er senkte sich ab, bis es mit einer leichten Erschütterung stoppte.
Die Rampe vom Hubschrauber öffnete sich.
Ein Besatzungsmitglied entledigte sie der Nylonsäcke und entfernte die Augenbinden.
Man blinzelte, um sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen.
Sie schnallten sich ab, traten über die Rampe hinaus und standen mitten in einem hellerleuchteten blink-blanken Hangar. Über einem schloss sich just die Decke. Sie verbarg den Blick in den quadratischen Schacht, den man zuvor via Plattform hinab gestiegen war.
Ein israelischer Major der Luftwaffe und ein Mann in einem weißen Kittel traten auf Sie zu, als Alexander, Nava und Ben aus dem Hubschrauber kamen.
„Ich bin Major Emil Sharon.“, stellte er sich höflich vor. Sicherlich waren sie zuvor über den Besuch und den Grund ihres Erscheinens informiert worden. „Das ist Jonas Reyes.“ Er übernahm auch die Vorstellung des Kittelträgers. „Er ist der Assistent von Professor Achim Nimm, dem Leiter der Forschungsermittlung der Kulturschätze.“
Nava kannte Professor Achim Nimm.
Der Mann war ein anerkannter Wissenschaftler für Völkerkunde und Kulturelle Entwicklung. Ihr Vater hatte gelegentlich mit ihm zusammengearbeitet. Er saß auch im Bewilligungsausschuss für Forschungsstipendien an der Universität von Tel Aviv, wo Nava ihren Abschluss in Völkergeschichte machte und ein Forschungsauftrag für das Naturvolk der Jnichai erhielt. Auf ihrer Forschungsreise in Kambodscha traf sie auf Alexander und Sven Döbber. Im Zuge dieser Bekanntschaft verlor Nava ihren Forschungsauftrag, saß 4 Tage in einem kambodschanischen Gefängnis, erhielt ein 10-jähriges Einreiseverbot und stand kurz davor ihr Stipendium zu verlieren.
Alles nur, weil Sie Alexander und Sven begegnet war.
Initiator für die Aberkennung ihres Stipendium’s war niemand anderes als Professor Achim Nimm, der auch ihre Entlassung forderte als Nava vor Jahren als Kuratorin der Abteilung Prähistorischen Geschichte Naher Osten vom Nils Meir Museum eine Gemeinschaftsausstellung mit dem Ägyptischen Museum in Kairo auf den Weg brachte.
Es war also nicht weiter verwunderlich das Sie den Mann in keinster Weise mochte.
Sein Assistent hingegen schien von der gemeinsamen Verwicklung nichts zu wissen. Er begegnete ihr genauso zurückhaltend wie gegenüber Alexander und Ben.
Auch dem Major merkte man nicht an, ob Bescheid wusste oder nicht. „Wenn Sie mir bitte Folgen würden.“ Er machte eine entsprechende Geste, ging mit Reyes voran. Alexander, Nava und Ben folgten. Ihnen schlossen sich 2 abseitsstehende Sicherheitsmänner an.

***

Man brachte sie in einen schnöden gekachelten Raum, der gut eine Abstellkammer hätte sein können. Er hatte große Ähnlichkeit mit den abgeschotteten Bankkabinen die bei der jeweiligen Bank Schließfächer hatten und mit dem Boxinhalt alleine sein wollten.
Im Raum stand ein weiß laminierter Tisch, auf dem eine Sicherheitsbox stand, die über ein codiertes, elektronisches Magnetschloss verfügte.
Der Major hielt seinen Sicherheitsausweis an dem implementierten Chipleser, gab einen generierten Zahlencode ein, legte seine Hand auf die biometrische Scanfläche. Eine Piepfolge ertönte. Die rötliche LED am Magnetschloss blinkte wild auf, bevor es grün aufleuchtete.
Damit war die Magnetverriegelung entsperrt.
Er hob den Deckel der Box, trat beiseite.
Die Gäste der Einrichtung traten vor.
In der Sicherheitsbox steckte in einem Schaumstoffbett ein Siegelring.
Der Ring war aus Gold.
Das Siegel aus einer Kupferlegierung.
Es hatte eine geometrisch, vielschichtige Form mit Vertiefungen, Ecken, Kanten und Rundungen. In den Vertiefungen wiederum befanden sich feine Einkerbungen, wie bei einem Zylinderschloss. Sie waren auf das Tausendste ausgearbeitet. Eine unvorstellbare detailreiche und feine Schmiedearbeit. Dabei war das Siegel nicht größer als eine europäische 2-Cent-Münze.
Etwas derartiges zu schaffen war eine Meisterleistung. Und das zu einer Zeit, wo es keine computergestützten Feinwerkzeuge gab. Reinste Handarbeit. Was die Schaffung eines solchen Gegenstands umso beeindruckender machte.
„Einfach unglaublich.“, äußerte Ben bewundert.
„Jep.“, stimmte ihm Alexander zu. „Für eine Fälschung gar nicht mal schlecht.“
Sein Freund schaute ihn mit Unverständnis an.
Nava war von der Äußerung wenig überrascht.
Der Major reagierte ebenso wie Ben.
„Nicht war?“, richtete er an die einzige Person, die unmerklich zusammengezuckt war, als Alexander behauptete bei dem Siegelring handelte es sich um eine Fälschung.

***

Major Sharon blickte verständnislos den Deutschen und Reyes an. Da Ersteres Letzteres anschaute. „Es handelt sich um das Original.“, erwiderte er entschieden.
Alexander schaute den Luftwaffenoffizier an. „Hatte eine Olivia Soreno Zugang zum Siegelring?“ Die Augenbrauen des Assistenten zuckten in einem Sekundenbruchteil.
Der Major verstand nur Bahnhof. Wo er nicht der Einzige war. „Ja.“, antwortete er zögerlich.
„Oh!!“, kommentierte Ben leise.
„Wie oft?“, fragte Nava.
Ihm war nicht ganz klar was die Fragerei mit der Behauptung zu tun hatte der Siegelring sei eine Fälschung. Dies war nicht möglich. „5 Mal in 18 Monaten.“
„Gab es beim letzten Mal einen Vorfall?“
Reyes wurde sichtlich nervös. Ihm behagte das Ganze überhaupt nicht.
Die Augenbrauen von Sharon schoben sich gedanklich zusammen. „Es gab einen Brand im Elektronikraum.“, antwortete er sehr langsam. Ihm gefiel nicht in welche Richtung die Sache ging.
„Wie lange waren die Überwachungskameras offline?“, stellte Alexander die Frage.
In jeder Ecke des Raums befand sich eine Überwachungskamera.
„30 Sekunden.“
Was sich nach einem kurzen Zeitintervall anhörte, aber ausreichte um ein Originalstück gegen eine Fälschung auszutauschen. Der Brand diente lediglich als Ablenkung und sollte die Videoüberwachung ausschalten, damit der Austausch stattfinden konnte. Vorbereitung war das A und O bei solch einem waghalsigen Unterfangen.
Möglich war es alle Mal. „Durch den Brand hat man Ms Soreno durchgewunken, als Sie ging.“ Eine einfache Feststellung, die der Major mürrisch zur Kenntnis nahm, aber weder bestätigte noch dementierte. Was er auch nicht brauchte. „Ohne Sie zu kontrollieren, wie es höchst wahrscheinlich Vorschrift ist.“ Eine Einrichtung wie diese hatte scharfe Sicherheitsbestimmungen. Für das Personal wie für Gäste gleichermaßen. „Das“ Alexander zeigte auf den Siegelring. „ist eine Fälschung.“, sagte er nachdrücklich. „Eine sehr Gute zwar, aber nichtsdestotrotz eine Fälschung.“ Er rückte davon keinen Millimeter ab. Alexander schaute Reyes an, dessen Unwohlsein ihm im Gesicht stand.
Major Sharon schaute ihn eindringlich an, starrte verbissen drein, ein Beweis seiner Unschuld bei dem Mann zu finden. Doch je länger er Reyes anblickte, desto offensichtlicher wurde es, dass die Gäste Recht hatten. Es ging hier schließlich nicht um irgendetwas. „Mein Gott, Jonas.“ Sharon konnte es einfach nicht Glauben. „Wieso?“
Die Frage beantwortete Alexander für den Assistenten. „Geld.“ Der Luftwaffenoffizier schaute ihn verständnislos an. „Eine Menge Geld.“ Der Wert des Schatzes in der Mine ließ sich auf herkömmlicherweise nicht Beziffern. Die Diamanten und Edelsteine waren Millionen, ja wenn nicht sogar Milliarden wert. Alleine über die Größe der Vorkommen ließ sich eine Wertsumme generieren, die ihresgleichen suchen würde. „Einen Anteil am Schatz des Königs.“ Als Alexander es erwähnte, blitzte die Gier in den Augen von Reyes sichtbar auf. Die Gier ließ einen alle Werte und Moral über den Haufen werfen. „Man versprach ihnen Sie zu seinem sehr, sehr reichen Mann zu machen.“ Ein Lockmittel mehr nicht. Für Sheridan in Person von Ms Soreno war Reyes ein Mittel zum Zweck. Ein Bauernopfer. „Sie werden nicht einen einzigen Cent sehen.“ Wut ließ seine Gesichtszüge kurzeitig zu einer Fratze werden.
„Sie waren nur Mittel zum Zweck.“, mischte sich Nava ein. „Nichts anderes als ein Bauernopfer.“
„Nehmen Sie ihn fest.“, ordnete Major Sharon an. Die Sicherheitsmänner packten Reyes grob, schleiften ihn aus dem Raum.
Jetzt lag der Ball wieder bei Sheridan für den Olivia Soreno arbeitete.
„Und nun?“, fragte Ben mit Blick auf den gefälschten Siegelring.
Sheridan glaubte einen Vorteil zu haben, weil er im Besitz des Siegelrings war.
Warum ihn nicht in dem Glauben lassen!?
Alexander schaute zu Nava.
Sie hatten den gleichen Gedanken.
______________________________________________________

Ende, Kapitel 12
© by Alexander Döbber
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Noch keine Kommentare.

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Return to Home - Der Feind meines Feindes  
Return to Home - Wer suchet, der findet (Part II)  
Die Templer - Epilog (Ende)  
Die Templer - Kapitel 13  
Die Templer - Kapitel 12  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De