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5 Seiten

Die amerikanische Draufgängerin

Romane/Serien · Erotisches
Die Sonne hatte den Central-Park in ein flimmerndes Hitzemeer verwandelt und mir war nach Liebe oder was immer man in New York darunter versteht. Und dann war Pat dahergeschlendert gekommen und hockte sich ungefragt neben mich, als würde es Radiowellen zwischen Gleichgesinnten geben und Worte durch Augenkontakte ersetzt werden...
"Hi!" sagte sie nur und ich antwortete ebenso lässig, wie man das in New York tut, mit einem coolen "Hi!"
Pat war gleich nahe zu mir herangerutscht und hatte die Initiative übernommen. Die Zielrichtung war nicht zu übersehen. Genau wie ich, war Pat auf der Suche und ging ohne Umschweife auf ihr Ziel los...
"Groß bist du! Und stark!" sagte sie. Mit der Hand streichelte sie wie zufällig über meinen Oberarm. "Ein richtiges Mannsbild! Just what I'm looking for! Oh, ich liebe große Männer!" Schon kurz darauf kuschelte sie ihren Kopf in meine Halswölbung. "I'll give you everything! Du kannst alles von mir haben! Ich werde dir alles geben! Hier im Park! Auf dieser Bank dort! Heute ist mir besonders nach Liebe!"
Das ist ein Sechser im Lotto! frohlockte ich triumphierend. Ich bin auf eine Goldmine gestoßen! Sie hörte nicht auf zu schwärmen. "Du musst mir den Slip herunter reißen!" sagte sie. "Das macht mich besonders an! Ich werde dir das Paradies zeigen! Heute Nacht wirst du hier in Gottes freier Natur die herrlichsten erotischen Augenblicke deines Lebens genießen! Du wirst mich nie mehr vergessen! Ich bin nämlich eine sexuelle Draufgängerin! A dare-devil, you know! Wowww!"
Sie war kein kleines Mädchen mehr, sondern eine gestandene Dreißigerin mit allen weiblichen Attributen. Und wie eine Verrückte sah sie auch nicht aus. "Hast du getrunken?" fragte ich trotzdem mit begrenzter Skepsis.
"Nein! Nur einen Joint geraucht! Er bringt mich in Stimmung! Rauchst du auch?"
"Manchmal!" sagte ich zurückhaltend.
Ich musste nichts mehr tun. Nur noch abwarten. Sie plapperte drauf los, als wären wir enge Vertraute und hätten es schon in der Highschool miteinander getrieben. Sie saß im Schneidersitz vor mir. Fasziniert erkannte ich zwischen ihren gespreizten Beinen einen rosa Slip.
"Er ist rosa!" sagte sie, als sie meinen Blick bemerkte. "Wenn du willst, kann ich ihn ausziehen! Aber du darfst nicht enttäuscht sein, ich bin nicht rasiert. Unrasiert sieht das furchtbar aus; wie im Urwald. Stehst du vielleicht auf rasierten Muschis? Oder soll ich einen blauen Slip anziehen! Ich habe einen blauen in meiner Tasche! Am besten fühle ich mich ganz ohne! Wie Marylin Monroe! Sie soll’s sogar mit Kennedy getrieben haben. Kannst du dir das vorstellen, den Penis eines US-Präsidenten im Mund? Wowww!”
“Magst du’s ohne Slip?” fragte ich. Mir war der tote Kennedy egal, meine Gedanken waren in der Gegenwart.
“Ohne Slip? Well, alleine kann man das hier im Park nicht machen! Aber jetzt bin ich ja in Männerbegleitung!" Sie spreizte ihre Schenkel noch weiter auseinander und fuhr mit dem Zeigefinger darüber. Dann fragte sie unsicher: “Oder liebst du’s doch lieber rasiert?”
Ich antwortete nicht, war zu erstaunt und stierte nur fasziniert und sprachlos auf diese ungewohnte Vorstellung.
"Macht es dir Spaß, wenn du mir zuschaust?" fragte sie mit einer Stimme, als würde sie fragen: „Schmeckt dir die Eiscreme?“
"Macht es dir Spaß, wenn dir jemand zuschaut?" fragte ich zurück. Ich war aus meiner Erstarrung erwacht und begann, mich auf das Spiel einzustellen.
"Ich mache es mir mehrmals täglich selbst!" sagte sie ausweichend. Sie hatte den Kopf nach hinten gelehnt und die Augen halb geschlossen.
"Auch während der Arbeit?" fragte ich.
"Während der Arbeit geht es nicht! Ich bin Lehrerin!“ Sie sah mich an und fuhr fort: "Ein richtiger Männerpenis ist mir lieber! Hilfsmittel benutze ich nur, wenn mein Freund nicht da ist!" Als ich schwieg, fügte sie hinzu: "Mein Freund ist verheiratet!"
‚Volltreffer!’ dachte ich. ‚Du hast eine Nymphe vor dir! Oder eine sexbesessene Verrückte!’ Wie dem auch sei; wenn sich das so gut anlässt, brauchen wir uns nicht mit der Vorspeise aufhalten. Mich erwartet die volle Speisekarte…
Patricia hatte bereits ihren Kopf in meinen Schoß gelegt. "Du bist so herrlich unkompliziert!" hatte sie gesagt und mein T-Shirt aus den Jeans gezogen. Als sie über meine Wölbung fuhr, sagte sie „Oh! Du bist sehr erregt!?"
"Ja, sehr!" sagte ich. "Gleich wird es mir in die Hose gehen!"
"Welche Verschwendung!" sagte Pat mit heuchlerischem Bedauern. "Ich würde es dir gerne aufsaugen! Aber es sind noch zu viele Leute hier! Warte bis heute Abend! Wenn ich zurück bin, werden wir uns wie verrückt lieben und du wirst alles von mir bekommen! Alles! Und wenn du willst, kannst du mich wie eine Hure nehmen…“
*
Ich fieberte diesem Abend im New Yorker Central Park entgegen. Pat hatte nur noch für eine Stunde eine Sitzung bei ihrem Psychotherapeuten. Wir hatten uns an der gleichen Stelle verabredet. In der Vorfreude wollte ich schon masturbieren, aber es liefen noch zu viele Menschen im Park und das Gras war nicht hoch genug. Jogger und Rollschuhläufer, Musikanten, Pantomimen und wahrscheinlich auch ein paar Spanner waren darunter. Also wartete ich und träumte vor mich hin.
In einer Stunde würde es dunkel sein; ich würde Pat den Slip herunterreißen und wir würden übereinander herfallen, dass die Holzbank das Zittern bekommt. Wahrscheinlich würde Pat mir auch die Pfeife machen! Amerikanerinnen sind wahre Künstlerinnen mit dem Mund. Meine Fantasie war so geschwollen wie mein Schwanz. Heute würde ich erneut dieses freie Land USA und seine freien Frauen kennenlernen.
*
Pat kam eine halbe Stunde später als verabredet.
"Hi!" sagte sie und setzte sich. Ich wollte sie küssen, aber sie zog den Kopf zur Seite und ich war irritiert.
Also dann ohne Küsse gleich zur Sache! dachte ich und startete dort, wo wir am Nachmittag unterbrochen hatten. Ich legte meine Hand auf ihr Knie und wollte sie unter den Rock schieben, um mit meinen Fingern das versprochene Paradies zu erkunden.
Verkrampft kniff Pat die Knie zusammen.
In welchem Film war ich auf einmal gelandet? Vielleicht gehört das zu ihrem Spiel, überlegte ich und zog den Reißverschluss meiner Jeans herunter. Mein Lümmel flutschte heraus; aufrecht, vorwitzig und fordernd. Ich wollte Tatsachen schaffen. Jetzt musste Pat reagieren!
Sie reagierte!
Stand auf.
Stand breitbeinig vor mir.
Jetzt wird sie einladend ihren Rock heben!
Sie hob keinen Rock aber sie schlug mir, klatsch, klatsch, zweimal ihre Hand ins Gesicht, einmal links, einmal rechts.
"Bist du verrückt ...?" begann ich. Aber sie ließ mich nicht ausreden, sondern klatschte mir wieder ins Gesicht. "That's all you have in mind!" schrie sie. "Fucking! Fucking! Nothing else than bloody fucking!"
Ich griff nach ihrem Arm und wollte dieses wütende Ungetüm festhalten. Sie riss sich los und schrie so laut, dass ich damit rechnen musste, von einem Cop als Vergewaltiger festgenommen zu werden. Eine schreiende Amerikanerin und ich als Ausländer mit einem offenen Hosenstall. Keine rosigen Aussichten für einen illegalen Schwarzarbeiter in den Staaten.
"Ich hasse dich!" schrie Pat. "Du bist wie alle anderen Kerle! Keinen Cent besser! Schämst du dich überhaupt nicht? Ihr wollt immer nur das Eine! Fucking! Fucking!" Damit spuckte sie mir ins Gesicht. "Pfui!" schrie sie. "Pfui!" und spuckte noch einmal. Ich saß da -, ein bespuckter Trottel.
Ich wollte einfach wegrennen, hatte eine Höllenangst vor diesem hysterischen Wesen, lief ein paar Schritte, aber Pat rannte mir nach und hielt mich am Arm fest. "Bleib stehen!" schrie sie. "Bleib’ stehen und hör’ mir zu!"
"Aber ...!“ sagte ich hilflos.
Da brach Pat in sich zusammen, lag gekrümmt im Gras, ihren Kopf in ihren Armen geborgen. Sie schluchzte. Ich bückte mich und streichelte ihren Kopf. Sie zuckte noch ein paar Mal ungehalten, wurde aber ruhiger. Ich streichelte ihr weiter über die Haare, die Wangen, den Ohrläppchen entlang. Hilflose Gesten, die beruhigen sollten. Plötzlich stand sie von einer Sekunde auf die andere auf und fragte völlig ruhig: "Hast du eine Zigarette?" Dann saßen wir auf der Bank, rauchten und schwiegen eine Weile.
"I'm sorry!" sagte sie leise. Ihre Stimme klang wie ein Wimmern, das mich noch hilf- und ratloser machte. "I'm really deeply sorry! Aber es geht heute Abend nicht! Mein Therapeut, weißt du, vorhin, in meiner Sitzung, weißt du, er hat mir geraten, meine Gefühle und meine sexuellen Triebe besser zu kontrollieren! Ich würde mich verkaufen, sagte er! Kannst du ermessen, was es heißt, sich zu verkaufen?!"
"Aber ...!" sagte ich schon wieder.
"Nichts mit Aber …!" sagte Pat erregt. "Das ist noch nicht alles! Danach war ich noch bei meiner Astrologin! Ich wollte sicher gehen und eine zweite Meinung einholen! Und weißt du, was die mir gesagt hat? Das war der Hammer und hat mir endgültig die Augen geöffnet! Männer würden mich ausnutzen, sagte sie. Und sie hat Recht! Männer wollten immer nur Sex von mir! Sonst nichts! Und wo bleibt die Liebe? Sag mir, wo bleibt die Liebe! Niemand liebt mich! Du auch nicht! Du wolltest nur ein Abenteuer! Du wolltest mich ausnutzen! Wie alle anderen Typen auch! No, my darling! Was nice to meet you! Goodbye!"
Damit stand sie auf und ging. Benommen saß ich im Central Park auf der Bank und sah Pat als Silhouette im Mondlicht zwischen den Bäumen verschwinden. In sehr weiter Entfernung stand klotzig und erhaben das Empire State Building. Plötzlich fror ich und machte mich auf den Weg.
Es hätte schlimmer kommen können, überlegte ich. Wie hätte ich mich bei einer Anzeige wegen versuchter Vergewaltigung verteidigen können? Außerdem weiß jedes Kleinkind, im Central Park gehören Überfälle zur Tages- und Nachtordnung. Und jetzt war später Abend! Aber außer einem Typen, der "Haschisch! Marihuana, Koks" zu mir herüberzischte, wollte niemand etwas von mir.
In der 72ten Straße stieg ich in den düsteren und schwachbesetzten A-Train und fuhr zurück ins Village zu meiner Mansardenbude mit Eisenbettgestell. Durch den ausgewaschenen Vorhangfetzen flimmerten die Lichter der gegenüberliegenden Kneipe herauf und tauchten das Zimmer in ein fahles, zuckendes Blau. Ich versuchte zu masturbieren, aber auch das klappte nicht. Mein Schwänzchen blieb klein wie ein Regenwurm. Nur das Bettgestell quietschte wie immer.
*
 
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Kommentare  

Hallo Dieter Halle: Ich glaube nicht, dass man das mit dem Begriff "launisch" abtun kann. Ich denke, die beschriebene Amerikanerin war nicht "launisch", sondern sie ist Opfer des enormen psychologischen Drucks (und der Erwartungshaltung), den Amerikaner(innen) bei ihrer Sexualität ausgesetzt sind. Das ist ein enorm umfangreiches Thema. In meiner Geschichte konnte ich das nur ansatzweise symbolisch kenntlich machen. Auch der "arme Prota" ist nicht unbedingt zu bedauern; sein Fehler war, dass er tatsächlich dachte das sexuelle Abenteuer würde so unkompliziert ablaufen, wie es i.A. in der Öffentlichkeit über US-Amerikaner kolportiert wird. Als Fremder war er dem Glauben verfallen, die Amis seien tatsächlich so locker, wie man sich gemeinhin erzählt. Diese "Lockerheit" ist - besonders auf sexuellem Gebiet - so oberflächlich wie das nichtssagende Schulterklopfen eines Amis, wenn er jovial zu dir sagt: "Hallo, wie geht's?!"

Michael Kuss (07.12.2012)

Toll, obwohl ich erst jetzt begriffen habe, dass es hier um verschiedene Geschichten geht, die du zu einem Sammelsorium unter dem selben Titel zusammen gefasst hast. Das liegt aber nicht an dir, dass ich das nicht gleich erkannt habe, sondern an meinen verschlafenen Augen. Ich sollte mal heute früher pennen Bett gehen. So, und nun endlich zu deiner Story. Nein was sind das denn für launenhafte Amerikanerinnen? Dein armer Prota. Wunderbar flott geschrieben. Liest sich locker weg und ist sehr amüsant.

Dieter Halle (07.12.2012)

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