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Die Eisbanditen als Musiker

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
Nach dem nächsten Gefängnisaufenthalt waren sich Klaus-Erich und Eddi endgültig darüber im Klaren, dass sie sich auch keine Scherze mehr in der Öffentlichkeit erlauben sollten, wenn sie diesmal längere Zeit draußen bleiben wollten. Aber irgendwie war das Leben doch langweilig, Arbeit hatten beide sowieso nicht, mit ihrem Vorstrafenregister hatten sie auch keine Chance, jemals wieder eine zu finden. Sie überlegten, was sie machen könnten.
„Hast du eigentlich noch deine Gitarre?“, fragte Klaus-Erich eines Tages.
„Ja“, antwortete Eddi.
„Gut, ich habe mein Keyboard auch noch irgendwo. Wir könnten doch Musik machen.“
„Das ist eine gute Idee. Und dabei können wir auch nichts Falsch machen.“

Beide suchten ihre Instrumente und in den nächsten Tagen verbrachten sie ihre Zeit mit musizieren. Sie spielten Songs einige bekannte Songs nach und sangen dazu. Dabei stellten sie fest, dass Eddi eine sehr gute Stimme hatte und gut singen konnte.
„Du bist ein echtes Naturtalent“, fand Klaus-Erich. „Lasst uns doch mal versuchen, eigene Songs zu schreiben. Dann stellen wir uns in die Fußgängerzone. Vielleicht werden wir dann ja bekannt und kriegen irgendwann mal einen Plattenvertrag oder so.“
„JAAA, die Idee ist nicht schlecht. Lasst uns einfach mal was probieren.“
„Du summst doch seit ein paar Tagen immer so eine Melodie. Was ist das für eine?“
„Keine Ahnung, die hatte ich irgendwie plötzlich im Kopf. Vielleicht hab ich sie im Kopf komponiert.“
„Lasst uns mal versuchen, die nachzuspielen und daraus einen Song machen und einen Text dazu schreiben.“

Gemeinsam machten sie sich ans Werk und nach einigen Tagen war ein Song samt Text entstanden. Den wollten sie in der Stadt spielen.

Zuerst spielten sie einige bekannte Songs nach, schließlich konnten sie ja nicht die ganze Zeit immer nur den einen Song spielen. Eddi sang, während er Keyboard spielte und Klaus Erich-Gitarre spielte. Tatsächlich kamen sie ganz gut bei den Passanten an, fast jeder warf etwas Geld in den Hut. Nach einer halben Stunde etwa hatten sich sogar einige Leute um sie herum versammelt, die ihnen zuhörten.
„So, meine Damen und Herren“, sprach Klaus-Erich schließlich, als der passende Moment da war. „Wir haben auch unseren ersten eigenen Song geschrieben, den wir Ihnen nun vorspielen möchten. Wir hoffen, dass er Ihnen gefällt.“

Eddi spielte ein kurzes Solo mit dem Keyboard und setzte dann mit dem Gesang ein:


Der Tag fing wirklich nicht gut an
Uns winkte wohl die Dummheit ran
Sie hat über uns ganz große Macht
Wir spüren wie sie jetzt noch lacht

Am Haus dort war Schild mit Eis
Dies machte uns´ren Mund ganz heiß
Die Freude, die in unseren Augen lacht lässt uns bald wieder los
Geschlossen steht dort vorne groß
Wir planen dann, dort nachts zu klauen leis´

Wir sind die Eisdiebe, wir kommen in der Nacht
Wir sind die Eisdiebe, viel zu dumm für den Tag
Wir sind die Eisdiebe, in den Knast hat es uns gebracht

„Das kenne ich doch“, meinte plötzlich jemand. „Das ist doch die Melodie von Eisblumen. Das ist doch geklaut, nur der Text ist anders, aber dafür grottenschlecht.“
„Von wegen eigener Song. Plagiat nennt man das“, mischte ein anderer Passant sich ein.
„Scheiß Plagiatoren. Das muss angezeigt werden.“

Nun fiel es Eddi auch wieder ein. Klar, das Lied kannte er doch, er hatte es nur nicht mehr zuordnen können.
"Danke! Danke, dass wir jetzt deinetwegen wieder in den Knast wandern dürfen", reagierte Klaus-Erich verärgert.

Natürlich wurde es gemeldet und schon bald fand eine Anhörung statt. Der Urheber des Songs, der zuerst sehr verärgert darüber war, verzichtete aber schließlich auf eine Anzeige, nachdem er die ganze Lebensgeschichte der beiden gehört hatte.
„Diese Songtext und die ganze Lebensgeschichte sind so bescheuert, dass es schon wieder gut ist und einen gewissen Unterhaltungswert hat. Den beiden kann man einfach nicht böse sein.“
 
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