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Meine Königin der Unterwelt!

Poetisches · Erinnerungen
Ich weis es noch als wäre es erst wenige Stunden her,
doch Deine Ära ist vorbei und das macht mir das Herz schwer.
Es war für mich eine Schöne Zeit,
ich stand auf dem Bahnsteig und Du fuhrst ein auf dem Gleis in Deinem goldgelben stählernen Kleid.

Unter Deinen Fenstern und der Dachkante glänzten silbern Zierleisten auf schwarzen Streifen,
daß es sowas wie Dich nicht mehr gibt kann ich nicht begreifen.
Ich kann nicht verkraften daß man es duldet,
daß Deiner Nachfolger Design der Wirtschaftlichkeit ist geschuldet.

Du warst der Prototyp der ersten Serie von Doppeltriebwagen,
ein Fahrzeugtyp der Dienst tut auch noch in den heutigen Tagen.
Der Typ “D“, Deine Serie hatte einen Wagenkasten verkleidet mit Blechen aus Stahl,
danach folgte der Typ “DL“ mit einem Kleid aus Aluminium, einem Leichtmetall.

Nach dem Typ “DL“ kamen die Züge des Typs “F“ mit Gleich- und Wechselstrommotoren,
sie waren schlicht im Design und hätten beim direkten Vergleich der Schönheit gegen Dich verloren.
Nicht nur daß man hat den Zügen vom Typ “D“ und “DL“ die Zierleisten und schwarzen Streifen genommen,
die Züge vom Typ “F“ haben sogar eckige Scheinwerfer bekommen.

Die Züge vom Typ “F“ die letzten Doppeltriebwagen waren,
seit 1997 die komplett durchgängigen Züge vom Typ “H“ Dein unterirdisches Reich befahren.
Das auf Wirtschaftlichkeit getrimmte Design der heutigen Züge mir gar nicht gefällt,
sie sind nicht so elegant wie Du meine Königin der Unterwelt.

Deine Schöpfer trugen noch zwei Herzen in ihrer Brust,
das Herz eines Ingenieurs und das eines Designers, dessen bin ich mir bewußt.
Das Design der heutigen Züge ist eher schlicht,
ich kann nur darüber sagen ich mag es nicht.

Es wird nie wieder einen Zug geben mit Deiner Eleganz,
Du brachtest in das Dunkel der U-Bahn ein Bißchen von des Wirtschaftswunders Glanz.
Deine Pracht ist was den heutigen Zügen fehlt,
für mich bist Du die Königin der Unterwelt.

Zwar sind Dir die neuen Züge technisch überlegen,
doch irgendwie schafft es keiner sich so Geräuscharm wie Du fortzubewegen.
Wenn Du anfuhrst hörte man nur leise Dein Schaltwerk schalten,
etwas später nahmen Deine Widerstandslüfter den Dienst auf während sie leise fauchten ganz verhalten.

Das Geräusch beim Anfahren der neuen Drehstromzüge klingt fast wie eine Kreissäge,
es bereitet meinem Gehör Schmerzen.
Anders als das tiefe leise Brummen Deines Umformers als Du am Bahnsteig standest,
es bereitete mir eine Gänsehaut und ging mir zu Herzen.

Das Rad der Zeit wird sich immer weiter drehen,
doch am 14. Dezember diesen Jahres werde ich Dich wiedersehen.
An diesem Tage sollst Du, so lautet ein Gerücht, wieder als Historischer Zug im Planeinsatz auf die Strecke gehen,
wenn wir das 30. Jubiläum der Verlängerung der Linie U5 nach Hönow begehen.
 
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Kommentare  

Ach ja, für meine beiden Bahnmärchen war sie auch die Inspiration.

Andreas Kretschmann (26.10.2014)

Das Foto wird ihr leider nicht gerecht, sie ist so viel mehr als nur formschön. All ihre Vorzüge habe ich bereits in meinen Werken "Die Erste der „Stahldora´s“ - meine große Liebe – (Eine wahre Geschichte)" und "Ein etwas anderes Liebesgedicht ..." hier auf Webstories.eu versucht hervorzuheben. Sie hat mich gelehrt daß es sich bei dem Seemannslied von der Mary-Ann nicht um bloßes Seemannsgarn handelt. Dort heißt es im Refrain:

"Sie hieß Mary-Ann und war sein Schiff. Er hielt ihr die Treue was keiner begriff. Es gab so viele Schiffe so schön und groß. Die Mary-Ann aber ließ ihn nicht los."

Dieser Doppeltriebwagen ist beides, meine Mary-Ann und meine Königin der Unterwelt!


Andreas Kretschmann (26.10.2014)

schön gerundet: einwandfrei weiblich!
es ist schade, dass solche formen ersetzt wurden durch... hässlich kantigere. ;-)


Ingrid Alias I (26.10.2014)

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